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Mit nicht ganz so guter Laune, die man eigentlich von einer Braut erwartet sitze ich in einem der drei großen Zimmer, welches mir von Logans Eltern zur Verfügung gestellt wurde. Schon allein wie sich das Anhört 'Sie stellen mir ein Zimmer zur Verfügung'. Mir. Ihrer zukünftigen Schwiegertochter. Aber wozu braucht man denn bitte drei Zimmer?
Ganz klar:
In dem einen hat eine Stylistin exakt vier Stunden an meinen Haaren und dem Make up gearbeitet, weil in diesem hier ja mein Kleid hing, welches ich grade mit drei Schneiderin angezogen hatte. Andrea hat die drei für heute extra engagiert, falls mein Kleid nicht gepasst hätte. Ich habe in den letzten drei Wochen, auf Anweisung meiner Mutter und Andrea, kaum mehr als Gemüse und Obst gegessen, sage und schreibe neun Kilogramm abgenommen und die beiden sind immer noch der Meinung ich wäre viel zu füllig.... Und den anderen Raum, soll ich nutzen um mich darin aufzuhalten, immerhin habe ich jetzt schon mein Kleid an, obwohl die Trauung erst in einer drei Viertel Stunde ist.
Perle meine beste Freundin, hat das Haus ihrer Schwiegereltern schon 'zu Hause' genannt, bevor sie überhaupt einen Antrag von ihrem Mann bekommen hat. Und auch so, ist das Verhältnis zwischen ihr und seinen Eltern um weites besser als das von mir und Logans Eltern. Zu meinem bedauern wird auch sie nicht auf der Hochzeit sein - angeblich muss sie bis um fünfzehn Uhr arbeiten und da würde es sich nicht lohnen von Nampa hier her nach Seattle zu fahren, denn dort verbringt sie ihre Semester Ferien. Ich glaub ihr nicht ganz so, denn nicht nur Sawyer hält mich für bescheuert, dass ich mir eine Hochzeit antue, die so gar nicht meinen Vorstellungen entspricht und so wirklich begeistert ist sie von Logan auch nicht, auch wenn sie es niemals Wort wörtlich zugegeben hat. Wahrscheinlich hat sie ihre Arbeit nur als Ausrede benutzt um nicht doch noch irgendwelche Einwände zur Hochzeit kund zu geben.
Ich gebe ein seufzen von mir. Irgendwie habe ich das Gefühl mich total zu verstellen. Egal was Andrea sagt, ich stehe vor ihr nicke und lächle Freundlich. Das bin nicht ich. Von der Hochzeit ganz zu schweigen. Ich habe versucht mit Logan zu sprechen. Habe versucht ihm zu sagen, dass es nicht meinen Vorstellungen entspricht, aber wirklich drauf eingegangen ist er nicht.
-Flashback-
Ich sitze auf der Couch in Logans und meiner Wohnung und warte darauf, dass mein Verlobter nach Hause kommt. Sawyer hatte recht, als er mir vor gut zwei Wochen ans Herz gelegt hat, endlich mal mit Logan zu reden.
Heute haben sie lauter rosa Dekoration gekauft. Lauter Tüllbänder und Stuhlbezüge. Alles in Barbie Rosa. Was denken die beiden sich denn dabei? Vor allem meine Mutter müsste doch wissen das Rosa so gar nicht meine Farbe ist. Absolut nicht. Nie und nimmer.
Ich höre wie die Türe aufgeschlossen wird und Logan die Wohnung betritt.
"Leoni? Bist du zu Hause?", höre ich seine Stimme und stehe auf. "Wie läufst du denn schon wieder rum?" Ich schaue an mir runter und weiß gar nicht, was an einer grauen Jogginghose, einem Flieder Oberteil und einer grauen Strickjacke so verkehrt ist. "Ich hätte wichtigen Besuch mit bringen können. Was glaubst du denn, was ein Mandat von dir halten würde?"
Ich schlucke. "Du hättest anrufen können, wenn du vor hast jemanden mit zu bringen. Das haben wir abgemacht", gebe ich in einem sicheren Ton von mir. Er nickt. "Stimmt. Du weißt aber auch, dass ich vor allen dieses Teil nicht so gerne an dir sehe. Es lässt dich Billig wirken."
Autsch.....
