Chapter 7 -Geheimes Rumgeknutsche

Mir blieb die Spucke weg. Klar hatte ich auch schon Verluste erlebt. Wie den Tod meiner Grosseltern als ich sieben war. Aber damals hatte ich es noch nicht recht verstanden. Und eine Schwester verlieren...das war unglaublich. Ich konnte und wollte es mir nicht vorstellen, was er und seine Familie hatte durchmachen müssen.
„Das...tut mir sehr leid Alec."
Hauchte ich, nicht fähig zu wissen ob ich das richtige gesagt hatte. Was konnte man auf sowas schon sagen.
Er fuhr fort ohne darauf einzugehen.
Es wirkte, als erzähle er es gar nicht mir sondern sich selbst, als würde er gar nicht mehr neben mir sitzen sondern irgendwo sein.
„Sie war 16, frech und aufmüpfig aber wunderschön und intelligent. Und so liebeswert. Ein bisschen erinnert sie mich an dich Paige...sie hat in allem und jedem das Gute gesehen.
Und nie auch nur einer Fliege was zuleide getan. Ich war ihr grosser Bruder, den sie angehimmelt hat, sie meine kleine Prinzessin."
Er stockte und richtete sich gerader auf, sodass es in seinem Rücken knackste. Wow, musste er verspannt sein.
Verständlich.
„Bis sie eines Abends vom Clubbing heimkehren wollte. Ihre Freundin hatte sich ein Taxi genommen, sie wollte aber lieber laufen, statt für zwei Minuten Abgas zu verschwenden. Sie war eine echte Umweltaktivisten."
Er knackste seine Fingerknöchel und ich spürte seine Wut und sein Frust in mich hinein rauschen. So stark waren seine Gefühle.
Mein Hals war trocken geworden und es stach in meinem Herz. Ich empfand echtes Mitgefühl für ihn in diesem Moment.
„An diesem Abend wurde sie von drei Männern abgefangen. Sie hatte zwar gelernt, sich zu wehren und sie hatte auch einen Pfeffer Spray dabei. Den habe ich ihr besorgt. Aber es waren eben drei Männer gegen eine 16-Jährige. Sie haben sie verschleppt und einer hat...", sein Kiefer mahlte, „...sie vergewaltigt. Danach haben sie sie halbtot zwischen irgendwelchen Büschen liegen lassen. Ich und meine Kumpels haben nach ihr Gesucht, als sie am nächsten Morgen nicht nach Hause kam. Zusammen mit der Polizei haben wir sie dann gefunden."
Er schluckte leer und ich sah,wie die Knochen an seinem Kiefer zum Vorschein kamen.
Ich legte die Hand ganz vorsichtig auf die seine.
Keine Ahnung wieso, es fühlte sich einfach richtig an.
Ich genoss das leichte kribbeln, dass mir dabei durch die Finger schoss.
Und nachdem er sich kurz nicht bewegt hatte, schlossen sich seine Finger ganz langsam um meine.
Ich atmete konzentriert ein und aus, damit er meinen gehetzt Atem nicht hören konnte.
„Und dann haben wir sie ins Krankenhaus eingeliefert. Sie haben ihre Verletzungen behandelt, und Proben für die Beweise genommen, für die Gerichtsverhandlung, weisst du. Meine Eltern und ich haben alles getan, um sie zu unterstützen. Sie bekam auch psychologische Hilfe. Viele Vergewaltigung Opfer kommen damit klar und können irgendwann sogar wieder mit einem Mann zusammen sein. Aber eben nicht alle."
Ich strich mit dem Finger leicht über den seinen, ob es ihn wirklich beruhigte oder nicht wusste ich allerdings nicht.
„Olivia hatte mir immer vertraut. Wir hatten über alles geredet. Aber seit sie kurz nach dem...Vorfall, entlassen wurde, hat sie sich in ihrem Zimmer verkrochen. Sie kam nicht mehr raus, ass nicht mehr und redete kein Wort.
