7-Zickenkrieg und Malprojekte

Ich hob eine Braue.
Ach ja. Richtig. Ashley. Die Cheerleader-Königin, die mich ins Team gelassen hatte, nur um mich über Alec ausfragen zu können. Und die vor drei Tagen noch ihre Zunge in seinen Mund gesteckt hatte.
Sofort schmerzte mein Bauch. Der blosse Gedanke daran liess mich schon fast hochgehen. Aber ich riss mich zusammen.
„Wir haben eine neue Beziehung gestartet. Ein Neuanfang. Ich vertraue Alec, dass er nur mich will."
Sam kratzte sich an der Stirn.
„Klar. Wer will dann keine durchtrainierte, blonde Schönheit haben, die sich um einen reisst."
„Danke, du bist echt eine grosse Hilfe, weisst du?"
Sam hob die Hände.
„Hey, ich bin nur ehrlich. Ich denke nicht, dass es Ashley gefällt, dass du ihr den Typen ausgespannt hast."
Ich fauchte. „Habe ich gar nicht! Alec ist mein Typ."
Sie sah mich bedeutungsvoll an.
„Aber nicht aus Ashleys Sicht. Ich denke, sie wird ihn nicht einfach aufgeben. Vor allem nachdem sie ihm so...nahe war. Wenn du verstehst."
Ich mahlte mit dem Kiefer. Ich musste Sam recht geben. Ashley wirkte nicht wie eine, die das was sie wollte so einfach aufgab.
Ich seufzte.
„Okay, na dann höre ich eben mit dem Cheerleading auf."
Ich deutete auf die Uniform, die ich trug. Das tat ich nur dann, wenn ich am selben Tag Training hatte.
„Spinnst du? Sicher nicht. Das wäre ja wie die weisse Flagge zu schwenken. Nein, ich wollte dich nur warnen, dass du gewappnet bist, falls sie irgendwas probiert."
Ich liess mich in dem unbequemen Stuhl zurück sinken und seufzte.
„Du hast Recht. Danke, Sam."
Sie zwinkerte mir zu.
„Ach übrigens, weisst du was ich krasses raus gefunden habe?"
Ich runzelte die Stirn.
„Nein, was denn?"
Sie beugte sich zu mir vor, sodass mich ihre dunkeln Locken am Hals kitzelten.
„Die Polizei führt Ermittlungen gegen Martin durch. Wegen Missbrauchs von Klientinnen und Minderjährigen. Krass oder?"
In mir zog sich alles zusammen. Scheisse, sie hatte es also mitbekommen.
„Krass...ja. Aber ich kann nicht sagen, dass ich das nicht toll finde."
Sie seufzte.
„Ich weiss. Es war ein Riesen Fehler von mir, mich auf ihn einzulassen. Aber immerhin weiss ich jetzt, wieso er sich nicht mehr gemeldet hat. Deswegen."
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
„Aber du hast nicht wieder vor, ihn zu kontaktieren?Sie spielte mit ihren Locken.
„Nö."
Damit war alles geklärt und ich konnte mich wieder dem Statistik Professor widmen. Ich hörte ihm allerdings nicht mehr richtig zu. Denn ich konnte nur an mein Zusammentreffen mit Ashley heute nachmittag denken.
Auch in der Mensa, als ich in Alecs Arm dasass und teilnahmslos mein Essen in mich hinein schaufelte, dachte ich daran.
Ich hatte keine Angst vor Auseinandersetzungen, das nicht. Aber ich vermied sie meistens, da ich wirklich nur ungerne im Mittelpunkt stand. Und in letzter Zeit waren ziemlich viele Augen auf mich gerichtet gewesen. Also hätte ich davon jetzt gerne eine Pause gehabt.
Aber diese Pause gab es nicht.
Obwohl ich das zuerst dachte.
Denn während dem Training, verzog Ashley keine Miene. Die spitze Nase hielt sie gewohnt hoch in der Luft, sie durfte die Spitze der Pyramide bilden und half mir auf Anweisung des Coach sogar einmal, eine Figur besser hinzubekommen.
In mir machte sich also bereits Hoffnung breit.
Doch diese Hoffnungen zerstörte sie gekonnt, als wir wieder in der Umkleidekabine waren.