Bevor ich ihm irgendwas gegen den Kopf werfen kann drückt er mir ein Kuss auf die Lippen. "Wie war es heute mit unseren Müttern?" "Sie haben rosa Tüllbänder bestellt und rosa Stuhlbezüge."
Während ich ihm das erzähle, beobachte ich seine Reaktion und muss feststellen, dass diese Tatsache absolut keine Regung in ihn auslöst. "Hört sich doch Nett an." Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Nett? "Nett? Logan das sind doch nicht wir. Weder du noch ich. Ich habe das Gefühl, dass diese ganze Hochzeit, der größte Albtraum wird.", gestehe ich ihn. Er macht einen Schritt auf mich zu und drückt, seine Lippen auf meine Stirn. "Lass den beiden doch ihren Spaß. Sie haben so viel Spaß unsere Hochzeit zu organisieren, es macht sie Glücklich." "Du hast es doch grade selber gesagt: Es ist unsere Hochzeit. Das alles sind wir nicht. Ich hasse Rosa und du bist auch kein großer Fan dieser Farbe. Ich finde es schrecklich, was sie mit den Flamingos machen und..." - "Leoni, es sind nur ein paar Stunden. Sei doch lieber Froh, dass wir nicht alt so viel machen müssen. Du kannst dich in Ruhe auf deine Vorlesungen konzentrieren."
Ich gebe ein seufzen von mir. Er versteht mich einfach nicht.
"Wenn ich mich entscheiden dürfte zwischen den Vorlesungen oder der eigenständigen Planung unserer Hochzeit, würde ich mich immer für die Hochzeit entscheiden." Er löst die Spannge aus meinem Haar. "So gefällt es mir viel besser. Und nun beruhigst du dich erst mal. Ja vielleicht sind wir das nicht, was die beiden dort planen. Aber es macht sie Glücklich, wir haben unsere Ruhe und noch dazu kein Stress. Es sind maximal zwölf Stunden, die wir mit der Hochzeit verbringen. Nimm es nicht so ernst."
-Flashback Ende-
Damit war unser Gespräch beendet und ich weiß echt nicht warum ich mich so hab abspeisen lasse. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihm wichtig ist, dass seine Mutter glücklich ist, wie es mit mir steht ist ihm völlig egal. Ich hoffe nur, dass ich mit dieser Hochzeit nicht den größten Fehler meines Lebens mache. Das sich Logans und meine Beziehung wieder einigermaßen einrenkt, sobald unsere Mütter nicht mehr so oft um uns herum schwirren.
Ich verlasse das Ankleidezimmer und will grade in das Zimmer gehen, wo ich mich aufhalten soll, als mein Blick aus dem Großen Fenster wandert, welches den großen Garten zeigt, wo heute Morgen schon unzählige Flamingos auf den Rasen gelassen wurden.
Es sind schon ein Teil Gäste da und wieder stelle ich fest, dass auf meinen Wünschen kaum Rücksicht genommen wurde, denn so wie es im Moment aussieht, kenne ich mindestens 90% nicht.
Ich gebe wieder ein seufzen von mir und rufe mir ins Gedächtnis, dass es nur ein paar Stunden sind und es dann endlich vorbei ist. Schon morgen Früh fliegen Logan und ich nach Japan, wo er erst ein Termin in Tokio hat und dann werden wir dort unsere Flitterwochen verbringen. Wenn wir im drei Wochen wieder nach Hause kommen, werden wir erst Mal ein Abstecher nach San Diego, zu meinem Bruder machen.
So ist auf jeden Fall der Plan......
Ich wende den Kopf von das große Fenster ab und wende mich zum Zimmer, wo ich eigentlich hin will. Ich öffne die Türe und hoffe einfach, dass Alice keinen ihrer blöden Sprüche ablässt.
Ich stocke und merke wie sie gleich ein riesen großer Klos in meinem Hals bildet und mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht entweicht.
Alice, sie wird sicherlich kein blöden Spruch ablassen, denn sie steht in herabgelassen Kleid, bloß in ihrer schwarzen Spitzen Unterwäsche, zu mindestens hat sie noch den BH an, am Tisch und macht mit niemand anderes als meinem Verloben rum, der im Übrigen auch nur noch in Hemd dort steht.
Ich räuspere mich, woraufhin sich beide zu mir umdrehen und auseinander fahren.
Mit großen Augen schauen mich die beiden an.
