XVIII. Frostige Stimmung

Sawyer|| Mit einem Pling kündigt mir die Mikrowelle an, dass sie endlich fertig ist, sodass ich mit einem Geschirrhandtuch vorsichtig die Schüssel mit geschmolzener Zartbitterschokolade heraus holen kann. Ich rühren einen Augenblick und probiere kurz, damit sie nicht zu warm ist, bevor ich sie auf dem kalten Cheesecake, welchen ich bereits gestern vorbereitet habe, verteile. Aus dem Schrank hole ich Kaffeekugeln heraus, die ich ebenfalls wie die letzten Kekskrümmel, noch auf die flüssige Schokolade verteile, bevor ich das ganze in den Kühlschrank schiebe.

"Was machst du denn schon so früh in der Küche?", will meine Schwester von mir wissen und schnappt sich eine Tasse, welche sie direkt unter die Kaffeemaschine stellt. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon wach und anscheinend bereits unter der Dusche war.

"Ich hab den Cheesecake von gestern fertig gemacht.", antworte ich ihr und zeige ihr die Tüte mit Bagels, die ich heute morgen schon besorgt habe. "Wow, du hast schon den Kuchen fertig und warst schon Brötchen holen - hast du heute noch irgendwas vor?" hakt sie nach und schaut mich durchdringt an. "Vielleicht. Ich warte noch auf eine Antwort.", lasse ich sie wissen und lehne mich an die Küchentheke. Skeptisch schaut sie mich an und ich kann ihr unausgesprochene Frage bereits hören. "Abby ist schon unterwegs zu einer Freundin und schaut sich heute Mittag Wohnungen an, also nein, mit ihr habe ich keine Pläne." Abwehrenden hält sie die Arme hoch und brummt, dass sie doch überhaupt nichts gesagt hat, bevor sie auf den Knopf für den Kaffee drückt.

Abby wohnt nun seit gut anderthalb Wochen bei uns und zugegeben wir verbringen schon ziemlich viel Zeit miteinander - aber da ist nichts außer Freundschaft.

Nicht nur das meine Schwester unsere aktuelle Wohnsituation hasst und hier tatsächlich kaum gute Stimmung herrscht, ist die Stimmung zwischen Maggi und mir auch nicht viel besser. Irgendwie bekommen wir es nicht wirklich hin uns zu sehen, Zeit miteinander zu verbringen oder gar einfach nur zu telefonieren. Selbst mein vorgeschlagenes Frühstück, welches eigentlich für gestern geplant war, musste ich Absagen, weil meine Exfreundin Hilfe brauche ihre restlichen Möbel aus ihrer Wohnung zu holen und diese in das Lager zu bringen, welches sie extra anmieten musste, weil sie sonst nicht wusste wohin.

Vielleicht hätte ich gestern meine Prioritäten ein wenig anders setzen sollen, aber als ich meine Freundin anrief und ihr die Situation erklärte, meinte sie es sei okay. Auf der Arbeit ist sie mir dann aus dem Weg gegangen und auf meine Nachrichten antwortete sie mir einsilbig. Heute morgen hatte ich ihr ebenfalls schon geschrieben, aber eine Antwort blieb bisher aus, also denke ich mal das es alles andere als okay war.

