07
Jiwoo | Am Abend
,,Manchmal frage ich mich, wie es wäre, ein Junge zu sein." kommt von meiner kleinen Schwester, die kichernd mit ihren langen, blonden Haaren spielt. Ihr Blond ist so kühl. Mit diesem erinnert sie mich an eine kleine, unschuldige Prinzessin, die niemals auf böse Gedanken kommen würde. Wobei ich etwas daran zweifele, dass sie unschuldig ist. Chaewon wirkt auf mich so, als würde sie etwas verstecken. In letzter Zeit schwärmt sie des Öfteren darüber, wie sehr sie eine Beziehung hätte. Sie hat nie Pronomen verwendet, sondern nur von ,Beziehung' geredet, was meines Erachtens ein wenig verdächtig rüberkommt. Ich frage mich, ob sie ebenso verliebt ist? Zumindest scheint sie auf mich so, wobei ich die geringste Ahnung davon habe, wie sie sich verhält, wenn sie sich in eine Person verknallt hat. Wenn dies der Fall ist, dann hoffe ich, dass ich es eines Tages erfahren darf. Immerhin habe ich ihr auch alles erzählt, was sie über mich wissen sollte.
,,Wieso fragst du dich das?" will ich wissen und hole dabei eine große Schale für das süße Popcorn raus, welches ich nach der Schule besorgt habe, da Chaewon und ich auf die Idee gekommen sind, einen gemeinsamen Filmeabend unter Schwestern zu machen. Immerhin ist unser letzte Filmeabend ein wenig länger her. ,,Naja.. ich frage mich eigentlich, was Jungs für Vorteile haben." will sie wissen und grinst mich dabei Schief an.
,,Nochmal.. wieso fragst du dich das? Spielst du mit dem Gedanken, im falschen Geschlecht geboren zu sein?'' frage ich einfach, während ich das ganze Popcorn in die Schale gebe und diese darauf folgend ins Wohnzimmer mitnehme, wobei mir Chaewon hinterhergeht. Da sie mich eingeholt hat und sich direkt verspielt auf die Couch schmeißt, gibt sie ein schnelles Kopfschütteln von sich und erklärt ihre Gedanken: ,,Nein also... aber stell dir mal vor, du wärst für ein Tag ein Junge. Was würdest du dann machen?"
Ich setze mich zu ihr und schaue sie mehr oder weniger verstört an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich niemals ein Junge sein möchte und deswegen wüsste ich nicht, wie ich die Frage antworten soll, wobei mir eine Sache eingefallen ist: ,,Ich glaube, dass ist als erstes im stehen pinkeln würde. So wie es Jungs eben machen." ,,Interessant." gibt Gowon kurz von sich und grinst einfach frech dabei. Aus diesem Grund frage ich belustigt: ,,Was würdest DU denn machen, wenn du für einen Tag ein Junge wärst."
"Ehm.. ich würde mich ausziehen, mich vor meinen Spiegel stellen und den ganzen Tag meinen Penis betrachten.. eventuell mit diesem etwas machen-" teilt mir meine kleine Schwester mit und für diese Antwort würde ich sie am liebsten eine klatschen, da mir das Thema sehr unangenehm ist, denn ich rede nicht so gerne über Jungs, geschweige denn diskutiere darüber, was Jungs gerne in ihrer Freizeit tätigen. Auch wenn ich bi bin, habe ich einen sehr großen Hasskick auf Jungs. Manchmal zweifele ich an meiner Sexualität und denke dann eher, dass ich auf Mädchen stehe. Ich werde dieses Gefühl nicht los, dass ich nur auf Mädchen stehe, aber kein Wunder, wenn die Eltern mich auf einer Highschool für Mädchen anmelden.
,,Themawechsel!" rufe ich dazwischen, ehe ich nach der Fernbedienung für den Fernseher greife, um diese Glotze anzukriegen. Ich setze fort: ,,Was wollen wir schauen?" "Irgendeinen Marvelfim.. wie wäre es mit Captain America? Ich liebe diesen Film" schlägt Chaewon vor und spielt erneut mit ihren wunderschönen, kühlen hellblonden Haaren, die an den Spitzen immer gewellt sind. Dabei fällt mir auf, wie weich und gepflegt ihre Haare aussehen, obwohl sie diese durchgängig blondiert. Sie ist nur ein Jahr jünger als ich und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mehr Erfahrung damit hat als ich. Wer weiß, wo sie noch mehr Erfahrung hat als ich!
