Chapter 5-Zickenkrieg und Testosteron
Obwohl er mindestens 30 Meter von mir entfernt war, trafen sich unsere Blicke.
Er musterte mich, was ich an der Tatsache erkannte, dass mein gesamter Körper zu kribbeln begann.
Er sah wirklich nicht schlecht aus. Die Ausrüstung bedeckte leider ziemlich vieles, aber er machte eine gute Figur, als er den Helm
Aufsetzte und mit den anderen begann, mühelose Runden um das grosse Football Feld zu rennen.
Ich atmete langsam ein.
Neben mir seufzten die Mädels.
„So, genug gestarrt! Ihr seid ja schlimmer als die Karnickel! Zurück auf Position!"
Schnauzte uns der Coach aus dem Mikrophon an.
Daraufhin klickte sie auf den Knopf ihres Altmodischen Radios und laute Musik dröhnte in meinen Ohren.
Ich stellte mich in die hintere der zwei Reihen an meinen Platz und legte los.
Synchron wirbelten wir über den Platz, duckten uns, hoben die Hände in die Luft; schüttelten sie und wackelten mit den Arsch. Dann noch einige weitere Figuren, die ich zuverlässig erfüllte, und dann war es für die zweite Reihe vorbei.
Wir verzogen uns unauffällig vom Feld, da jetzt die erste Reihe mit der berühmten Pyramide an der Reihe waren.
Im Takt der Musik stiegen sie einander langsam und mit strahlenden Lächeln und gehobenen Armen auf die Rücken.
Immer weiter. Dann kamen Sam und Cindy, die sich auf die Schultern der Mädchen unter sich stellten.
Lächelnd hielten sie Monik die Hände hin, um sie auf die Spitze der Pyramide zu hieven.
Das ganze sah wirklich ziemlich elegant aus, wenn man die vor Anstrengung zitternden Knie ausser Acht liess.
„Au!"
Schrie Monik dann plötzlich und liess die Hände der beiden los und stürzte zu Boden.
Erschrocken brach die Pyramide auseinander und Cindy stürzte sofort zu Monik, die sich am Boden benommen aufrappelte und dramatisch schniefte.
„Monik? Noch lebendig?"
Erkundigte sich der Coach sehr mitfühlend durchs Mikrophon.
Als keine Antwort kam, machte sie sich schliesslich murrend auf den Weg zur Verletzten.
„Zur Seite, Monik, was ist da passiert zur Hölle? Hast du den Platz an der Spitze etwa nicht mehr verdient?"
Mit traurigen Augen blinzelte das It-Girl zu ihrer Lehrerin hoch.
Dann wies sie anklagend auf Sam, die etwas weiter weg stand und genervt die Arme verschränkt hatte.
„Nein! Aber Sam hat mich gestossen statt mir rauf zu helfen!"
Sam riss die Augen auf und auch mir blieb die Spucke weg.
Geraune ging durch die jungen Frauen.
„Samantha! Sowas nenne ich aber unsportlich!"
„Das stimmt nicht! Ich hab nichts gemacht!"
Wehrte sich Sam und fuchtelte in der Luft rum.
Monik warf Cindy einen bedeutungsvollen Blick zu.
Diese Knetete daraufhin betreten ihre Hände. Ohje, da braute sich was zusammen. Und es stank zum Himmel.
„Ich habs auch gesehen Coach, sie hat sie voll runter gestossen."
„Du elende Lügnerin!"
Ging Sam auf Cindy los.
Ich war gerade noch rechtzeitig da, um sie zurück halten. Mit sehr viel Mühe, da sie doch um einiges grösser war als ich.
„Nun denn, so eine Unsportlichkeit dulde ich nicht. Du wirst für eine weile in der zweiten Reihe tanzen, Samantha."
Ich kannte Sam, sowas würde sie nicht machen.
„Ganz ruhig, ich glaube dir aber du machst es nur noch schlimmer."
Flüsterte ich ihr zu. Sie hatte Tränen in den Augen vor Wut.
„Gut, Wir machen Schluss für heute, Mädels."
Seufzte der Coach, als sie sah wie alle nur noch demotiviert auf dem Boden rum sassen und sich den Schweiss von der Stirn wischten.
