Kapitel 105
Marco
"Oh nein.", seufze ich, als ich Ela vor mir stehen sehen. "Hab pullert.", "Ja, das sehe ich. Sollst du nicht bescheid sagen, wenn du auf Toilette musst?" Sie zuckt mit den Schultern. "So geht das nicht Ela.", schimpft Lia nun und nimmt sie an die Hand. "Das ist schon das sechste mal heute. Wenn du noch einmal einpullerst, dann gehst du heute früher ins Bett und was zu naschen gibt's dann heute auch nicht mehr." Sie zieht Ela ins Bad, die nun zu schreien und zu bocken beginnt. "Es reicht mir langsam, Fräulein.", mische ich mich wieder ein und sie sieht mich böse an. "Wenn du nicht sofort aufhörst so herumzubocken, dann werde ich richtig stinkig und dann geht's sofort ab ins Bett." Sie zieht eingeschnappt die Stirn kraus und Lia zieht ihr die Hose und den Schlüpfer aus. Zum sechsten mal an diesem einen Tag. "Ela nich Bett.", "Dann sei lieb und sag bescheid, wenn du auf die Toilette musst. Ich weiß ganz genau, dass du das kannst. Hat doch die ganze letzte Woche auch geklappt.", redet Lia auf sie ein. "Magst du mal bitte neue Sachen holen?" Ich nicke und gehe in Elas Zimmer, um erneut saubere Klamotten zu holen. Heute hat Ela einen ihrer echt ungemütlichen Tage. Sie bockt am laufenden Band, sie schreit rum, pullert ständig ein und schmeißt ihr Spielzeug durch die Gegend. Zu allem Überfluss hat sie vorhin auch noch ihre Puppe gegen Lucy geworfen, weil sie neben ihr lang gegangen ist und dabei irgendwas von ihrem Spielzeug berührt hat. Das war heute Vormittag, daraufhin habe ich sie sofort ins Bett geschickt. Fast eine halbe Stunde hat sie in ihrem Bett gebrüllt, bis sie endlich eingeschlafen ist. "Mir reicht's jetzt.", höre ich Lia sagen und schon kommt sie mit unserer brüllenden Tochter zu mir ins Kinderzimmer und setzt sie auf den Wickeltisch. "Was ist jetzt passiert?", "Sie hat um sich geschlagen, als ich sie abduschen wollte. Sie wird jetzt sofort ins Bett gehen. Ich hab die Faxen dicke.", knurrt Lia vor sich hin und schnappt sich Elas Schlafanzug. "Nein!", brüllt Ela wieder, als Lia sie anziehen will, also schlage ich wütend mit der flachen Hand auf die Kommode neben mir und sie sieht mich erschrocken an, ist aber mucksmäuschenstill. "Ist gut jetzt?" Sie zieht eine Schippe und kleine Tränen sammeln sich in ihren Augen. Gott, Marco, werd' jetzt bloß nicht weich. "Ob jetzt gut ist?", frage ich in ruhigem Ton. Ela nickt, hat dabei ihren Zeigefinger zwischen den Zähnen. Lia zieht sie an und setzt sie dann wieder runter auf den Boden. Sofort kommt sie zu mir gelaufen und klammert sich an mein Bein. Seufzend hebe ich sie auf meinen Arm und sehe sie an. "Bist du jetzt endlich mal lieb?" Sie nickt und kuschelt sich an mich. "Dir ist bewusst, dass sie jetzt eigentlich ins Bett sollte? Wir müssen mehr durchgreifen, Marco.", seufzt Lia erschöpft und setzt sich in den Schaukelstuhl. "Ich weiß. Wir haben sie zu lange betüddelt." So ist das eben, wenn ein Kind schwer krank war und man ihr am liebsten alles recht machen würde. Außerdem haben wir eh schon Abendbrot gegessen und es ist Zeit zum Schlafen. "Na los, dann ab mit dir ins Bett.", "Papa nee.", jammert sie sofort. "Pass auf, Schatz, du legst dich jetzt ganz artig hin und ich lese dir noch was vor." Sie nickt, also ziehe ich ihr den Schlafsack an. "Ich geh dann mal nach unten, okay?", "Alles klar.", erwidere ich. Lia gibt mir einen kurzen Kuss, ehe sie auch Ela noch einen gibt und ihr gute Nacht sagt. "Was wollen wir denn lesen?", "Zessin Sofia." Schon wieder? Ich kann das bald auswendig. "Sicher?" Sie nickt eifrig. Na toll, hätte ja klappen können.
Als Ela endlich schläft, gehe ich runter zu Lia, die mit ihrem schon reichlich gewachsenem Babybauch auf dem Sofa liegt und Eis isst. "Dir geht's gut, oder?", lache ich und nehme ihr den Löffel weg, als ich mich neben sie schmeiße. Ich will immerhin auch was von dem Eis. "Musst du jetzt meinen Löffel nehmen? Ich hab dir da einen hingelegt." Ich winke ab und benutze weiter ihren Löffel. "Und ja mir geht es gut. Und dieses Eis habe ich mir heute verdient.", "Ja, Ela hat heute echt alles gegeben. Fällt mir schwer nicht einzulenken, wenn sie dann kurz so unschuldig guckt. Gott sei Dank habe ich dich. Ohne dich wäre ich heute mit Sicherheit wieder eingeknickt.", "Mir fällt das auch schwer. Auch wenn sie so doll krank war und wir sie gerne verwöhnen, dürfen wir uns nicht von ihr auf der Nase herumstanzen lassen. Aber mal was anderes, gib mal deine Hand her." Verwirrt sehe ich sie an und sie stöhnt. "Gib schon her." Sie nimmt meine Hand und legt sie auf ihren Bauch. "Spürst du das?" Irritiert runzle ich die Stirn, aber dann spüre ich einen leichten Tritt gegen meine Hand. "Das ist ja geil. Spürst du es schon lange?", "Nicht so. Nur immer ein paar Bewegungen." Ehrfürchtig streiche ich über ihren Bauch und sehe dabei zu, wie unser Kind ganz leicht tritt. Ein wahnsinns Gefühl. "Bist du dir sicher, dass du das Geschlecht nicht wissen möchtest?", "Ganz sicher.", erwidert sie, doch verstehe ich das nicht, denn ich kann es kaum erwarten zu erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Für mich wird's dann die restlich Zeit über aber ziemlich schwer, denn ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verplapper. Lia würde mir dann wahrscheinlich eine rüberziehen und drei Tage nicht mit mir reden, sich dann anschließend aber vermutlich freuen, dass sie es doch weiß. Aber erstmal hasst sie mich kurzzeitig und das will ich ja nicht riskieren. Oder vielleicht doch, das überlege ich mir noch. "Hör auf so zu gucken. Ich will gar nicht wissen, was du schon wieder ausheckst." Ich schmunzle. "Jetzt gib mir mein Eis wieder, sonst haben wir zwei gleich ein dickes Problem.", "Ach, haben wir das?", "Ja, und ich rate dir, mich heute nicht weiter zu reizen." Ich hätte große Lust es trotzdem zu tun aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie auch dann drei Tage nicht mit mir redet. Außerdem hat sie morgen Geburtstag, da will ich heute mal nicht so ein Arsch sein. Denke ich zumindest.
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