,,Haben wir Captain America nicht schon gefühlt zehntausend Mal geschaut? Wie wäre es mit einem anderen Film?" schlage ich vor, allerdings bleibt Chaewon ganz hartnäckig, wobei sie gleichzeitig einen neuen Vorschlag gibt: ,,Dann lasst uns doch den zweiten Teil gucken. Der ist auch ganz gut." Ein ganz leises Stöhnen erklingt aus meinem Mund und direkt klicke ich mit der Fernbedienung nach der Applikation ,Netflix', um den Film gemeinsam schauen zu können. Um ehrlich zu sein bin ich noch nie ein allzu großer Fan von Marvel gewesen, allerdings ist es meine Schwester und für sie tue ich gerne den Gefallen. Während sie sich in diesen Film vertieft, kann ich immerhin mit Sooyoung oder Heejin schreiben.
Der Film fängt an und direkt lehne ich mich mit dem Kopf an Chaewons Schulter, da diese ausnahmsweise sehr bequem ist. Bei anderen, die ich kenne, wäre es nicht wirklich angenehm, Legt euch niemals auf Sooyoungs Schulter. Erstens bricht ihr euch bei ihren Metallschultern die Knochen und zweitens gehört sie mir.
Nun erscheint der Typ, on dem Chaewon sonst immer so heftig schwärm und jammert nahezu verliebt: ,,Guck mal! Chris Evans ist so heiß. Ich wünschte, dass er nicht so weit wohnen würde. So gerne würde ich ihn mal gerne in echt sehen." Sie und ihre Jungs. Ich könnte Chaewon vielleicht doch niemals abkaufen, dass sie jemals auf Mädchen stehen würde. Vergeben kann sie auch nicht sein, sonst würde sie nicht von den ganzen Jungs so schwärmen. Genauso schwärmt sie von Gruppen wie TXT, Ateez und NCT. Ich bevorzuge Mädchengruppen, aber ich glaube, dass sie auch ganz gute Musik machen.
Chaewon hat sich vollkommen in ihren Film vertieft und diese Gelegenheit nutze ich, um mein Handy aus meiner Hosentasche rauszunemhen. Erstmal wird abgecheckt, ob es etwas Neues gibt. Ich gehe auf meinen Messenger und sehe, dass Sooyoung drei Nachrichten hinterlassen hat. Es liegt daran, dass sie mir immer davon erzählt, was sie tagsüber immer so vorhat. Ich gehe auf ihre Nachrichten drauf und lese mir diese in Gedanken durch.
,Hey Jiwoo. Hoffentlich ist alles gut bei dir? Habe heute zumindest sehr wenig von dir was gehört, also wenn es dir schlecht gehen sollte und du jemandem zum reden brauchst, dann kannst du es mir schreiben. Ich bin und bleibe für dich da!'
,Wobei... ich gehe davon aus, dass du viel um die Ohren hast. Vielleicht willst du mir erzählen, wie dein Tag heute gewesen ist? Seitdem du zu Hause bist natürlich.'
,Also ich habe mich an japanisch gesetzt, da ich mich in diesem Schulfach verbessern muss und das ist kein Geheimnis. Du musst mir echt mal Tipps geben, wie du Vokabeln lernst. Ich meine.. so schön du deine Englisch Vokabeln lernst.. da will ich wissen, wie du es machst.'
Sofort fange ich an zu schreiben. Dabei fühle ich mich schlecht, da sie sich wahrscheinlich Sorgen um mich gemacht hat. Immerhin habe ich seit etwa fünf Stunden mein Handy nicht einmal angerührt, was schon des Öfteren passiert, da ich mir vorgenommen habe, dieses weniger zu nutzen, denn es lenkt mich viel zu sehr von meiner eigentlichen Routine ab.
Von daher kriegt sie jetzt einen etwas längeren Text von mir, wobei ich hoffe, dass ihr dieser einfach gefällt.
,,Hey Unnie! Es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt melde, doch das Ding ist, dass ich mein Handy tagsüber immer weniger benutze, um mich nicht von meiner eigentlichen Routine ablenken zu lassen. Ich biete dir allerdings an, mich anzurufen, wenn es etwas Wichtiges gibt oder wenn du dich langweilst m. Wie auch immer, den Tag habe ich etwas mit Hausaufgaben und Klavierspielen verbracht. Jetzt schauen Chaewon und ich uns Captain America an. Den zweiten Teil, falls du fragst. Sooyoung Unnie- erlöse mich von diesem Elend. Sie schwärmt die ganze Zeit von Captain America und von diesem Bucky Barnes. Ich wünschte, ich wäre bei dir dir, Unnie!' hinterlasse ich als Nachricht und nachdem diese angekommen ist, färben sich meine Haken blau, als wäre sie die ganze Zeit auf unserem Chat geblieben.
Es scheint so, als würde sie mir schreiben wollen- also ermögliche ich ihr das.
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