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Langsam strich der seichte Wind durch die glatten Haare des Prinzen, während dieser zum nächtlichen Himmel empor blickte und - anders als seine so verhassten Vorfahren - die Sterne fast schon glaubte mit dem eigenen Fingern vom Himmelszelt hinunter zu klauben.
Seine Augen glichen der tiefen Schwärze dessen, was sie im Himmel erblickten - wunderbaren Tiefen, während ein einzelnes Lichtlein sich in diesen wieder spiegelte und eben dieser, funkelnde Stern, am Himmel seine Bahnen zog. Im Hintergrund wanden sich die galaktischen Ströme umher und hinterließen dem Auge ein gemaltes Bild, dessen Anlitz sich in Gottes Hände legte.
Ein Szenario, dessen sich die Menschen vor zweihundert Jahren auf dem Planeten Erde kaum ein Fünkchen der Vorstellung erlauben konnten, glich nun der alltäglichen Nacht, auf einem Planeten in der eben diese - wobei sie doch das hinübersetzen ermöglicht hatten, da ihr Planet dem Untergang geweiht war - Art der Bewohner nicht gerne gesehen waren.
Aus ihnen hatten sich die Phlenome entzogen, menschenartige Geschöpfe, die sich jedoch diesen Begriff des Homo Sapiens nicht zu eigen machen wollten, sondern auf Grund dieses Irrglaubens ihre nächste, biologische Artverwandtschaft verspotteten, ausgrenzten und ihre eigene Stadt aufbauten, während ihre damaligen Mitmenschen ihre Überlebungskraft hinter den Toren der neuartigen Rasse unter Beweis stellen mussten. In den zweihundert vergangenen Jahren wollten sie sich abermals aus der Tiefe des Untergrundes erheben, doch dies sichtlich ohne Erfolg, da es - so die Niederschriften der phlenomischen Gemeinden - nur noch zwanzig frei lebende Menschen gab und unter diesen, keine einzige Frau. Somit war auch das Fortpflanzen aus dem Weg geschaffen worden und der bestehende Dorn im Auge der Könige und Bewohner der Stadt vernichtete sich langsam aber sicher selber.
Sehr zum Wohle des Prinzen, dessen Finger sich nun gen Himmel richteten, in der Hoffnung einmal die Sterne vom Himmelszelt hinweg zu nehmen und seinen Traum den glänzenden Juwelen dort zu zu flüstern - ein leider unmögliches Unterfangen, gefasst in unerreichbare Weiten.
Das stetig lauter werdende Rufen seines älteren Bruder holte ihn aus seinen tranceartigen Träumen, so dass er, ohne mit der Wimper zu zucken, die Hand ruckartig zurück zog und seinen Kopf um etwa 30° drehte und seine Augen den herbei tretenden jungen Mann fixierten.
''Endlich finde ich dich. Es geht um die Widerwärtigen. Sie planen einen neuen Angriff.'', Yoongi, dessen Haare in einem auffälligen dunkelblond glänzten - eine Sache die noch aus der Zeit der Erde herrührte, in der es an der Tagesordnung lag, dass sich Menschen die Haare in anderen Farben färbten - während er sich mit seinem rechten Unterarm auf die schneeweiße Galerie des Schlosses lehnte und die fragilen Finger der linken Hand mit seinem Ohrring herum spielte, während der Ellenbogen seines linken Armes ebenfalls auf dem Geländer abgestützt war und sein schlanker Oberkörper sich auf den Armen ausruhte.
