Realtalk
Ich will kein Mitleid oder irgendwelche Komplimente oder sowas in der Art, dass es ja alles gar nicht so ist und alles... ich will das einfach alles mal gesagt haben, damit vielleicht mal irgendwer versteht was ich meine und wie es mir wirklich geht.
Ich bin ganz ehrlich, ich hab keinen Bock mehr. Meine Eltern hassen mich anscheinend, meine Freunde hören mir nicht richtig zu und wenn es mir scheiße geht merkt es keiner. Also wirklich keiner.
Vielleicht lächel ich immer, vielleicht tu ich so, als wäre alles okay, aber das ist es nicht. Nichts ist okay. Und der Grund warum ich nie wirklich darüber spreche, wie es mir wirklich geht ist, dass ich keinem auf die Nerven gehen will, dass ich keinen mit meinen Problemen belasten will.
Mir geht's ganz ehrlich einfach nur total scheiße und das schon seit etwas mehr als zwei Jahren. Mir ging es davor schon nicht besonders gut. Seit ungefähr vier Jahren geht einfach alles Berg ab. Ich will euch das kurz erklären, damit ihr das versteht:
Es fing damit an, dass meine damals beste Freundin mich auf WhatsApp blockiert hatte und auch sonst nur noch mit mir geredet hat, wenn es zwingend nötig dafür war. Der Grund dafür war, dass ich angeblich eine neue beste Freundin hatte und es sie verletzt hatte. So war es aber nicht. Ich hab nur viel mehr mit einer anderen Freundin gemacht, weil zwei meiner ehemals engsten Freunden sich ständig zwischen mich und meine beste Freundin gedrängt haben. Ich kam zu dem Zeitpunkt mit beiden nicht mehr gut klar. Ich weiß nicht mal warum, aber ich verliere nach einer gewissen Zeit alle meine Freunde. Meine bis jetzt längste Freundin kenne ich seit fast 9 Jahren und ich verliere sie auch langsam... den Rest meiner Freunde, die ich verloren habe, kannte ich nicht mal halb so lang. Auf jeden Fall haben sich dann eben diese zwei Freunde ständig zwischen meine damals beste Freundin und mich gedrängt und so kam es dann, dass ich einfach nur noch da war und halt blöd daneben stand. Ich hab mich total unwohl gefühlt, weil die einfach dann mit meiner besten Freundin geredet haben, als wäre ich nicht da. Ich bin dann dementsprechend zu einer anderen Freundin gegangen, die dann halt mit mir geredet hat und eben weil das so oft vorkam, dachte meine damals beste Freundin eben, ich hätte sie "ersetzt". Das ging ist, dass eine von den beiden mir schonmal eine wirklich gute Freundschaft zerstört hatte, zu einer Freundin zu der ich jetzt gar keinen Kontakt mehr habe. Und das ist halt echt schade weil sie die einzige gewesen war, die sich wirklich mal für mich interessiert hat, neben meiner besten Freundin. Alle waren immer so "Ja die ist halt da" aber diese eine Freundin hat mich dann immer auch mal gefragt was ich machen will und was ich von etwas halte. Sie war oftmals die einzige, weil meine beste Freundin oft nicht dabei war, wenn ich mich mit anderen Freunden getroffen hab. Eben auch auf dem Geburtstag von der Freundin, die sich für mich interessiert hat ist deutlich geworden, dass ich eigentlich nur da war. Mir ging es nämlich richtig scheiße, ich hatte Kopfschmerzen, mir war schlecht, ich konnte kaum atmen (ich habe ne Katzenhaarallergie und meine Freundin halt ne Katze und an dem Tag war es besonders schlimm) und hab mich dann im Flur auf die Treppe gesetzt und meine Mutter versucht anzurufen. Ihr Handy war aber so eingestellt, dass mach 23 Uhr keine Anrufe mehr eingehen. Ich saß dann auf der Treppe und hab geheult, weil es mir so scheiße ging und das haben die auch nur gemerkt, weil die eine grad aufm Klo war. Jedenfalls sind wir dann alle hoch ins Wohnzimmer und ich hab dann meine beste Freundin gebeten, meine Eltern aufm Festnetztelefon anzurufen. Da sie eh von ihrem Vater abgeholt wurde, wollte er mich dann auch gleich nach Hause fahren. Ich bin dann mit meiner besten Freundin raus an die frische Luft gegangen, während wir auf ihren Vater gewartet haben und dann ist halt einer von den Jungs die dort waren aufs Klo und hat geheult. Die haben sich dann nur um ihn gekümmert und alles und ich war plötzlich scheiß egal. Am nächsten Tag ging der Geburtstag dann weiter und meine beste Freundin und ich sind halt wieder zu der anderen Freundin gegangen, weil sie noch Minigolfspielen wollten. Dann war ich also wieder da und es hat irgendwie keinen interessiert.
