Chapter 8-Ich gehöre niemandem
Der Montag verging wie im Flug. Wie jeder andere Montag war er nicht besonders prickelnd. Vielleicht lag das auch an den vielen Mathematischen Fächern, die der Stundenplan da für mich bereit hielt.
Aber ansonsten verlief er Ereignislos. Erstaunlicherweise kam mir Nolan nicht ein einziges Mal zu nahe und auch Sam wurde heute mal nicht von Cindy oder Monik attackiert. Was mir eigentlich auch ganz recht war.
Erst als die Klingeln der letzten Stunde läutete und alle damit beschäftigt waren, die Schule so schnell wie möglich zu verlassen, gab es ein erneutes Drama.
Und ausnahmsweise hatte es glücklicherweise nichts mit mir zu tun.
Also indirekt schon, aber das wusste ja niemand ausser mir und Alec.
Und das sollte auch schön so bleiben.
Sam und ich verliessen gerade das Schulhaus und traten auf den Kiesweg vor der langen Wiese, um Alec zu treffen, als wir ihn bei Monik entdeckten.
Sofort strömte die Eifersucht durch jede Pore meines Körpers. Natürlich gefiel es mir nicht, ihn so nahe bei seiner Ex stehen zu sehen, die die ganze Zeit mir ihren langen Nägeln über seinen Arm strich.
„Was für eine Schlampe. Der würde ich gerne mal in den Arsch treten."
Zischte Sam, die etwa gleich drein sah wie ich. Ohman, wie tief war ich eigentlich gesunken.
„Ja."
Ich tat gespielt gleichgültig und zuckte bloss die Schultern. Doch ich beobachtete Alec ganz genau.
Und ich war definitiv nicht die Einzige.
Die meisten Schüler, die sich sonst schon längst verzogen hätten, lungerten noch unter den Schatten der Bäumen oder auf der Wiese rum, um das Gespräch der beiden nicht zu verpassen.
Schrecklich, wie im Zoo war es hier. Aber naja, ich war ja auch nicht besser.
Ich war richtig erpicht darauf zu sehen, was als nächstes passierte. Und wir wurden alle nicht enttäuscht.
Alec zog Monik genervt den Arm weg.
„Vergiss es. Du warst weg von dem Tag als ich eingebuchtet wurde. Und jetzt willst du wieder angekrochen kommen?"
Knurrte er sie laut genug an, dass auch jeder Schüler es hörte. Sofort begann das Geraune und Getuschel.
Monik sagte irgendetwas, deutlich leiser und hatte Tränen in den Augen. Mit beiden Händen griff sie nach seinen Armen, doch er machte einige Schritte von ihr weg und hob einen Arm.
„Wir sind nicht mehr zusammen Monik, und das noch vergeblich überall herum zu erzählen ist ziemlich erbärmlich."
An einigen Stellen wurde gelacht oder ermutigend gepfiffen. Ich hob nur beide Brauen.
Das war hart gewesen. Er hatte zwar gesagt er kümmere sich darum, aber ich hatte nicht gedacht, dass Monik vor der ganzen Schule zu demütigen, ebenfalls dazu gehörte.
Monik blickte sich um, lief rot an und ballte die Hände zu Fäusten, als sie erkannte dass wirklich Jeder ihre Niederlage mitbekommen hatte.
„Du bist so ein Arschloch, Alec!"
Kreischte sie dann und stapfte über das Gras in Richtung Ausgang.
„Was glotzt ihr so? Kein eigenes Liebesleben?"
Keifte sie die Schüler an, die sie im vorbeigehen anstarrten.
„Hast du das gesehen, der hat er es ja mal sowas von gezeigt!"
Jubelte Sam und rüttelte übermütig an meinem Arm.
Ich beobachtete das wenig begeistert.
„Jep, es war ja nicht zu übersehen, ich stand gleich neben dir."
Sie schien mir gar nicht zuzuhören.
„Hach, das hat er für mich getan Paige! Ich kann es fühlen, er hat erkannt wie gemein sie sich mir gegenüber verhalten hat. Er wollte mich beschützen."
Sie legte getroffen eine Hand auf ihre Brust.
Ich verzog das Gesicht gequält.
„Sicher dass du da nichts rein interpretierst?"
Fragte ich vorsichtig. Ich konnte ihr ja schlecht an den Kopf werfen, dass er es meinetwegen getan hatte. Weil ich ihn dazu aufgefordert hatte. Um ihretwillen natürlich.
