Missverständnisse
Kapitel 43
Luna
Zu behaupten sie fühlte sich überrumpelt, war etwas untertrieben. Sie hatte keine Ahnung gehabt wie sie es ansprechen sollte, dass sie sich in beiden Männer verliebt hatte und als sie Cole so ungeplant entdeckt hatte, war sie für einen Moment wie erstarrt gewesen. Sie hatte gehofft zuerst mit Zed reden zu können. Zed, der hatte mit ihr ausgehen wollen und nicht Cole, dem sie anscheinend langweilig geworden war. Tief in ihrem Inneren hatte eine Stimme ihr immer wieder klargemacht, dass es kindisch war darauf zu hoffen, dass die beiden sie zurücknehmen würden. Dies hier war nun einmal kein Märchen in dem sie Zed und Cole einfach sagen musste, dass sie sie liebte und sich plötzlich alle Probleme lösen würden und sie eine glückliche Zukunft erwartete. Dies würde nicht geschehen. Selbst nicht als Cole hektisch nach ihr Griff und seine Lippen so brachial auf ihre donnerten, dass sie glaubte gegen eine Wand zu laufen. Er ließ ihr keine Wahl, als diesen Kuss geschehen zu lassen. Seine Hände umschlossen ihr Gesicht und seine Zunge drängte sich in ihren Mund und zwang ihre dazu sich zu ergeben.
Luna versuchte weiter einen klaren Kopf zu behalten, aber konnte man ihr das leise Seufzen wirklich übel nehmen? Sie hatte Cole vermisst, sie hatte seine fürsorglichen Blicke vermisst, seine sicheren Hände auf ihr, die sie festhielten, wenn Zed sich in sie versenkte. Er hatte ihr Nähe und die Geborgenheit gegeben die sie in ihrer ersten Nacht mit ihnen gebraucht hatte und die Zed Aufgrund seines eher stürmischen Wesens gerne mal vergaß. Nun aber schien es Cole zu sein, der sich nicht beherrschen konnte und sie konnte es nur allzu gut nachempfinden. Der Kuss war nicht zärtlich, eher verschlingend und Luna war so überrumpelt, dass sie eine Weile brauche um ihn zu erwidern, dann aber war alles vorbei.
Seine Lippen waren fort, seine Hände verschwunden und Cole hatte innerhalb eines Wimpernschlags mehr Raum zwischen sich und sie gebracht als sie ertragen konnte. Er blickte sie an, wütend, verwirrt und sie sah Schmerz in seinen Augen. Als hätte sie ihn verlassen und nicht umgedreht.
„Du solltest nicht hier sein!", sagte er und versetzte Luna damit einen verbalen Schlag in die Magengruben, der sie fast hätte zusammen sinken lassen. Oh Gott, er hatte recht. Sie wusste, dass er recht hatte, was glaubte sie denn was das hier wurde? Er war gegangen, er wollte sie nicht mehr und kein mädchenhaftes Liebesgeständnis, kein dornenvolles Betteln würde reichen um das zu ändern. Alles, was es kosten würde, wäre ihr Stolz. Normalerweise wäre es ihr wichtig diesen zu behalten, aber sie war noch nie verliebt gewesen und die Tatrsache es nicht zumindest zu versuchen, würde sie sich nie verzeihen können, egal wie lächerlich sie sich damit machte. Deswegen schämte sie sich auch nicht als sie sich eine Träne von der Wange rieb.
„Ich wollte nur mit euch reden", meinte sie und war zumindest froh darüber, dass ihre Stimme nicht brach. Cole sah das alles: Ihre Trauer, ihr Bedauern. Alles. Er hatte mehr als einmal bewiesen, dass er zu aufmerksam war um es nicht zu bemerken aber, anstatt das sein Blick sich erwärmte, blieb er so kalt wie sie es sonst nur von Zed kannte. Gott, was machte sie hier nur? War sie tatsächlich dazu bereit sich hier von diesen Männern brechen zu lassen?
„Rede", forderte er hart und nicht ein Funken Mitleid war in seinem Gesicht zu erkennen, ganz so als wäre sie eine Fremde, ganz so als hätte er sie nicht gerade erst so verhungernd geküsst, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch zurückgekehrt waren, die sie so sehr vermisst hatte.