"Leoni!" "Ja genau so heiße ich." Logan entfernt sich ein Stück von dem Mist*tück und schaut mich an. "Es ist...." - "Nicht so wie es aussieht? Natürlich, ich mein es ist ja offensichtlich das ihr nur über das Wetter gesprochen habt. Oder vielleicht doch über unsere Hochzeitsreise, die im übrigen schon Morgen beginnen sollte?", gebe ich voller Sarkasmus von mir.
"Leo..."- setzt Logan nochmals an allerdings hebe ich warnend meine Hand. "Nein lass es. Ich bin echt froh, dass ich es jetzt mitbekommen habe und nicht erst später."
Bevor ich noch irgendeine andere Ausrede von einen der beiden hören muss - wobei Alice ja ziemlich schweigsam war, drehe ich mich um und schließe die Türe mit einem lauten knall.
Mit schnellen Schritten gehe ich die Treppen runter und begegne auf den letzten Drittel Angela. "Leoni was machst du denn hier?", herrscht sie mich direkt an. "Abhauen! Die scheiß Hochzeit, fällt ins Wasser!" Unbeirrt gehe ich an ihr vorbei und habe im nächsten Moment meine Mutter vor mir. "Leoni, was zum....." - "Ich weiß wie ich heiße. Lasst mich doch alle in ruhe!" Wütend stampfe ich auch an ihr vorbei. "Junges Fräulein, wie benimmst du dich denn hier bitte?!", höre ich meine Mutter fragen.
Ruckartig drehe ich mich um. "Wie ich mich benehme? Wie eine Frau, die grade erfahren hat, dass ihr werter Verlobter sich mit ihrer, ach so perfekten, Stiefschwester vergnügt. Am Tag der eigenen Hochzeit. Wer weiß schon wie oft sie es schon miteinander getrieben haben." Überrascht schaut mich meine Mutter an. "Das würde Alice niemals tun." "War ja klar das du mal wieder zu der Prinzessin hältst, aber soll ich dir mal was sagen? Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und blind, bin ich nicht!", gifte ich sie an.
Ich sehe wie Logan die Treppen runter kommt und von seiner Mutter komisch angesehen wird. "Logan, kannst du uns mal bitte auf klären, was mit deiner Verlobten los ist!", gibt sie bittend von sich und sieht ihn Auffordernt an. "Das erkläre ich euch gleich. Leoni können wir bitte einmal über alles reden." Er streicht sein Hemd glatt und sieht mich bittend an. "Nein ganz sicher nicht. Du kannst gerne wieder zu Alice hoch gehen und mit ihr reden, aber warte nein, ihr habt ja besseres zu tun."
"Leoni, nicht so laut. Was sollen den die Gäste dazu sagen." Ein wenig mitleidig schaut mich meine fast Schwiegermutter an. "Soll ich dir mal was sagen? Ich scheiß auf die Gäste, ich kenne über die Hälfte eh nicht, auf die Hochzeit, wo mir eh alles viel zu viel ist, denn dass bin ich einfach nicht. Und auf all den Rest pfeife ich auch!!"
Ich öffne die Türe des kleinen Raumes, wo ich gestern Abend meine Handtasche und meine Jacke rein gehängt habe, schnappe mir meine Sachen und will grade zur Türe raus als Logan vor mir auftaucht. "Lass und reden. In ruhe. Ich sag meinen Eltern sie sollen alle weg schicken." Es ist schon etwas armselig, wie er nun zu betteln versucht....
"Du.Kannst.Mich.Mal.", gebe ich von mit und gebe jedes Wort mit einem Nachdruck von mir. Ich nehme mein Verlobungsring ab und werfe ihn an die Wand. "Ich hoffe für dich ist klar, dass es zwischen uns aus ist. Ich will dich nie wieder sehen!"
Ohne auf irgendwas anderes zu warten verlasse ich das Haus und laufe die Straße entlang zur nächsten Bushaltestelle. In meiner Handtasche suche ich nach meinem Haustürschlüssel und stelle fluchend fest, dass ich überhaupt keinen mitgenommen habe - alles was ich mit habe ist ein Handy, welches ich direkt ausschalte, mein Portmonee und ein wenig Kleinkram. Da ich überhaupt keine Lust habe, noch mal zurück zu fahren, beschließe ich gleich einfach in den nächst besten Bus zu steigen und dort zu überlegen was ich als nächstes mache.
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