Ich habe versucht, zu ihr durch zu dringen, immer und immer wieder.
Aber sie liess mich nicht an sich heran. Vielleicht weil ich sie an die Männer erinnerte...". Er schluckte einmal schwer als müsste er sich zwingen, die nächsten Worte auszusprechen.
„Und einen Monat später haben wir sie dann gefunden...sie ist aus dem Fenster unseres Hauses gesprungen. Der Arzt sagte sie sei sofort tot gewesen. Schmerzlos gestorben."
Ich blinzelte die Tränen aus den Augen weg während ich den gequälten Ton zu unterdrücken versuchte, der sich in meiner Kehle angestaut hatte. Scheisse...ich war unglaublich froh dass mir diese Grausamkeit niemals widerfahren war. Aber ich war absolut entrüstet darüber, wie vielen Frauen das weltweit noch geschah. Wie sich irgendwelche Männer einfach ihre körperliche Überlegenheit zunutze machten und sich nahmen was sie wollten. Und damit Leben und ganze Familien zerstörten.
Und meistens kamen sie sogar noch davon. Weil unser Gerichtssystem einfach scheisse ist.
„Du musst nicht weiterreden, wenn du nicht willst..."
Setzte ich leise an, doch er unterbrach mich schon wieder. Als wäre ich gar nicht da. Oder vielleicht hörte er mich auch nicht.
„Wir haben sie beerdigt, und dann das Haus verkauft. Keiner von uns konnte es mehr ansehen. Aber meine Mutter hatte es zerstört, den Tod ihrer Tochter miterleben zu müssen.
Mein Vater hat daraufhin angefangen zu trinken. Und mich begannen sie zu meiden. Sie konnten es nicht ertragen, mich noch Leben zu sehen. Ich sehe Olivia ziemlich ähnlich. Also bin ich umgezogen. Die Schule habe ich weiterhin besucht. Niemand hat irgendwas mitbekommen. Dafür hatte ich gesorgt."
Ich rutschte langsam etwas näher an ihn und berührte mit meiner Schulter die seine. Ich wusste nicht wie ich sonst mein Mitgefühl hätte ausdrücken sollen. Ich spürte seinen Schmerz und hätte ihn ihm so gerne abgenommen.
„Ich hatte es gerade halbwegs geschafft, wieder ins normale Leben zurückzukehren.
Es war etwa ein Jahr später. Versteh mich nicht falsch, ich vermisse Olivia noch immer jeden Tag, aber ich hatte endlich einen Weg gefunden, mit ihrem Tod klar zu kommen.
Und dann habe ich von der Polizei eine Nachricht bekommen. Sie hätten den Vergewaltiger meiner Schwester gefunden. Er war zwar auf Kaution frei, bald wäre aber sein Gerichtstermin gewesen. Ich hätte ihn vor Gericht gehen lassen sollen.
Denn dann hätten ihn die Beweise überführt und er wäre ins Gefängnis gekommen. Das denkst du doch, oder?"
Ich runzelte die Stirn.
„Nein, ich denke, dass es nicht einfach ist, den Vergewaltiger seiner Schwester vor Gericht zu sehen. Ich kann es also nicht beurteilen."
Als hätte er meine Antwort gar nicht wirklich wissen wollen, geschweige denn gehört, fuhr er fort, ich sass unterdessen eng an ihn gedrängt neben ihm auf dem Bett. Seine Wärme beruhigte mich etwas und ich hoffte dass es ihm ebenso ging.
„Ich hab mit dem Staatsanwalt gesprochen. Er sagte dass das Maximum, bei einem guten Richtet, 30 Jahre Gefängnis waren. Das heisst der Mörder meiner Schwester wäre irgendwann wieder in die Freiheit zurück gekommen. Und meiner Schwester war das nicht möglich gewesen.
Ich war so ausser mir, ich konnte nicht akzeptieren, dass er sein Leben in Frieden zu Ende hätte leben können. Ich kannte seinen Namen und ich hab mir ein paar meiner Jungs geschnappt und ihn abgefangen."