„Ich will, dass Zed dabei ist", hauchte sie und Coles Ausdruck nahm etwas Verzweifeltes an. Er fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Haare, die hier im Noir sehr dunkel aussahen und schloss dann resigniert die Augen.
„Warum machst du es uns so schwer, Luna? Er hat dich gefragt, ob du mit ihm ausgehst und du hast abgelehnt. Was willst du noch? Das er sich das Herz rausschneidet und dir zu Füßen legt, damit du es nicht nur im übertragenen Sinne zertreten kannst?", fragte er wütend und Luna schaut beschämt auf ihre Füße. Hatte sie das getan? Zed hatte sie gefragt und dann anscheinend irgendwann aufgegeben.
„Das hatte ich nicht vor. Ich wollte ihm nie wehtun", sagte sie und suchte nach den richtigen Worten. Aber es fielen ihr keine ein, die nicht nach einen jämmerlichen, jungen Ding klangen die ihr Herz an gleich zwei Männer verloren hatte. Ironischer weise auch quasi an die ersten zwei die sich je für sie interessiert hatten. Sie war bemitleidenswert, das war alles. Dennoch strafte sie die Schulter und dachte an alles, was sie davor mit Veronika beredet hatte: Sie war nicht schwach und sie kämpfte für das, was sie wollte und schon gar nicht musste sie sich für ihre Gefühle schämen!
„Hast du aber. Nur damit das klar ist Luna: Du bist nicht mehr unser Babygirl, der Posten ist bereits wieder besetzt und wir nehmen keine abgelegten Frauen wieder zurück. Er schon gar nicht. Ich schlage vor, dass du einfach wieder gehst, sonst sorge ich dafür, dass du persönlich nach draußen eskortiert wirst!", meinte er kalt, hart und emotionslos. Sie starrte ihn an, versuchte in seinen Augen mehr zu erkennen als die wilde Entschlossenheit genau das zu tun, was er gerade angekündigt hatte. War das sein Ernst? Das würde er tun? Was war nur aus dem Cole geworden, der sie gehalten hatte? Der ihr süße und manchmal auch verdorbene Dinge zugeflüstert hatte? Der ihr sagte wie schön sie war, der ihr das Gefühl gab ihm unendlich vertrauen zu können?
Sie spürte wie sich ihre Augen mit Tränen füllten aber der wachsende Zorn in ihr drängten sie zurück. Sie war verrückt gewesen zu glauben, das alles wäre echt gewesen. Den Cole den sie glaubte zu kennen, den sie liebte. Den gab es eigentlich gar nicht. Sie war hereingelegt worden, wie bestimmt schon dutzende Frauen vor ihr, sie war naive und dumm gewesen und darauf hereingefallen.
„Es war alles eine Lüge, oder?", fragte sie mit zusammengepressten Zähnen, denn alles, was sie eigentlich sagen wollte waren die bösartigsten Schimpfworte, die sie kannte. Sie wollte ihn schlagen und Treten und zusehen wie man ihn zusammenschlug. Wut und Hass zerfetzten ihr das Herz und lehrten sie eine Lektion, die wahrscheinlich längst überfällig gewesen war.
Cole schwieg zu ihrer Frage und die Frustration in Luna stieg. Sie hatten sie ersetzt, sie hatten eine neue dumme junge Göre gefunden, die sich verarschen ließ und nun war sie abgeschrieben und sie ahnte bereits, dass es nicht anders gelaufen wäre, wenn sie Zeds Angebot angenommen hätte. Vielleicht wäre er tatsächlich mit ihr ausgegangen, hätte sich weiter mit ihr vergnügt, bis er die Schnauze voll hatte und sie fallen ließ. Wie lange hätte das gedauert?
