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Ernsthaft ich will endlich wissen woran ich bei dir bin

Woods Worte schwirren mir die ganze Zeit durch den Kopf. Ehe ich ihm darauf eine Antwort geben oder zumindest etwas erwidern konnte, hat Sawyer angerufen und Woods ins Restaurant bestellt. Die beiden kamen irgendwann um nach zwölf Uhr gestern Abend wieder, weswegen ich einem Gespräch grade noch mal aus dem Weg gehen konnte.... Dennoch kann ich überhaupt nicht schlafen. Schon die ganze Nacht wälze ich mich ständig von der einen Seite zur anderen und wundere mich immer wieder, dass nein Bruder davon nicht wach wird. Mittlerweile habe ich die Schnautzen voll, stehe auf und schnappe mir die Wolldecke, bevor ich mich auf dem Weg zur Terrasse mache, immerhin geht gleich die Sonne auf. Leider viel zu spät sehe ich das Woods auf einen der Liegestühle sitzt. Der Morgen kann doch einfach nur scheiße anfangen, wenn der Tag vorher scheiße geendet ist....
Da Woods sich umgedreht hat, als ich die Tür aufgemacht habe, kann ich mich leider nicht mehr umdrehen und verschwinden, weswegen ich mich auf einen der anderen Liegestühle breit mache. "Was tust du hier?", will ich leise von ihm wissen und vermeide es ihm anzusehen. "Ich konnte nicht mehr schlafen und da mal jemand behauptet hat, dass der Sonnenaufgang hier viel, viel schöner ist als der in Seattle, will ich mich heute einfach mal selber davon überzeugen.", antwortet er mir. Ich nicke und decke mich mit der Wolldecke zu. "Und was ist mit dir?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich konnte auch nicht mehr schlafen.", informiere ich ihm.

Irgendwie entsteht eine stille zwischen uns, die nicht wirklich unangehnehm ist, aber auch alles andere als angenehm. "Weißt du das es alles viel einfacher wäre, wenn du nicht Sawyers bester Freund wärst und wir beide uns unter ganz anderen Umständen kennen gelernt hätten?", gebe ich plötzlich von mir ohne großartig darüber nach gedacht zu haben. Ohne in seiner Richtung zu schauen, bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich mustert. "Wie meinst du das denn?", hakt er nach. "So wie ich es gesagt habe." "Trotzdem verstehe ich es nicht.", höre ich ihn sagen und schaue das erste Mal in seine Richtung. "Ich kann dir mindestens ein Dutzend Gründe nennen, die dafür sprechen, dass es zwischen uns so bleiben muss wie bisher und der Kuss keinen Einfluss auf unser Verhältnis haben sollte.", gebe ich von mir.

Er zieht die Augenbrauen hoch. "Ein Dutzend?" Ich nicke. "Mindestens." "Okay, dann nennen mir mindestens zwölf und ich akzeptiere es.", fordert er von mir. Überrascht schaue ich ihn an. "Und bitte fang nicht damit an, dass Sawyer dein Bruder und mein bester Freund ist, darin sehe ich nämlich überhaupt kein Problem.", gibt er von sich. "Du vielleicht nicht, ich dafür um so mehr.", kontere ich. "Ach und die wären?" "Ihr redet miteinander. Ich habe keine große Lust, zwischen dir und meinem großen Bruder Gesprächsthema Nummer eins zu sein.", fange ich an. "Du vergisst, dass wir Männer sind und mit solchen Themen ganz anders umgehen als ihr.", erwidert er. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Natürlich.", gebe ich von mir und glaube ihm kein einziges Wort. "Leo, was denkst du denn von mir? Oder von deinem Bruder? Der würde wahrscheinlich schreiend weg rennen, sobald ich ihm ein Problem schildere, welches wir beide miteinander haben.", entgegnet er. "Das glaube ich nicht und genau das ist Problem Nummer zwei. Sawyer würde zwischen den Stühlen stehen u...." - "Stop.", unterbricht er mich. Ich runzel die Stirn. "Abe..." - "Nein, kein aber. Was wir beide miteinander haben oder nicht miteinander haben, dass geht nur uns etwas an.", fällt er mir schon wieder ins Wort. "Aber Saw kann dir doch nicht so egal sein. Ihr beide seit beste Freunde.", erwidere ich nun. "Dein Bruder ist mir auch nicht egal, aber deinem Bruder ist egal, wenn sich etwas zwischen uns entwickeln würde.", kommentiert er. "Und das willst du so genau wissen, weil?" Er muss ja nicht wissen, dass Sawyer mir soetwas schon ungefähr gesagt hat......
"Weil wir darüber schon gesprochen haben. Leo, dein Bruder ist alles andere als Blind. Er hat schon gesehen, dass ich mehr für doch übrige habe, als nur Freundschaft, da sind wir grade hier angekommen. Als du Duschen warst und dich dann ins Bett verkrümmelt hast, hat dein Bruder mich gefragt, was zwischen uns läuft.", erzählt er mir. Ungläubig schaue ich ihn an. "Nun schau nicht so, du kannst deinen Bruder nachher gerne Fragen, aber er wird dir bestätigen, dass ich gesagt habe, dass ich dich echt süß finde und wir uns auch super verstehen, du aber Tabu bist, weil du seine Schwester bist und grade erst eine Trennung hinter dir hast.", lässt er mich nun wissen. "Siehst du, weil ich Sawyers Schwester bin." "So war anfangs meine Meinung, wobei dein Bruder ziemlich schnell klar gemacht hat, das es ihm egal ist, ob wir etwas miteinander haben oder nicht, solange ich es nicht wage dir weh zu tun." Ich reibe mit meinen Fingern über meine Stirn.