Ich war gerade frisch geduscht und schlüpfte in meine kurzen Hosen und das Trägershirt, das ich als Ersatz zur Uniform mitgenommen hatte.
Meine nassen Haare hingen mir über die Schultern und ich war gerade in ein Gespräch mit David vertieft, als sich Ashley plötzlich schwungvoll neben mich setzte.
Sofort wurde es ruhig im Raum.
David machte ein ziemlich angeekeltes Gesicht, bevor er sich mit einem Küsschen auf meine linke Wange schleunigst verzog.
Danke auch, David.
„Hei Süsse. Deine Figur heute war echt toll. Also dafür, dass du Anfängerin bist."
Ich lächelte leicht und Band mir den linken Turnschuh.
„Danke, Ashley."
Vielleicht würden sich ihre Aggressionen verziehen, wenn ich ruhig und gelassen blieb. Ein Versuch war es wert.
„Also...du und Alec, was."
Ich richtete mich auf und sah ihr in die Augen.
Ruhig und gelassen hin oder her, ich musste einen starken Auftritt hinlegen.
„Ja. Wir sind zusammen."
Sie hob ihre Hand und streckte drei Finger hoch.
„Zum viertel Mal, habe ich richtig gezählt?"
Ich atmete langsam ein und aus.
„Nein. Zum dritten Mal."
„Oh, natürlich, mein Fehler."
Sie lächelte süffisant, während sie ihre gemachten Nägel betrachtete.
„Also wird es wohl nicht lange dauern, bis ihr euch wieder trennt, nehme ich an?"
Ich mahlte mit dem Kiefer.
„Wir werden uns nicht trennen."
Sie tätschelte meine Schulter und sah mich gespielt mitfühlend an.
„Natürlich nicht...nein."
Langsam hatte ich die schnauze voll.
Dieses kindische getue...dafür waren wir doch zu alt.
„Was willst du, Ashley? Alec ist freiwillig mit mir zusammen, wenn du ein Problem damit hast, sag das doch ihm."
Sie verschränkte die Arme und wirkte plötzlich ziemlich giftig.
„Wir sind nicht sonderlich gut im Reden."
Merkte sie näselnd an.
„Das dachte ich mir."
Ihr Gesicht hatte etwas boshaftes, als sie weiter sprach.
„Wir waren dann immer mit Küssen beschäftigt, weisst du."
Ich spürte, wie es in meinem Innern zu Brodeln begann. Das hatte sie jetzt nicht gesagt.
Sam, die gerade aus der Dusche kam, machte Anstalten, auf uns zuzukommen, aber ich kam ihr zuvor. Ich konnte meine Kriege selbst austragen.
„Und denkst du dieser verzweifelte Versuch von dir macht mich eifersüchtig? Das ist erbärmlich. Ich wusste, dass ihr euch geküsst habt."
Sie strich sich das glänzende Haar aus der Stirn.
„Wusstest du auch, dass wir zusammen geschlafen haben?"
Autsch, dass sass. Denn ich hatte es nicht gewusst.
Ich spürte, wie sich ein Kloss in meinem Hals bildete. Aber nein, ich würde nicht hier vor allem losheulen. Ich war besser als das.
Also lehnte ich mich zurück und lächelte sie freundlich an.
„Ah, kein Wunder ist er danach direkt zu mir gekommen. Es musste wohl ziemlich enttäuschend gewesen sein."
Ashleys Wangen färbten sich rot und sie erstach mich mit Blicken aus ihren schönen Augen.
Es war ganz leise im Raum und das war mein Auftritt.
Also stand ich auf, griff locker nach meiner Tasche und liess sie einfach stehen.
Gemächlich, als hätte ich keine Eile, verliess ich den Raum. Mit erhobenem Kopf.
Aber kaum war ich draussen, begannen meine Beine zu zittern.
Sie hatten zusammen geschlafen.
Das war etwas echt intimes. Und das obwohl Alec und ich zu der Zeit ja schon wieder ab und zu rum geknutscht hatten.
Aber Noah und ich hatten ja auch etwas zusammen gehabt. Also wieso durfte Alec das dann nicht.
Ein Gedanke in meinem Kopf jagte den nächsten.
Aber Noah und ich hatten nie zusammen geschlafen. Ashley und Alec schon.