Das war alles bevor sich meine ehemaligem Freunde zwischen meine beste Freundin und mich gedrängt haben.
Zurück zum Anfang: Als meine damals beste Freundin sich dann von mir entfernt hat, hab ich einen ganzen Monat überlegt, was ich falsch gemacht habe. Geklärt haben wir das erst, als sie ihre GFS vor einem kleinen Teil der Klasse nur gemacht hat. Ich hab danach auf sie gewartet und ihr etwas beim Aufräumen geholfen. Ich hab sie nie anders behandelt in der ganzen Zeit. Auf jeden Fall haben wir uns dann ausgesprochen und ich hab ihr auch gesagt, warum ich damals so viel mit der anderen Freundin gemacht habe. Das war dann auch das erste mal, dass ich vor meiner besten Freundin ein paar Tränen verloren hatte. Danach lief alles wieder ein wenig besser, vor allem da ich mir dann in England ein Zimmer mit ihr geteilt hab (was die anderen beiden verhindern wollten, weil meine beste Freundin wohl lieber nicht mit mir in die selbe Gastfamilie wollte. Die beiden haben versucht, mich davon zu überzeugen, mit der Freundin, mit der ich dann eben mehr gemacht habe in ein Zimmer zu gehen, obwohl diese Freundin dann vor der Bristol-Fahrt die Schule verlassen hat). Dann aber zwei Jahre später ist die Mutter meiner besten Freundin gestorben, weshalb meine beste Freundin bis April nicht mehr in die Schule kam. Wir waren als Klasse auf der Beerdigung von ihrer Mutter und dort hat mich eine von meinen ehemaligen Freunden auch voll getröstet und alles, aber nach der Beerdigung dann auch nicht mehr. Das war nur von dem Moment, an dem ich unnormal stark geheult hab (die Mutter meiner besten Freundin, war oftmals mehr Mutter für mich als meine eigene Mum, so ging mir das sehr nah) bis zu dem Moment, in dem wir wieder in der Schule waren und dann alle nach Hause gegangen sind.
Auch an dem Tag, als wir erfahren haben, dass ihre Mutter gestorben ist, hat mich die andere von den beiden ehemaligen Freundinnen getröstet, als wir mit unserer Deutschlehrerin eine Runde durch unsere Stadt gegangen sind. Das war der Tag, an dem meine Deutschlehrerin für mich menschlich plötzlich auf einem ganz anderen Level war. Sie kam auch sofort auf mich zu, als ich in der Klasse angefangen hab zu heulen und ist mit mir raus gegangen und hat mit mir geredet. Ich bin dann noch draußen geblieben, während sie wieder rein gegangen ist, da sie ja eine Aufsichtspflicht hat und so. Jedenfalls kam dann noch ein anderer Junge, der meiner besten Freundin früher auch sehr nah stand raus und hat sich zu mir auf die Treppe gesetzt. Wir haben nicht viel gesagt aber alleine die Tatsache, dass er auch da war hat mir ein bisschen Kraft gegeben. Vor allem, da ich früher gut mit ihm befreundet war und ihm in seiner Beziehung viel geholfen habe, wenn es ihm wegen seiner Freundin schlecht ging. Es kam dann noch ein Kumpel von ihm und hat gefragt, ob die beiden eine Runde ums Schulhaus laufen wollen. Die beiden sind dann gegangen und der, der mit mir auf der Treppe saß hat mich gefragt ob ich mit will. Ich bin dann mitgegangen, weil ich einfach nicht alleine sein wollte, hab aber Abstand von den beiden Jungs gehalten, da ich zu beiden keinen guten Kontakt mehr hatte und ich das Gefühl hatte, er hätte mich nur aus Mitleid gefragt. Ich hab meine beste Freundin dann zwar ab und zu mal privat gesehen, aber