Langsam erhoben sich die ausgelaugten Cheereos und machten sich auf den Weg zu den Kabinen und dort bogen die meisten scharf ab, um noch das Spiel der Jungs zu beobachten.
Ich hielt Sam weiterhin seitlich im Arm, als Monik an uns vorbei lief.
Eine triumphierenden Blick in den Augen.
„Lasst bloss meinen Freund in Ruhe oder das war bloss der Anfang."
Zischte sie uns zu und stolzierte dann, als wäre nichts gewesen, vom Feld.
„So eine..."
Bebte Sam und machte sich von mir los.
„Lass sie doch. Sie kann dir nichts anhaben, wenn du dich nicht nerven lässt."
Versuchte ich Sam zu beruhigen. Sie war ziemlich aufbrausend und tat gerne mal Dinge, die sie im Nachhinein bereute. Und ich hielt sie wenn es ging von genau sowas ab.
„Aber hat sie ja gerade eben getan! Dabei ist sie gar nicht mehr mir Alec zusammen, diese kleine Giftschlange!"
Ich seufzte.
„Aber du bist so unverzichtbar fürs Team, du wirst in Null komma nichts wieder oben stehen! Und nächstes Jahr wird Monik nicht mehr hier sein. Vielleicht kannst du dann sogar auf die Spitze. Nur noch knapp vier Wochen Sam."
Redete ich auf sie ein und sie beruhigte sich langsam wieder.
„Du hast recht. Danke Liebes, dass du so für mich da bist. Ich hätte dich vorhin nicht so anfahren sollen."
Lächelte sie mich entschuldigend an.
Ich versuchte much ebenfalls in einem Grinsen.
„Schon okay; halb so wild."
„Wollen wir noch zusehen wie Nolan seinen Posten als Quarter Back an Alec verliert?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein danke, ich stehe nich so drauf wenn sich Testosteron-gesteuerte Männer gegenseitig die Köpfe einschlagen."
Meinte ich schulterzuckend.
„Ach Paige, du bist ein echt aussichtsloser Fall."
Lachte Sam und stürmte dann zum Feld weiter vorne, wo die Rüstungen gerade gegeneinander krachten und Gras aufgewirbelt wurde.
Ich seufzte und machte mich auf den Weg zur Umkleide.
Ein bisschen verlockend war es schon, aber ich wollte eigentlich gar nichts wissen von dem ganzen Drama.
Mir reichte bereits die heutigen drei.
Als Sam später am Abend ein ganzes Stück nach mir nach Hause kam, war sie wieder völlig aus dem Häuschen und erzählte mir, wie sich Alec seinen Thron wieder zurück geholt hatte und wie krass Nolans Abgang gewesen war.
Ich fand es zwar gut, dass Nolans Ego ein Dämpfer verpasst worden war, aber das war es auch schon gewesen. Wer noch gefeiert hatte und wer sich an wessen Hals geschmissen hatte, juckte mich herzlich wenig.
Die nächsten Tage verliefen eigentlich ziemlich ereignislos.
Alec lief in der Schule rum als wäre er der neu gefeierte Star und hatte immer die Hälfte seiner Football-Mannschaft um sich herum. Sam geiferte ihn weiter an und machte sich bei jeder Gelegenheit an ihn ran.
Monik wiederum versuchte ihr bei jeder Gelegenheit eins auszuwischen.
Wie zum Beispiel mit nassen Klamotten nach dem Sport oder SMS in denen was fieses stand.
Trotzdem sah ich sie nie in Alecs Nähe, die zwei waren also eindeutig nicht wieder zusammen. Das war nur ihr Wunschdenken.
Ich hielt mich so gut es Ging von Monik fern und auch von Alec. Zwar grüssten wir uns wenn wir uns sahen, aber bei dem ganzen Gefolge das jeweils hinter ihm stand, war mir die Lust vergangen, mit ihm zu reden.
Er hatte sich seinem alten Ruf wieder geholt und war wieder so beliebt wie eh und je. Schön für ihn. Mich interessierte noch immer bloss, wieso er ins Gefängnis musste, denn der Rest der Schule schien das bereitwillig wieder zu vergessen. Einen Kriminellen anzuhimmeln ohne zu wissen, was er getan hatte, hielt ich nicht für ratsam.
