Charakterentwicklung

Endlich! :D

Wie lange warte ich nun schon darauf, dieses Kapitel verfassen zu können? Zu lange. Ich bin Feuer und Flamme (zum Glück nicht mehr buchstäblich, die Hitze lässt bei uns nach), weil ich selber so gerne die unterschiedlichen Methoden von anderen Autoren erfahre, wie sie bei der Charakterentwicklung vorgehen.

Ich rede nicht lange drum rum, fangen wir an.

Ich denke, bevor man die Charaktere hat, hat man meist eine Idee für eine Geschichte. Nichts desto trotz, müssen, meiner Meinung nach, die Charaktere so geschaffen sein, dass sie die Story auch wirklich so durchleben, dass die Story so zu Stande kommen kann, wie gedacht, falls das Sinn macht. Wenn die Storyline nicht zu den Charakteren passt, wird es schwierig. Das ist wohl auch der Grund, warum ich meine Storyline an meine Charaktere anpasse, und nicht anders herum.

Wie fange ich an?

Eine Grundidee zu einem Charakter hat, denke ich, jeder. Grobes Aussehen und die Rolle in der Geschichte, sollten in groben Zügen feststehen, obwohl ich zugeben muss, dass ich bei Nebencharakteren das volle Potential, auch erst im Laufe der Geschichte erkennen und ausschöpfen kann.

Ich bin über die Jahre ein großer Fan von Charakterbögen geworden. Allerdings nicht, um sofort jedes kleine Detail erfinden und eintragen zu können, sondern, um im Laufe der Geschichte diesen Bogen zu vervollständigen, damit ich alles in einer eigenen Datei auf meinem Laptop habe, und bei Bedarf nicht im eigentlichen Dokument suchen muss, welche Augenfarbe eine Person nochmal hatte.

Ich erfinde meine Charaktere nicht. Ich erschaffe sie nicht. Ich mache sie nicht. 

Meine Charaktere erschaffen sich selbst.

Ich weiß am Anfang bei Weitem nicht alles über meine Charaktere und vielleicht merkt man das meinen Büchern an. Ich muss sie selber erst kennen lernen und das passiert eben nur, wenn ich sie handeln lasse. Aktion und Reaktion, Leute, nicht Aktion und Aktion :D. Wenn meine Charaktere nicht reagieren, nicht handeln, wie zum Teufel soll ich sie dann kennen lernen??

Vielleicht weiß ich am Anfang, dass mein Protagonist enge Räume hasst, finde aber erst später heraus, warum. Eine Nebenfigur reagiert in einer Situation völlig über, und ich frage mich, wieso. Ein paar Kapitel später, wird es mir klar.

Es ist alles da, jede Kleinigkeit, ich muss sie nur entdecken, und am Ende fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen, und passt einfach.

Ich nehme einmal mein Paradebeispiel: Shadow Girl. Ich hatte am Anfang keine Ahnung, woher Addies Alpträume kommen, und irgendwann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen.

Nicht dieselbe Person

In meinen allerersten Geschichten hatte ich die Angewohnheit, alle Charaktere mehr oder weniger gleich sein zu lassen. Ich kannte selbst kaum den Unterschied, abgesehen von den Namen und dem äußerlichen Erscheinungsbild. Meine Charaktere waren so platt wie Flundern. Sie hatten keine Vergangenheit und keine Familie, keine Ängste, keine Träume, sondern nur das, was eben für die Situation gerade passend war. Eine Zicke war halt eine Zicke. Warum? Darum. Ein Macho war ein Macho. Warum? Darum. Nach dem Motto habe ich geschrieben, und ich finde es schrecklich.

Irgendwann habe ich eine „Technik" entwickelt, ich weiß nicht, ob man es so nennen kann und ich bin bestimmt nicht die Schöpferin dieses Gedanken.

Ich habe mir eine beliebige Situation ausgedacht, abseits von meinem Buch. Selbe Umgebung, selbe Umstände, einfach dieselbe Ausgangssituation für jeden meiner Charaktere. Ich habe sie durch die Situation geschickt und mir angesehen, wie sie auf ihre ganz eigene Art mit dieser Situation umgehen. Dabei ist mir erst aufgefallen, dass ich vielleicht tatsächlich endlich den Dreh raushabe, wie man Charaktere entwickelt, denn unterschiedlicher und individueller hätten sie den Test gar nicht bestehen können. Dann habe ich mir Fragen überlegt und diese meinen Schätzchen gestellt. Teilweise ähnliche Antworten, aber auch hier, lag der Teufel im Detail.

Ich kann also sagen, dass ich meine Charaktere in- und auswendig kenne. Ich kenne sie abseits meiner Bücher, abseits der Geschichte. Ich kenne ihre Vergangenheit, habe sie miterlebt, und weiß, warum sie so sind, wie sie sind. Ich habe auch schon ein paar Freunde gebeten, mir Fragen zu stellen, die ich für meine Charaktere beantworten kann, und es hat mir schon fast Angst gemacht, wie schnell, unbedeutende Detailfragen klar waren.

Bin ich verrückt? Vielleicht ein bisschen. Ich kenne meine Figuren besser, als so manche Freunde... Jap, verrückt.

Perspektive

Meine ersten Bücher sind alle auktorial oder personal. Das heißt, der Erzähler war nicht der Protagonist selbst. Als ich zur Ich-Erzählung gewechselt habe, ist mir aufgefallen, dass es viel schwieriger ist, sich vom Schicksal der Charaktere zu distanzieren und nicht emotional zu werden, aber einfacher, sie kennenzulernen und nachzuvollziehen.

