Szene 13: Verwandlung
Ich war so müde. Dennoch schleppte ich mich in die Küche, um etwas zwischen meine Zähne zu bekommen.
„Guten Morgen, wie geht es?", fragte der Freund meiner Mutter. Ugh, wieso tut er so als wäre er mein echter Vater?
„Hm.", machte ich und bereitete mir still Müsli zu. Ich spürte ein plötzliches Stechen in meinen Händen. Klirrend fiel der metallene Löffel auf unseren Küchenboden.
„Alles in Ordnung?", fragte mein Ziehvater.
„Ja ja."
So schnell ich konnte verschwand ich in die Schule. Auf dem Weg begegnete ich Robin. Meine schlechte Laune erreichte einen Tiefpunkt.
Vor zwei Monaten hatte ich Robin gestanden, dass ich in ihn verliebt war. Er hatte mich abgelehnt und seitdem ging ich ihm aus dem Weg. Mal wieder war er mit Séraphine unterwegs. Wahrscheinlich zog er die Nummer nur ab, um mich eifersüchtig zu machen.
Er meinen Namen.
„Wie gehts?", fragte er, nachdem er mich erreicht hatte. Ich starrte ihm wütend entgegen. Das Grinsen aus seinem Gesicht begann zu flackern. Es würde mir um einiges besser gehen, wenn er mich nicht abgelehnt hätte.
„Ganz gut", zischte ich. Ich bohrte meine Nägel in meine Haut, als der Schmerz wieder aufflammte.
Robin verschwand wortlos und mit gesenktem Kopf. Zum Glück!
Ich passte im Unterricht nicht auf. War doch eh alles nicht zu gebrauchen. Vor allem nicht Literaturgeschichte.
Unser Lehrer suchte natürlich mich aus, um sämtliche Fragen zu beantworten.
„Welche Themen wurden überwiegend im Symbolismus verwendet?"
„Wen interessiert das?", fragte ich wütend zurück.
Ich musste meine Wut auslassen. Sobald es zur Pause klingelte, sprang ich auf und bewegte mich zu dem Stillen, der immer irgendein Buch las. Was ein Streber!
„Was liest du das?", fragte ich und baute mich vor ihm auf.
„Lass mich in Ruhe."
Ich griff nach dem Buch.
Das siebte Kreuz von Anna Seghers.
Der Stille war aufgestanden und griff nach seinem Buch. Doch ich hielt es gerade so aus seiner Reichweite.
„Gib es mir zurück!"
„Nö", ich grinste ihn an. Ich war immer noch wütend. Er war zwar nicht an meiner Wut schuld, aber das war mir egal.
Ich ließ das Buch zu Boden fallen. Der Stille kletterte unter den Tisch, doch mit einer schnellen Fußbewegung trat ich auf das Buch und ließ es auf dem Boden hin und her schleifen.
Der Stille schlug sich den Kopf als er unter seinem Tisch hervorkroch.
Mit spitzen Fingern hob ich das Buch auf und legte es auf seinen Tisch. Eine Seite war herausgefallen.
Der Stille hatte Tränen in den Augen. Was ein Versager.
Ich fühlte mich nun ein wenig besser und beschloss mir was zu Essen zu holen. Einige Schüler aus meiner Klasse gingen mir sofort aus dem Weg als sie mich sahen.
Ich merkte, dass ich euphorisch wurde. Plötzlich stand Robin neben mir. Er wollte reden.
„Was willst du?", fragte ich, sobald wir einen ruhigen Ort gefunden hatten.
„Hat dich meine Absage wirklich so mitgenommen?"
„Wovon redest du eigentlich? Deine Absage war mir scheißegal!"
„Klar, natürlich. Darum hast du dich auch von uns zurückgezogen und bist mir gegenüber ziemlich aggressiv."
„Ich bin nicht aggressiv!", schrie ich.
„Seit wann quälst du eigentlich den Stillen?"
„An irgendwem muss ich ja meine Wut auslassen."
„Besorg dir einen fucking Boxsack."
„Sag mal, bist du dir sicher, dass du nicht auf mich stehst?"
„Wo auch immer das plötzlich herkommt. Ja ziemlich, sonst wären wir ein Paar."
„Was soll dann das Ganze mit Séraphine?"
„Wovon redest du? Ich bin mit ihr befreundet."
„Klaaar-" ich grinste breit.
„Gib doch einfach zu, dass du das nur machst, damit ich eifersüchtig werde."
Robin klappte die Kinnlade herunter.
„Wann bist du so ein verdammtes Arschloch geworden?", fragte er und ging. Ich hatte also doch recht gehabt. Ich wurde euphorischer als vorhin. Die Euphorie hielt seltsamerweise den ganzen Tag.
Erst als ich am Abend nachhause kam, wurde diese etwas gedämpft. Der Freund meiner Mutter sah gerade einen Film.
Ich ging in mein Zimmer. Auf dem Weg dahin sah ich mich selbst kurz im Spiegel. Da war etwas auf meiner Wange, meine Haut wirkte verbrannt. Ich hob meine Hand und trat an den Spiegel.
Ich schreckte zurück.
Meine Hand sah ebenfalls verbrannt aus.
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