«12»

*~Ein paar Tage später ~*

"Und ich soll wirklich, bis zu den Schultern abscheinend?", will die Stylistin von mir wissen. "Ja sogar noch ein wenig kürzer ungefähr bis hier.", lasse ich sie wissen und zeige ihr nochmal das soviel ab soll, dass meine langen Haare bloß nur noch knapp meine Ohren verdecken. Skeptisch schaut sie mich an, bevor sie die Schere ansetzt und die erste Strähne zu Boden fällt.

Seit fünf Tagen sind Woods und ich nun wieder unterwegs und mittlerweile sind wir in Sakramento. Zwar war der Besuch dieser Stadt nicht geplant, aber das kenne ich ja mittlerweile von Woods - er richtet sich in erster Linie danach wo er die eingesammelten Sachen seiner besten Freundin verkaufen kann. Ich bin noch nicht wirklich dahinter gestiegen, warum er das ganze macht und warum seine beste Freundin ihn nicht begleitet, immerhin sind es ja ihre Sachen, aber wirklich getraut ihn zu Fragen habe ich mich auch noch nicht.

Seit gestern sind wir in Sakramento. Wie die Tage davor auch schon, teilen wir uns hier in Hotel ein zwei Bett Zimmer und schieben die Betten zusammen, wenn wir uns Abends DVDs rein ziehen.

Heute Morgen ist der beste Freund meines Bruders, wieder einmal los gezogen um eine weitere Kommode zu verkaufen, während ich erst ein wenig durch Sakramento gelaufen bin und letztendlich hier im Frisör Salon gelandet bin. Ich habe spontan beschlossen, dass es mal Zeit für eine Veränderung wird und so müssen meine Hüftlangen braunen Haare dran glauben.

"Können sie die Haare vielleicht etwas Stufig schneiden?", frage ich, während ich beobachte wie meine Haare immer kürzer werden. "Aber sicher."

Drei Stunden später verlasse ich das Haar Studio und bin gleich ein halbes Vermögen ärmer, denn nach langem hin und her habe ich beschlossen, meine Haar noch in einem sehr dunklen rot zu färben. Eine radikal Veränderung, die unbedingt nötig war.

Bevor ich zurück zum Hotel gehe, will ich mir noch ein Kaffee holen und Ziele deshalb ein kleines Café an, da Woods eh noch ein wenig brauch. Ich weiß gar nicht warum das alles immer so lange dauert oder ob es diesmal einfach nur eine Ausrede war, damit er mal ein wenig Ruhe vor mir hat. Als ich mit einen Kramell Latte Macchiato bestelle, stocke ich ein wenig.

"Maggi?" Stirnrunzelnd gehe ich auf den Runden Tisch zu, an dem die schwarz Haarige sitzt, die ich vor fast zwei Wochen in Cle Elum kennen gelernt habe. Sie schaut von ihrer Zeitschrift auf. "Leoni?" Mit großem Augen schaut sie mich lächelnd an. "Du hast dich ja echt verändert, in den letzten Tagen.", stellt sie fest und bekommt ein Schultern zucken zur Antwort. "Sieht aber echt gut aus." "Danke, ich finde es noch ziemlich gewöhnungsbedürftig, weil es grade eine ziemlich spontane Entscheidung war.", erkläre ich meine neue Frisur. "Ja ich verstehe dich, aber du hattest doch so schöne lange Haare.", erwidert sie. "Ich weiß,aber ich mochte es einfach so nicht mehr, als ich heute morgen in den Spiegel geschaut habe.Was machst du eigentlich in Sakramento?", frage ich sie. "Das selbe könnte ich eigentlich dich Fragen, wolltest du nicht eigentlich nach San Diego zu deinem Bruder?", kontert sie. Ich nicke, nehme meinen Kaffee Becher entgegen und setze mich kurz zu ihr. "Ja, aber er ist in Mexiko und kommt erst.... Ja keine Ahnung wann er wieder kommt.", erzähle ich ihr. "Oh, wie blöd und jetzt?" "Der Typ, der mich bei dir in der Bar abgeholt hat, ist der beste Freund von meinem Bruder. Wir verstehen uns ziemlich gut. Er muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor er wieder nach San Diego fährt und ich begleite ihn.", informiere ich sie. "Achso cool, aber wenn du willst kannst du auch mit mir nach San Diego fahren und so lange bei mir wohnen, bis dein Bruder wieder da ist.", schlägt sie vor. "Das ist echt lieb von dir, aber Woods und ich verstehen uns echt gut und ich genieße seine Gesellschaft. Er versteht es echt jemanden abzulenken.", lehne ich ab. Sie zieht grinsend die Augenbrauen hoch. "Ja so kann man Liebeskummer auch los werden.", bemerkt sie und wackelt mit den Augenbrauen. Ich brauche einen Augenblick bis ich energisch den Kopf schüttel.