Leo nimmt sich ihre Kaffetasse und stellt sich mir gegenüber. "Also gibt es da noch jemanden den du triffst?", fragt sie mich vorsichtig und erhält ein nicken zur Antwort, dabei sollte sie es doch mittlerweile eigentlich wissen - allerdings denk sie sicherlich immer noch es sei Abby. "Und es ist etwas ernstes?", halt sie nach, als sie merkt das ich nichts weiter drauf sage sieht. Wieder nicke ich stumm, als sie ein Schluck von ihrem Kaffee nimmt, dabei schaut sie mich über ihre Tasse hinweg an. "Und für sie ist das okay? Also das Abby hier wohnt....... das ihr beide so viel Zeit miteinander verbringt?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich weiß, dass sie mir vertraut und mir auch glaubt, dass Abby lediglich eine Freundin ist.", antworte ich etwas zögerlich. "Aber?" Ich seufze und nehme meiner Schwester die Tasse aus der Hand um selber ein Schluck zu trinken. "Es ist gerade nicht einfach. Wir sehen uns total wenig. Wir.....Unsere Kommunikation beschränkt sich aktuell nur auf das nötigste und das ich gestern unser Frühstück abgesagt habe, weil ich mitgefahren bin um die letzten Sachen abzuholen, war vielleicht auch nicht so prickelnd." Ich sehe meine Schwester nicken. "Kann ich mir vorstellen. Ich würde dir wahrscheinlich in den Hintern treten.", kommentiert sie und runzelt dann die Stirn. "Mit der lieben Abby in einem Raum, will sie dann wohl auch nicht sein, sonst würdest du sie doch sicherlich einfach hier her mitbringen."

Ich zucke wieder mit den Schultern. Wenn es doch nur so einfach wäre. Mittlerweile verfluche ich diese beschissene Heimlichtuerei extrem. Vielleicht wäre ohne sie einiges einfacher. "Willst du einen guten Rat von deiner Schwester?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch und überlasse ihr wiederwillig die Kaffetasse. "Entschuldige dich. Krieche zu kreutze und bei Gelegenheit brig sie bitte endlich mit." Grinsend schüttel ich den Kopf. "Genau das habe ich vor.", gebe ich von mir und zeige auf die übrigen Kaffeekugeln. Leo rümpft ein wenig die Nase. "Ich werde sie mitbringen, versprochen - allerdings nur, wenn sie jetzt noch mit mir spricht und wenn sich das ganze hier ein wenig beruhigt hat.", versichere ich ihr und bin mir aktuell selber nicht mehr sicher. "Vielleicht.......", zögernd schaut sie mich an und beißt sich auf die Lippen. "Na spucks." "Lass uns Abby rausschmeißen. Dann beruhigt sich die Lage von alleine und sie hat überhaupt kein Grund mehr böse auf dich zu sein. Du....." - "So ein Blödsinn.", unterbreche ich sie und drehe mich um um Teller heraus zu holen. "Abby schaut sich heute Wohnungen an. Wahrscheinlich ist da direkt etwas bei und sie zieht schneller wieder aus, als du schauen kannst.", setze ich schnell nach und halte ihr ein Bagel hin. Sie schüttelt den Kopf. "Ich hoffe es, wirklich. Glaub es allerdings eher nicht. Sie fühlt sich hier viel zu wohl. Macht sich überall viel zu breit, als wolle sie hier gar nicht mehr weg."

Aus dem Kühlschrank hole ich Frischkäse, Salat, Gurke und Putenaufschnitt und denke kurz über ihre Worte nach. "Im Badezimmer auf dem Schrank, stehen ihre kompletten Kosmetiksachen ausgepackt. Sie hat ihre Handtücher in dem Schrank im Flur gelegt. Ihre Kaffeetassen stehen im Schrank.", zählt sie auf. Etwas verwirrt schaue ich sie an. So ist mir das noch gar nicht aufgefallen. "Ich spreche heute Abend kurz mit ihr drüber okay, sofern sie nicht berichtet das es mit einer der Wohnungen gepasst hat.", verspreche ich ihr und halt ihr nun die Hälfte von dem Fertigen Bagel hin. Eigentlich weiß ich das es zwecklos ist, denn seit neuestem isst sie vor elf Uhr nichts. Wie erwartet schüttelt sie den Kopf. "Ich hab kein Hunger, danke. Du kannst es aber liegen lassen, vielleicht mag Maggi es gleich essen."