„Pssst, da kommt er!"
Sam setzte ihr bestes Lächeln auf.
Alec kam wirklich direkt auf uns zu, die Hände in den Hosentaschen vergraben und locker schlendernd. Als käme er gerade entspannt aus dem Spa.
Die Blicke folgten ihm bis zu uns hin.
Und bestimmt wurde jetzt auch wieder über mich und Sam getratscht. Und wieso er bei uns wohnte.
Und was wir wohl alles taten. Zu Dritt. Ich dachte an Cindy.
„Also, können wir?"
Meinte er bloss und Sam nickte hellauf begeistert.
„Klar! Wirklich Alec, echt stark von dir das vorhin..."
Bei diesen Worten schaltete ich ab und trottete nur schweigend neben den beiden her. War ich ein schlechter Mensch, wenn ich mir einfach nur wünschte dass Sam mal ganz kurz verschwunden war?
Wahrscheinlich schon.
„Alec, warte."
Rief einer hinter uns und ich drehte mich um.
Vier gross gewachsene Jungs, alle auch im Football-Team, eilten auf uns zu.
Der eine schlug mit Alec ein und ein anderer Klopfte ihm auf die Schultern. Das war Marco, der der die Party am Montag vor einigen Wochen geschmissen hatte.
„Der hast du es echt gegeben Alter. Wurde ja auch mal Zeit."
Alec grinste nur und nickte.
„Ja, irgendwie ist sie mir verleidet."
„Oh Bro, das kenne ich nur zu gut. Wir sind Löwen! Wir brauchen unser Frischfleisch!"
Gelächter daraufhin.
Ich hob nur eine Braue. Wie primitiv. Das störte mich echt.
Als wären wir Frauen irgendwelche Wegwerf Produkte.
Felix, der schlanke Junge mit den blonden Krausen auf dem Kopf, die wirr in alle Richtungen abstanden, stand ganz am Rand der Gruppe.
Er lächelte mich an und hob etwas schüchtern die Hand.
„H...hallo Paige."
Meinte er leise, ich verstand ihn aber trotzdem.
Ich lächelte ihn ehrlich an und wollte grade etwas sagen, weil er der Einzige hier war, der mich nicht an einen Steinzeitmenschen erinnerte, als mir schon Marco das Wort abschnitt.
„Das kannst du dir sparen Felix. Die ist eine Nummer zu gross für dich. Sie gehört schon dem Chef."
Er zwinkerte Alec vielsagend zu, der reagierte aber nicht darauf.
Einer der Teamkollegen klopfte Felix gespielt tröstend auf die schmalen Schultern.
Ich verschränkte die Arme.
„Sie, steht übrigens hier und ich gehöre absolut niemandem, einfach damit das klar ist."
Meinte ich schnippisch und Marco hob abwehrend die Arme und liess seine Augen an mir runter und wieder rauf wandern.
„Wie schade."
„Hey."
Alecs Hand schnellte vor und gab ihm einen leichten Stoss unters Kinn, damit er aufhörte, mich so eklig anzustarren.
„Schon gut."
Murrte Marco und die Jungs klatschten sich zum Abschied ab.
Sam drehte sich währenddessen zu mir um.
„Was meinte er damit?"
Zischte sie und ich zuckte nur erneut die Schultern und versuchte so wenig betroffen wie möglich zu wirken.
„Weiss ich doch nicht. So ein Idiot."
Redete ich mich ungeschickt raus und sie nickte nur.
„Gutgut, ja Marco ist ein Idiot."
Stimmte sie mir dann zu, als sie wohl beschlossen hatte, mir zu glauben und grinste wieder breit.
Ich atmete erleichtert aus.
Dann drehte sich Alec wieder zu uns.
„Sorry, jetzt können wir aber."
Meinte er und während Sam voraus spazierte, um das Tram noch zu erwischen, flüsterte ich leise.
„Was sollte das eben? Hast du es etwa Jemandem erzählt?"
Alec schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich sagte schon dass du keine Trophäe bist, ich mag das nicht die ganze Zeit erklären müssen."
Er klang sichtlich angesäuert und ich runzelte die Stirn.
„Sorry."
Murmelte ich etwas betupft, dass er jetzt gleich so zickig geworden war. Sagte ja die Richtige.
„Ich mag es nicht, wie er dich angesehen hat."
