Kapitel 12

"Verfolgst du mich?" Ich zucke zusammen und hebe den Blick. Vor mir steht Lia in ziemlich knapper Kleidung. "Verfolgen? Nein, ich will neue Klamotten für meine Tochter kaufen.", rechtfertige ich mich. "Aha.", sagt sie und wendet sich zum Gehen. "Hey, warte mal.", halte ich sie auf und laufe ihr hinterher. "Also verfolgst du mich doch." Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich bin wirklich nur in der Stadt, weil Ela neue Schuhe braucht. Sie hat ihre Hausschuhe für den Kindergarten kaputt gemacht und braucht neue. Was machst du hier?", "Arbeiten.", ist das einzige, was ich als Antwort bekomme. "Arbeiten? Als was arbeitest du denn?", frage ich nach, doch sie schnaubt nur und ignoriert mich. "Willst du nicht mit mir reden?", "Du solltest dich einfach von Leuten wie mir fern halten, klar? Du solltest nämlich auf dein Image achten. Ich wette es gibt schon Bilder von uns. Morgen wirst du dich auf dem Titelblatt aller Zeitungen wiederfinden, glaube mir. Und zwar als neuster Skandal." Verwirrt runzle ich die Stirn und stecke meine Hände in meine Jackentasche. Oh, die Kette. "Hier, ist das deine?", ziehe ich die Kette aus meiner Tasche und halte sie Lia vor's Gesicht. "Oh.", haucht sie und bleibt stehen. "Ja, das ist meine. Aber ich habe sie deiner Tochter geschenkt. Elaine kann sie haben." Lia setzt ihren Weg fort. Wieso ist dieses Mädchen so eigenartig? Ein neues Rätsel nach dem anderen. "Wieso willst du sie nicht? Sie ist ziemlich viel wert.", "Lass mich doch bitte einfach in Ruhe, okay? Und jetzt gehe ich weiter. Alleine.", fährt sie mich an. Irritiert bleibe ich wie angewurzelt stehen und starre ihr hinterher. Mein Gott, was soll das denn noch werden mit mir? Ich bin ein totaler Vollidiot.

Schnell schüttle ich meinen Kopf, bevor ich noch verrückt werde. Hausschuhe. Elaine braucht neue Hausschuhe. Schnell gehe ich zum nächsten Schuhladen und suche die Abteilung für Kinder auf. Allerdings sehen die hier alle nicht so wie die aus, die meine Tochter sich gewünscht hat. Ela wünschst sich nämlich Hausschuhe mit Elsa und Anna drauf. Ich könnte einfach welche im Internet bestellen aber Ela braucht die morgen im Kindergarten und bis dahin wären die Schuhe mit Sicherheit noch nicht da. Also muss ich jetzt eben die Schuhläden abklappern. Was tut man nicht alles für seine Tochter. "Kann ich Ihnen helfen?", fragt mich eine Verkäuferin freundlich. "Ja, ich suche Elsa Hausschuhe." Die Verkäuferin grinst wissend. "Ich schaue mal im Lager nach, ob noch welche da sind. Diese Schuhe sind nämlich ziemlich schnell weg gewesen, als wir sie reingekommen haben. Die kleinen Mädchen stehen alle auf Elsa. Welche Größe brauchen Sie denn?", "22.", antworte ich ihr. Sie nickt und verschwindet im Lager. Hoffentlich hat sie diese dämlichen Schuhe. "Tut mir wirklich leid. Ich habe die nur noch einmal in 18." Ich seufze. Na super. Dann darf ich also noch mehr Läden abklappern.

Ela zieht sich ihre Schuhe aus und stampft in die Stube. Madame hat eine Mission. Im Auto hat sie mir erzählt, dass sie gleich mit ihrer Frula im Sand spielen will. Frula ist ihr pinker Sorgenfresser. Eigentlich bin ich der Meinung, dass das Ding im Sandkasten nichts zu suchen hat aber was soll's. Wasche ich den eben durch, wenn sie im Kindergarten ist. "Papa? Du Elsasuhe?" Ich seufze und strecke ihr meine Arme entgegen, woraufhin sie zu mir kommt und ich sie hochnehmen nehme. "Leider nicht, mein Schatz. Ich habe dir erst einmal andere Hausschuhe gekauft. Aber ich bestelle welche im Internet und dann hast du übermorgen oder so deine Elsaschuhe, okay?", "Kay.", gibt sie sich zufrieden und strampelt mit ihren Beinen, woraufhin ich sie nach unten lasse. "Hast du Hunger?" Sie nickt und sieht zu mir hoch. "Was magst du denn essen?", "Affel. Un Bine." Ich schmunzle. "Alles klar. Ich mache dir das Obst fertig, du kannst nach draußen gehen.", "Kay.", sagt sie wieder und verschwindet mit ihrer Frula nach draußen. Lucy springt auf und läuft Ela hinterher.

Mit dem aufgeschnittenen Obst gehe ich nach draußen zu Ela, die im Sand hockt und ein ganz rotes Gesicht hat. "Ela? Machst du gerade in die Windel?", "Nein Nein!", sagt sie ganz schnell und dreht sich weg. Von wegen. "Du sollst doch sagen, wenn du mal musst. Du bist doch schon ein großes Mädchen, oder?" Ich gehe zu ihr und hebe sie hoch. "Nein!", schreit sie mich an und tritt um sich. "So nicht, Fräulein. Hier wird nicht geschrien, haben wir uns verstanden?" Sie kreischt und tritt weiterhin um sich. Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, wenn sie heute mal durchgehend lieb wäre. Aber nein, sie muss jeden Tag mindestens einen ihrer Wutanfälle haben und mich anschreien. Hier fehlt eindeutig eine Frau im Haus. "Elaine, jetzt ist Schluss. Halt still, damit ich dir eine neue Windel anziehen kann.", schimpfe ich, doch sie tritt nach mir und trifft mich am Bauch. "Okay, das reicht.", gebe ich wütend von mir. So schnell ich kann, ziehe ich ihr die neue Windel und ihre Hose an und hebe sie dann hoch. Anschließend gehe ich mit ihr runter und setze sie auf die Letzte Treppenstufe. "Hier bleibst du jetzt sitzen, bis du fertig gebockt hast." Entschlossen es diesmal durchzuziehen, gehe ich weg und setze mich draußen in den Gartenstuhl, während meine Tochter drinnen auf der Treppe sitzt und wie am Spieß brüllt. Tja, so sieht dann wohl mein Leben als alleinerziehender Vater aus. "Papa!", schreit Elaine. Ich kneife meine Augen zusammen. Bloß nicht weich werden, sonst tanzt sie mir für den Rest meines Lebens auf der Nase herum. Meine Mutter sagt das ständig zu mir. Aber sie ist meine kleine Prinzessin und ich hasse es mit ihr zu schimpfen. Es tut mir im Herzen weh, dass sie dort drinnen sitzt und so brüllt. Aber ich muss standhaft bleiben. Ich muss einfach.

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