V. Ernste Gespräche
Sawyer|| Gemeinsam mit Maggi fahre ich ins Restaurant. Mir tat es ein wenig leid, dass wir uns beim Frühstücken so beeilen müssten, aber ich muss unbedingt herausfinden, was da zwischen Woods und meiner Schwester los ist. Obwohl Maggi ihr Handy nicht auf laut hatte, konnte ich hören, dass Leo sich ziemlich fertig angehört hat.
"Bist du sicher, dass wir gemeinsam rein gehen können?", will sie noch einmal von mir wissen und parkt Sams Auto Rückwärts in die Parklücke, während ich versuche schon zum gefühlten tausendsten Mal meine Schwester anzurufen, die mich allerdings immer wieder eiskalt weg drückt. "Klar, wenn Woods etwas auffallen sollte, sagen wir einfach, dass du mich unterwegs aufgesammelt hast.", gebe ich von mir. Sie nickt. "Okay. Hat Leo dir mittlerweile zurück geschrieben?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, dabei hat sie die Nachrichten gelesen und weg drücken tut sie mich auch ständig. Ich denke ich habe es mir echt mit ihr verscherzt.", gebe ich von mir und versuche es noch einmal ohne Erfolg. "Wenn du später mit ihr redest und es gar nicht anders geht, sag ihr, dass du bei mir warst. Sie kann lieber sauer auf mich sein, als umgekehrt.", fordert sie von mir. Ich schüttle den Kopf. "Lass mal. Ich stehe das lieber so aus. Du hast schließlich nichts damit zu tun, dass sie sauer auf mich ist und da kannst du ihr lieber zur Seite stehen. Wenn sich das dann so einigermaßen beruhigt hat, können wir nächste Woche oder so lieber in ruhe mit ihr reden. Außerdem ist sie meine Schwerster.", setzte ich dagegen, weil ich glaube, dass es wirklich reicht, dass Woods und ich grade bei ihr in der Schusslinie stehen. "Okay.", gibt sie von sich und zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss. Ich lege eine Hand auf ihr ihr Knie. "Es wird alles gut, okay?" Sie nickt. "Ja ich weiß. Nun lass uns hören was dein bester Freund ausgefressen hat."
Gemeinsam steigen wir aus und wollen eigentlich vorne rein, allerdings ist dort noch abgeschlossen. Etwas verwundert schauen wir uns an, denn auch die Tische und Stühle sind noch nicht hier draußen, gehen dann allerdings einmal um die Ecke und sehen den Lieferanten dort schon herum fluchen.
"Was ist das hier eigentlich. Ich habe doch von Anfang an immer gesagt, dass ich um halb neun hier sein werde. Warum um alles in der Welt ist hier dann keiner?", schnauzt er uns direkt an. "Normalerweise müsste doch schon jemand da sein.", kommentiere ich, denn bisher hat Woods sich darum immer gekümmert, während ich erst gut eine bis anderthalb Stunden später ins Restaurant komme um die Vorbereitungen für den Mittagstisch zu machen.
"Aber wie Sie sehen, ist noch niemand da. Ich habe noch andere Termine. Eigentlich müsste ich die ganze Lieferung wieder mitnehmen.", murrt er. "Ihm ist bestimmt etwas ganz wichtiges dazwischen gekommen und hat dabei vergessen uns Bescheid zu sagen. Was halten Sie davon, wenn ich ihnen einen Kaffee mache und mein Chef Ihnen schnell beim Ausladen hilft? Sie müssen die Kisten auch nur hier vorne hinstellen. Ins Lager stelle ich sie gleich alleine und dann können sie ruck zuck weiter.", versucht Maggi die Situation noch zu retten. Etwas versöhnlicher schaut er sie nun an. "Das ist echt lieb von dir Kind, aber ich habe absolut keine Zeit für ein Kaffee. Ich bin jetzt schon eine viertel Stunde in Verzug.", lehnt er ab, öffnet aber trotzdem seine Ladefläche. "Das macht doch überhaupt nichts. Wir haben diese schönen Thermobecher im Verkauf. Ich schenke Ihnen einen und mache Ihnen jetzt einen leckeren Kaffee, mit Milch, etwas Zucker und einen Schuss Karamellsauce.", beschließt sie und öffnet die Tür. "Das ist wirklich sehr nett.", erwidert er und steigt hinten in sein Auto ein. "Ich bezahl den Becher nachher.", lässt sie mich leise wissen und ist schneller drin verschwunden als mir lieb ist. Soweit kommt es noch.