Ich nickte. Langsam machte alles Sinn. Ich konnte mir schon denken, wie es weiter gehen würde, bevor er fortfuhr.
„Ich habe ihn verprügelt und sie hatten ihn festgehalten. Ich wollte, dass er sich so fühlte wie Olivia. Hilflos, ausgeliefert, mit panischer Todesangst. Aber ich konnte nicht aufhören. Ich sah in ihm ihren Mörder und ich wollte nicht, dass er weiter leben durfte, wenn meine Schwester das auch nicht durfte.
Also hörte ich nicht mehr auf. Er landete im Krankenhaus. Er liegt heute noch im Koma..."
Ich nickte als Antwort, dann drehte er sich wieder zu mir um und blickte mir in die Augen, als er weiterredete.
„Ich ging wegen Körperverletzung für zwei Jahre in den Bau. Wegen der Geschichte mit meiner Schwester verminderten die Geschworenen das Strafmass. Und wegen guter Führung durfe ich nach eineinhalb Jahren auf Bewährung raus."
„Wieso hast du keine Fussfessel?"
Er zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Ich bin Erst Täter und was weiss ich."
Ich nickte, nur halb verstehend.
„Und jetzt bin ich hier. Und erzähle dir etwas was ich niemandem sonst erzähle. Was ich eigentlich nie jemandem erzählen wollte. Worüber ic meistens nicht mal nachdenken will. Und wieso genau weiss ich auch nicht."
Er lehnte seine Stirn an meine und schloss die Augen. Ich sah die Trauer darin, bevor mir der Blick auf sie verwehrt wurde.
Es war ein echt krasses Gefühl, ihm so nahe zu sein. Es fühlte sich irgendwie Intim an.
„Danke, dass du mir das alles anvertraut hast. Ich werde es niemandem sagen. Versprochen."
Er nickte und hielt meine Hände fest in seiner.
„Was denkst du jetzt von mir?"
Seine Stimme war gefasst, als würde er versuchen, die Maske wieder irgendwie in Stellung zu bringen.
Was dachte er selbst von sich? Hielt er sich für ein Monster? Wahrscheinlich schon. War er eines? Nein. Ich wüsste nicht, was ich an seiner Stelle getan hätte. Ich befürwortete Selbstjustiz in keiner Weise...aber ich verstand, dass er nicht damit leben konnte, den Mörder seiner Schwester in Ruhe alt werden zu lassen.
„Ich verurteile dich nicht, Alec. Alles was ich in dir sehe ist ein liebender Bruder. Der alles tat was er konnte um seiner Schwester zu retten und zu rächen. Ich bin zwar gegen Gewalt, aber ich weiss nicht was ich an deiner Stelle getan hätte und kann deshalb auch nicht den Moralapostel spielen."
Seufzte ich und leise und seine Mundwinkel zuckten leicht.
„Danke, Paige."
Raunte er und ich lächelte.
„Darf ich noch eine Frage stellen?"
Flüsterte ich und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Es war nur ein Experiment. Ein Experiment um zu sehen, was ich fühlte. Für Alec. Und vielleicht auch ein bisschen um meine Hormone zu besänftigen, die wie wild in meinem Körper herum flitzten.
„Ja?"
Er blinzelte.
Ich atmete tief ein.
Das würde ich bestimmt bereuen. Aber ich konnte mich selbst nicht beherrschen. Ich wollte es und ich wollte wissen, ob er es auch wollte.
„Küss mich."
Schoss es aus mir heraus.
Er zog den Kopf erstaunt einige Zentimeter zurück und schien sich zu fragen ob ich es ernst meinte. Sein Blick ging suchend zwischen meinen Augen hin und her.
Ich schluckte und befand mich bereits auf bestem Weg dazu, wieder zurückzukrebsen.
Dann begann er langsam zu grinsen und sein altes Funkeln kehrte in seine Augen zurück. Erleichterung erfasste mich in Wellen.
„Das ist doch gar keine Frage."