Eigentlich war es auch ganz gut, dass Alec und ich nicht mehr all zu nahe kamen.
So kam ich auch gar nie in Versuchung, das zu Ende zu bringen was wir am ersten Abend beinahe begonnen hätten.
So war es eigentlich ganz gut und ich konnte für meine letzte Philosophie Prüfung lernen. Ohne irgend eine Störung.
Zumindest dachte ich das.
Als ich nämlich am Ende der zweiten Woche, also zwei Wochen vor den Sommerferien, wieder nach Hause kam, blieb ich wie angewurzelt im Türrahmen stehen.
Da auf dem Sofa hatte Alec mit einem zufriedenen Grinsen die Beine ausgestreckt. Als er mich sah, intensivierte sich sein Grinsen und er zwinkerte mir zu.
„Samantha!"
Schrie ich. Ich benutzte ihren ganzen Namen nur selten, aber wenn, dann eilte es.
Sie kam aus der Küche gestürzt.
„Was ist? Ah hi, Liebes."
Eilig wuselte sie auf mich zu und gab mir Küsschen links und rechts.
Verdutzt blieb ich stehen und liess die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
„Was genau ist hier los?"
Fragte ich die beiden und Sams Augen strahlten. Kein gutes Zeichen.
„Du hast dich doch erst letztens darüber beschwert, wie teuer hier alles ist, nicht?"
Ich legte den Kopf schief und in meiner Stirn bildete sich eine tiefe Furche.
„Ja...wieso?"
Ich wusste nicht ob ich die Frage wirklich hätte stellen sollen, denn die Antwort wollte ich definitiv nicht hören.
„Er ist die Lösung."
Meine Mundwinkel sackten nach unten.
„Das ist nicht dein Ernst Sam, oder?"
Fragte ich richtig angepisst.
Sie grinste immer noch, und schien nicht zu bemerken dass ich davon nicht so erfreut war wie sie.
„Doch! Alec wird hier vorübergehend einziehen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat! Ist das nicht toll?"
Jubelte sie und drehte sich zu Alec um.
Dieser begann sofort zu nicken und winkte mir verschmitzt zu.
So ein Mistkerl!
„Und das hast du ohne mich zu fragen beschlossen? Das ist immer noch unsere Wohnung, Sam."
Erstaunt hob sie die Brauen.
„Aber die Miete durch drei, ich dachte damit hättest du kein Problem?"
Schnell tappte sie näher un lehnte sich zu mir rüber.
„Ausserdem bin ich jetzt immer in seiner Nähe, besser könnte es gar nicht laufen."
„Ich weiss schon..."
Meinte ich gequält. Das Problem war nur, dass ich es jetzt auch war. Dauernd in seiner Nähe. Und ich wusste, dass das nicht lange gut gehen würde. Ich hatte es doch so super geschafft, mich die beiden Wochen fern zu halten, wieso musste Sam jetzt wieder alles versauen.
„Aber nein. Ich bin nicht einverstanden."
Ich verschränkte die Arme um diese Position zu verstärken. Enttäuscht liess Sam die Arme hängen.
„Aber Paige", jammerte sie herzerweichend.
Alec legte den Kopf schief.
„Ich erinnere dich an den Gefallen, den du mir schuldest ja nur sehr ungern..."
Natürlich tat er das.
„Das kann man doch gar nicht vergleichen!"
Protestierte ich und Sam sah leicht verwirrt von mir zu Alec. Ich merkte, dass ich ihr vielleicht gleich erklären musste, dass Alec sie nicht ihretwegen nach Hause getragen hatte, sondern um mir zu helfen.
Also stöhnte ich nur und nickte dann.
„Okay. Okay ich bin einverstanden."
Glücklich wie ein kleines Kind, dem man ein Spielzeug gekauft hatte, quietschte Sam laut auf.
„Na dann."
Alec schwang sich von der Couch auf die Füsse und grinste mich leicht triumphierend an.
„Darf ich mich vorstellen. Ich bin dein neuer Mitbewohner."
Süffisant lächelnd packte ich ihn am Arm, während Sam wieder in der Küche verschwand.
Sonst kochte sie nie freiwillig...mann, sie musste wohl echt einen Narren an Alec gefressen haben.