Murrte Alec dann noch dazu und sah dabei nach vorne.
Ich beobachtete ihn erstaunt von der Seite.
War er etwa auch eifersüchtig? Was nebenbei gesagt erleichternd wäre, denn dann würde es wenigstens nicht nur mir so gehen.
Dann atmete ich aber tief ein.
Das erinnerte mich an Nolan. Und sowas wie bei ihm wollte ich definitiv nicht mehr erleben. Also musste ich es von Anfang an klarstellen.
„Was ich vorhin gesagt hatte meinte ich ernst, Alec."
Flüsterte ich ihm mit ernster Miene zu.
„Ich gehöre niemandem."
Er legte den Kopf schief und ein entschlossenes aber spielerisches Grinsen zierte sein ebenes, schönes Gesicht.
„Noch nicht."
Den Rest des Abends verbrachte ich mit Lernen und auch Alec gab sich Mühe, noch einmal einige Infos in seinen Kopf zu stopfen. Heute kochte Sam für uns, weil sie die Einzige war, die dir Prüfung morgen gründlich verhauen durfte. Und das hatte sie ja auch vor.
Am Dienstag Morgen lernte ich dann auch noch in den anderen Fächern für den Test, was den Lehrern nicht einmal auffiel. Auch sie brauchten wohl die Sommerferien.
Verständlich.
Dann kam die Mittagspause, in der sich Cindy und der Rest des Cheerleader Teams zu Sam und mir setzten. Nur Monik war nicht dabei. Das hatte doch alles ganz gut geklappt.
Und schlussendlich sass ich dann im stillen Prüfungszimmer und schrieb mir unter den aufmerksamen Blicken von Miss Crawl die Finger blutig. Ich hörte ab und zu das Ticken der Uhr, das Klicken eines Kugelschreibers oder das entnervte Einatmen eines Schülers.
Die Fragen zu beantworten war ein leichtes, ich hatte schliesslich auch gut genug dafür gelernt. Doch ab und zu waren auch Fragen dabei, die Alec und ich zusammen geübt hatten. Und dann wurde es doppelt schwer, meine Konzentration die drei Stunden lang aufrecht zu erhalten.
Als wir schliesslich alle völlig geschafft den Raum verliessen und die Freiheit der prüfungsfreien Zeit schnuppern konnten, suchte ich mit den Blicken nach Alec, als sich alle aus dem Zimmer drückten.
Ich erkannte ihn nirgends und stand auf die Zehenspitzen.
„Suchst du mich etwa Bambi?"
Ertönte eine belustigte Stimme neben mir und als ich mich erschrocken umdrehte, stand da Alec mit einem leicht spöttischen Schmunzeln auf den vollen, geschwungenen Lippen. Die Lippen die mich schon an allerlei Stellen geküsst hatten. Ich schauderte und mied seinen intensiven Blick.
„Ich wollte bloss wissen, wie es bei dir gelaufen ist."
Rechtfertigte ich mich und er nickte.
„Gut. Besser als gedacht. Selbst?"
Ich nickte und hielt die Tasche in beiden Händen vor mir an den Bauch gedrückt.
„Auch gut."
Dann schwieg ich und wir liefen auf den Ausgang zu.
Beinahe hatten wir schon das Licht am Ende des Ganges gesehen, als sich drei Gestalten vor uns in den Weg schoben.
Oh nein.
Nolan hatte die Arme verschränkt und mit einer Justin-Bieber mässigen Geste schüttelte er sich die langen Haare aus dem Gesicht.
Darauf stand ich echt nicht. Es gefiel mir einfach nicht, wenn der Mann längere Haare hatte als die Frau. Nennt mich altmodisch aber ich wäre gerne der weiblichere Part in der Beziehung.
Dumm und Dümmer an seiner Seite standen einfach da, weil sie eben anwesend sein mussten. So sah es jedenfalls aus.
Alec und ich stoppten und ich atmete tief ein.
„Nolan, was soll das?"
Fragte ich genervt.
„Mit dir rede ich nicht Paige, sondern mit ihm."
Er stiess Alec mit der flachen Hand gegen die Brust.
Dieser tat keinen Wank.
Doch sein Blick wurde dunkler und er senkte den Kopf etwas. So lagen seine Augen im Schatten.
„Du stehst mir ganz schön im Weg in letzter Zeit, Knasti."
„Achja?"