Flüsterte er und ich zuckte nur die Schultern.
War mir in dem Moment so egal.
„Tu es einfach."
„Das brauchst du mir nicht nochmals zu sagen, Bambi."
Raunte er und dann lagen seine Lippen direkt auf meinen.
Ein Energiestoss fuhr durch meinen gesamten Körper und mein Herz schlug so schnell, dass es weh tat.
Seine Lippen waren so weich, und sein Kuss so sanft.
Unsere Lippen bewegten sich zögernd und fast noch scheu im Einklang und je mehr ich von ihm zu schmecken bekam, desto mehr wollte mein Körper.
Ich hob meine Hand langsam an seine Wange und liess sie dann langsam zu seinen Haaren wandern.
Er schlang einen Arm um mich und zog mich einfach mit, während er mich langsam auf den Rücken legte.
Als er merkte dass ich willig folgte, wurden seine Küsse wurden intensiver, fordernder und mir wurde es immer heisser. Ich vergrub meine Finger in seinem weichen, starken Haar und zog leicht daran. Es war genauso dicht und weich wie ich es mir vorgestellt hatte. Ihm entwich ein leises Stöhnen, was meinen Unterleib zum Schmelzen brachte.
Er biss mir leicht auf die Lippen und zog daran, was auch den Rest meiner Hirnzellen schmelzen und endgültig verschwinden liess.
Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und zog seinen Körper näher an meinen. Ich wollte ihn überall um mich haben, wollte von seinem Jasmin-Duft umhüllt sein und seine Haut überall spüren.
Er kniete über mir, unsere Körper trennte nichts ausser unserer Kleidung.
Er hatte sein Bein zwischen meine Oberschenkel geschoben und ich fuhr langsam mit den Händen unter sein Shirt. Sein Bauch war hart und stramm wie ein Waschbrett.
Ich konnte es nicht fassen, das ich ihn gerade tatsächlich küsste. Und dass ich es zuliess, dass er meine Hüfte langsam hinunter fuhr und mich noch...heisser machte.
Ich spürte wie mein Körper vor Hitze beinahe zu schmelzen begann. Er küsste mein Kinn, dann meinen Hals und dann die Kuhle an meiner Schulter, während ich meinen Kopf zur Seite legte, damit seine Lippen meine Haut besser erreichten. Ich wollte mehr und mir war egal ob mein vernünftiges Ich dagegen wäre.
„Verdammt Paige...", knurrte Alec, als er kurz genauso schwer atmend wie ich den Kopf hob und meine geschwollenen Lippen betrachtete, bevor er wieder seine Lippen auf meine presste. Als könnte er sich nicht zurückhalten.
Ich nahm seine Hände und führte sie zum Bund meiner lockeren Hose. Ich war kurz davor ihm grünes Licht zu geben. Verdammt ich konnte ab nichts anderes denken.
Doch dann, gerade als seine Fingerknöchel über meinen nackten Bauch strichen und mein Unterleib fast schon schmerzhaft zu pochen begann, hielt er abrupt inne.
Er löste sich schwer atmend von mir und ich öffnete die Augen, um direkt in seine dunkelgrünen, brennenden Augen zu sehen.
„Was ist?"
Keuchte ich und er wanderte mit seinem Blick mein Gesicht entlang, als wollte er sich jede Einzelheit merken. Sein Finger strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr, während sein Kiefer mahlte und er versuchte, die Kontrolle über sich zu erhalten.
„Das geht nicht."
Ich blinzelte verwirrt.
„Was?"
Ich sah wie schwer es ihm fiel, aber er hievte sich langsam von mir hoch und ich rappelte mich ungläubig auf.
„Habe ich was falsch gemacht?"
Flüsterte ich beunruhigt.
Er lachte trocken.
„Fuck nein...du weisst gar nicht wie gerne ich weitermachen würde."
Meinte er und biss sich auf die Lippen, während sein Blick weiter meinen Körper hinunter glitt.
„Was ist dann das Problem."