''Danke, dass du mich dessen in Kenntnis gesetzt hast. Was sagt Vater dazu?'', antwortete ihm Taehyung auf die kurz angebundene Aussage und nahm den Blick nicht von ihm runter, so dass sich dieser seufzend wieder aufrichtete und sich mit einer schlaksigen Bewegung durch die Haare fuhr. ''Du sollst dich beweisen. Das Volk verehrt dich, aber du musst ihnen zeigen, wie ernst du es mit den Widerwärtigen meinst, nur dann wirst du an dein Ziel kommen. Ich weiß, dass du sie nicht so sehr hasst wie Vater oder ich, aber du kannst alles erreichen. Du musst sie nur vollends hassen lernen.'', waren seine Worte zur Antwort, die Taehyung lediglich abnickte und seinen Blick abermals in den Himmel warf, an dem gerade einen Sternenschnuppe sich ihren Weg bahnte.
''Sie sollen alle vernichtet werden.'', seine Hand strich über das Handgelenk seines rechten Armes, auf dem sich ein eingebranntes Mal, das er schon seit seiner Geburt hatte, auf seiner Haut befand. Das Mal des Seelenverwandten, sein späterer Partner, Lebensgefährte und bessere Hälfte. Von der er keine Ahnung hatte, wer dieser jemand sein sollte, weder die Antwort hatte er auf die Frage nach dem Geschlecht ganz zu schweigen vom Alter oder gar der Name, nur eins wusste er: Derjenige lebte und würde auch nicht in allzu geraumer Zeit sterben, wenn sie sich nicht dringlichst fanden. so ausgeprägt wie dieses Mal auf seiner Haut heraus stach. Es stach heraus, ausgeprägt prankte es wie eine Wunde, die vor Unheil warnte. Das fürchterliche Brennen in ihm - das Zeichen, dass es seiner anderen Hälfte in irgendeiner Weise nicht gut ging, sie verging im Leid.
Yoongis Blick wanderte zu dem Mal und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er die Form der kleinen Rose wahrnahm, die sich um Taehyungs Handgelenk schnürte, ehe er an sein eigenes erinnert wurde: Zwei kleine Viertelnoten, die verschnörkelt zusammen gehörten und sich niemals trennen würden, selbst wenn der Tod beide scheiden würden.
''Wir werden sie schon finden, mach' dir keine Sorgen. Irgendwann... Ich freue mich auf diejenige Person und der Phlenom wird mir sicherlich gleichen, sonst wären es nicht zwei Noten.''
''Es wurden bisher nur Phlenome als Seelenverwandte ausgewählt und das macht mich glücklich.'', nun lächelte auch Taehyung dem Himmel entgegen und schloss die Tiefschwarzen Augen, während er seinen Kopf in den Nacken legte und dem sanften und leisen Wind zu hörte, wie er seine Melodien spielte, seine Haare zerzauste und mit dem Umhang unter dem sich seine Kleidung verbarg, aufbäumen ließ, ehe sich eine leichte Gänsehaut über den schmalen, aber dennoch trainierten Körper des Jungen legte.
Es folgte lediglich ein Nicken Yoongis, ehe sich einige Sekunden Stille über die Beiden legte, bevor diese abermals seitens des älteren Bruders unterbrochen wurde. ''In meinen Büchern wird alles so hingestellt, als wären wir wie die Widerwärtigen, als wären wir Abbilder nur mit gewissen Vorzügen unserer Fähigkeiten. Glaubst du daran?'', die Frage war eindeutig im Sinne des Unbewussten, er hatte keinen bloßen Schimmer, wie er über die Tatsache denken sollte, dass ihre Generationen derer entstammte, was ihnen so stark über die Jahre weis gemacht wurde. Sie zu hassen und gar nicht einen Gedanken daran zu verlieren, sich in irgendeiner Weise mit ihnen in Kontakt zu setzen, ansonsten würde es den direkten Tod bedeuten, da ihnen der Tod in den Gliedern saß und sobald sie mit einem Phlenom in Berührung kamen, jegliches Leben aus ihnen auslöschen würden.
''Ich weiß nicht was ich glauben soll, aber der Gedanke tut sich in jeder Nacht bei mir auf. Deshalb kann ich sie niemals vollends hassen.''
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