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Jiwoo | Zum selben Zeitpunkt

Wir brauchen etwa fünf Minuten zu Fuß, bis wir bei mir zu Hause sind. Diese fünf Minuten nutze ich einfach aus, um noch ganz viel mit Sooyoung zu reden. Deswegen fange ich ein Gespräch an: „Und bist du zufrieden mit deinen Einkäufen, Unnie?" Sie nickt stark und erzählt vor sich hin: „Bei jedem gekauften Buch fühle ich mich um einiges besser. Egal ob es ein spannendes Fantasy Buch ist oder einfach nur ein Übungsheft für Japanisch. Ich liebe es, mein Bücherregal zu füllen."

„Ich glaube, du brauchst bald ein neues Bücherregal, denn in letzter Zeit übertreibst du ein wenig mit den Büchern Unnie!" meine ich, doch Sooyoung scheint, es nicht wirklich nachvollziehen zu können. „Nein nein nein!" ruft sie dazwischen, ehe sie folgendes klarmachen will: „Also.. erstens passen noch viele Bücher auf meine Regale und zweitens kann man doch nicht mit Büchern übertreiben. Bücher Lesen hilft, die Grammatik zu verbessern, seinen Wortschatz zu erweitern und man wird kreativer, da man durch Bücher Ideen sammelt. Eigentlich bringt lesen nur Vorteile."

„Jaja.. ist gut Unnie. Ich glaube es dir ja.. du musst doch nicht direkt eine Standpauke halten!"
„Was nennst du eine Standpauke? Dann hast du noch nie Minho aus meiner alten Klasse gesehen. Lee Minho, Falls für dich fragst. Dieser Typ... er hat Seungmin, ebenso mein Klassenkamerad angeschrien, weil er gedacht hat, dass Minho nur eine Katze hat, obwohl er wohl drei hätte. Jungeun ist zu dieser Zeit bei den Biologieräumen gewesen, welche gefühlt auf der anderen Seite der Schule sind, und sie hat mir gesagt, dass man es von ihrem Raum aus gehört hat. Das war.. eine richtige Standpauke."

Manchmal vergesse ich, wie es ist, mit Jungs an einer Schule zu sein. In der Mittelschule haben wir noch bedauerlicherweise etwas mit Jungs zu tun gehabt und jetzt bin ich froh, nur von Mädchen umzingelt zu sein.

„Was war daran eine Standpauke?" will ich wissen. Sie antwortet mir recht zügig: „Naja.. es ging darum, dass Seungmin anscheinend keine Lügen verbreiten soll, sonst hätte er es mit ihm zu tun."
Ich fange an zu lachen. Ihre Klasse in der Mittelschule ist sowieso komisch gewesen. Die ganze Mittelschule, auf der wir beide gewesen sind, ist einfach komisch gewesen. Das einzige schöne an dieser ist gewesen, dass ich Sooyoung kennengelernt habe, wobei ich ein ganzes Jahr mit Heejin alleine gewesen bin, bevor wir dann auf die Highschool gekommen sind.

So, wie es jetzt ist, ist es am Besten.

„Oh.. wir sind jetzt da.." nuschele ich vor mich hin und nun stehen wir vor meiner Haustür. Ich drehe mich zu Sooyoung und blicke ihr nach oben, da sie um einiges größer als ich ist. Es kann nicht wahr sein... jetzt schon müssen sich unsere Wege voneinander trennen! Ich will das nicht.

„Es hat mir wirklich Spaß gemacht! Bitte versprich mir, dass wir das nachholen können, Jiwooming!" von Sooyoung, die ihre Arme um mich schließt, um mich in eine lange Umarmung zu verwickeln. Meine Arme lege ich um ihre Taille, ehe ich meine Augen schließe und die Umarmung einfach genieße.

„Ja.. wir werden es nachholen Unnie.. ich verspreche es dir." murmele ich recht entspannt, wobei ich ganz und gar nicht entspannt bin. Nein.. ich fühle mich wie eine tickende Zeitbombe, die in jeder Sekunde explodieren könnte. „Gut zu wissen.. hab dich lieb, Jiwoo." „Ich dich auch Unnie.. bis morgen." von mir, ehe ich mich löse und die Haustür aufschließe.