in der Schule hab ich mich einsamer als je zuvor gefühlt. Die einzige, die wirklich auf mich zugegangen ist, als es mir scheiße ging, war auch eine ehemals gute Freundin von mir. Sie war noch relativ neu, da sie damals erat vor kurzem in unsere Stadt gezogen ist und wir haben halt zusammen die E-Jugend trainiert. Das war an dem Tag, als wir erfahren haben, dass die Mutter meiner besten Freundin gestorben ist. Sie hat mich umarmt und alles und ich war ihr so dankbar dafür. Auf jeden Fall saß ich dann das halbe Schuljahr ganz alleine in einer Tischreihe und ich hatte nur in den Pausen das Gefühl, als würde mich irgendjemand mögen (Danke an ChillkroeteCharlie an der Stelle). Erst ein paar Wochen, bevor meine beste Freundin zurück kam, hat sich eine andere Freundin (mit ihr habe ich auch keinen Kontakt mehr) zu mir gesetzt. Ich fand es nett von ihr keine Frage, aber ich habe es halt nicht verstanden, weil sie davor halt nichts mehr von mir wissen wollte. Ich hatte ihr zum Geburtstag gratuliert und sie deshalb umarmt und sie stand steif da...
Als meine beste Freundin dann wieder kam wurde es wieder besser. Ich hab wieder öfter gelächelt und hatte auch wieder etwas Spaß am Unterricht. Dann hatte eine andere Freundin von mir (mit ihr bin ich immernoch befreundet) eine Entzündung im Bauch (die Ärzte wissen bis heute nicht, was es ist) und dann ging es mir total scheiße. Meine beste Freundin hat mich zwar aufgemuntert und alles, aber ich hatte eben Angst, da meine Freundin wine Blinddarmentzündung hätte haben können und es echt gefährlich werden kann, wenn man dagegen nichts tut. (Ihr geht es jetzt aber wieder einigermaßen okay.)
Nach der neunten Klasse hat meine beste Freundin dann Schule gewechselt und unsere Freundschaft mehr oder weniger beendet, da wir uns auseinander gelebt hatten. Ich saß also die gesamte 10. Klasse wieder alleine und hatte eine ganze Reihe für mich (Außer in Französisch, Sport und NWT). Meine Deutsch-/Biolehrerin hatte eh immer eigene Sitzpläne. Jedenfalls haben dann auch meine Klassenlehrer gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Ich wurde ganz oft gefragt, ob ich nicht woanders sitzen will, damit ich nicht alleine bin und ich hab jedesmal nein gesagt, weil ich niemanden in der Klasse hatte, mit dem ich klar kam. Auch am Elternsprechtag haben die das dann angesprochen, weil auch meine Noten bergab gingen (Ich spreche von Vieren und Fünfen in Klassenarbeiten und von Sechsen in Vokabeltests). Sie haben dann auch gesagt, dass sie gemerkt haben, dass es vor allem daran lag, dass ich überhaupt keinen Anschluss mehr zur Klasse hatte. Ich war so froh, als ich dann in die Kursstufe kam, weil ich einfach auch wieder Spaß am Leben hatte. Ich habe endlich Freunde in meinen Kursen und ich sitze wirklich in jedem Fach neben jemandem, mit dem ich gut klar komme. Aber das ist nur der kleinste Teil. Obwohl ich Spaß am Leben hatte und im Frühsommer neue Freunde gefunden habe, die ich um nichts in der Welt hergeben will (auch wenn ich meistens das Gefühl habe, dass ich die nur nerve), ist alles alles andere als okay. Ich kann keine Komplimente annehmen und glaube nur den Leuten, die mich beleidigen und gebe ihnen dann Recht, was alles noch schlimmer macht. Kurz gefasst: Ich hasse mein Leben. Ich hasse mich.