Relativ flott haben der Lieferant und ich die Kästen aus dem Auto ausgeladen, während meine Freundin den bereits angekündigten Kaffee schon vorne in die Halterung gestellt hat und dann wieder verschwunden ist. "So der Lieferschein. Ich brauche dann nur noch eben eine Unterschrift.", lässt der Mann, dessen Namen ich noch nicht mal kenne, mich wissen und reicht mir den Schein und einen Kugelschreiber. Grade als ich den Stift ansetzen will nimmt Maggi ihn mir weg. "Hast du geschaut, ob auch alles da ist?", will sie von mir wissen. "Ähm....." Schief grinsend schaue ich ihn an. "Vergessen?" Stöhnend verdreht sie die Augen. "Du bist mir echt ein toller Chef." Sie nimmt mir Zettel und Stift aus der Hand und begibt sich zu den Kisten, die bereits im Flur stehen.
"Die Kleine hat ganz schön Temperament. Als ich ihr letzte Woche den verkehrten Schnaps geliefert habe, hat sie mir die Hölle heiß gemacht und ehe ich mich versehen habe, hatte ich die Flachen wieder eingepackt und ihr innerhalb von zweieinhalb Stunden das richtige geliefert.", erzählt er mir leise. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen, vielleicht sollte ich ab und an doch mal mehr meine Küche verlassen..... "Das ist aber auch besonders an ihr. Sie lässt sich von niemandem etwas gefallen und muss immer ihren Kopf durchsetzen."
"Hier jetzt kannst du unterschreiben.", gretscht Mags dazwischen und reicht mir Lieferschein und Stift. "Ich habe gedacht wir waren uns einig, dass du auch dazu berechtigt bist. Das hat Woods doch gestern extra noch mal gesagt, als der Großlieferant da war.", erinnere ich sie. Sie hebt eine der Kisten hoch. "Ich weiß, aber du wolltest es doch grade unbedingt.", entgenet sie und verschwindet nach drin. Schnell unterschreibe ich den Zettel und erhalte eine Abschrift. "Bis zum nächsten Mal. Ich werde ihr jetzt schnell helfen.", gebe ich noch von mir, lege den Zettel in einer der Kisten, bevor ich eine Kiste in jeder Hand hoch nehme und ihr hinterher gehe. "Beide bitte ganz nach hinten rechts.", weist sie mich an.
Zehn Minuten später haben wir alle Kisten an die richtige Stelle und von den Freund meiner Schwester ist noch immer nichts zu sehen. "Ich glaube ich rufe Woods mal an." "Nicht nötig, hier bin ich. Tut mir Leid.", hören wir ihn sagen und dann steht er auch schon vor uns. "Wo warst du?", will ich von ihm wissen. Er geht sich mit der Hand durch die Haare. "Lange Geschichte. Hier die Kurz Version: Ich habe mich erst total mit deiner Schwester gestritten, dann wollte ich duschen und hatte kein Wasser mehr. Mein Auto springt nicht an. Leos genauso wenig und zu allem Überfluss ist mein Handy auch noch verschwunden.", erzählt er und verschwindet dann direkt in sein Büro. Etwas überrascht schaue ich Maggi an die bloß mit den Schultern zuckt.
