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„AHHHH!"

Einen spitzen, unmännlichen Schrei ausstoßend blickt Yoongi auf den schwarzhaarigen, hustenden Jungen, welcher soeben in seiner Badewanne aufgetaucht war. Das Wasser, was sich zuvor ungewöhnlich und besorgniserregend schwarz verfärbt hatte, beruhigte sich nach und nach wieder, bis es eine fast normale Farbe angenommen hatte.

„W-wer bist du?" – verzweifelt schlug der Prinz einen Arm um seinen Oberkörper, als ihm bewusstwurde, wie und vor allem wo er nun mit einem fremden, ihm unbekannten Jungen saß. Dass er dabei vorerst nichts von seiner blassen, makellosen Haut verdeckte, ignorierte er. Allein sein Arm um seinen Körper verlieh ihm die Illusion, sich wenigstens etwas verstecken zu können, bevor er mit seiner Hand auf den Boden neben sich langte und das übergroße Badehandtuch in die Finger bekam.

„Wo kommst du her? Bist du eine Hexe?" – weiter blind vor sich herplappernd ergriff er nun richtig das weiße Handtuch, zog es mit einem Ruck zu sich in die mit bunten Mosaiksteinchen verzierte Badewanne und wickelte seinen entblößten Körper in die Stofflage.

Das Badewasser, was dem Unbekannten bis vor wenigen Sekunden noch bis zur Mitte des Oberkörpers gereicht hatte, sackte mit einem Mal bis auf ihre Hüften ab, als der Frutti-Stoff seinen Job tat und so viel, wie es ihm möglich war, von dem Wasser aufsaugte.

„I-ich?" – auf sich deutend schluckte der größere und für den Prinzen unbekannte Junge einmal schwer.

„Ja, du! Oder siehst du Perverser hier sonst noch jemanden, der mich beim Baden beobachtet?!" – zitternd aus Empörung und Angst verzog der Weißhaarige seine Augen zu schlitzen.

Jemand war ins Schloss, in seine Gemächer, nein, sogar in seine heiß geliebte Badewanne eingedrungen und fragte ihn tatsächlich, warum er ihn als Hexe bezeichnete? Er konnte am Ende ja nicht mal sagen, wie viel der Fremde von seinem bis eben noch nackten Körper gesehen hatte und trotz, dass er seinen Körper mochte, entblößte er sich äußerst ungern vor fremden, urteilenden Blicken. Er lebte lieber nur für sich mit seinem Spiegelbild.

Gerade als der unbekannte, deutlich breiter gebaute Junge etwas erwidern wollte, wurde ein Kratzen von Krallen, die über den Boden rannten, immer lauter, bevor die Badezimmertür mit einem Knall aufgestoßen wurde.

In der Tür stand kein Geringerer als Taehyung im Deckmantel seines silbernen und majestätischen Wolfes, der stark genug war, Yoongi nach Belieben durch das Schloss zu tragen.

Ein tiefes, bedrohliches Knurren, welches der jüngste Prinz selten zu hören bekam, erfüllte die für einen Moment zum Reißen gespannte Atmosphäre des Badezimmers, bevor eben das Tier in geduckter Haltung und angelegten Ohren auf den für alle unbekannten Jungen zulief.

Die Lefzen, die der zweitjüngste Prinz zurückgezogen hatte, ließ den Schwarzhaarigen kurz zusammenzucken und seinen Mund, der bis eben offenstand und ihn wie einen Fisch aussehen lassen hat, mit einem nach Luft schnappen schließen.

Yoongi selbst, der die beschützerische Art seines Bruders gewohnt war, biss sich auf die Lippen. Ein Lachen war in der jetzigen Situation nicht angemessen, vor allem nicht, wenn man bedachte, dass er selbst vor Silvers Auftauchen noch Todesangst hatte, die nun der Unsicherheit Platz gab.

