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Jiwoo | Eine Woche später
//TW: Übergeben
,,Du bist manchmal echt frech, weißt du das Honey?" meint Heejin zu ihrer festen Freundin Hyunjin, welche sie auf ihren Schoß hat. Echt bescheuert, dass Heejin so etwas sagt, obwohl Hyunjin nur ihre Zunge ausgestreckt hat. Na gut, die beiden albern nur ein wenig rum, was sie sonst auch immer tuen, also ist es nichts Neues.
Wie immer bin ich nur der Erzähler, der das Geschehen beobachtet. Mir macht es nichts aus, mich wie das dritte Bein zu fühlen, da ich es schon gewohnt bin. Hyunjin und Heejin ist eben ein glückliches Paar und da wundert es mich nicht, wenn Heejin nur ihre Augen auf sie hat. Um ehrlich zu sein liebe ich ihre Beziehung viel zu sehr, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass es täglich immer um einiges schmerzvoller wird, wenn ich glückliche Paare zu Gesicht bekomme.
Ist das Neid, was ich da verspüre? Neid, weil ich weiß, dass ich niemals so glücklich sein werde, wie andere es sind? Neid, weil ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass ich niemals die große Liebe meines Lebens werde? Neid, weil Ha Sooyoung meine Gefühle nicht erwidert, wobei ich in ihr das zukünftige Potential gesehen habe, obwohl wir nur Freunde sind? Dieser Neid. Ich wünschte, ich hätte dieses Gefühl nicht, da Neid nur Schmerzen verursacht.
,,Ihh.. wieso leckst du mich am Gesicht ab, Heekie!?" ruft Hyunjin plötzlich, aber so wirklich Beachtung schenke ich ihnen nicht, da ich wieder viel zu sehr in meinen Gedanken vertieft bin. Ich habe das Gefühl, dass ich in jeder Sekunde in Tränen ausbreche, da ich nicht weiß, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll? Es ist ein komplettes durcheinander in meinem Bewusstsein.
Ich gerate wieder in die Realität und so bekomme ich mehr von dem Gespräch zwischen Hyunjin und Heejin mit. ,,Tja.. Baby du bist auch nicht besser. Du leckst auch gerne an mir rum du!" gibt Heejin ehrlich zu und drückt ihre feste Freundin etwas mehr an sich. ,,Naja.. man kann da nicht widerstehen, weißt du? Und du bist auch nicht besser." rechtfertigt sich Hyunjin und die beiden schauen sich vertieft in die Augen. Heejin drückt ihr einen Kuss auf die Lippen, ehe sie schlussfolgert: ,,Wir lieben uns eben ganz dolle. Daran ändert sich hoffenltich nichts-"
,,-Leute. Wenn ihr mich entschuligt.. ich muss gehen." kündige ich an und stehe dabei auf. Mir ist schlecht geworden und genau deswegen muss ich mich in die Toilette eilen. Heejin löst sich schlagartig von Hyunjin und fragt mich sofort ein wenig besorgt: ,,Ist alles okay bei dir Jiwoo? Haben wir etwas falsch gemacht oder so?" Ihr habt nichts falsch gemacht, doch ich habe einen großen Fehler begangen.
,,Nein.. bei mir ist alles gut. Ich muss mich nur beeilen. Bis später!" von mir, ehe ich mich immer weiter von ihnen entferne, indem ich ins Schulgebäude reinrenne und die nächste Toilette aufsuche. Nein, mir geht es gar nicht gut. Wieso lüge ich sie wieder an? Vielleicht liegt es einfach nur an meinen Vertrauensproblemen, da Hyunjin bei Heejin gewesen ist. Nichts gegen Hyunjin, allerdings fällt es mir schwer, neuen Menschen zu vertrauen. Die einzigen Freunde, denen ich vertraue sind Heejin und Sooyoung. Chaewon, meine kleine Schwester, zählt nicht.
Ich eile auf die nächste Toilette und dort angekommen flitze ich in die nächste Kabine, um mich vor diese hinzuknien. Dabei habe ich es nicht geschafft, die Tür zu schließen, denn ich habe mich schlussendlich in die Toilette übergeben, was ein schrecklich unangenehmes Gefühl für mich ist. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass hier noch ein Mädchen in dieser Toilette ist. Oh gott, ist mir das unangenehm und peinlich. Ich hebe meinen Kopf an und atme dabei schwer. Sich zu übergeben ist das schlimmste Gefühl überhaupt, weil man sich nach dem Auskotzen noch schlimmer fühlt als davor.
Ich wollte spülen, doch plötzlich spüre ich, dass ich noch nicht fertig gewesen bin. Und wieder kommt Kotze aus meinem Mund. Ich hasse dieses Gefühl. Ein wenig habe ich mich an meiner Kotze erstickt, wodurch ich anfange, zu husten. Ich habe keine Lust mehr! Kann ich einfach nur noch nach Hause? Mir geht es schrecklich und ich sehe keinen Sinn mehr dahinter, hier in der Schule zu bleiben.
Das Übergebene an meinen Lippen habe ich mit Toilettenpapier weggewischt, ehe ich das Stück in die Toilette reinwerfe und anschließend gemeinsam mit meiner Kotze wegspüle. Ich huste erneut, ehe jemand an meiner Kabine klopf, obwohl ein Spalt offen ist.