Ich straffte die Schultern.
Na und? Wir waren da schliesslich nicht zusammen gewesen. Und als mir Gedanken zu machen, sprach ich Alec besser einfach darauf an, wenn ich ihn gleich sah. Von wegen Neuanfang und kommunizieren.
Während ich über das Unigelände lief, bemerkte ich plötzlich, dass es ja Montag war.
Ich musste also bereits zu meinem ersten Nachsitzen  in der Musikhalle erscheinen.
Alec war im Training, würde mich also erst spät sehen. Das war also das perfekte Timing. So würde er nichts bemerken. Wenn ich mich etwas sputete, wäre ich vor ihm wieder in meinem Zimmer.
In Gedanken versunken und noch etwas mitgenommen von meinem verbalen Schlagabtausch mit Ashley, marschierte ich zur grossen Musikhalle.
Als ich sie betrat, erinnerte sie mich eher an eine Abstellkammer.
Überall standen grosse, hölzerne Gebilde herum, die entweder halb angemalt waren oder noch gar nicht. Einige Büsche und Bäume aus Pappkarton standen ebenfalls in Menschengrösse umher.
Ein Piratenschiff prangte als Highlight in der Mitte der zugestellten Halle. Es war aus Holz und bereits zu teilen braun angemalt. Sogar Nägel und Schusswunden waren angebracht worden. Es sah noch ganz gut aus. Leider war ich nicht halb so begant im Malen. Keine Ahnung also, ob ich da eine Bereicherung für dieses Projekt war.
Ich sah mich um, entdeckte aber niemanden.
Nur die schweren, roten und samtigen Vorhänge an den Fenstern, die halb zugezogen waren. Dafür brennten die Deckenlampen hell. Es roch nach Farbe und Leim.
Ich räusperte mich und wartete, ob irgendwo hier jemand darauf aufmerksam wurde.
Aber niemand kam.
„Hallo? Ist hier jemand?"
Getraute ich mich dann in den Raum zu fragen.
Es schepperte und kurz darauf kam aus dem Piratenschiff ein junger Mann gekrochen.
In seinen goldblonden Haaren klebte braune Farbe und seine lockeren Kleider waren ebenfalls voller Farbkleckse.
Er rappelte sich auf wischte sich die Hände an seinem Pulli ab.
War ihm denn nicht heiss? Nein, die hellen Wangen wirkten kein bisschen gerötet. Dafür sahen mich zwei ruhige blaue Augen an.
„Ah, hallo. Du bist?"
Seine Stimme war nicht sonderlich tief, aber sympathisch. Irgendetwas beruhigendes hatte sie ebenfalls an sich.
„Ehm, ich bin Paige. Ich soll hier aushelfen?"
Er sah kurz an mir hoch und runter.
„Ach ja? Ich wusste gar nicht, dass ich noch Verstärkung bekomme."
Ich rieb verlegen die Hände aneinander.
„Ich bis heute auch nicht. Das ist sozusagen mein Nachsitzen."
Die Augen des jungen Mannes, der höchstens etwa gleich gross war wie ich, blitzten belustigt.
„Ach so ist das. Und was hast du angestellt?"
Ich schwieg und wischte mit dem Fuss über den staubigen, abgeklebten Boden.
„Schon okay, du musst es nicht erzählen. Ich bin Eric. Freut mich, dass ich Unterstützung bekomme."
Ich lächelte und reichte ihm die Hand.
„Hilft dir denn sonst niemand?"
Er schüttelte den Kopf und strich sich durch das Haar, dass ihm bis fast zu den Schultern reichte und leicht gelockt war. Er hatte etwas von einem Surfer-Boy. Nur war er nicht so muskulös und war nicht am Strand.
„Nö. Der Theaterverband kann sich nicht so viele Requisitengestalter leisten. Deswegen bin da nur ich."
Ich schmunzelte ab seiner lockeren Art.
„Ist das überhaupt ein richtiger Job?"
Er zuckte lässig die Schultern.
„Klar. Einer von vielen meiner Jobs."
Ich beschloss, da nicht weiter nachzufragen. Im Gegensatz zu ihm wollte ich nämlich nicht schon direkt fünf Sekunden nach dem Kennenlernen alles über eine Person erfahren.