„Kann ich dich mal einen Moment sprechen?"
Meinte ich bemüht freundlich.
„Klar. Mach ruhig zwei Momente draus."
Alec lehnte sich an die Wand im kleinen Gang, der vom Wohnzimmer weg führte, an dem beide unsere Zimmer rechts und links lagen und an dessen Ende das Bad lag.
„Was zum Teufel soll das werden?"
Zischte ich völlig ausser mir und starrte ihn wutentbrannt an.
„Was denn? Mir gefiel es hier und Sam hat mir den Vorschlag gemacht, als ich es beiläufig erwähnt hatte. Da konnte ich doch nicht ablehnen."
Er grinste schief und mit diesem abenteuerlichen Funkeln in den waldgrünen Augen.
Nein, einfach nicht hinsehen, Paige. Schön zusammenreissen und ignorieren, wie nahe du ihm schon wieder bist.
„Mache ich dich unruhig, Bambi?"
Neckte er mich und ich atmete kontrolliert ein.
„Hast du nicht gemerkt, dass ich dir aus dem Weg gegangen bin?"
Er zuckte die Schultern.
„Doch. Aber das wird ja jetzt nicht mehr möglich sein."
Er lächelte so unschuldig wie ein Engel.
Jede andere wäre wahrscheinlich drauf reingefallen, wüsste sie nicht was ich wusste.
„Du kannst Sam nicht einfach benutzen um wieder Kontakt mit mir zu haben! Du weisst wie sehr sie dich mag, das ist moralisch total falsch!"
Las ich ihm im Flüsterton die Leviten.
Er hob nur unbeeindruckt eine Braue. Moral schien ihm wohl nicht all zu viel zu sagen.
„Wieso nicht? Und ausserdem, wer sagt dass ich das wegen dir gemacht habe? Du musst da aber was ganz schön rein interpretiert haben, Paige."
Meinte er dann spöttisch grinsend, während er den Kopf etwas zu mir runter neigte.
Wortlos öffnete ich den Mund.
So ein Arsch! Es war doch logisch dass ich nach seinen vorigen Worten auf so einen Schluss kam.
„Behaupte jetzt nicht dass du dich nicht darüber freust, dass ich hier bin. Das wäre nämlich gelogen, Bambi."
Er grinste breit und zwinkerte mir zu.
Verdammt, wieso passierte mir sowas!
Und wie ich mich freute, leider. Mein Körper spielte gleich beim Gedanken daran, mehr in seiner Nähe zu sein, verrückt.
Doch das war gar nicht gut. Er war Sams Schwarm und ich hatte sie schonmal wegen ihm und mir angelogen. Ich wollte auf keinen Fall, dass sich das wiederholte. Das hiess ich musste einen Weg finden, mich von ihm fern zu halten so gut es ging. Auch wenn wir jetzt in derselben Wohnung lebten...
„Du machst es nur noch schwerer für uns."
Platzte es dann aus mir raus.
Er runzelte die Stirn und stützte einen muskulösen Arm neben mir an der Wand ab.
„Wieso das denn? Bist du mir etwa schon verfallen?"
Ich schnaubte.
„Das kannst du vergessen. Nein, aber Monik rennt in der ganzen Schule rum und verkündet dass ihr noch zusammen seid. Sie hat mich und vor allem Sam sowieso schon auf dem Kiker. Ich habe keine Lust auf noch mehr eifersüchtige Exen Probleme."
Er sah gar nicht mehr herablassend oder spöttisch aus, als er antwortete.
„Ich kümmere mich darum."
Ich blinzelte, überrascht von seinem schnellen Zugeständnis.
„Oh. Okay gut."
Nickte ich und wusste nicht mehr weiter.
Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Essen ist fertig!"
Rief Sam aus der Küche und es roch verbrannt bis hierhin.
„Vielleicht sollten wir besser was bestellen."
Merkte Alec mit verzogenen Lippen an und ich musste grinsen.
„Tja, du wolltest ja hier wohnen. Viel Spass."
Dann drängte ich mich an ihm vorbei um bei Sam in der Küche noch zu retten, was zu retten war.
Am nächsten Morgen schlief ich ausnahmsweise richtig schön aus. Es war schliesslich Samstag und in nur zwei Wochen waren endlich Sommerferien.