,,Hey.. ist alles in Ordnung bei dir? Soll ich dir was zum Trinken anbieten oder dich zur Schulärztin bringen?" frag mich plötzlich das Mädchen, welches an meiner Tür geklopft hat. Natürlich ist alles gut bei mir, wenn ich mein ganzes Frühstück innerhalb von zwei Minuten auskotze. Erst als die Person langsam die Tür zu meiner Kabine öffnet und meinen Namen ruft, realisiere ich, wer mich besorgt gefragt hat: ,,Jiwoo? Oh nein..."
,,Sooyoung?" kommt von mir und sofort stehe ich mich auf, ehe ich mich zu ihr drehe. Ich traue mich nicht, ihr in die Augen zu schauen und genau aus diesem Grund senke ich meinen Kopf. Augenkontakt würde mir grade nicht guttun, sonst muss ich daran denken, wieso ich hier überhaupt nach einer Schultoilette gesucht habe, um den ganzen Schmerz auszukotzen. Wobei... besser fühle ich mich nicht. Im Gegenteil: Mir geht es schrecklich und ich will einfach nur noch nach Hause.
,,Komm in meine Arme, Jiwoo." von Sooyoung, die ihre Arme zu mir nach vorne streckt. Zögerlich gehe ich auf sie zu und kuschele mich an sie. Mein Kinn stütze ich an ihre Schulter, ehe sie ihre Arme um mich schließt. Meine Augen schließe ich und ich genieße es einfach, dass sie jetzt bei mir ist, obwohl sie jetzt eigenltich die letzte Person ist, die ich sehen möchte.
,,Kann ich etwas für dich tuen? Also ich frage dich das nochmal: Willst du etwas trinken? Oder vielleicht zum Schularzt? Oder willst du doch lieber etwas anderes." fragt sie einfach besorgt und drückt mich mehr an sich. Das mag ich sehr: Sie fragt mich nicht, was los ist, da sie weiß, wie sehr mich diese Frage unter Druck setzt. Stattdessen will sie alles dafür tun, um mir zu helfen und fragt deswegen, was sie für mich tuen kann. Genauso macht sie das, da sie mich inzwischen ganz gut kennt. Ich bin ihr auch mehr als dankbar, dass sie es genau so macht. Und das jedes Mal.
Was mir auch aufgefallen ist: Sie hat gar nicht gewusst, wer sich übergeben hat und trotzdem hat sie Hilfe angeboten. Es hätte ein fremdes Mädchen sein können oder ihre größte Feindin - wobei sie eigentlich keine Feinde hat, da sie jeder liebt, was das Gefühl von Eifersucht in mir auslöst - und trotzdem würde sie ihnen helfen. Das zeigt vor allem wieder, was für ein guter Mensch sie ist. Ich habe mich wirklich in einen warmherzigen und liebevollen Menschen verliebt, was wirklich wehtut.
Zurück zum Thema. Sooyoung hat mich gefragt, ob sie etwas für mich tuen kann, was ich wirklich schätze, allerdings muss ich ihr mitteilen: ,,Ich denke nein. Ich will einfach nur noch nach Hause, weißt du?" ,,Okay! In so einem Zustand solltest du nicht in der Schule bleiben, ja?" meint sie recht ernst, ehe sie fortsetzt: ,,Nun denn, ich hätte noch den Vorschlag, dass ich dich zum einen nach Hause bringe und dann gehe oder zum anderen dasselbe tue, allerdings würde ich dann bleiben. Dann wäre ich eher für das Zweite und das biete ich dir gerne an."
Dieses Mädchen ist so süß zu mir. Wieso macht sie sich jedes mal die mühe? Manchmal frage ich mich, wie man bitteschön so selbstlos sein kann. Dies ist zwar eine Eigenschaft, die ebenso auf mich zutrifft, allerdings ist dies bei ihr umso schlimmer geprägt. Zumindest kommt das nur mir vor.
Ich hinterfragt erstmal ihren Vorschlag: ,,Aber du hast ganz bestimmt Schule oder?" Hastig schüttelt sie den Kopf und teilt mir mit: ,,Nein, Ich habe jetzt Schulschluss und wollte jetzt noch einmal auf die Toilette gehen, bevor ich aufbreche. Also... ich gehe noch einmal kurz kurz für kleine Sooyoungs und dann gehen wir los. Warte kurz auf mich."
Sie eilt in die nächste Kabine und ich gehe auf eines der Waschbecken zu, um mich an eines festzuhalten. Das ganze Übergeben hat mir so viel Kraft genommen, was einfach nicht mehr normal ist. Meinen Kopf hebe ich an und betrachte mich etwas am Spiegel. Dabei fällt mir auf, wie fertig ich aussehe. Wieso hat mich Sooyoung nicht darauf hingewiesen? Was wenn ich die ganze Zeit so ausgesehen habe.
Ich sehe es hetzt schon kommen, dass ich meinen Ruf als ,Das Mädchen, welches immer am lächeln und lachen ist' verliere, wenn ich immer weiter abrutsche. Ich bin kurz davor, in eine ganz tiefe Schlucht zu fallen.
In diese will ich nicht fallen, da ich befürchte, dass es niemanden geben wird, der mich aus dieser herausholen kann.
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