„Bis Morgen, Kleine. Werde nicht wieder krank, ja?" Von ihr, ehe sie irgendwann aus meinen Sichtfeld verschwindet, was mich wieder ein wenig trauriger macht. Aber ich kann es positiv sehen: Morgen sehen wir uns wieder. Sie hat mir versprochen, dass wir in der Schule etwas mehr zusammen machen, was mich wirklich froh macht.

Ich schließe die Tür hinter mir und es ist erstaunlicherweise ganz ruhig.. zu ruhig. Soweit ich von meiner kleinen Schwester weiß, ist sie mit Hyejoo verabredet. Ob für hier oder für woanders? Keine Ahnung.. doch da es so still ist, gehe ich davon aus, dass sie irgendwo hingegangen sind. Nun denn, ich möchte mich jetzt ziemlich gerne im Wohnzimmer entspannen, doch als ich dann in das große Zimmer eintrete, erlebe ich den größten Plottwist meines Lebens.

Was passiert hier nur?

Chaewon hat sich auf Hyejoos Schoß platziert, während es so scheint, als würden ihre Zungen um die Dominanz kämpfen. Seit wann steht Chaewon auf Mädchen? Das hätte ich ihr niemals zugetraut.

„W-Was.." nuschele ich vor mich hin, ehe sich die beiden meinetwegen lösen und sich ebenso voneinander entfernen. Zumindest geht Chaewon von ihrem Schoß runter und setzt sich mit etwas Abstand neben ihr, als wäre nichts. „S-Seit wann.. stehst d-du hier?" fragt mich Chaewon nuschelnd und es ist rauszuhören, dass sie etwas nervös ist.

„Ich stehe schon lang genug hier und.." setze ich an, doch erstmal werde ich von Hyejoo unterbrochen: „Es ist nicht so, wie es aussieht.."
„Doch.. es ist so, wie es aussieht.." redet Chaewon dazwischen, die langsam ihre Hände vor ihrem Köper miteinander verschränkt. Jetzt wird es immer amüsanter, denn auf ihren Lippen bildet sich ein unsicheres Lächeln. Sie traut sich nicht einmal, mir in die Augen zu schauen. Hyejoo blickt nur verloren in die Gegend und will nichts weiter dazu äußern, als würde sie darauf warten, dass Chaewon etwas dazu sagt.

Einmal holt meine kleine Schwester ganz tief Luft, ehe sie mir folgendes mitteilt: „Unnie... ich weiß nicht wieso ich es dir nicht gesagt habe aber.. ich bin lesbisch. Ja, ich stehe auf Frauen und nicht nur auf irgendeine." Sie rückt langsam zu Hyejoo und greift nach ihrer Hand. „Wir sind jetzt zusammen." kündigt sie anschließend an und schlagartig bildet sich auf meinen Lippen ein breites Grinsen. Ich bin so aufgeregt, weil meine Schwester in einer Beziehung ist.. und das mit einem Mädchen. Egal, wie schlecht mein Liebesleben läuft, dabei freue ich mich umso mehr um andere.

„OMG! Ich freue mich wirklich für euch! Glückwunsch. Ihr verdient es einfach, glücklich zusammen zu sein." rufe ich sehr erfreut und tanze schon fast wie eine Verrückte, als wäre mir etwas wundervolles passiert. Naja.. ich freue mich für meine Schwester und ich werde sie auch bei jeder Sache unterstützen. Egal was ist.

„Danke.. uns bedeutet das wirklich viel." von Hyejoo, während sie sich sanft an ihre feste Freundin lehnt. Die beiden sind einfach niedlich.
„Und seit wie lange läuft das mit euch schon?" frage ich plötzlich aus Neugier, ehe Chaewon ehrlich beantwortet: „Seit knapp über einem Monat."

„Naww! Ich freue mich wirklich für euch! Nun denn.. ich will euch nicht allzu groß stören, also gehe ich wieder auf mein Zimmer. Euch viel Spaß noch." kündige ich an und verschwinde auf mein Zimmer. Ich habe wirklich mit allem gerechnet, nur nicht damit.

Doch es spielt keine Rolle. Ich freue mich für meine Schwester. Zwar habe ich immer gedacht, dass sie zu hundert Prozent hetero ist, aber meine Schwester als eine Lesbe zu sehen, ist auch ganz cool. Auf jeden Fall werde ich sie unterstützen, egal wie schlecht mein Liebesleben hingegen läuft.

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