Als ich dann endlich die Augen öffnete und mich genüsslich streckte, war es bereits hell.
Ein Blick auf den Wecker bestätigte mir, dass bereits Elf Uhr morgen war.
Ich seufzte wohlig und strampelte die Decke von meinem Körper, da sie unterdessen viel zu heiss geworden war.
Die Strahlen erhellten meinen kleinen Wohnraum und ich fühlte mich wie auf Wolken.
Ich schwang die Füsse aus dem Bett und auf den aufgewärmten Boden.
Dann schnappte ich mir mein gefülltes Wasserglas und leerte es.
Schlussendlich tappte ich, nur in Einem ausgewaschenen Shirt von mir und einem Höschen bekleidet, in Richtung Bad.
Was ja nichts ungewöhnliches war. In einer reinen Frauen WG störte das niemanden. Nur hatte ich die Tatsache vergessen, dass seit gestern Abend auch ein arroganter Macho hier wohnte.
„An den Anblick am Morgen könnte ich mich gewöhnen."
Hörte ich eine raue, vom Schlaf gezeichnete Stimme hinter mir.
Mein verschlafener und entspannter Blick wandelte sich augenblicklich in weit aufgerissene und leicht panische Augen.
„A...alec."
Stellte ich wenig intelligent fest und drehte mich zu ihm um und zog das Shirt weiter runter.
Er sah mich ungeniert und schief von der Seite an und trug ein freches Grinsen auf den Lippen.
„Was soll das?"
Fragte ich angespannt und machte eine drehende Bewegung mit meiner Hand.
„Jetzt dreh dich schon um, oder willst du weiterhin so gaffen?"
Schnauzte ich ihn an. „Eigentlich hatte ich genau das vor."
Setzte er an und ich schlug ihm mit einer Hand auf die Brust.
„Jetzt mach schon!"
Er lachte brummend. Schon wieder amüsierte er sich wegen mir, was für ein schöner Start in den Tag.
Dann drehte er sich langsam um.
Er trug eine graue Jogging Hose und ein lockeres, weisses Shirt. Ich hob eine Braue und mein Blick fuhr sein breites Kreuz weiter runter zu seiner schmalen Hüfte. Und noch weiter.
Kein schlechter Arsch....
Was? Frauen durften ja wohl auch gucken.
Schnell griff ich mir aus meinem Zimmer eine kurze Hose und schlüpfte hinein.
Zwar hatte ich unter meinem Hemd immer noch nichts an, aber besser als nichts.
„Okay."
Murmelte ich und hatte die Arme um mich geschlungen. Mir war wohl sichtlich unwohl zumute, denn nachdem er sich wieder umgedreht hatte, runzelte der Mann mit den zerzausten, glänzenden Haaren.
„Was?"
Murmelte ich mit gesenktem Blick, als ich nach mehreren schweigsamen Sekunden immer noch seinen durchdringenden Blick auf mir spürte.
„Du musst dich nicht schämen, Paige."
Meinte er dann mit gesenkter Stimme.
Ich blinzelte beschämt und spürte, wie ich knallrot anlief.
„Was soll das heissen, tu ich doch gar nicht."
Meine verkrampfte Körperhaltung und meine verzweifelte Bemühung meine Rundungen so gut es ging abzudecken, sprachen da aber eventuell dagegen.
Er machte sich nicht über mich lustig, obwohl ich erwartet hatte, schon lang einen Kommentar abbekommen zu haben.
Doch er blieb ernst und stützte sich an der Mauer neben mir ab.
„Du siehst gerade wirklich schön aus."
Murmelte er und meine Augen wurden noch grösser.
Das war denke ich das erste ehrlichste und nicht eklige Kompliment, dass er mir bisher gemacht hatte.
„Wieso sagst du sowas?"
Murmelte ich, ich wusste echt nicht wie ich auf seine ungewohnte charmante Freundlichkeit reagieren sollte.
„Weil es wahr ist."
Raunte er und sein Gesicht war meinem ganz nahe.
Viel zu nahe. So, dass meine Gehirnzellen wieder nicht mehr ganz so funktionstüchtig waren wie wenn er nicht in meiner Nähe war.
