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Jiwoo | Eine Woche später

Endlich haben Chaewon und ich die Zeit dazu gefunden, uns gegenseitig die Haare zu färben. Während ich meiner kleiner Schwester ihren Ansatz nachgefärbt habe, habe ich sie aus Interesse gefragt: „Auf deinen Haaren kann man so viele tolle Farben klatschen. Könntest du nicht mal eine bunte Farbe ausprobieren?"
„Hmmm... ich weiß nicht, ob mir eine stehen würde... schlage doch mal eine vor?"

„Okay also.. wie wäre es mit Ros-"
„LANGWEILIG!" brüllt sie dazwischen, ehe sie ihre Arme vor ihrem Körper miteinander verschränkt. Ich hinterfrage ein wenig ihre Reaktion, da ich mir rosa ganz gut an ihr vorstellen kann.

„Lass mich weiter überlegen." murmele ich, während ich die Farbe weiter auf ihren Ansatz auftrage. Plötzlich fällt mir was ganz cooles ein: „Du könntest ja blau ausprobieren. Ich bin ziemlich sicher, dass es dir sogar ganz gut stehen würde."
„Was bevorzugst du denn für ein Blau an mir?" will sie wissen und auf ihren Lippen bildet sich ein braves und unschuldiges Lächeln.

„Nicht zu dunkel und nicht zu hell. Eventuell so blau wie der Himmel an einem heißen Sommertag. So ein blau kann ich mir an dir auch ganz gut vorstellen." versuche ich, zu beschreiben und entweder kommt es nur so vor oder Chaewons Augen funkeln vor Freude und Aufregung.
„Du hast mich auf eine wundervolle Idee gebracht. Eomma und Appa werden mich köpfen, allerdings ist mir das egal. Ich denke auch, dass es Hyejoo gefallen könnte." redet sie entspannt vor sich hin, während sie ein wenig aufgeregt mit ihren Fingern spielt.

„Du redest in letzter Zeit sehr viel über sie~"
„Sie ist meine feste Freundin.. was erwartest du von mir?" fragt sie mehr oder weniger sprachlos, während sie mich durch den Spiegel anschaut.
„Ja ich weiß.. ich verstehe nur eine Sache nicht: Wieso verheimlichst du, dass du lesbisch bist? Sind Hyejoo und ich wirklich die einzigen, die es wissen?" will ich anschließend wissen, da sie es mir noch nie beantwortet hat.

Ein leises Seufzen erklingt aus ihrem Mund, ehe sie zweifelnd beichtet: „Sagen wir es so.. als du dich vor unseren Eltern geoutet hat, habe ich euch gelauscht.. und ich habe gehört wie sie folgendes gesagt haben: ,Und wenn du mit einem Mädchen für immer glücklich werden solltest, haben wir zumindest noch Chaewon, die ein biologisches Kind großziehen wird.' Als würden sie ahnen.. dass ich zu hundert Prozent hetero bin, was ganz und gar nicht stimmt. Jungs sind ekelhaft..."

„Aber Chaewon... sie haben es ganz bestimmt nicht so gemeint.. sie sind sehr tolerant und sie würden dich genauso unterstützen, wie sie mich unterstützen." vergewissere ich ihr, allerdings scheint es nicht wirklich etwas zu bringen. Im Gegenteil, sie wirkt verlorener und verzweifelter denn je, was mit ein wenig Sorgen bereitet.

„Und selbst wenn sie mich unterstützen werden... sie werden sehr enttäuscht darüber sein, dass sie keine Enkelkinder haben werden und..." setze sie ängstlich an, doch ich ermutige ich, indem ich ihr verspreche: „Unsere Eltern werden sich ebenso über die Kinder freuen, die du mit deiner Geliebten adoptieren wirst. Kein Grund zur Sorge... sie werden es zwar etwas schade finden, dass deine oder sogar unsere Kinder nicht aus unserem Fleisch und Blut sind, aber trotzdem können wir dieselbe Bindung zu ihnen aufbauen wie Richtige!"

„Man könnte sich auch künstlich befruchten lassen..." schlägt meine kleine Schwester plötzlich vor und ich werde mit ihrem Ansatz fertig. „Das wäre auch eine Option.. nun denn.. jetzt heißt es, zwanzig Minuten warten.. in der Zeit kannst du mir helfen, die restliche Farbe aus meinen Haaren rauszuwaschen." bitte ich sie indirekt darum. Nachdem sie ein bestätigendes Nicken von sich gegeben hat, steht sie recht schnell auf und organisiert alles für mich, damit sie sich um die restliche Farbe in meinen Haaren kümmern kann.

Zwei Stunden vergehen und wir beide sind fertig. Gerade eben ist Hyejoo zu uns nach Hause gekommen. Direkt hat Chaewon sie in ihr Zimmer geführt und sind schon eine Weile dort. Hoffentlich bleiben sie ganz ruhig, da wir ziemlich dünne Wände haben.

Während Chaewon und Hyejoo ihren Spaß im Zimmer haben - ich gehe nicht davon aus, dass sie jetzt etwas Intimes am laufen haben. Sonst hätte ich es gehört. Ich könnte ihnen zutrauen, dass sie sich irgendeinen Film anschauen. - kümmere ich mich um mein Pony, welcher inzwischen mein Augen komplett verdreckt. Meinen Pony schneide ich immer selber, da ich mir das die Jahre beigebracht habe. Es ist auch nicht schwer. Das einzige, was man braucht, ist eine gute Schere und Geduld.