"Ich fahre zu Perle und muntere deine Schwester auf und du kümmerst dich um diesen Trottel.", schlägt sie vor. Ich nicke. "Ja klingt gut.", stimme ich zu. "Wenn ich heute Abend gebraucht werde sagst du Bescheid?" Ich schüttle den Kopf. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die anderen es heute Abend ohne dich, Woods und mich schaffen. Du hast heute eh frei und wir anderen beiden haben da noch etwas zu klären." Sie lächelt mich an. "Okay, aber du kannst den anderen ja trotzdem sagen, dass sie mich anrufen sollen, wenn...", ich unterbreche sie mit einem kurzen aber intensiven Kuss. "Wenn ich das mit Leo geklärt habe, haben wir beide noch etwas nachzuholen, okay?" Sie nickt. "Okay." Obwohl Woods nur eine Tür weiter sitzt haucht sie mir nochmal ein Kuss auf die Lippen ehe sie verschwindet.
Einen Moment schaue ich ihn hinterher, bevor ich mich auf dem Weg zu Woods mache. "Was ist zwischen dir und Leo vorgefallen?", will ich direkt wissen. "Sie ist sauer." Ich verschränke die Arme vor der Brust und lehne mich an den Türrahmen. "Willkommen im Club. Auf mich auch, weil ich mich nicht bei ihr gemeldet habe. Ich habe etliche verpasste Anrufe und Nachrichten von ihr.", lasse ich ihn wissen. "Ja ich weiß." Ich runzel die Stirn. "Okay, wir wissen beide wieso sie auf mich sauer ist. Was hast du nun ausgefressen?"
"Ich habe nach Feierabend noch Erik und
Malte getroffen und bin noch mit ihnen um die Häuser gezogen.", verrät er mir. Etwas skeptisch schaue ich ihn an. Das kann doch im leben noch nicht alles sein. "Normalerweise schläft deine Schwester schon, wenn wir so spät von der Arbeit kommen." "Diesmal nicht?" Er schüttelt den Kopf. "Nein, sie hat auf mich gewartet und auf dich und keinem von uns beiden erreicht. Als ich heute morgen irgendwann nach Hause kam, war sie kurz vorm durchdrehen, total am heulen und mit Perle am telefonieren.", erzählt er weiter. "Ups." "Ups ist genau das richtige Wort. Sie ist mitten in der Nacht wohl hier zum Restaurant gelaufen, weil sie Angst hatte, dass uns hier etwas passiert sein könnte." "Okay, dass ist natürlich ungünstig, aber ehrlich ich kenn meine Schwester, wenn du ihr gesagt hast, wie es war und dich entschuldigt hast, dann hat sie doch sicherlich drüber hinweg gesehen." Er sieht mich an. "Ja und genau das habe ich nicht und du kennst deine Schwester. Sie ist manchmal ein ziemlicher Dickkopf.", entgenet er. Ich nicke, denn es stimmt schon, allerdings hat sie auch leider meistens einen Grund dazu. "Was hast du denn gesagt. «Lass uns später drüber reden ich muss erst einmal meinen Rausch ausschlafen?»" Er schüttelt den Kopf. "Sie solle sich nicht so anstellen. Dass ich seid wir zusammen sind nicht mehr mit Eric und Malte um die Häuser gezogen bin und es mal eine ganz nette Abwechslung gewesen ist.", fängt er an. "Oh Woods.", seufze ich. Er nickt. "Ja aber es kommt noch besser: Sie ist nicht meine Mutter, bei der ich mich zu jeder Tages und Nachtzeit abmelden muss.", setzt er nach. Etwas geschockt schaue ich ihn an. Das kennt man ja überhaupt nicht von ihn, schon gar nicht wenn es um meine Schwester geht. Normalerweise holt er ihr jeden Stern vom Himmel und ist selber immer am jammern, wenn er mal länger als vier Stunden von ihr getrennt ist. Nicht ohne Grund kümmert sie sich zusammen mit Perle hier um die Buchhaltung und Abrechnung.
