Es herrschte ein reges Treiben um den Prinzen herum, der lediglich verträumt in den mittlerweile etwas verdunkelten Himmel starrte und wie eigentlich immer seinen Gedanken hinter her hing, während neben ihm die Widerwärtigen ihre Arbeit als Gefangene verrichteten.
Plötzlich zeriss ein berstender Laut das Murmeln der Beschäftigten und ließ alle verstummen, als das Geräusch eines hinunterfallenden Körpers, der auf den Boden aufschlug, gefolgt von einem herzzerreißenden Schluchzen zu hören war, während sich ein Weg von Taehyung aus, zu dem Vorfall bildete und er seinen Blick senkte, um zu erfahren, was in der vergangenen Sekunde vor sich gegangen war.
Wenige Schritte vor ihm saß ein vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen auf dem Boden und starrte mit verängstigten Rehaugen zu ihm hinauf, in der Hoffnung, dass Taehyung den herzlosen Ruf seiner Familie nicht aufrecht erhielt, da dies schon einigen das Leben gekostet hatte, die aus der - als niedere Kaste bezeichnete - Rasse der Widerwärtigen entstammten.

''Was ist passiert?'', er schlug einen sanften Tonfall ein, ehe er sich zu ihr hinunter hockte und die geschockten und unterdrücken Ausrufe ignorierte, während sein Blick einmal zwischen den im seichten Sonnenlicht rosé schimmernden Scherben und dem Gesicht des Mädchens wechselte. Dies  antizipierte er genauer, versuchte hinter die Fassade zu blicken um zumindest ein Stück weit diese Rasse verstehen zu können - warum sie denn so verachtet wurden - nur um sich einzugestehen, dass diese Menschen, die sie als widerwärtig bezeichneten, noch nicht einmal wirklich als solches angesehen werden könnte. Zumindest äußerlich wiesen sie keine Makel vor und eben dies macht ihn stutzig, da sie ohne Wenn und Aber die Rolle einer Königsfamilie spielen könnten, wenn nicht dieser Ruf wäre.
Die Zeit, das Gesicht des Mädchens noch genauer zu inspizieren - erkannt hatte er sowieso nichts, da hinter den wunderschönen braunen Augen kein Licht zu scheinen schien - wurde ihm nicht gegeben, da sie von einer älteren Frau ruckartig zur Seite gezerrt wurde, um das Mädchen unter dem Mantel zu verstecken.
Seufzend und die aristokratische Ignoranz auflegend, erhob sich Taehyung, um die Mutter ins Visier zu nehmen und eindrucksvoll auf sie zu zu gehen.
Alleine seine Art zu Gehen, verschreckte jeden dieser Rasse, ganz von der Tatsache abgesehen, dass er bald der mächtigste Mann im Reich sein würde und niemand darauf brannte es sich mit ihm zu verscherzen - doch diese Mutter war anders.
Sie versteckte ihre Tochter hinter ihrem Rücken und schützte sie, selbst wenn sie selber wie Espenlaub zitterte und ihre Augen scheu wie ein Hase auf der Jagd versuchten, den Prinzen fest in die Augen zu schauen. Doch der königsblaue Mantel, der den Schritt des jungen Mannes nur noch ehrfürchtiger werden ließ, schüchterte sie ein und doch senkte sie nicht ihr Haupt, sondern beließ es dabei ihn anzuschauen.
''Ich wiederhole mich ungerne. Was ist passiert?'', seine Stimme glich nicht mehr der Sanften von zuvor, sie war schneidender und passte viel besser in das Konzept eines Aristokraten, dessen Rang er vorwies.
Eben dieser Tonfall, ließ alle um ihn herum zusammen zucken, da es niemand von ihm gewohnt war, einen solchen Ton zu hören, da er immer als der sanfte und verträumte Prinz galt, auf dessen Herrschaft sich insgeheim alle freuten, da er schnell gestürzt werden könnte. Seine Naivität war im gesamten Reich bekannt - und genau dessen war sich Taehyung bewusst. Er wusste, dass er etwas drastisch ändern musste, um als vollwertiger König angenommen zu werden und dafür musste er sich ändern und zu einem Mann werden, wie es Yoongi war.
''Ich-'', begann die Mutter, wurde jedoch von ihm unterbrochen. ''Ich rede nicht mit dir sondern deiner Tochter. Rücke sie heraus, ansonsten wird das fatale Folgen für dich haben.'', gab er beißend von sich und hoffte insgeheim, dass die Mutter positiv reagierte, damit er diese konträre Art seinesgleichen niederlegen konnte und sich das unangenehme Gefühl in seinem Abdomen verflüchtigen konnte.
Leicht schüttelte die Mutter ihren Kopf und ließ Taehyung die zerschundene Lippe sehen, die bereits angefangen hatte zu bluten. Es lag an der Tagesordnung, dass diese Rasse auf eine qualvolle Art und Weise misshandelt wurde, auch wenn es oft totgeschwiegen wurde und die Königsfamilie tat, als wisse sie nichts darüber. Es war kein Geheimnis, dass sich Soldaten an den Frauen und Mädchen vergingen, um sich in ihrer Position erhobener zu fühlen, als sie es waren. Es war ebenfalls kein Geheimnis, dass besonders die Kinder Wunden und Blessuren mit sich trugen, da sie ohne Grund gezüchtigt wurden, da sie unter Umständen etwas falsch gemacht hatten, doch Taehyung durfte nicht eingreifen. Zumindest war jetzt noch nicht die Zeit seines Handelns gekommen und sie würde auch nie kommen, wenn er nicht die Furcht seines Volkes vor seinem kommenden König in die Welt rufen konnte. Dann hatte er auf höchsten Grade verspielt und dies musste er in jeglicher Hinsicht vermeiden.
''Nun gut. Wenn keine Antwort kommt. Soldaten. Die Frau in den Kerker und das Mädchen wird meine neue Bedienstete.'', er drehte sich auf seinem Schuhabsatz um und ließ den Mantel eindrucksvoll umherwehen, ehe er diesen wieder an sich zog und mit leichten Schritten in die Waffenkammer ging, während hinter ihm die Frau unter Zetern und Weinen in ein Verließ gebracht und dem Mädchen gut zugeredet wurde, da die Wenigsten Bediensteten, die direkt bei einem Familienmitglied der Krone eingesetzt wurden, es lange lebend aushielten. Doch sie, so versprach es sich der Prinz, würde es lange bei ihm aushalten.