„Besitzt einer von euch überhaupt ein Herz, das ich hätte zertreten können oder ist es nicht nur eigentlich euer Stolz, den ich bei Zed verletzt habe? War auch nur ein einziges Wort aus eurem Mund nicht gelogen", fauchte sie weiter, weil sie ihm all das an den Kopf werfen wollte. Aber wieder schwieg Cole und als dann auch noch ein etwas neben sich wirkender Zed auf sie zukam und sie beide mit großen Augen ansah, musste sie fast auflachen. In seinen Arm hielt er nämlich eine andere Frau. Ein anderes Babygirl. Oh, Gott wie dumm sie doch gewesen war. Melody hatte sich geirrt, alle hatten sich geirrt. Zed und Cole waren Schweine, die Frauen benutzten wie Fleisch und dann wegwarfen, allerdings musste sie zu ihrer Schande gestehen, dass die beiden das ganz offen taten. Sie war die dumme Nuss gewesen, die sich dennoch darauf eingelassen hatte, obwohl sie von Anfang an gewusst hatte, dass sie Sex und Gefühle nie auseinanderhalten würde.
Zed starrte sie lange einfach nur an und Luna versuchte so angewidert wie möglich auszusehen. Ja, Überraschung, Zed-Arsch, sie war hier und sie würde mit beiden Abrechnen.
„Wie schön. Zurück zu eurem Standard Beuteschema, wie einfallsreich. Vielleicht geht ja sie mit dir aus, Zed, sie sagt sicher nicht nein und darum geht es ja, nicht war? Nur nicht nein sagen, das verkraftet euer Ego nicht. Aber keine Angst ich mache euch keinen Vorwurf, von den Männern hier kann man nichts anderes erwarten. Sie nutzen dich aus und schmeißen dich weg."
„Du bist weggegangen", sagte Cole dann und Luna glaubte sie hörte nicht richtig. Was war los? Sie war weggegangen? Dieser Scheißkerl!
„BITTE?", spuckte sie ihm entgegen.
„ICH? WER HAT SICH DEN NACH UNSERER ZWEITEN NACHT EINFACH DAVONGESCHLICHEN UND SICH AN DER BAR SOLANGE BETRUNKEN BIS ER DIE DUMME KUH, DIE NOCH IN SEINEM BETT LAG, VERGESSEN HAT? DU.BIST. GEGANGEN! ALLES WAS ICH GETAN HABE WAR, SO CLEVER ZU SEIN UND GEHEN BEVOR MICH AUCH ZED ABSERVIERT!", fauchte sie ihm entgegen und merkte kaum, dass ihre Wangen nun vollkommen nass waren. Sie wischte die Tränen auch nicht weg. Warum sollte sie auch? Sie hatte ein gebrochenes Herz und dafür schämte sie sich nicht!
Nun kam Zed auf sie zu, anscheinend ebenso sauer wie sie selbst. So sehr das er die Frau neben sich vergaß, die aber hob nur ergebend die Hände und ging so schnell, wie ihre hohen Mörderabsätze sie tragen konnten.
„ABSERVIEREN? ICH WOLLTE MIT DIR AUSGEHEN! DU HAST MICH DOCH ABSERVIERT!" blaffte er zurück aber davon ließ sich Luna nicht erweichen, sie hatte das Spiel der Männer längst durchschaut.
„Tatsächlich? Mit mir ausgehen, ja? DAS WAR FÜR DICH EH NUR EIN VORWAND UM NOCH EIN BISSCHEN SPASS MIT MIR ZU HABEN, WEIL COLE MICH BEREITS SATT HATTE! WIE OFT WÄRST DU MIT MIR AUSGEGANGEN? EINMAL? ODER HÄTTEST DU DICH SOGAR ZWEIMAL DAZU HERABGELASSEN; MICH AUSZUFÜHREN, BIS COLE EINE NEUES BABYGIRL FÜR EUER DUOGEFUNDEN HAT?" schrie sie und die Männer sahen sie verwirrt an aber Luna wollte das nicht sehen, sie war zu sehr in Rage und sie wollte alles loswerden! Alles!
„Ich bin doch nicht bescheuert!", japste sie halb erstickt, da ein Heulkrampf nicht mehr weit war und sie schon die Nase hochziehen musste.
„ICH BIN DOCH NICHT BLIND! Ihr macht immer alles zusammen. Wie könnte ich nur mit einem von euch ausgehen, oder ein solches Angebot auch nur ernst nehmen? Wie soll...", ihre Stimme brach nun aufgelöst, „Wie soll ich nur einen von euch lieben können?", weinte sie und stricht sich die immer neuen Tränen aus dem Gesicht, aber das funktionierte nicht.