"Oh nein, nein, nein, nein. Zwischen Woods und mir läuft nichts. Überhaupt nichts, abgesehen von einer immer enger werdenden Freundschaft.", informiere ich sie. Skeptisch sieht sie mich an. "Nicht? Hat sich grade so angehört.", erwidert sie. Wieder schüttel ich mit den Kopf. "Wir sind nur Freunde.", versichere ich ihr und trinke ein schluck aus den Becher. Ehrlich gesagt habe ich auch schon mal bessere Latte Macchiatos getrunken. Ich nehme den Deckel ab und mache ein bisschen Zucker rein. "Ist er nicht dein Typ?", will sie von mir wissen. Ich überlege kurz.

Wäre Woods mein Typ, wenn er nicht auf Männer stehen würde? Er ist ganz ansehnlich, also groß und Muskulös, und charakterlich kann man sich auch nicht beschweren, immerhin kann er echt gut zu hören, ist aufmerksam und einfühlsam und lachen kann man mit ihm auch ganz gut. Also ja, im normal Fall wäre er total mein Typ. Bloß ist es hier kein Normal Fall - vielleicht bedauer ich es sogar, zu mindest ein bisschen.

"Doch eigentlich schon.", antworte ich Maggi. "Aber? Du nicht seiner? Also dann hat der Typ definitiv Tomaten auf dem Augen.", gibt sie von sich und entlockt mir ein lächeln. Schließlich zucke ich mit den Schultern. "Du bist noch nicht bereit für etwas neues? Oder ist er vergeben?", rät sie weiter. "Es ist...irgendwie ein wenig kompliziert....oder nein eigentlich ist es alles ganz einfach, er steht einfach nicht auf Frauen.", lasse ich sie wissen. Nun macht sie große Augen. "Ups, okay dann verstehe ich das ganze natürlich." "Ja." Ich zucke mit den Schultern. "Du hörst dich an als würdest du es bedauern.", stellt sie genauso fest, wie Nash vor ein paar Tagen.

Tu ich das wirklich?

"Nein. Ich mein Woods ist echt ein klasse Typ, aber ich bin ja noch gar nicht lange getrennt. Wir verstehen uns einfach wirklich ziemlich gut und ich bin echt froh, ihn als Freund an meiner Seite zu haben.", gebe ich von mir. "Hast du denn nochmal etwas von deinem Ex Verlobten gehört?", fragt sie mich nun. Ich nicke. "Ja, er ist mein meiner besten Freundin in Nampa aufgetaucht, als ich grade mal vierundzwanzig Stunden bei ihr war.", antworte ich ihr. "Autsch. War es sehr schlimm?" Ich zucke mit den Schultern. "Er hatte schon vorher etwas mit meiner Stiefschwester. Gewundert hat es mich nicht, aber es tat trotzdem weh, es dann wirklich von ihm zu hören.", informiere ich sie.

"Liebst du ihn noch?", hakt sie nach. Ich mache dicke Backen. "Gute Frage. Ich denke das es überhaupt keine richtige Liebe war, eher das gute Gefühl zu wissen, dass es da jemand gibt, der mir auf irgendeine Art und Weise den Rücken stärkt. Wirklich Glücklich war ich schon lange nicht mehr, dass wird mir immer klarer. Klar tut es weh, dass er mich grade mit meiner Stiefschwester betrogen hat, aber ich versinke nun nicht in Selbstmittleid.", erkläre ich ihr ehrlich. "Und dann hättest du ihn trotzdem Geheiratet, also wenn du ihn nicht erwischt hättest?" Ich nicke vorsichtig. "Ja, ich denke schon. Bescheuert oder?" Diesmal nickt sie. "Und wie."