"Ich würde sagen den Karren hast du schön säuberlich in den Sand gesetzt." Er nickt. "Ja ich weiß und das schlimme ist, abgesehen von meiner letzten Bemerkung, dass sie nicht meine Mutter sei, stimmt es doch. Wann war ich oder wir das letzte mal mit den Jungs weg? Alleine. Die letzten Monate war Leo immer dabei oder viel mehr haben wir beide etwas mit ihr und ihren Freunden gemacht.", erwidert er. Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Ich habe immer gedacht du siehst Perle, Nash, Maggi und Sam ebenfalls als deine Freunde an." "Das tu ich doch auch, aber wenn ich ehrlich bin vermisse ich es auch mal nur mit unseren Jungs los zu ziehen. So wie wir es früher auch immer gemacht haben.", informiert er mich und lässt mich langsam echt wütend werden.
Der Wunsch ist die eine Sache, meine Schwester die andere. Ich bin mir ziemlich sicher das Leo die letzte wäre, die etwas dagegen hat...
"Warum redest du darüber nicht mit meiner Schwerster?" "Ich wollte nicht das sie es in den falschen Hals bekommt. Du weißt das sie es gerne mal falsch versteht.", entgegnet er. Ich schüttle den Kopf. "Das hätte sie sicherlich nicht falsch verstanden. Sie selber trifft sich gerne mal alleine mit den Mädels. Ich denke nicht das sie das falsch verstanden hätte.", kommentiere ich. "Kannst du dich noch an das Thema erinnern mit dem Bett? Als ich aus Scherz meinte, wir können Nachts mal wieder etwas Freiraum brauchen?", hakt er nach. Ich nicke. "Das sind aber zwei völlig verschiedene paar Schuhe, wo das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Es ist ja nicht so, als würdest du mit irgendeiner Freundin alleine weg gehen wollen, sondern du willst einfach bloß mit den Jungs abhängen. Sie macht es auch ständig mit Perle und Maggi." "Das ist etwas anderes.", entgegnet er. Ich schüttle den Kopf. "Nein, dass weißt du und ich und meine Schwerster genauso. Leoni ist manchmal ein echter Dickkopf, aber sie ist die letzte die dazu etwas sagen würde, also spuck aus, worum geht es hier wirklich?", will ich wissen, denn das ist sicherlich nicht alles.
Er zuckt mit den Schultern. "Ich glaube, ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir in Lichtgeschwindigkeit durch unsere Beziehung rasen. Schau wir wohnen seit wir zusammen sind zusammen, schlafen zu 99,99 Prozent jede Nacht zusammen in einem Zimmer, sind sogar teilweise auf der Arbeit zusammen un...." - "Stopp!", unterbreche ich ihn. Ich gehe auf den Schreibtisch zu, ziehe den Stuhl hervor und setze mich. "Wenn du grade, warum auch immer, zwanghaft einen Grund dafür suchst, warum es mit dir und meiner Schwester nicht gut läuft, dann solltest du dir schleunigst klar machen, ob das mit euch eine Zu..." - "Sawyer, ich liebe deiner Schwester.", versichert er mir, als er mir ins Wort fällt. "Das hörte sich grade anders an. Wenn ich dich daran erinnern darf, war dir von Anfang an klar, dass sie bei uns wohnt und das ihr achtzig Prozent des Tages miteinander verbringen werdet und du hast es sicherlich genossen sie ständig um dich rum zu haben.", erinnere ich ihn. "Ich weiß." "Also wo ist dein Problem?" Wieder zuckt er mit den Schultern.
Ich schüttle den Kopf. "Ich werde jetzt nach Hause gehen, duschen, mich umziehen und dann nach El Cajon fahren und das mit meiner Schwerster klären und ich gib dir einen guten Rat: warte selber nicht zu lange damit." Er nickt. "Ich glaube es ist aber besser, wenn sie sich erst einmal beruhigt." "Wie du meinst, aber ich sag dir was: brichst du ihr das Herz, weil du plötzlich das Gefühl hast, dass dir alles viel zu schnell geht und aus irgendeinen bescheuerten Grund Panik schiebst, dann bekommst du es mit mir zu tun, denn ich finde da ist noch irgendwas, was du mir nicht erzählst."
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