Knurrte Alec und ich konnte erkennen, wie sich alles in ihm verspannte.
„Ja. Ich hatte mir gedacht du könntest mal kurz die Fliege machen, damit ich mit Paige alleine reden kann."
Er wedelte herablassend mit der Hand, als wolle er einen Hund verscheuchen.
Mir fielen bereits die ersten Schaulustigen auf. Na super, die Gerüchteküche hatte an mir ja wahrscheinlich ihren Heiden Spass.
„Da hast du falsch gedacht."
Alecs Stimme war tief und bedrohlich. Sogar ich bekam es bei dem Unterton mit der Angst zu tun. Vielleicht weil ich wusste, wozu er imstande war?
Er wirkte auf einmal kampfbereit und erbarmungslos. Nichts mehr übrig von dem lustigen und freundlichen Kerl, mi dem ich erst neulich gelernt hatte.
„Sie will nicht mit dir reden. Lass es endlich."
Ich blickte mich unruhig um, die ersten begannen schon fleissig die Köpfe zusammen zu stecken.
„Das kann sie ja wohl selbst entscheiden."
Blaffte Nolan in Alecs Gesicht.
„Er hat recht, ich will wirklich nicht mit dir reden. Ich habe dir doch gesagt du sollst mich in Ruhe lassen."
Meinte ich angepisst und Alec grinste Nolan provokant an. Nicht hilfreich.
Dieser mahlte mit dem Kiefer. Er war schon immer ein schlechter Verlierer gewesen.
„Und was jetzt? Fickst du jetzt mit ihm? Du bist meine..."
Mit lauter Stimme streckte er den Arm aus, um nach mir zu greifen.
Wie ein wild gewordener Wolf schoss Alec in dieser Sekunde vor und packte seinen Arm, bevor er mich erreichen konnte.
Dann schleuderte er Nolan herum und knallte ihn gegen die Spinds.
Erschrockene Aufschreie und laute Pfiffe ertönten als Kommentar.
So ein Idiot!
„Alec!"
Schrie ich erschrocken auf.
Alecs Muskeln standen deutlich hervor, während er den zappelnden Nolan eisern fest hielt.
„Fasst du sie noch einmal an, dann werde ich dafür Sorgen dass du an deinen eigenen Haaren erstickst, klar?"
Knurrte er leise genug, dass nur die wirklich nahe stehenden Leute das mitbekamen. Waren trotzdem einige.
Ich kaute unbehaglich auf meiner Lippe herum während ich nur hilflos dastand und nicht wusste, was ich sagen oder tun sollte.
„Fick dich doch!"
Keifte Nolan als Antwort und wurde erneut gegen den Spind geschlagen. Ich zuckte zusammen.
Das konnte ich jetzt nicht mehr mit ansehen, die halbe Schule hatte sich bereits versammelt um das zu beobachten.
„Okay das reicht jetzt Alec, er hat es kapiert."
Griff ich ein und stellte mich neben Alec.
Ich erschrak als ich seinen Gesichtsausdruck sah.
Nolan war rot angelaufen und schwitzte sichtlich.
Alecs Fäuste zitterten während er noch immer Nolan fest im Griff hatte.
Sein Gesicht war vor Wut verzerrt und seine Augen wirkten beinahe schwarz. So bedrohlich...wahrlich gefährlich. Er machte mir Angst.
„Die schauen alle schon Alec. Lass ihn los."
Flüsterte ich und berührte mit meinen Händen sanft seinen Arm.
Er knurrte nur.
„Beruhig dich, okay? Er hat mir nichts angetan, und das wird auch nie passieren. Mir nicht, okay?"
Flüsterte ich ganz leise und das wirkte. Er liess ihn los und richtete sich gerade auf. Dann kreiste er mit den Schultern und schenkte Nolan, der noch am selben Fleck stand noch einen tödlichen Blick, dann stapfte er los. Ich eilte ihm schnell hinterher und versuchte Schritt zu halten.
Man liess uns ohne weitere Zwischenfälle das Schulgelände verlassen. Sam war nicht zur Prüfung gekommen und hatte es Gott sei Dank auch nicht mitbekommen.
Eine Weile lang liefen wir schweigend nebeneinander her.
Einerseits nervte es mich, dass er sich so auffällig verhielt. So kursierten wahrscheinlich jetzt schon irgendwelche Gerüchte über ihn und mich.