Flüsterte ich leicht weinerlich. Toll Paige, jetzt heul doch gleich los wie eine bescheuerte Memme. Jeder wird mal abgewiesen, komm drüber weg.
„Du bist nicht...ich will nicht...", er räusperte sich frustriert und fuhr sich durch die Haare, in denen ich noch vor wenigen Minuten meine Finger vergraben hatte.
„Du bist eine anständige Frau und anders als die meisten, die ich kenne. Ich will es richtig machen. Dich kennen lernen."
Meine Augen wurden gross.
Das war irgendwie...süss. Ich hätte ihm alles gegeben, was er in diesem Moment hätte verlangen können und dennoch hatte er es nicht einfach genommen. Das hatte ich nicht erwartet und irgendwie liessen seine Worte mein blödes Herz höher schlagen.
„Oh...okay."
Murmelte ich leise und er hob mein Kinn leicht hoch, sodass ich direkt in seine funkelnden Augen blickte.
Sie schienen zu glühen als würden tausend Sonnen darin brennen.
Er grinste frech.
„Aber siehst du. Ich sagte doch du wirst mich noch darum bitten, dich zu berühren."
Ein leichtes Lächeln erschien auf meinem Gesicht.
„Du bist ein Idiot."
Murmelte ich halbernst.
„Ich weiss."
Er zuckte die Schultern und stand auf.
„Also dann Bambi, ich sollte dich wohl langsam schlafen lassen. Das Lernen muss dich wohl ganz schön beansprucht haben."
Er zwinkerte und ich musste schmunzeln, während ich mein eigenes zauses Haar mit den Fingern durchkämmte.
„Schlaf gut."
Dann war er aus meinem Zimmer verschwunden uns ich blieb perplex und blinzelnd zurück.
„Was zum Teufel ist gerade geschehen..."
Flüsterte ich dann fassungslos und liess mich wieder zurück ins Kissen sinken. Es roch nach Jasmin....verdammt.
Es war bereits 1 Uhr Nachts, wie lange mussten wir da gesessen und geredet haben.
Ich schlug mir gegen den Kopf.
„Oh mein Gott, was habe ich getan?"
Schrie ich lautlos und schlug mit den Füssen auf das Bett ein.
Ich hatte ihn tatsächlich gebeten, mich zu küssen. Ich meine, was hatte ich mir dabei nur gedacht? Nichts eigentlich...das war ja das Problem.
Ich war verdammt noch mal Irre.
Verdammt, ich spürte noch immer die Hitze seiner Berührungen auf meiner Haut und es fühlte sich viel zu gut an. Viel zu gut.
Ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen.
Es war ja nicht einmal seine Idee gewesen, sondern meine. Mich alleine traf die Schuld.
Und dennoch hatte es sich richtig angefühlt. Er war nach Nolan der erste, dem ich mich wirklich gerne hingegeben hätte.
Ich befürchtete langsam zu erkennen, dass ich echt was übrig hatte für diesen Typen, der gleich nebenan schlief.
Und dadurch dass er noch solche...süsse Dinge gesagt hatte, wurde alles sogar noch schlimmer.
Ich deckte mir die Augen mit den Händen zu.
Das war gar nicht gut. Ich durfte keine Gefühle für den Schwarm meiner besten Freundin entwickeln.
Ich war sogar langsam der Meinung dass er gar nicht so ein arschiger Kerl war wie die meisten Jungs an der Schule.
Ich glaubte auch, dass er mich vielleicht auch etwas mochte. Ansonsten hätte er ja wohl nicht angehalten. Oder gesagt, dass er es richtig machen wollte. Mein dummes Herz schlug beim Gedanken an seine Worte nochmals schneller.
Er wollte mich kennen lernen, das hatte er genau so gesagt.
„Er mag mich."
Flüsterte ich mit grossen Augen und schlug dann mit den Beinen mehrmals auf die Matratze.
Mein Gesicht begann zu strahlen.
Mist, ich mochte ihn wirklich.
Aber er mich auch.