Hinzu kam, dass er die Angst des Jungen durchaus nachvollziehen konnte und sich fast schon so etwas wie Mitleid in ihm ansammelte. Denn wenn man Silver nicht kannte und dessen verschmuste Art nicht gerade die Oberhand hatte, konnte der zweit jüngste Prinz furchteinflößender sein, als man eigentlich erwartete.

„W-Werwolf..?" – mit großen Augen brachte Jungkook endlich einen Ton über die Lippen. Dabei rutschte er instinktiv in die Mitte und weiter nach hinten zu dem Weißhaarigen, der ihn vor wenigen Sekunden noch als Hexe geschimpft hatte. Doch alles war besser, als in den Fängen des Raubtiers zu landen, das in immer enger werdenden Kreisen um die gigantische Badewanne schlich.

„Nein." - der Weißhaarige zog das Handtuch enger um sich, als er den Rücken des zum Glück angezogenen Fremden an seinen Zehenspitzen fühlen konnte. – „Er ist ein Gestaltwandler, kein Werwolf." - nun hatte er wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich, was ihm sofort die Röte ins Gesicht trieb und die Beine aufgrund ihrer Nähe enger zusammenpressen ließ.

Zum ersten Mal wünschte er sich eine Macht zu haben, die es ihm ermöglichte, unsichtbar zu sein. Dann wäre sein entblößtes Auftreten ihm nicht ansatzweise so unangenehm wie jetzt.

„Wie bitte?" – überrascht, aufgrund der Nähe, die der 19-Jährige nun mit dem Kleineren hatte, vergaß sein Unterbewusstsein zu stottern. Er vergaß für einen winzigen Augenblick die Gefahr, die nach wie vor um die Badewanne kreißte, bis ein leises Knallen mit einem darauffolgenden verächtlichen Schnauben diese vermeintliche Stabilität zur Nichte machte.

„Ein Gestaltwandler." – um die Wanne herumlaufend stützte der silberhaarige Prinz sich am Kopfende hinter Yoongi ab und beugte sich gezielt zu dem Unbekannten hinunter, der für Taehyungs Geschmack zu nahe an seinem nackten Bruder saß. – „Was war daran so schwer zu verstehen, Eindringling."

„D-du bist N-nackt." – es war nur mehr ein Keuchen, als der Atem des Schwarzhaarigen sich schlagartig beschleunigte. Vor ihm befanden sich nun zwei junge, nackte Männer, wobei einer sich wenigstens noch halbwegs mit einem riesigen Handtuch bedeckte.

Der Mann, der bis eben jedoch noch ein Wolf gewesen war, stand schamlos zu ihm runtergebeugt vor der Wanne.

Sein bestes Stück wurde zu Jungkooks Erleichterung noch von dem anderen Mann, der mit ihm in der Wanne saß, bedeckt. Dafür konnte er beim Mustern der leicht gebräunten Haut jedoch jeden einzelnen Muskel ausmachen, der sich bewegte oder zuckte, auch wenn der Silberhaarige nur sein Gewicht um wenige Zentimeter verlagerte.

„Ach wirklich?" – die Stimme des Gestaltwandlers triefte nur so vor Ironie. – „Hast du jemals einen Wolf mit Kleidung gesehen?" - seine Augen verdrehend beugte sich Taehyung anschließend zum Ohr des Weißhaarigen. – „Ich kümmere mich um den Kleinen und bringe ihn zu Appa. Bring du dein Problem in Ordnung."

Die Verwirrung in Yoongis Blick nach der zweideutigen Aussage seines älteren Bruders verwandelte sich in ein schmerzhaftes Keuchen, sobald sich ein unerträgliches Stechen in seinem Unterleib bemerkbar machte und er sich wünschte, nur gedemütigt mit einem Ständer in der Wanne sitzen zu müssen.

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Meine Zufriedenheit mit dem Kapitel hält sich definitiv in grenzen. Aber wie ich drehe, wende und korrigiere, es wird nicht besser.

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