Ich kann einfach nicht mehr. Jede Kleinigkeit wird mir zu viel. Ich muss eine Recherche für meine Seminararbeit machen, aber ich bekomme es nicht hin, weil es mich überfordert. Meine schulischen Leistungen lassen schon wieder nach, weil es mir zu viel ist. Ich komm damit einfach im Moment nicht mehr klar, weil mich sogar ein face-to-face Gespräch über das Wetter überfordert. Jedes kleinste bisschen an Anstrengung drängt mich ein Stück mehr in die Richtung, mir irgendwas anzutun und einfach alles hinzuschmeißen und eine Ausbildung zu machen.
Ich hab in meinem Leben wirklich kaum Liebe erfahren und deshalb überfordert es mich immer total, wenn jemand nett zu mir ist und ich stoße die Leute meistens von mir weg. Auch weil ich schon zu oft verletzt wurde und Angst habe, dass es nochmal passiert. Ich habe letztes Jahr drei neue Menschen in mein Leben gelassen und ich drohe die Person, die mir von dem dreien am meisten bedeutet, schon bald zu verlieren (es ist nicht sicher, aber möglich). Meine Eltern haben mich seit der Geburt meines Bruders links liegen lassen und sehen es nicht mal ein. Ja, ich habe Minderwertigkeitskomplexe und ja, ich habe ein Aufmerksamkeitsdefizit, aber ich lasse es nicht raushängen, weil ich niemanden nerven will.
Mein Vater kam eben zu mir und hat mit mir geredet. Es hat sich gut angefühlt, weil er und ich eine wirklich besondere Verbindung haben. Aber dennoch weiß er nichts darüber, wie es mir wirklich geht, weil ich ihm einfach nicht davon erzählen kann. Ich kann nichtmal meiner Oma davon erzählen und die hat so einen Sensor dafür, wann es mir nicht gut geht und kommt dann immer zu mir.
Mein Vater hat kaum Zeit, weil er entweder arbeitet, schläft oder Schach spielt. Und noch weniger Zeit hat er für mich alleine. Ich war zur Zeit des ersten Lockdowns abends um 22 Uhr mal alleine mit ihm laufen und es war einfach befreiend. Und auch gerade während er mit mir geredet hat, hatte ich das Gefühl. Genau das sind die Momente, von denen ich mehr brauche. Sonst redet mein Vater mit meinem Bruder nur über Schach und auch wegen Schach lässt mein Vater meinem Bruder alles durchgehen. Es ist einfach zu oft so, als wäre ich nur da, um dies und das zu machen. Ich habe meinen Vater auch eben gefragt, ob er mal wieder Abends Zeit hat, dass wir ein bisschen raus gehen können (natürlich vor 20 Uhr). Das sind halt wirklich die einzigen Momente, in denen ich mich wirklich gut fühle: wenn mein Vater und ich einfach unbeschwert über irgendwas belangloses Reden. Normalerweise geht es bei uns zu Hause immer nur um meinen Bruder, weil er dies und das gemacht oder dies und das nicht gemacht hat oder weil er etwas kaputt gemacht hat...
Mein Vater hat mir oft erzählt, dass ich früher, als ich noch klein war, meinem Bruder immer das nachgemacht habe, wofür er Ärger bekommen hat. Ich verstehe mit jedem Tag, an dem er mir das erzählt, weil ich es mal wieder tue, mehr, warum ich das getan habe und auch unbewusst immernoch selten tue: Aufmerksamkeit von meinen Eltern.
Und eben diese fehlende Aufmerksamkeit ist auch der Grund dafür, weshalb nichtmal meine Eltern merken, wenn es mir scheiße geht. Was zu 99% immer der Fall ist. (Die 1% sind Momente mit meinen Freunden, in denen ich wirklich glücklich bin, ohne es vorzutäuschen)
Freut mich, wenn ihr bis hier gelesen habt. Auf Wiedersehen.
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