Aber andererseits fand ich es unglaublich unterstützend und mutig von ihm, wie er mich ohne zu zögern mit vollem Einsatz beschützt hatte.
Sei es auch nur, weil er nicht wollte, dass sich das was mir seiner Schwester geschehen war jemals wiederholte.
Es musste für ihn echt schwer sein. Und er hatte mir trotzdem geholfen.
„Danke. Wegen vorhin. Das war echt...mutig."
Merkte ich leise an und beobachtete ihn von der Seite.
Er richtete seine Lederjacke. Wie er es schaffen konnte, bei der Hitze nicht zu schwitzen, wenn er sie trug, war wirklich fragwürdig.
„Es war notwendig."
Antwortete er nur und ich nickte, wenn ich auch nicht genau wusste wie er es meinte.
„Eine Frage, Alec."
Murmelte ich.
„Jep?"
„Wieso willst du genau mich näher kennen lernen? Du hast deinen Platz im Football Team zurück bekommen, jede andere an dieser Schule würde sich für dich sofort die Kleider vom Leib reissen. Wieso also ich."
Er schmunzelte leicht.
„Du warst die Einzige, die keinen Gefallen an mir fand. Das war eine Herausforderung, deshalb wurde ich aufmerksam auf dich. Und ich wollte deine harte Schale knacken."
Ich zog die Oberlippe etwas enttäuscht hoch.
„Achso."
Naja, immerhin war er ehrlich: Er hatte also trotzdem nur mit mir geknutscht weil er sich selbst hatte was beweisen wollen. Na super, Paige, was bist du für eine Idiotin.
„Und dann hast du mich etwas verwirrt und stattdessen meine Schale geknackt. Keine Ahnung, ich denke dass alles ist es Wert, näher erforscht zu werden."
Mein Herz klopfte schneller.
„Und was meinst du mit dem allem?"
Er warf mir einen Blick zu der sagte, dass ich doch genau wusste was.
„All dem, das irgendwie zwischen uns ist, Paige."
Irgendwie, Pha. Das hatte Samstagabends aber noch ganz anders ausgesehen. Dort schien er sich seiner Sache sicherer zu sein als jetzt.
Jetzt schien er um den heissen Brei rum zu reden. Vielleicht um sich nicht festlegen zu müssen. Ich hasste Männer, die waren so kompliziert.
„Okay."
Meinte ich nur und mit angespanntem Kiefer stieg ich neben ihm in die Bahn.
Das hatte mir gerade eben gar nicht gefallen.
Was wenn er plötzlich an einer anderen harten Nuss interessiert war und mich dann fallen liess? Dann wäre das eingetroffen, was ich von Anfang an gesagt hatte. Ein junger Mann der gerne Spiele spielte.
Zum Glück hatte ich die Junior High School bereits hinter mir gelassen und war jetzt in der Senior High school. Und zwar im zweiten Jahr. Das hiess das nächste Jahr würde das letzte sein, vorausgesetzt ich schaffte den Abschluss.
Alec schien nicht zu merken dass mich das ärgerte. Und wenn doch, dann liess er es sich nicht anmerken.
Wenn ich angepisst war, konnte ich darin ziemlich ausdauernd sein. Ich mied Alecs Gesellschaft beinahe bis Wochenende, so gut es ging. Es verwirrte ihn, das sah ich ihm an, wenn ich in der Schule die Gänge wechselte, wenn er in meine Nähe kam.
Aber ich hatte nun mal keine Lust mich noch in ihn zu verlieben, wenn er nur erforschen wollte, was ihn im Moment grade an mir faszinierte. Diese Faszination würde vorüber gehen und dann wäre ich die mit dem Herzschmerz. Also lieber gar nicht erst so weit kommen lassen. Auch wenn mir mein Herz was anderes zurief.
Am Freitag liess ich das Cheerleader- Training ausfallen. Mir war einfach nicht daran, angebrüllt zu werden und im Stress für eine Show zu trainieren, an der ich sowieso nicht teilnahm. Zweitbesetzung zu sein war ohnehin scheisse. Zweite Wahl eben, das fühlte sich nie gut an.
Die Flure waren leer, was ausnahmsweise mal ganz angenehm war.
Alle waren beim Unterricht, und ich trottete gemütlich über den blauen Plastikboden.
Es war beinahe unheimlich, in die langen Gänge mit den Blauen Schliessfächern zu allen Seiten hinein zu sehen. Keine Menschenseele.