„Wow. Also hast du das da alles alleine gemacht?"
Er wirkte ziemlich stolz und lehnte sich an das Piratenschiff.
„Jep. Ich will ja nicht angeben, aber ich bin der geborene Schreiner."
„Gar nicht angeberisch."
„Oder?"
Ich musste leise lachen und er deutete auf meine Hose und mein Top.
„Ist das dein Arbeitsoutfit?"
„Ehh..."
Er schüttelte den Kopf.
„Wenn du nicht willst, dass du dir diese Sachen für immer versaust, solltest du dich umziehen."
Man war das unangenehm. Hätte ich mir auch denken können.
„Ich hab aber nichts mitgenommen..."
Er schnaubte.
„Wer nimmt bitte keine Malklamotten mit, wenn er das Wort Theater hört."
„Ich."
Er gluckste.
„Ja, du wie es scheint. Aber keine Bange, ich habe noch Kleidung übrig."
Meine Augen wurden gross.
„Wie bitte?"
Er eilte schon weg und kam eine Minute später mit einem Bündel farbiger Klamotten zurück, die aussahen als wären sie in den Farbtopf gefallen.
„Hier, die kannst du haben."
Meinte er grosszügig und hielt sie mir hin.
Ich starrte auf seine ausgestreckte Hand und wusste nicht recht, was ich tun sollte.
Die Kleidung von wem anderen anziehen, das hatte für mich bisher immer etwas intimes gehabt.
„Ehm..."
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Die kannst du problemlos über deine Kleidung anziehen. Die sind echt locker."
Erstaunt darüber, dass er anscheinend meine Gedanken gelesen hatte, blickte ich hoch und er nickte ermutigend.
„Danke."
Murmelte ich und streifte mir die Sachen schnell über. Sie rochen nur nach Farbe und waren auch relativ schlabbrig. Demnach sicherlich kein Verbrechen.
Er verkniff sich ein Grinsen.
„Wie sehe ich aus?"
Fragte ich und zupfte an den weiten Ärmeln.
„Hm, naja. Willst du eine ehrliche Antwort?"
Er grinste breit und ich lachte.
„Nein, wohl besser nicht!"
„Na, dann. Auf an die Arbeit."

Ich hatte ihm gestanden, dass ich malerisch kein Talent besass und Eric hatte mir daraufhin geholfen, die Farben für das Schiff zu mischen. Den Pinsel zu schwingen um die Grundfarbe aufzutragen, hatte ich dann auch hinbekommen. Er übernahm dann das künstlerische.
Zuerst liessen wir etwas Musik laufen, danach stellte sich aber ziemlich schnell heraus, dass Eric ein ziemlich gesprächlicher Mensch war. Schlimmer als Monica. Dass ich das einmal sagte. Aber bei ihm störte es mich irgendwie nicht. Weil er es irgendwie hinbekam, die Infos locker und ungezwungen hinüber zu schieben.
Ich bekam auch nicht das Gefühl von Druck, ihm immer antworten zu müssen. Das kannte ich so gar nicht.
Unterdessen war die zweite Hälfe des Schiffes braun angemalt und ich hatte erfahren, dass Eric die Uni geschmissen hatte und seither bei seinem Onkel angestellt war. In den Betriebsferien betätigte er sich gerne an Aushilfejobs. Weil er das Geld für seine vielen Reisen brauchte, die er jährlich unternahm.
Er war gerne in der Natur und hielt nichts von Gym-Sport. Er war anders als die meisten Menschen, die ich kannte.
„Und du? Hast du vor mir die ganzen drei Monate lang zu verschweigen, wie du dein Nachsitzen verdient hast?"
Ich grinste leicht.
„Vielleicht."
Er schmollte, während er den letzten Strich an dem aufgemalten Anker setzte. Sah echt gut aus. Malen konnte er definitiv.
„Das wäre aber sehr fies."
Betonte er, liess es dann aber sein und betrachtete sein Werk zufrieden.
Ich seufzte und liess den dicken Pinsel sinken.
„Ich hab einen Jungen dazu benutzt, meinen Ex-Freund eifersüchtig zu machen und deswegen hat es zwischen beiden mächtig gekracht. Und ja, daran war halt ich schuld."
Er verzog das Gesicht.