Irgendwie fühlte ich für einige Sekunde echt starke Glücksgefühle.
Dann fiel mir wieder ein, dass ja Sam eigentlich auf Alec stand. Und ich konnte ihr nicht einfach sagen, dass er mich lieber mochte als sie und wir uns sogar geküsst hatten.
Scheisse, jetzt kam bereits wieder das schlechte Gewissen.
Ich versank in Gedanken. Das war schwere Kost gewesen. Das mit seiner Schwester und unsere wilde Knutscherei. Ich verhaspelte mich so lange in Gedanken, bis ich irgendwann endlich eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen mit einer verkaterten Sam und Alec am Tisch zu sitzen war echt unangenehm gewesen.
Sam hatte die ganze Zeit über Kaffee getrunken und mich mit verschmierter Schminke angelächelt.
Alec hatte keine Miene verzogen und liess sich absolut nichts anmerken. Und ich, ja ich hatte krampfhaft lächelnd versucht mein übelst schlechtes Gewissen zu unterdrücken und irgendwelche Gespräche zu führen.
Als die Qual dann endlich vorbei war und Sam mir in der Küche geholfen hatte, hatte sie sich sehr traurig darüber beschwert, dass Alec plötzlich so abweisend zu ihr geworden sei.
Auf ihre Frage hin ob ich darüber etwas wüsste verneinte ich und fühlte mich danach gleich noch mieser.
Ich hatte Sam zu einer heissen Dusche geraten und diesen Rat hatte sie auch schweren Herzens befolgt.
Jetzt stand ich vor der Couch, auf der Alec es sich gemütlich gemacht hatte und Fernseher guckte.
„Du versperrst mir die Sicht, Bambi."
Merkte er an. Dann bildeten sich diese feinen Grübchen in seinen Wangen die er immer bekam, wenn er sein freches Grinsen aufsetzte
Einfach zum anbeissen.
„Obwohl, wenn du dich noch etwas seitlich drehst wird der Ausblick noch um einiges besser."
Raunte er mit gesenkter Stimme und ich sah automatisch in Richtung des Badezimmers, wo noch immer die Dusche rauschte.
„Psst."
Machte ich leicht panisch und gab ihm mit den Händen ein Zeichen, nicht so laut zu reden.
„Und Bambi, konntest du gestern noch gut einschlafen?"
Kam als Antwort seine lautstarke Frage.
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
Und die Hitze gleich mit dazu.
„Hervorragend."
Antwortete ich nuschelnd und er sah ziemlich selbstzufrieden aus.
Was für ein Idiot.
„Du hast mich... überrascht. Das muss ich zugeben."
Ich verzog das Gesicht zu einem verlegenen Lächeln.
Er packte mein Handgelenk und zog mich näher zu sich.
Ich stand direkt vor ihm, er hatte die Arme um meine Beine geschlossen und linste nun zwischen seinen Haarsträhnen zu mir hoch.
„Aber ich werde es richtig angehen. Mit Dates und allem. Das ganze Programm."
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hätte vor Freude kreischen können.
Er meinte es also wirklich ernst. Und er wollte, ein Date mit mir? Hatte er mir das gerade durch die Blume verklickert? War das überhaupt noch die reale Welt?
„Und wer sagt denn, dass ich dich kennen lernen will?"
Meinte ich arrogant und versuchte mein durchaus überglückliches Lächeln zu verbergen.
Sein Gesicht befand sich direkt auf der Höhe meiner Hüfte und plötzlich spürte ich seine Lippen knapp über dem Bund meiner Pyjama Hosen.
Auf meiner nackten Haut. Mein Unterleib zog sich zusammen, als er langsam und genüsslich heisse Küsse darauf verteilte.
Ich schnappte nach Luft und biss mir fest auf die Lippen, um nicht in seine Arme zu sinken wie ein verlorenes naives Mädchen. Ein leises Wimmern entwich mir.
„Siehst du."
Er lehnte sich zufrieden zurück und legte die Arme auf die Lehne des Sofas.