"Ja eigentlich müsste ich den beiden Dankbar sein. Aber nun erzähl du doch erst mal, was du jetzt hier in Sakramento machst.", fordere ich von ihr. "Naja, mein Onkel ist der Meinung, ich solle meine letzten drei Wochen Semesterferien noch genießen und wieder nach Hause fahren. Ich wollte eigentlich hier eine Freundin besuchen, aber sie wohnt nicht mehr hier. Keine Ahnung wo sie abgeblieben ist, aber das ist ja auch egal. Mein Auto hat gestern Abend den Geist aufgegeben und ist nun in der Werkstatt und ich kann erst Morgen weiter fahren.", erzählt sie mir.

"Du studierst doch auch oder nicht? Fährst du dann direkt wieder nach Haus, wenn du grade in San Diego bist?", fragt sie mich nun.

Ehrlich gesagt habe ich darüber noch gar nicht nach gedacht....

Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht breche ich das Studium erst mal ab und bleib bei meinem Bruder oder ich ziehe bei meiner besten Freundin und ihren Mann ein und studiere doch weiter, keine Ahnung. Ich brauche jetzt erstmal ein bissen Zeit mit meinem Bruder, denke ich.", gebe ich von mir und weiß nicht ob sie durch mein Kauderwelsch durch Blick. "Du könntest auch ein Uni wechsel beantragen und bei deinen Bruder in San Diego bleiben. Ich weiß ja nicht, wem du noch alles in Seattle hast.", ist ihr Vorschlag. "Eigentlich keine Schlechte Idee, mich würde dort nämlich nur noch meine beste Freundin halten und die hat ihren Mann. Bloß weiß ich nicht ob Sawyer mich überhaupt dauerhaft bei sich haben will.", erwidere ich.

"Du bist seine Schwester, natürlich würde er dich da haben wollen. Ich mein ihr müsst ja nicht ständig aufeinander hocken, du kannst dir ja auch eine eigenen Wohnung suchen. Im Studentenwohnheim oder ein WG Zimmer.", gibt sie von sich. Ich zucke mit den Schultern. "Mal sehen."

"Was studierst du eigentlich?", will sie von mir wissen. "Kustgeschichte, aber ich denke mal, das es früher oder später darauf hinaus laufen wird, dass es nur noch Geschichte wird, oder ich zu mindest, Kunstgeschichte bloß noch als Nebenfach nehme.", erzähle ich ihr. "Gefällt dir dein Studiengang nicht mehr?" "Naja eigentlich wollte ich früher bloß Geschichte studieren, vielleicht sogar auf Lehramt, aber ja ich habe mir von meiner Mutter rein reden lassen, dass man mit Kunstgeschichte mehr Freiheiten hat.", lasse ich sie etwas verlegen wissen. "Oh shit, aber du müsstest nicht von vorne anfangen oder?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich habe Geschichte ja schon als Nebenfach. Ich will dann einfach nur um switschen. Was studierst du denn?", will ich nun von ihr wissen um das Thema von mir abzulenken.

"Architektur. Zugegeben ich habe mich von meinem besten Freund Sam, auch etwas beeinflussen lassen, denn ich hatte damals keine Ahnung was ich machen soll oder will, aber es macht mir Spaß.", antwortet sie mir. "Also studiert er auch Architektur?" "Ja genau er war meine Hilfe für Plan Y." Grinsend und mit hoch gezogenen Augenbrauen schaue ich sie an. "Schon Plan Y?"

"Ja ich habe ein paar rebellische Phasen hinter mir, als ich da endlich raus war, hatte ich keine Ahnung was ich machen will. Erst wollte ich mir die Welt ansehen - dafür hatte ich aber kein Geld. Dann wollte ich einfach bloß bei meinem Onkel in der Bar arbeiten - er hat mir aber relativ schnell einen Vogel gezeigt, weil ich doch etwas vernünftiges machen soll. So ging das einige Zeit, bis ich einfach entschlossen habe, mit Sam nach San Diego zu gehen und erstmal das selbe wie er zu machen, mit den Unterschied, dass er schon ein Semester weiter ist.", erzählt sie mir.