„Ew, Liebesdramen. Die Liebe bringt nichts als Probleme."
Ich neigte den Kopf. Naja, er hatte ja irgendwie recht.
„Naja, es geht so. Liebe kann einem auch viel Kraft geben."
Er bedachte mich kurz mit einem undurchdringbaren Blick, widmete sich dann aber den Kanonenrohren, die um uns herum lagen.
„Und was ist aus dem ganzen Streit rausgekommen?"
„Mein Ex und ich sind wieder zusammen."
Er brummte lachend.
„Also hat deine Strategie schlussendlich ja gewirkt."
Ich musste ebenfalls grinsen. Sein Lachen war ansteckend.
„Kann man wohl so sagen."
„Der arme Junge."
„Hey!"
Er grinste und liess sich auf den Boden fallen.
„Sorry."
Ich kehrte mich besänftigt wieder dem Schiff zu.
Die Zeit verging echt schnell. Und es war gar nicht langweilig.
„Wie spät ist es eigentlich?"
„Fast 22 Uhr."
Ich riss schockiert die Augen auf.
„Was?"
Er zuckte die Schultern.
„Ja, ich hab mich auch gefragt wieso du zwei stunden länger als nötig hier bist, aber ich wollte deinen Tatendrang nicht aufhalten."
„Scheisse. Ich muss los!"
Rief ich und streifte mir schnell die Klamotten vom Leib, die unterdessen noch ein paar braune Kleckse dazu bekommen hatten.
Er hob eine Braue.
„Wieso denn so eilig?"
„Ich erzähls dir nächstes Mal. War cool dich kennen zu lernen, Eric!"
Und schon hastete ich aus dem Raum. Eric sagte noch irgendwas, ich hörte es aber nicht.
Ich rannte so schnell ich konnte durch den dunklen Campus. Der war übrigens echt unheimlich bei Nacht. Die vielen Bäume und die grossen Schulmauern boten viel Platz für Schattengestalten, die ich mir einbildete. Ach was, ich wurde nicht verfolgt. Für solche Panikapspielchen war jetzt keine Zeit.
Hoffentlich war Alec noch nicht bei mir vorbei gekommen.
Als ich verschwitzt und ausser Atem die Türe zu meinem Zimmer aufriss, blickte ich direkt in vier Augenpaare.
„Oh."
Machte ich und mir sanken die Schultern hinunter.
„Hey", machte Sam, die auf ihrem Bett hockte und Hausaufgaben machte.
„Das hat ja gedauert."
Meinte Alec, der sein Handy beiseite legte und die Beine von meinem Bett austreckte.
„Hey."
Piepste ich und liess die Tasche sinken.
Ich sah kurz zu Sam, die sich aufrichtete und mir einen vielsagenden Blick zuwarf.
„Ich hab ihm von Davids Trainingssession im Gym erzählt."
Kurz brauchte ich noch, dann kapierte ich.
„Ah, ja. Er war ganz versessen darauf, mir Po-Übungen beizubringen."
Sam machte eine ironische Geste.
„Naja, vielleicht keine schlechte Idee."
Ich zeigte ihr grinsend den Finger. Gott, war ich ihr für diese Notlüge dankbar.
Schnell huschte ich zu Alec rüber und küsste ihn kurz. „Hey du."
Er grinste und zog mich zu einem festeren Kuss hinunter.
„Hey."
„Bäh."
Machte Sam und ich liess mich seufzend neben Alec sinken.
„Ich denke ich besuche...irgendwen."
Mit angeekeltem Blick machte sich Sam aus dem Staub. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu.
„So. Willst du duschen gehen?"
Fragte Alec sehr interessiert und betrachtete mich ausgiebig. Ich war schon ziemlich verschwitzt, aber das so anzusprechen war schon unhöflich.
„Wieso meinst du? Stinke ich?"
Er grinste breit und zog mich auf seinen Schoss.
„Nein. Aber ich würde gerne mit dir duschen. Das wäre mein nächstes grosszügiges Angebot gewesen."
Ich lachte und schüttelte den Kopf.
„Du bist echt ungezogen, Alec Hale."
Seine grünen Augen blitzten und ich drohte, darin zu versinken. Verdammt, wie konnte ich jemanden nur so lieben?