Irgendwas an ihm liess meine rationale Denkweise sich kurzschliessen.
Ich fühlte mich irgendwie wohl in seiner Nähe und mein Körper sehnte sich danach, die paar Zentimeter zwischen uns zu überwinden.
Und das wiederum liess mich unwohl fühlen. Ich mochte es nicht, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Es war also ein Dilemma, wie ihr seht.
Er schien es zu bemerken. An meinem Blick, gequälten Gesichtsausdruck oder verkrampften Körperhaltung vielleicht. Aber sicher war ich mir nicht.
Er löste sich von der Wand und machte einen langsamen Schritt zurück.
„Du weisst, ich würde dich nicht anfassen, ohne deine Erlaubnis. Niemals."
Ernst suchte er meinen Blick und aus irgendeinem Grund wirkten seine Worte wirklich ehrlich und beruhigend.
Es war durchaus wichtig, dass Männer Grenzen respektierten.
Als Frau lernte man schon früh, wohin man schlagen musste, um sich zu verteidigen, wenn sie es nicht taten. Man lernte auch, wie man einen Pfefferspray benutzte oder laut nach Hilfe schrie. Das alles lernten wir nur weil es Männer gab, die unsere Grenzen nicht respektierten.
Deshalb war es ein gutes Zeichen zu sehen, dass er meine Grenzen bereits erkannte und respektierte, bevor ich sie hatte aussprechen müssen.
Hätte ich von ihm nicht erwartet. Vielleicht steckte doch ein edler Kern irgendwo inmitten seines Egos.
„Du wirst meine Erlaubnis aber sowieso nie bekommen."
Meinte ich schnippisch. Ich wusste eben nicht, wie sonst darauf reagieren. Bisher war ich mir nur seine provokanten Sprüche gewohnt. Ich musste mich zuerst an die andere Seite an ihm gewöhnen.
Sofort blitzte wieder Belustigung in seinen Augen auf.
„Das werden wir ja noch sehen, Bambi."
Zwinkerte er mir vielsagend zu und ich gab ein halb überzeugendes „Pff" von mir.
Dann öffnete sich unerwartete die Badezimmertür neben uns und Sam, mit einem Tuch auf dem Kopf und einem um ihren schlanken Körper gewickelt, trat hinaus.
Als sie zuerst Alec sah, hellte sich ihr Blick auf.
Danach folgte er Alecs Arme weiter zur Wand, an die ich gelehnt stand.
Ihre Stirn zog sich in tiefe Falten.
„Was genau ist hier los?"
Meinte sie langsam und mit fragendem, herausfordernden Unterton.
Alec machte blitzschnell und mit einer flüssigen Bewegung einige Schritte von mir weg.
Und auch ich stellte mich gerade hin.
„Nichts."
Antwortete ich wie aus der Pistole geschossen und setzte ein fröhliches lächeln auf.
„Und guten Morgen! Endlich machst du das Bad frei, ich muss schon seit einer halben Stunde aufs Klo!"
Plapperte ich vor mich hin, während ich mich an ihr vorbei ins Badezimmer schob und dann schnell die Türe schloss und den Schlüssel umdrehte.
Dann lehnte ich mich schwer atmend dagegen und schloss kurz die Augen um mein schnell pochendes Herz zu beruhigen.
„So ein Mist."
Murmelte ich.
Mir wurde klar dass das ganze hier schön schwer werden würde.
Mit Alec auf so engen Raum zu leben und dabei über meine offensichtliche und unverständliche Zuneigung ihm gegenüber hinweg zu sehen würde schwer werden.
Vor allem weil meine Selbstkontrolle gefährlich nachliess, sobald er mir näher als zwei Meter kam.
Zudem war Sam total in ihn verschossen und ich wollte auf keinen Fall ebenfalls Gefühle für ihn entwickeln.
Erstens, weil sie meine Beste Freundin war und man sich nicht gegenseitig die Männer ausspannte.
Und zweitens, weil ich mich strikt weigern wollte, Gefühle für so einen Macho zu entwickeln. Denn das würde nur Probleme mit sich ziehen.
Noch ein Dilemma also, super.
Und ich war mit beiden Hauptakteuren in einer winzigen Wohnung gefangen.
Drama war da eindeutig vorprogrammiert.
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