„Veronika hat mir gesagt, ich soll um uns kämpfen und mich dennoch darauf vorbereiten zu scheitern. Das habe ich und ich bin mir nicht zu schade zu sagen, dass ich euch geliebt habe. Beide, nicht nur einen von euch. Ich wollte nicht so unfair sein nur mit Zed auszugehen, weil es falsch gewesen wäre. Aber da glaubte ich noch, dass ..."
„Bist du deswegen gegangen?", unterbrach Zed sie und sah der Frau nicht einmal hinterher, die wohl ihr neues Babygirl war. Sie war tausendmal hübscher als Luna und sicherlich bei weiten nicht so nervtötend wie sie, sie heulte nicht, sie hatte, Würde sie hatte ...
„Luna. Sag das nochmal.", meinte Cole und als sie in seine Richtung blickte, bemerkte sie, dass er ihr wieder so nahe war, dass sie schon glaubte sein Duft einatmen zu können. Seine Frage war sanft, zärtlich und fast schon flehend. Es war die Stimme des Coles in den sie sich verliebt hatte und es war nicht fair, dass das Kribbeln in ihrem Bauch wieder da war. Es war einfach nicht fair, dass sie das immer noch in ihr auslösten, als hätten sie ihr nicht vor wenigen Sekunden das Herz zertrümmert. Es war einfach nicht fair.
„Als ob ihr das nicht wüsstet. Ich bin mir nicht zu fein um euch zu kämpfen und zu verlieren. Ich habe verloren. Für euch mag das lächerlich erscheinen aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ja, ich war so dumm mich trotz allem zu verlieben und ..."
„Babygirl du ...."
„NENNT MICH NICHT SO, IHR ...", weiter kam sie nicht, da hatte Zed sich schon ihren Pferdeschwanz um die Faust gewickelt und ihren Kopf zurückgezogen. Luna stockte und sah mit verweinten Augen zu ihm auf.
„Sag nie wieder, dass du nicht unser Babygirl bist. Wenn du uns liebst, gehörst du uns", meinte er nur und Luna verstand nicht, warum er das sagte.Gerade wollte Cole doch noch, dass sie ging und Zed hatte ein anderes Babygirl in seinem Arm gehabt und nun redete er ganz anders.
„Ich habe dich verlassen, weil ich zu viel gefühlt habe, Luna", sagte Cole. Sie sah ihn nicht, aber sie spürte seinen Atem an ihrem Hals und der verursachte ihr eine Gänsehaut, die ihren ganzen Körper bedeckte. Es lenkte sie ab, so sehr, dass sie seine Worte gar nicht richtig verstand.
„Hörst du ihn Luna? Er hat dich immer gewollt. Ich bin der Scheißkerl, der dich für sich alleine wollte und fast alles zerstört hat", sagte Zed und fuhr ihr mit dem Daumen über die Lippen.
„Ich verstehe nicht", hauchte sie und griff instinktiv nach Cole, dessen Lippen über ihren Hals wanderten. Zed lächelte.
„Was gibt es daran nicht zu verstehen, Babygirl? Cole liebt dich, deswegen ist er gegangen und es tut mir leid, dass ich dich für mich wollte. Ich war noch nie verliebt und ich dachte, so würde man es richtig angehen, aber ich habe dich damit vertrieben", hauchte er und Luna sah ihn weiter mit großen Augen an. Lange, bis sich jedes Puzzleteil an die richtige Stelle gesetzt hatte.
„Er hat gesagt, ich kann nicht mehr euer Babygirl sein. Dieser Posten ist ..." Zed ließ ihren Zopf los und dafür sah Cole ihr auf einmal ins Gesicht.
„Es tut mir leid. Ich war wütend weil du plötzlich hier warst und dachte, du wolltest einen anderen finden ...", mehr sagte er nicht und Luna wäre fast wieder in Tränen ausgebrochen. Konnte es tatsächlich sein, dass sie ihr Happy End bekam? Wirklich.
„Ihr wollt mich?", fragte sie noch einmal, aber man gab ihr keine Antwort. Cole küsste sie und nur Sekunden nachdem seine Lippen verschwunden waren, lag Zeds hungriger Mund auf ihren und sie war wieder im Paradies.
Beta: Geany
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