Also, ja. Ich leide beim Schreiben. Vor allem, weil ich jetzt schon weiß, was für Schicksale auf meine Charaktere zukommen, und ich die ganz und gar nicht toll finde. Jemand, der selbst nicht schreibt, wird diese Hölle vielleicht nicht nachvollziehen können und sagen: „Dann schreib die Geschichte halt anders."

Wie gerne ich das würde! Ich würde wirklich gerne. Ich wünsche meinen Babys ein friedliches, glückliches Leben, aber ich kann mich in dem Punkt nicht selbst bescheißen, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Es ist, als würde man das eigene Leben, das gerade den Bach runter geht, schön reden wollen, und den Freunden und der Familie das Blaue vom Himmel erzählen. Es ist Beschiss. Und so funktioniert Geschichten-Erzählen nun mal nicht.

Perfektion

Wer kennt sie nicht, die Everybody's-Darlings? Und gefühlt jeder hasst die :D. Ein witziges Phänomen.

Jedenfalls hatten meine Charaktere früher keine Fehler. Nie. Wenn zwei gestritten haben, hatten beide Recht. Fragt mich nicht, wie ich das hinbekommen habe... Ich weiß es nicht. Meine Charaktere hatten keine Makel, warum auch, schließlich sind sie nur erfunden und haben das Repräsentiert, was ich gerne gewesen wäre.

GEFÄHRLICH!

Das war der größte Fehler, den ich früher gemacht habe. Damit kommen wir zum nächsten Punkt:

Der Autor ist nicht der Protagonist(!!!)

Von Biographien mal abgesehen, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine. Ich habe mich gerne in den unbesiegbaren, tapferen, Heldinnen gesehen, die ich kreiert habe. Und dadurch wurden diese Storys halt auch echt scheiße xD. Die Protagonistin war immer ein Gutmensch und hat alles richtig gemacht, zum Wohle anderer und OH GOTT!

Wenn man sich Beverly ansieht... Ich glaube, sie könnte mir nicht unähnlicher sein, in so vielen Punkten. Dasselbe gilt für alle anderen Charaktere.

Ein Teil von mir

Trotzdem sind und haben sie alle einen Teil von mir. Ja, ich weiß, ich widerspreche mir selbst, ich merke schon, was ich da zusammenschreibe, keine Sorge :D.

Aber ich habe es schon mal gesagt: Ich brauche einen kleinen Anhaltspunkt, um meine Charaktere zu verstehen, und sie aufzubauen. Um mich in sie hineinzuversetzen. Ob das nun die Chai-Latte-Liebe von Beverly, die Büchersucht von Addie, die Ernsthaftigkeit von Aidan, die Liebe zu Musik von Trish, der Kontaktlinsen-Hass bei Klimaanlagen von Trev, oder die (noch nicht erwähnte) Kinderliebe von Chase ist.

Wie sollte ich denn auch sechs Charaktere bin ins kleinste Detail entwickeln OHNE, dass sie BEABSICHTIGT keinen Charakterzug von mir geerbt haben. Da müsste ich mich aber gehörig anstrengen, völlig ohne Grund.

Ich brauche einen einzigen kleinen Anhaltspunkt, und wenn er noch so winzig ist. Und klar, andere Eigenschaften oder Charakterzüge ergeben sich dann und ähneln manchmal zufällig auch meinen eigenen, aber dann sicher nicht, weil ich mich in meinen Figuren so unbeschreiblich gut wiedererkenne. Das ist die Aufgabe des Lesers xD. 

Deshalb ist es, denk ich mal, auch so wichtig, viele verschiedene Charaktere zu entwickeln. Was für den einen Leser unsympathisch ist, findet der andere ansprechend.

Hab ich einen Liebling?

Ja, und ich hasse es, weil meinem Liebling ein verdammtes Scheißschicksal droht! Ich könnte heulen! 

Aber welcher Autor hat denn keinen Liebling? Welcher Leser hat keinen Liebling? Wäre ja schrecklich, alle Personen gleich viel zu mögen (gleich viel?... gleich sehr?... im nächsten Satz versuch ich's nochmal :P). Ich mag ja auch nicht all meine Freunde oder Familienmitglieder (shame on me!) gleich gerne (klingt besser, oder?). Hängt auch sehr von meiner Laune ab, tatsächlich. Oh Gott, was bin ich für ein Mensch :D? Das ist ja schlimm... aber es amüsiert mich...

Ich merke gerade, dass ich schneller getippt habe, als mir das bewusst war... Die Worte sind nur so geflossen und jetzt habe ich mehr Seiten, als beabsichtigt, toll.

Ich werde es trotzdem knallhart hochladen xD.

Soo, das waren meine Gedanken zur groben Entwicklung meiner Charaktere. Wie gesagt, meistens entwickeln sie sich von selbst in meinem Kopf, mit der Zeit. Auch dadurch, dass ich oft in meinem Alltag, wenn mir langweilig ist, meine Charaktere in meinem Kopf die alltäglichsten Dinge erleben lasse, oder die Geschichte weiterlaufen lasse, um meine Schatzis besser kennen zu lernen. Und während ich das schreibe, fällt mir auf, wie krank sich das eigentlich anhört.

Mich würde interessieren, wie ihr eure Charaktere entwickelt.

Immer her damit, vielleicht habt ihr ja noch einen guten Tipp für mich, wie das ganze schneller von statten geht, als erst mal siebenhundert Seiten zu schreiben :D.

Ich treff mich gleich noch mit einer Freundin, das schöne Wetter an der Donau genießen *freu*. Vorher noch zu Starbucks, einen Iced-Chai Latte holen xD *schwärm*.

Habt noch einen schönen Tag!

Ciao, Bitchachos. 

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