Dann fiel es mir eiskalt wieder ein.
„Warte, ich muss zuerst mit dir reden."
Ich legte ihm eine Hand auf die Brust und er legte den Kopf schief.
„Oh oh. Das hört sich nicht gut an."
Ich verzog das Gesicht schmerzhaft. Es fühlte sich auch nicht gut an. Aber wenn ich mit ihm darüber sprach, konnte ich es vielleicht besser akzeptieren. Und Kommunikation war doch in jeder Beziehung der Schlüssel.
„Ich...hab heute mit Ashley trainiert. Und sie hat mir etwas erzählt, was mich irgendwie nicht loslassen will."
Aleca Miene war sofort ernst geworden. Seine Hände sanken von meiner Hüfte hinunter.
„Und was?"
Ich leckte mir über die Lippen.
„Sie sagte, ihr habt an dem Tag, als ich euch beim Knutschen erwischt habe, miteinander geschlafen."
Alecs Wangenknochen spannten sich merklich an.
„Habt ihr?"
Fragte ich leise und sah ihm direkt in die Augen.
Alec war ein Meister darin, wenn es darum ging, sich vor Menschen zu verschliessen und undurchschaubar zu werden. Doch bei mir war er anders. Ich hoffte, dass er deshalb auch dieses Mal ehrlich reagierte.
„Ja. Das stimmt."
Meinte er. Seine Stimme klang kratzig und mir wurde eine unsichtbare Ohrfeige verpasst.
„Achso."
Flüsterte ich lautlos und starrte auf seine Brust.
Ich hatte es doch wissen wollen. Voilà, jetzt wusste ich es.
„Ich war frustriert. Wegen dir und Noah. Und Sie war da. Da ging es nicht um Gefühle oder Zärtlichkeit. Es war einfach nur...Sex."
Ich verzog die Lippen.
„Einfach nur Sex. Ja."
Er hob mein Kinn an und sah mir fest in die Augen.
„Ich will nur dich, Paige. Vertrau mir. Diese Gefühle wenn ich mit dir zusammen bin, erlebe ich sonst mit niemandem. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Aber du hast sie gefickt! Schrie meine innere Stimme und ich schluckte den Satz hinunter.
Wir hatten uns versprochen, eine erwachsene Beziehung zu führen. Und dazu gehörte auch, dass ich erwachsen auf diese Tatsache reagierte und nicht wie ein beleidigtes Kind.
Also nickte ich.
„Es ist okay. Schliesslich war ich ja auch mit jemand anderem zusammen. Und da wir zwei getrennt waren, konntest du ja machen, was du willst."
Alec legte misstrauisch den Kopf schief.
„Ist das jetzt eine Falle? Soll das jetzt testen, wie ich reagiere?"
Ich musste schmunzeln. Das hätte vielleicht mein früheres Ich getan. Aber die Paige, die ich nun sein wollte, die tat das nicht.
„Nein. Ich vertraue dir, Alec. Wenn du mich liebst, wirst du nichts tun um mich zu verletzen. Also solang das nicht wieder vorkommt, ist alles okay."
Er wirkte erleichtert.
„Wird es nicht. Versprochen."
Er lächelte und küsste mich kurz auf die Lippen.
Ich lächelte ebenfalls. Innerlich fiel es mir noch etwas schwer, es einfach zu akzeptieren, aber ich sagte nichts. Das würde besser werden.
„Na dann, lass uns noch etwas kuscheln, solange Samantha weg ist."
Alec wackelte mit den Brauen und ich gluckste.
„Du bist echt schlimm, weisst du das?"
Er packte mich am Po und hob mich hoch, während er sich umdrehte und ich unter ihm zu liegen kann.
„Einverstanden."

Der nächste Monat verlief eigentlich perfekt.
Es war Prüfungszeit und Alec und ich lernten gemeinsam und manchmal gesellte sich Sam sogar dazu. Mit David und Monica hatte ich nicht mehr all zu viel Kontakt, weil mein Tag meistens ausgebucht war. Nach der Schule hiess es lernen, lernen, lernen. Dann verbrachte ich die wenigen freien Abende mit Alec und am Montag half ich Eric bei seinen Requisiten aus. Wir verstanden uns gut. Es war immer lustig und unterdessen hatte ich mich ihm auch bereits etwas öffnen können.
