Kapitel 18

Marco

Lia wischt den Tisch in der Küche ab und piekst Ela kurz in den Bauch, woraufhin meine kleine Prinzessin kichert und sie anstrahlt. "Darf ich dich etwas fragen?" Ich nicke Lia zu. "Magst du keine gemachten Brüste?" Ich verschlucke mich an meinem Tee, den Lia mir gemacht hat. "Was? Wie kommst du darauf?", "Naja, du willst mir unbedingt eine OP bezahlen, wo mir die Kissen herausgenommen werden." Da ist was dran. "Um ehrlich zu sein finde ich natürliche Frauen schöner. Jede Frau ist auf ihre Weise hübsch. Niemand sollte eine Schönheitsoperation machen. Ich habe kein Verständnis für Selikon und Botox. Versteh mich nicht falsch, Lia, deswegen will ich dir die OP nicht bezahlen. Ich will, dass du gesund und fit bist." Sie nickt nachdenklich. "Wieso fragst du das? Willst du mir gefallen?", schmunzle ich. Sie wird rot und dreht sich weg. "Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ist mir so rausgerutscht." Sie winkt ab und legt den Lappen in die Spüle. "Na, kleine Maus? Was wollen wir beide heute tolles bereißen? Wollen wir im Wohnzimmer spielen? Oder wollen wir spazieren?" Lia hebt Elaine aus ihrem Hochstuhl und setzt sie sich auf die Hüfte. "Da du noch krank bist, werden wir wohl nur ein paar Minuten in den Garten gehen. Aber das ist ja auch schön, oder? Da können wir ein wenig im Sandkasten spielen." Ela sieht sie aufmerksam an und beginnt zu grinsen. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie meine Tochter strahlt. Für einen Vater gibt es nichts schöneres als das. "Papa?", fragt sie Lia. "Soll der Papa auch im Sandkasten spielen?" Ela nickt und sieht mich an. "Ich soll mitkommen?" Sie nickt erneut und streckt ihre Arme nach mir aus. "Sand!" Ich grinse breit. "Na gut, dann lass uns mal für ein paar Minuten an die frische Luft. Ein bisschen Zeit habe ich noch." Ich nehme sie Lia ab und gehe mit Ela in den Flur, wo ich ihr Schuhe und Jacke anziehe. "Lia auch?", fragt Ela mich und legt den Kopf schief. "Ich weiß nicht, müssen wir sie mal fragen." Ela rennt an mir vorbei zurück in die Küche. "Lia! Sand?" Ich höre Lia lachen, ehe sie bejaht und mit meiner Tochter zurück zu mir kommt. "Na dann, ab in den Garten, kleine Prinzessin." Elaine strahlt Lia an und läuft dann durch das Wohnzimmer, wo sie an der Terrassentür stehen bleibt. Ich mache sie ihr auf, woraufhin sie sofort rausläuft.

"Ich habe mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen.", beginnt Lia, als sie gerade mit Ela Sand in einen Eimer schaufelt. "Was meinst du?", "Das mit der OP. Es tut einfach zu sehr weh, um es weiter zu ignorieren. Und hässlich ist es sowieso." Sie seufzt traurig. "Aber ich weiß nicht, wie das gehen soll. Ich bin noch immer nicht clean. Keine Ahnung, ob ich eine Narkose überstehen würde." Nicht clean. Dass sie hier angeblich nebenbei noch einen Entzug macht, bekomme ich überhaupt nicht mit. "Was nimmst du für Drogen, Lia? Oder was hast du genommen? Tabletten? Oder Koks?" Sie lacht freudlos auf. "Nein, das ist es nicht." Sie schiebt die Ärmel ihres Pullovers hoch. Zum Vorschein kommen ganz viele ziemlich übel aussehende Einstichstellen. "Ich habe mir Heroin gespritzt. Zwei Jahre lang." Mir klappt der Mund auf. "Heroin? Bist du wahnsinnig?", "Quinn hat mich da mit hineingezogen. Es ist ziemlich schwer davon wegzukommen. Keine Ahnung, ob du es mitbekommst. Ich hoffe jedenfalls nicht. Meine Beine, Arme und Hände schmerzen und zittern. Meine Muskeln flattern in einer Tour. Ich schwitze, muss mich übergeben. Die letzte Nacht war der reinste Horror. Ich bin froh, wenn endlich der Tag anbricht und ich mich mit irgendwelchen Tätigkeiten ablenken kann." Entsetzt schüttle ich den Kopf. "Das habe ich wirklich nicht bemerkt. Naja, dass du schwitzt und zitterst ist ja nicht zu übersehen. Aber du versteckst das ziemlich gut. Deine Haut ist ganz schön blass und deine dunklen Augenringe beweisen, dass du eine scheiß Nacht hattest." Sie zuckt mit den Schultern. "Ist eben so. Nicht zu ändern. Ich weiß aber, dass ich von dem Zeug wegkommen muss und das schaffe ich nur durch diesen Job hier. Wäre ich weiterhin bei Quinn, dann würde ich immer wieder in Kontakt mit den Dealern und den Drogen kommen. Aber wo ich gerade von Quinn rede..." Sie seufzt kurz, lächelt Elaine liebevoll an und sieht dann wieder zu mir. "Ich muss noch ein paar Sachen von ihm Zuhause abholen. Ich traue mich nur nicht hin. Ich habe Angst, dass er da ist und mich wieder schlägt. Er würde es definitiv tun. Immerhin bin ich ohne ein Wort gegangen.", "Was denn für Sachen? Ist es was wichtiges?", "Naja, nur ein paar Klamotten. Die, die ich hier habe, reichen ja nicht." Wenn die Klamotten so aussehen wie die, die sie hier bis jetzt anhatte, dann sollte sie die dort lassen, wo sie sind. "Ich würde dir auch Geld für ordentliche Klamotten geben. Immerhin bist du mit meiner Tochter unterwegs und da solltest du nicht unbedingt nur solche knappen Sachen tragen.", "Wieso machst du das, Marco? Du gibst mir jetzt schon so viel, willst die OP bezahlen und dann auch noch neue Klamotten für mich?", "Ich habe das Gefühl in deiner Schuld zu stehen, Lia. Du hast meine Tochter gefunden, dich um sie gekümmert und sie zu mir gebracht. Abgesehen davon hast du meiner Tochter eine sechshundert Euro teure Kette geschenkt." Sie schmunzelt etwas. "Sie bringt mir nur schmerzhafte Erinnerungen.", "Okay, also pass auf: wir gehen morgen shoppen, damit du ordentliche Kleidung hast. Und anschließend werden wir einen Termin für die OP machen. Du wirst einen Arzt da draufsehen lassen und dann sind wir quitt." Ich halte ihr meine Hand hin. Man sieht ihr an, dass sie mit sich hadert, doch dann nickt sie und schüttelt meine Hand. "Gut, also morgen geht es los." Sie nickt lächelnd und dreht ganz schnell den Sandeimer um, ehe sie ihn hoch hebt und Elaine sich freut, weil der Abdruck des Eimers stehen bleibt.

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