"Wenigstens hast du dir nicht in allem rein reden lasse." "Ist deine Mutter echt so schlimm?" Ich nicke. "Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schlimm. Sie wollte mein ganzes Leben bestimmen und hat echt alles dafür getan, dass Saywer und ich erst relativ spät Kontakt miteinander haben.", erzähle ich. "Du und dein Bruder seit gar nicht zusammen aufgewachsen?" "Nein, unsere Eltern haben sich schon früh getrennt. Ich kenne keine Einzelheiten, weil daraus ein riesen Geheimnis gemacht wird. Sawyer weiß auch nicht viel mehr, allerdings hat er echt lange gebraucht, um Kontakt mit mir auf zu nehmen. Meine Mutter hatte da auch irgendwie ihre Finger mit im Spiel.", sage ich etwas traurig, denn ich Frage mich immer wieder was wohl anders gelaufen wäre, wenn er schon früher an meiner Seite gewesen wäre und wir eine Geschwisterliche Beziehung nicht auf eine elen große Entfernung hätten aufbauen müssen.

"Jetzt verstehe ich auch warum euer Verhältnis so angeknackst ist.", bemerkt sie und beißt von ihrem Teilchen ab. "Nein, wenn es nur das wäre könnte ich damit vielleicht umgehen, aber sie zieht meine Stiefschwester immer vor und steht immer hinter ihr. Dabei ist sie eine fiese, miese, verwöhnte Pissnelke.", erkläre ich ihr. "War sie es nicht, mit der dein Ex dich betrogen hat?", hakt sie nach und bekommt ein nicken zur Antwort. "Und was sagt sie dazu? Also deine Mutter?" "Das Alice sowas niemals machen würde.", gebe ich von mir. Sie macht große Augen. "Okay dazu sagen ich jetzt mal nichts."

"Ich auch nicht. Und genau deshalb, will ich erstmal nichts mehr von ihr wissen. Und.....", ich stocke als mein Handy klingelt. "Sorry, da sollte ich dran gehen.", gebe ich von mir als ich sehe das Woods anruft.

"Hey Woods." "Hey Leo, bist du noch unterwegs oder bist du schon im Hotel? Ich bin nämlich endlich fertig und könnte dich einsammeln, wenn du noch unterwegs bist oder etwas zu essen mitbringen, wenn du schon im Hotel bist.", lässt er mich wissen. "Ich bin in einem kleinen Café, in der nähe vom Hotel.", lasse ich ihn wissen. "Soll ich dich holen, dann brauchst du nicht laufen.", schlägt er vor. Ich schaue auf die Uhr. Unglaublich, da sitze ich schon fast eine drei Viertel Stunde mit Maggi hier - kaum vorstellbar wie schnell die Zeit gerannt ist.

"Ja gerne. Soll ich dir die Adresse schicken?", frage ich ihn. "Ist es das kleine zwischen den Blumenladen und den Chinaimbis?", will er von mir wissen. "Du bist gut." "Also ja, dann bin ich in zwei Minuten da.", höre ich ihn sagen bevor er auflegt.

Ich runzle die Stirn und schaue mein Handy etwas verwirrt an. Das war irgendwie ein bisschen komisch.

"Alles okay?", fragt Maggi. "Ja, Woods holt mich gleich ab.", antworte ich ihr. "Übrigens habe ich eine neue Handynummer.", setze ich nach und hole ein Stift aus meiner Handtasche um auf einer Servierte meine Nummer drauf zu schreiben. "Vielleicht können wir es ja echt einrichten, dass wir uns in San Diego mal treffen.", gebe ich von mir, denn Maggi und ich könnten vielleicht echt gute Freundinnen werden, außerdem kenne ich dann neben Woods und mein Bruder noch jemand anderem.

"Das sollten wir auf jeden Fall machen.", stimmt sie lächelnd zu.

Als die kleine Glocke der Türe läutet, drehe ich mich um und sehe Woods ins Café kommen. Einen Augenblick schaut er sich im Café um und will grade sein Handy aus seiner Jeans holen, als er mich erblickt.

"Verda*mt Leo, dich kann man ja echt nicht alleine lassen oder?", gibt er von sich. "Sieht es echt so schlimm aus?", will ich direkt etwas verunsichert wissen. "Nein im Gegenteil, es sieht wirklich richtig gut aus. Ehrlich. Aber wann hast du dich denn dazu entschieden, deine lange Mähne ab schneiden zu lasen."

"Es war eine ganz spontane Entscheidung."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top