Er wusste jetzt über das ganze Alec-Drama bescheid. Und ganz allgemein, wenn ich mal einen sachlichen Blick benötigte, fragte ich ihn um Hilfe.
Ich begann sogar, mich auf das Nachsitzen zu freuen.
Mit Alec lief es auch super. Wie er versprochen hatte, hielt er sich von Ashley fern. Ihre gehäuften Gesprächsversuche mit ihm schlugen fehl. Ich war unheimlich zufrieden damit.
Manchmal, am Montagabend, wenn ich über den Campus zurück schlich, fühlte ich mich beobachtet. Aber das schob ich auf meine Paranoia zurück.
Ashley war irgendwann nicht mehr ins Training. Wieso genau, wusste ich auch nicht. Aber es störte mich nicht im geringsten.
Also lief eigentlich alles gut für mich.
Das Einzige, was mich immernoch verfolgte war die Sache mit Cindy und Felix. Er schwärmte noch immer von ihr als wären sie ein frisch verliebtes Paar. Und das obwohl ich ja wusste, was sie ihm antat. Trotzdem erzählte ich es ihm nicht. Schob es vor mir her mit dem Vorwand, mich jetzt erstmals auf die Prüfungen konzentrieren zu müssen.
Und das tat ich dann auch.
Die Wochen, die nur mit Klausuren gespickt waren, waren echt hart. Ich hatte sicherlich zwei Kilo abgenommen. Aber es hatte sich gelohnt. Sowohl Sam als auch Alec und ich hatten das erste Semester erfolgreich bestanden. Das bedeutete, dass nun Semesterferien anstanden. Und dieses Wochenende war das erste seit langem, in dem Alec und ich endlich wieder zusammen chillen und nichts tun konnten. Darauf hatte ich mich seit Wochen gefreut.
Und endlich war es soweit. Sam war mit David an einer der vielen Studentenpartys, die zur Feier der bestandenen Prüfungen geschmissen wurden, also hatte ich Sturmfrei.
Und man konnte sich ja denken, was Alec und ich in dieser Zeit taten. Es war schlimm, aber wir konnten die Finger einfach nicht voneinander lassen. Jede Berührung, jede Streicheleinheit, jeder Kuss machte mich verrückt und verführte uns zu mehr.
Ich lernte Alec auf einer völlig neuen Ebene kennen und das war toll. Wirklich toll.

„Willst du was zu Essen?"
Fragte er mich, während ich noch immer schwer atmend auf dem Bett sass, die Decke um mich gewickelt. Im Zimmer war es stickig. Verbrauchte Luft.
Alec war zwar oben ohne, hatte sich aber bereits wieder seine grauen Jogging-Hosen angezogen. In denen sah er einfach so unwiderstehlich aus.
„Es ist Sonntag Abend. Niemand hat mehr geöffnet."
Alec zuckte die Schultern.
„Dann plündern wir eben die Snack-Automaten."
Ich gluckste.
„Das hört sich aber sehr gesund an."
„Genug Kalorien haben wir ja verbrannt."
Merkte mein Freund zwinkernd an und liess dann nochmals den Blick über mich schwenken.
Ich wurde rot und zog mir schnell was an.
„Du bist wunderschön, das ist dir schon klar?"
Meinte Alec und kam auf mich zu.
Ich lächelte verlegen.
„Kannst du deshalb nicht von mir ablassen?"
Provozierte ich ihn und er nickte.
„Unter anderem."
Bevor ich ihn küssen konnte, klopfte es an der Türe.
Erstaunt hob ich eine Braue und sah auf den Wecker neben meinem Bett.
Noch nicht einmal Zehn Uhr.
„Wow, seit wann kommt Sam denn so früh von einer Party nach Hause?"
Fragte ich und Alec zuckte die Schultern.
„Frag sie, ob sie auch paar Snacks will."
Ich nickte und öffnete die Türe.
Sofort verspannte ich mich und kniff die Augen zusammen.
„Was machst du hier?"
Fragte ich und verschränkte die Arme. Das war wirklich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.

Wer denkt ihr, hat angeklopft?
Seid gespannt und erzählt, was ihr von Eric haltet!
Alles liebe und bis bald
Angora77

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