Wahrscheinlich viel zu schnell schaue ich auf, zögere ein wenig und Belege weitere Brötchen. "Seid ihr verabredet?", will ich von ihr wissen und sehe sie nicken, in selben Moment betritt Woods die Küch, gibt seiner Freundin einen Kuss, bloß um den Raum gleich wieder zu verlassen, weil es am der Tür schelt. "April hat gestern entbunden und wir wollen ein wenig shoppen gehen. Wir haben noch nichts gekauft und dachten gestern Mittag, heute wäre eine gute Möglichkeit. Zumal sie frei hat und ich erst am Nachmittag in die Uni muss.", erzählt sie mir. Klasse. Also Frühstücken heute, fällt dann wohl auch ins Wasser. Zumindest absagen hätte sie können. "Eigentlich wollte Perle auch mit, aber sie hatte mir vorhin schon geschrieben, dass die Nacht wohl nicht so gut war und sie uns da freie Hand lässt.", gibt sie weiter von sich und sieht mir dabei zu, wie ich das bereits dritte Bagel zuklappe. Es ist nicht außergewöhnlichen, dass ich für alle Frühstück soweit vorbereite, dass sie sich nur noch bedienen müssen.

"Wann wollt ihr sie besuchen fahren?", versuche ich heraus zu finden. "Wir wollen erst Mal schauen, wann sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Willst du mit?" Unschlüssig zucke ich mit den Schultern. "Keine Ahnung. Sagt mir einfach Bescheid, dann entscheide ich und sag mir auch, was ihr an Geld bekommt.", antworte ich ihr, als Woods mit Maggi die Küche betritt.

Sie gibt ein leises Guten Morgen von sich, umarmt meine Schwester und stellt sich dann an die Türe hin. Sie sieht ziemlich müde aus, woraus ich schließe, dass sie sicherlich genau so schlecht geschlafen hat wie ich auch.

Das ihre Haltung mehr als frostig mir gegenüber ist, fällt nicht nur mir auf. Woods schaut schon wieder ziemlich wissend zwischen uns hin und her, während Leo kurz die Stirn runzelt und dann auch kurz, eher verwirrt zwischen uns hin und her schaut, um dann ihre Freundin anzuschauen. "Alles okay?" Maggi nickt. "Schlecht geschlafen, dass ist alles." Nicht wirklich überzeugt schaut meine Schwester sie nochmal kurz schweigend an. "Kaffee und Brötchen? Saw war heute Morgen schon frische Bagels holen und hat die fertig belegt, du müsstest nur noch rein beißen und ein Kaffee ist auch super schnell gemacht."

Meine Freundin schüttelt den Kopf. "Ich hab kein Hunger, aber danke. Können wir los, ich will noch kurz in der Bibliothek vorbei, ein Buch abgeben.", wimmelt sie einen längeren Aufenthalt hier in der Wohnung ab. Etwas überrumpelt schaut Leo sie an, reicht Woods ihre Kaffetasse und gibt ein "Klar, muss mir nur kurz Schuhe anziehen.", von sich und verschwindet dann aus der Küche. Eine unangenehme Stille breitet sich zwischen uns drei aus.

"Ich hab mein Handy im Auto und wollte noch kurz Sam anrufen, bevor er in sein Abschluss Meeting muss. Sagt Leo doch bitte, dass ich schon Mal runter bin. Wir sehen uns spätestens morgen im Restaurant.", durchbricht Maggi die Stille und ist schneller verschwunden als wir ihr Antworten können. Mit großen Augen schauen ich ihr hinterher. Na noch auffälliger geht ja wohl kaum. Etwas unschlüssig, was ich nun tun soll erhält ein Räuspern von Woods meine Aufmerksamkeit. Ich schaue ihn an. "Ich weiß, ich hab gesagt ich will nichts genaues wissen und ich weiß ja im Endeffekt auch überhaupt nichts, aber wenn dir das..." - er zeigt von mir in die Richtung in der Maggi verschwunden ist, "was immer es auch ist, wichtig ist, dann solltest du vielleicht ganz kurz hinter her und es klären. Deine Schwester war im Leben noch nicht soweit, dass sie sich bloß noch Schuhe anziehen muss und vielleicht kann ich sie auch noch ein paar Minuten hinhalten, aber was auch immer so zwischen euch hängt, so hängen zu lassen, könnte eine schlechte Idee sein.", rät er mir.

Ich nicke. "Du hast Recht!"

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