Kapitel 113
Lia
Als Annemarie den Raum betritt, sieht Marco mich warnend an. Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich nicht den freundlichsten Blick drauf habe, aber zu meiner Verteidigung: ich bin Schwanger und an's Bett gefesselt, während sie jung, wunderschön und makellos zu sein scheint. Naja, ich bin zwar sogar noch vier Jahre jünger als sie aber trotzdem. Sie ist jünger als Marco und das passt mir nicht. Ich bin eben etwas eifersüchtig. Vor alles dann, wenn ich weiß, dass eine so hübsche Frau Zuhause bei meinem Freund sitzt. Abgesehen davon macht mich Marcos Spruch skeptisch, denn er ist ein Widerspruch in sich. Er meinte, ich müsste mir keine Sorgen machen, er fängt nichts mit Angestellten an. Daraufhin habe ich laut gelacht, immerhin bin ich selbst seine Angestellte gewesen. Und zwar auch die Babysitterin. Er selbst hat dann auch gemerkt, dass sein Spruch bescheuert war und musste lachen. "Hallo, mein Name ist Annemarie. Sie sind wohl die Freundin von Herrn Reus?" Na super, freundlich ist sie also auch noch. "Ja, die bin ich.", bestätige ich nickend. Um noch mit Nachdruck zu zeigen, dass er mir gehört, schiebe ich meine Bettdecke weg, als sei mir warm, um meinen Babybauch zu präsentieren und nehme dann auch noch lächelnd seine Hand. Marco bemerkt meine Taktik natürlich und sieht mich vielsagend an. "Oh, Sie sind schwanger, das ist ja schön.", strahlt sie mich an und ich könnte kotzen. Nichts, aber auch wirklich gar nichts ist falsch an ihr. Sie scheint perfekt zu sein. Und das stört mich ungemein. "Tja, dann erzähl doch mal, wie du Elas Alltag gestalten würdest.", bitte ich sie freundlich. Zumindest versuche ich freundlich zu sein. Immerhin will ich nicht, dass sie mich für eine verdammte Furie hält. "Ich beschäftige mich sehr gern mit Kindern, also würde ich wahrscheinlich den ganzen Tag mit ihr spielen, wobei das Lernen aber auch eine große Rolle spielt. Lernspiele sind sehr schön und machen Spaß. Vom Fernsehen halte ich gar nichts, deswegen würde ich sämtliche Technik von ihr fern halten. Also mit Technik meine ich Fernsehen, Handys und Tablets. Solche Sachen sind meines Erachtens nicht für Kinder geeignet, schon gar nicht für dreijährige. Außerdem lege ich viel Wert auch gutes Benehmen, also auch am Tisch. Ich bevorzuge regelmäßige Essenzeiten und zwar am Tisch und etwas richtiges zu Essen, nicht etwas süßes auf die Hand, was beim Spielen gegessen wird. Ich würde außerdem viel Wert auf einen geregelten Tagesablauf legen. Also zur gleichen Zeit aufstehen, zur gleichen Zeit essen, zur gleichen Zeit Mittagsschlaf. Das bereitet die Kinder auf spätere Zeiten vor, in denen die Kinder vielleicht doch noch in den Kindergarten gehen oder wenn sie dann in die Schule kommen. Ich versuche also eine gute Grundlage zu schaffen. Und natürlich lege ich viel Wert auf einen Bezug auf die Natur. Kinder sollten draußen spielen und die Natur erkunden dürfen. Ich bin selbst ein großer Fan von der Natur, gehe auch sehr viel Wandern. Von daher gehören Spaziergänge für mich zum Alltag dazu. Dazu gehören dann natürlich auch Ausflüge auf Spielplätze, damit das Kind dann auch etwas Kontakt zu anderen Kindern bekommt." Na das wird ja immer besser. Diese Frau ist einfach perfekt. Sie hat exakt die gleichen Ansichten wie Marco und ich. Kein Wunder dass er so begeistert von ihr ist. Na ganz toll, ich habe gehofft, dass sie scheiße ist. "Sie haben den Job.", seufze ich. Überrascht sehen Annemarie und Marco mich an. "Du hattest recht, sie ist perfekt für diesen Job.", gebe ich klein bei und Marco beginnt zu grinsen. "Moment, war das jetzt Ihr Ernst?", fragt Annemarie fassungslos und ich nicke. "Oh wow, das freut mich aber, ich danke Ihnen ja so sehr." Dieses strahlen erwärmt einem tatsächlich das Herz. Und solange sie ihre Hände von meinem Freund lässt, bin ich auch bereit, sie zu akzeptieren. "In Bezug auf die Bezahlung habe ich an diesen Betrag gedacht." Marco reicht Annemarie einem vorbereiteten Vertrag, in welchen wir nur noch ihren Namen eintragen müssen. "Was? Wow, Herr Reus das ist ziemlich viel Geld.", bemerkt sie entsetzt. "Das ist mir durchaus bewusst. Das ist mir eine Tochter aber wert. Zu diesem Stundenlohn kommen dann noch Wochenendzuschläge dazu, immerhin raube ich dir das ein oder andere Wochenende, wo du wahrscheinlich lieber wandern gehen würdest.", "Noch Zuschläge? Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin vollkommen überwältigt, vielen Dank. Das muss ich gleich meinem Freund erzählen.", strahlt sie. "Du hast einen Freund?", frage ich lächelnd. "Ja, wir sind sogar seit ein paar Wochen verlobt.", erzählt sie mir stolz und strahlt noch mehr, während sie auf ihren Ring hinunter blickt. Puh, jetzt geht es mir noch viel besser, was Marco auch zu wissen scheint, denn er sieht mich wieder vielsagend an. "Ich werde dann noch mal einen richtigen Vertrag mit deinem Namen eintragen und dir dann bescheid sagen, wenn du zum Unterschreiben kommen kannst.", "Alles klar, meine Nummer haben Sie ja." Marco nickt und reicht ihr die Hand, welche sie freundlich schüttelt und mir dann ebenfalls tschüss sagt. "Sie ist verlobt.", ruft Marco gespielt überrascht aus. "Du wusstest es, oder?", frage ich genervt. "Natürlich wusste ich das. Hätte ich das denn erwähnen sollen?" Ich schlage ihm gegen den Oberarm und er lacht. "Du bist scheiße. Geh bloß weg." Er schüttelt den Kopf und kriecht wieder zu mir unter die Decke. "Du liebst mich und willst mich bei dir haben. Das weiß ich ganz genau.", "Du hast vergessen, dass du mich nervst.", füge ich hinzu. "Nein, das tue ich nicht. Du bist unglaublich glücklich darüber, dass ich hier bin." Murrend sehe ich ihn an. "Los, sag's.", drängt er grinsend. "Na schön, du hast recht. Zufrieden?", "Schon, ja.", lacht er mich aus. "Kann hier nicht mal langsam Ruhe sein?", schnauzt meine Zimmergenossin plötzlich und steckt sich dann wieder ihre Kopfhörer in die Ohren. "Hm, du hast recht, sie ist keine angenehme Gesellschaft.", stellt Marco fest und sieht von Rike zurück zu mir. "Sag ich doch. Du wolltest mir ja nicht glauben." Er sieht wieder zu Rike, die mürrisch auf ihr Handy sieht und darauf herumtippt und die Kopfhörer mit lauter Musik in den Ohren stecken hat. Ich habe das Gefühl, dass ich sie noch eine ganze Weile an der Backe haben werde.
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