Ich kümmere mich weiter um mein Pony, bis ich diesen fertig zurechtgeschnitten habe. Die abgeschrittenen Haare entsorge ich, ehe ich mich am Spiegel betrachte. Dabei gucke ich, ob mein Pony gerade ist und enttäuscht werde ich nicht: ich werde niemals so straight wie mein Pony sein.

Ich wollte mich noch ein wenig schminken, um zu gucken, wie gut meine neue Haarfarbe zu meinem alltäglichen Make-Up passt. Mascara, Eyeliner und Concealer dürfen nicht fehlen. Anschließend male ich meine Augenbrauen mit einem dafür geeigneten Stift an. Ich betrachte den nahezu fertigen Look, denn ich werde das Gefühl nicht los, dass an meinem Look etwas fehlt, doch dann fällt mir ein, dass ich letztens einen Kaminroten Lippenstift geholt habe, der sich richtig gut zu meinem Look ergänzen müsste. Dementsprechend hole ich den aus meinem Kosmetiktäschchen, ehe ich diesen vorsichtig und sanft auf meine zarten Lippen auftrage.

Jetzt betrachte ich ganz stolz den fertigen Look, bis ganz plötzlich jemand an meiner Tür klingelt. Ich habe den leisesten Schimmer, wer er sein könnte, aber schaden kann es nie, nachzugucken.

Ich flitze die Treppenstufen runter, ehe ich die Tür öffne und direkt auf ein sehr bekanntes Gesicht stoße. Es ist nicht nur ein Gesicht, welches ich ganz gut kenne, sondern auch ein Gesicht, welches ich sehr oft sehe. Das liegt aber auch daran, dass ich mit dieser wundervollen Person in den letzten zwei Wochen viel Zeit miteinander verbracht habe. Es ist niemand anders als meine wundervolle beste Freund, welche den Namen Ha Sooyoung mich sich trägt.

„Hey Ming— Wow.. du hast dir die Haare gefärbt!" fällt ihr sofort auf und langsam bildet sich auf ihren großen und vollen Lippen ein erfreutes Lächeln. Ich nicke ganz glücklich und merke an: „Ja, das Rot ist tatsächlich dunkler, als ich gedacht habe, aber ich liebe es.. es passt sogar ganz zu gut meinem Lippenstift."

„Ja, man sieht's.. ich bereue es ein wenig, dass ich mir diesen Lippenstift ebenso nicht geholt habe. Ich gehe später mit meiner Familie schick essen und da hätte ich den ganz gut gebraucht."
„Aber... du schminkst dich doch gar nicht.." fällt mir sofort auf, da das ganze für mich total verdächtig klingt. Genauso frage ich mich, was sie hier macht? Will sie mich fragen, ob ich mitkommen will oder was?

„Ja ich weiß, aber heute tue ich es ausnahmsweise mal. Alles mögliche habe ich, allerdings nicht den passenden Lippenstift." teilt sie mir mit einen Schmollen auf dem Lippen mit, während ich ein breites Grinsen aufsetze. „Und ich rate mal... du bist hier.. weil du dir meinen Lippenstift borgen willst, nicht wahr? Komm doch rein! Dann kann ich dir diesen geben." schlage ich vor und dabei bin ich kurz davor, mich umzudrehen, doch dann greift meine beste Freundin nach meinem Handgelenk, um mich wieder zu sich zu sehen.

„Jiwoo... das ist doch nicht nötig!" äußert sie recht belustigt, ehe sich auf ihren Lippen plötzlich ein unwiderstehliches Lächeln erscheint. Ich kann nicht mehr aufhören, auf diese zu starren. Sooyoung hat es schon sehr wahrscheinlich gemerkt, doch das interessiert an dem Moment nicht. Ich bin einfach nur verwirrt, was man mir auch ansieht.

„Wieso denn nicht?" frage ich ein wenig desorientiert, während sich mein Blick etwas weiter nach oben wendet, wodurch ich ihr besser in die Augen schauen kann. Auf meinen Lippen bildet sich ein leicht nervöses Schmunzeln, da sie mir wieder ziemlich nah ist, allerdings habe ich mich irgendwie an diese Nähe gewöhnt. Schade ist nur, dass diese Art Nähe nicht in die Richtung geht, die ich mir erhoffe.

„Ganz einfach.." setzt sie an und ganz plötzlich legt sie ihre Stirn an meine. Abrupt weiten sich meine Augen und ich werde immer nervöser und ängstlicher. Was hat sie vor?
„Du musst dir nicht die Mühe machen, um den Lippenstift zu holen, wenn ich mich bei dir bedienen kann." hat sie ausgesprochen, was mich erstmal ein wenig verwirrt hat.

Erst als sie ihre Lippen auf meine legt, realisiere ich langsam, worauf sie hinauswill, aber wieso? Wie kommt es dazu, dass sie mich küsst? Es kommt extrem unerwartet, allerdings hinterfrage ich es nicht,

sondern erwidere den Kuss ganz vorsichtig.

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