"Ich verstehe echt nicht, warum du nicht verstehen kannst, dass es im großen Chaos enden wird, sobald sich nur etwas mehr zwischen uns entwickelt." "Und ich verstehe nicht, warum du nicht einmal deine komischen Probleme abstellen kannst und einfach auf dein Herz hören kannst." "Was ist wenn ich das bereits tue?" Er schüttelt mit dem Kopf. "Ganz sicherlich nicht meine liebe. Ich würde sagen, bei unserem Kuss warst du mit vollem Herzen dabei. Ich behaupte ja noch nicht mal, dass du Gefühle für mich hast. Ich behaupte nur, dass da etwas bei unserem Kuss war.", entgegnet er. "Woods bitte." "Bitte was?" "Können wir das Thema nicht einfach lassen? Den Kuss vergessen und so weiter machen wie bisher?" "Wenn du nicht so rum getippert wärst und mir einfach gesagt hättest, dass von dir aus überhaupt nichts ist, dann ja, dann hätte ich es einfach so wie bisher belassen können, aber ich merke doch, dass da von dir aus auch etwas ist. Gib dir doch einfach ein ruck.", fordert er von mir. "Wo ist denn das Problem?"

Ich seufze. "Ich denke ich geh wieder ins Bett.", beschließe ich und stehe samt Wolldecke auf, werde allerdings von Woods aufgehalten, als er mich am Arm festhält. "Können wir das nicht erst klären?" Ich schüttel den Kopf. "Da gibt's nicht zu klären.", gebe ich entschlossen von mir. "Und wie soll es zwischen uns weiter gehen? So verkrampft wie es im Moment ist, geht es doch nicht weiter." "Ich kann mir ein Zimmer im Studentenwohnheim nehmen, wenn du willst.", antworte ich ihm und gehe zur Terrassentür.

Bevor ich sie öffnen kann, steht der beste Freund meines Bruders schon vor mir. "Das ist sicherlich nicht das, was ich will!", stellt er klar und legt mir ehe ich mich versehe eine Hand an dir Wange und zwingt mich so ihm anzusehen. "Ich will einfach Klarheit.", setzt er nach und streicht mir kurz mit seinem Daumen über die Unterlippe, bevor er seine Lippen vorsichtig auf meine drückt. Er lässt mir einen Augenblick zeit um möglicherweise zurück zu weichen, allerdings genieße ich es einfach nochmal seine Lippen auf meine zu spüren und zögere auch nicht lange den Kuss letztendlich zu erwidern. Der Kuss ist so liebevoll, zärtlich und voller Gefühl, dass ich mich echt Frage, wann ich das letzte mal
so gut geküsst wurde. Von Logan ganz sicherlich noch nie.