„Ich denke du willst mich sehr wohl auch kennen lernen."
Ausser Atem und noch immer geflasht von seiner Kuss Attacke, nickte ich nur schwach.
„Stimmt. Aber bild dir ja nichts drauf ein."
Hauchte ich bloss und zog mein Shirt tiefer runter.
„Würde ich niemals."
Grinste er wenig überzeugend und strich sich über sein rasiertes Kinn.
„Jetzt aber zu meiner Frage."
Ich erinnerte mich an den Grund, wieso ich eigentlich ursprünglich hatte mit ihm reden wollen.
„Nur zu Bambi."
Er winkte mit den Fingern und ich verschränkte die Arme und stand noch immer vor ihm.
„Wieso verhältst du dich Sam gegenüber so unterkühlt die letzten Tage? Ihr fällt das auf und sie ist echt geschafft deswegen."
Unbehaglich kratzte ich mir den Ellbogen.
Alec runzelte die Stirn.
„Ist dir das etwa nicht klar?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Würde ich sonst fragen?"
Er seufzte und betrachtete seine Zehen, die er weit vom Sofa ausgestreckt hatte. Ob mans glaubte oder nicht, egal in welcher Position, dieser Mann sah immer gut aus.
„Ich will ihr keine falschen Hoffnungen machen. Sie ist nicht mein Typ, war sie sowieso nicht. Und jetzt, wo ich Interesse an ihrer Mitbewohnerin entwickle, ist es nur fair, ihr nicht das Gefühl zu geben ich wolle was von ihr."
Er zuckte die Schultern, als wäre das eine simple Sache.
„Ausserdem mag ich ihren Lebensstil nicht. Damit kann ich nichts anfangen. Da kannst du nichts dafür."
Ich schnaubte. Tolle Erklärung. Aber irgendwie war es ja auch richtig so. Immerhin besser als wie ich, Sam die ganze Zeit zu belügen. Aber würde ich ihr erzählen dass ich Alec geküsst hatte, würde sie mich umbringen.
„Mhm okay. Dann lass ich ich mal weiter deine Sendung schauen."
Meinte ich leicht lächelnd, als ich hörte wie das Schloss im Bad sich umdrehte.
„Du kannst doch mit schauen, ich beisse schon nicht."
Alec wackelte mit den Brauen und in dem Moment kam Sam ins Wohnzimmer. Ihr Shirt war durchnässt und man konnte darunter ziemlich viel erkennen. Schien sie aber nicht zu stören.
„Sendung? Also ich gucke sie sehr gerne mit dir."
Antwortete sie bevor ich den Mund überhaupt lffnen konnte und eilte zum Sofa.
Dort machte sie sich sofort breit. Nicht einmal wenn ich gewollt hätte, hätte ich noch Platz gefunden.
Irgendwie begann es mich ein wenig zu stören, dass sie sich ihm gegenüber so lasziv benahm.
Schliesslich hatte er mich geküsst. Und ich hatte auch keine grosse Freude daran zu sehen, wie er jetzt mit ihr auf dem Sofa sass, auch wenn er keinerlei Annäherungsversuche startete.
Ich seufzte nur leise und verzog mich wieder in mein Zimmer. Trotz des tollen Wetters blieb ich dort drin für den Rest des Sonntags. Schliesslich musste ich für meinen letzten Test am Dienstag lernen.
Und gestern war das Lernen eindeutig zu kurz gekommen.
Die Konzentration fiel mir schwer. Jedes Mal wenn ich versuchte, mir etwas über die Biografie des Philosophen und Religionskritiker zu merken, streunte wieder Alec durch meine Gedanken. Wie er sagte dass wir ein Date haben würden und wie er mich gestern so heiss geküsst hatte. Mein Leben schien sich mit seinem Ankommen schlagartig zu verändern. Und auch wenn ich es zu Beginn gehasst hatte, langsam fand ich Gefallen daran, in seiner Nähe sein zu können. Sehr sogar.

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