Ich steuerte meinen Spind an und brauchte wie immer mehrere Versuche, bis ich das nutzlose Schloss aufbekommen hatte.
Andere klebten ihr Schliessfach mit Kleberchen und Fotos voll, davon hielt ich nicht viel. Das waren alles private Dinge und keine Ahnung wie oft waren an dieser Schule schon Schliessfächer geknackt worden.
Genau deswegen bewahrte ich darin auch ausschliesslich Schulmaterial auf.
Einer Erstklässlerin war der Spind nämlich mal aufgebrochen worden und ihre Schlüpfer, die sie aus unerfindlichen Gründen dort aufbewahrt hatte, überall herum geworfen worden. Sie hatte nach einigen Wochen Mobbing die Schule verlassen. Ja, sowas kleines reichte aus um grausame Teenager auf die Idee zu bringen, grundlos fies zu sein.
Da ich es nicht eilig hatte, nach Hause zu kommen und es Freitag war, ordnete ich die Bücher und Hefte , damit sie auch gerade standen und die wichtigsten Fächer beieinander. Dann schloss ich das Schliessfach und zuckte zusammen.
„Heilige Scheisse hast du mich erschreckt."
Schwer atmend hielt ich mir eine Hand an die Brust und stützte mich an der Wand aus Schliessfächern ab.
Alec sagte nichts sondern stiess sich von der Wand ab, an der er bisher gelehnt hatte.
Seine Augen löcherten mich mit diesen intensiven Blicken, bei denen ich das Gefühl hatte, als würde er tief in mich hinein Blicken und meine Gedanken lesen.
Sein Gesicht wirkte ernst und das zerzauste Haar hing ihm ins Gesicht. Er trug diesmal nur eine graue, zerrissene Hose und ein schwarzes Muskelshirt. Die Lederjacke war nicht dabei.
„Was genau machst du hier? Hast du kein Sport?"
Fragte ich dann etwas unangenehm berührt, als er kein Wort sagte.
Er bewegte den Unterkiefer leicht und schüttelte dann den Kopf.
„Ich habe dich beim Sport nicht gesehen, also bin ich dich suchen gegangen."
Ich hob die Brauen.
„Oh. Das wäre aber jetzt nicht nötig gewesen. Ich verirre mich schon nicht."
Und da war er wieder, diese leicht zickige Unterton in meiner Stimme. Wenn ich ihn bemerkte, dann er sicherlich auch.
„Du meidest mich. Wieso?"
Fragte er dann unverhohlen und kniff die Augen zusammen.
Es schien ihm nicht zu gefallen. Tja.
Ich drückte die Tasche mehr an mich und lehnte mich mir dem Rücken an die Wand.
„Tu ich gar nicht." meinte ich gespielt gleichgültig.
Er knurrte gereizt. Oh oh.
„Doch tust du sehr wohl. Denkst du ich merke nicht wie du eilig im nächsten Gang verschwindest, wenn du mich siehst? Oder wie schnell du nach der Schule zum Tram hetzt? Das gefällt mir nicht."
Ich spitzte die Lippen.
„Pech, Alec. Dir muss auch nicht immer alles in den Kragen passen, was ich tue."
Er kniff sichtlich angepisst die Augen zusammen.
„Was soll diese Scheisse jetzt, Paige?"
Ich mahlte mit den Kiefer und blickte zweifelnd zu ihm.
Sollte ich ihm meine Gedanken jetzt echt an den Kopf werfen? Ja wieso nicht, ich hatte ja nichts zu verlieren.
Also verschränkte ich die Arme, die Tasche dahinter an mich ran gedrückt.
„Gut. Ich gehe dir aus dem Weg, ja. Weisst du auch wieso?"
Er schwieg und beobachtete mich mit kritischem aber ebenso intensivem Blick.
„Weil ich keine Lust habe, bloss eine vorübergehende Faszination zu sein, die du etwas näher erforschen willst, bis du dann die nächste gefunden hast! Weil ich nämlich... ansonsten echte Gefühle entwickeln werde und ich will nicht verletzt werden. Oder mir Hoffnungen machen, die dann sowieso nicht erfüllt werden."
Den letzten Teil murmelte ich nur leise.
Kurz sah Alec erstaunt aus, doch dann schlich sich wieder dieses schelmische, freche Grinsen auf seine vollen Lippen.
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