"Sag mir nicht, dass du dabei nichts fühlst.", gibt er außer Atem von sich und schaut mir in die Augen. "Das habe ich auch nie behauptet. Es ist einfach....." - "Sag jetzt nicht kompliziert oder ungünstig. Du solltest einfach mal tief in dir gehen und dir überlegen, was du wirklich willst und nicht was du glaubst das das beste ist.", schlägt er vor.
"Tust du denn immer, dass was du willst und nicht das was du glaubst das das beste ist?", frage ich ihn nun und schaue ihm dabei ebenfalls noch in die Augen. "Naja ich mache es schon Situations abhängig. Wenn ich nämlich nur das machen würde was ich will, hätte es diesen Kuss schon viel früher gegeben.", lässt er mich wissen. Ich runzel die Stirn. "Was soll das denn heißen?", will ich von ihm wissen. "Ist das dein ernst? Hast du etwa ernsthaft nicht gemerkt, dass ich schon seit ich dich in dieser Kneipe abgeholt habe, mehr für dich übrig habe als bloß Freundschaft?" Überrascht schaue ich ihn an und schüttel mit dem Kopf. "Anfangs habe ich es drauf geschoben, dass du mir vor kamst wir ein scheues, hilfloses Reh und einfach mein Beschützer Instinkt geweckt hast, vor allem weil du eben Sawyers kleine Schwester bist, aber spätestens als wir diesen Nic in Sakramento getroffen haben, war mir klar, dass es nicht nur der Beschützer Instinkt ist.", erzählt er mir. "Du hast aber nie ein Ton gesagt oder irgendwelche Anzeichen gemacht." "Es kam mir falsch vor, weil du noch nicht lange getrennt warst und als du mir sagtest dass du überhaupt kein Liebeskummer mehr hast oder nie wirklich hattest, da wusste ich einfach nicht wie ich den ersten Schritt machen sollte.", erklärt er mir und streicht mir eins Strähne hinters Ohr. "Verstehe ich.", rutscht es mir raus und ernte einen Fragenden Blick von meinem Gegenüber, allerdings schüttel ich bloß mit den Schultern.

"Okay hör zu, ich will dich nicht unter Druck setzen oder so, aber ich muss einfach wissen woran ich bei dir bin.", gibt er nun wieder von sich. "So setzt du mich natürlich überhaupt nicht unter Druck.", kommentiere ich. "Du musst mir doch bloß eine kurze und klare Antwort geben.", lässt er mich wissen. "Eine kurze und knappe Antwort?" Er nickt. "Und worauf?", stelle ich mich nun ein wenig doof, in der Hoffnung er lässt das Thema nun endlich fallen. Er seufzt. "Hast du bei dem Kuss etwas gefühlt?", fragt er nun direkt. Unschlüssig schaue ich ihn an. Er hat dich die Antwort doch quasi vor ein paar Minuten selber gegeben.
"Wenn es nicht so wäre, hätte ich den zweiten Kuss eben nicht erwidert.", antworte ich ihm nun. Ein lächeln schleicht sich in sein Gesicht. "Also hast du auch Gefühle für mich?", bohrt er weiter. Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Schon möglich, ja." Plötzlich macht er große Augen. "Deshalb bist du mir auch aus dem Weg gegangen, habe ich recht?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich fasse es nicht, dass dein Bruder die ganze Zeit recht hatte." "Wie meinst du das denn?", will ich von ihm wissen. "Ich habe es dir eben schon mal gesagt, dein Bruder ist nicht Blind. Er hat ziemlich schnell gescheckt, was bei mir abgeht und als du dich mir gegenüber so komisch benommen hast, meinte er ebenfalls, dass du sicherlich Gefühle für mich hegst und hat mir sogar Mut gemacht, endlich einen Schritt auf dich zu zu gehen.", erklärt er mir. Soviel zum Thema, sie reden nicht über mich.....

"Wenn ich dich bitte uns eine Chance zu geben, lässt du mich dann abblitzen?", fragt er mich. "Keine Ahnung, du verwirrst mich grade irgendwie.", lasse ich ihn ehrlich wissen. Er macht einen Schritt auf mich zu und legt seine Lippen nochmal ganz kurz und zärtlich, kaum merklich auf meine Lippen. "Gib uns eine Chance und ich verspreche dir, nicht mehr mit deinem Bruder über uns zu sprechen und das ich dir meinetwegen die Sterne vom Himmel hole und so alles dafür tue das du Glücklich bist.", entgegnet er nun und entlockt mir ein kleines lachen. "Das sind ganz schön große versprechen, findest du nicht?", erwidere ich. "Ich würde dir noch viel mehr versprechen, aber ich habe Angst das du mich für ein groß Maul hältst, der seine Versprechen eh nicht hält." "Bist du denn ein groß Maul der seine versprochen eh nicht hält?", frage ich ihn und wiederhole einfach seine Worte. Er rümpft die Nase. "Eigentlich nicht. Zumindest nicht beabsichtigt und ich versuche wirklich immer mein bestes zu geben.", versichert er mir. Ich überlege kurz und seufze.

Ich habe echt nicht gedacht, dass es so einfach ist, mal seinen Kopf aus zu stellen.

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