4. Mondscheingespräche und Sternenschauergefühle

Am Tag darauf hatte das Wetter besonders gute Laune, es war erstickend heiß draußen und die Sonne stand alleine, ohne auch nur einer einzigen Wolken, am strahlend blauen Himmel.
Dies bedeutete Hitzefrei, sprich die Therapiestunde fiel aus.
Also machten Light und ich uns auf den Weg die Anderen aufzupicken, um den Tag voll und ganz am Strand zu genießen.

Gestern schliefen wir Beide im Auto ein und hatten bis jetzt kein einziges Wort über sein komisches Verhalten von gestern verloren.
Mein Handy hatte schon längst den Geist aufgegeben, die Batterie hielt nicht so lang.

Wie oft Mom mich wohl schon angerufen hat?

"Erde an Cloud!", Light schüttelte meine Schulter, "Kommst du mit mir?"

Verwirrt schaute ich aus dem Fenster und bemerkte erst dann, dass wir vor einem Supermarkt hielten.

"Uhm, sicher. Was brauchst du denn?", wollte ich wissen.

Er griff nach einem Portemonnaie und öffnete seine Tür: "Wir brauchen viel zu trinken, mein Lieber."

Daraufhin stiegen wir aus und betraten das Geschäft, mit einem Einkaufswagen, welchen Light schob.

Wir gingen sofort zu den Getränken, wo wir uns Wasserflaschen und Bierchen schnappten.

Nachdem der Junge bezahlte, verstauten wir alles im Truck und stiegen wieder ein.

"Gott, ich liebe dieses Wetter.", seufzte Light und setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nase. Von wo kam die denn?

"Warte, die hattest du vorher aber nicht?", fragte ich langsam.

Er lies ein attraktives Lachen aus seinem Mund und fuhr los: "Zähle eins und eins zusammen, Wölkchen."

Ich legte meinen Kopf schief: "Hast du die Brille etwa-"

"Ein armer Mann muss tun, was ein armer Mann tun muss.", grinste Light und präsentierte der Welt seine tiefen Grübchen, "So is' das Leben, Darling."

"Wann? Wie? Oh mein Gott!", das Lachen konnte ich mir beim besten Willen nicht unterdrücken. Er war unglaublich.

Mit Musik im Hintergrund holten wir zu erst Ethan, dann Danielle und Viktor ab.

"Warum ist es so verkackt warm!", jammerte Ethan laut.

Ich wand meinen Blick zu ihm und sah, dass er seinen Kopf, wie ein Hund aus dem Auto streckte. Ethan war wirklich mehr Welpe als Mensch.

Kichernd blickte ich dann wieder nach vorne und informierte den schwitzenden Jungen: "Irgendwo bei euch liegen Wasserflaschen herum."

"Kannst ja deine Birne damit nass machen, Vik würde dir dabei bestimmt helfen.", gab Light provozieren von sich.

Dies löste eine kleine aber feine Wasserschlacht zwischen Ethan und Viktor aus.

Lachend lehnte ich mich im Ledersitz zurück.
Mir war es vollkommen gleich ob meine Eltern in diesem Moment meinen verdammten Tod planten, ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben frei.

Meine Augen fokussierten sich unbewusst auf Light, wie er bloß mit seiner rechten Hand fuhr, dabei den Takt der Musik auf das Lenkrad tippte. Der andere Ellenbogen war auf dem offenen Fenster platziert und die Hand kratzte sein Kinn. Der Wind lies seine schwarzen Haare nie zu Ruhe kommen und die Sonne spiegelte sich in der frisch geklauten Sonnenbrille wieder. Doch was mir an diesem Anblick am Meisten gefiel, war sein eingemeißeltes Lächeln.
Ich war ihm so dankbar und ihn so glücklich zu sehen, füllte mich mit solch einer Ruhe, es war unbeschreiblich.

Schlussendlich kamen wir an meinem Lieblingsort an, diesesmal zaubterte Light jedoch kein Lagefeuer hin sondern kündigte an: "Das Meer ist so schön still."

"Wer als Letztes im Wasser ist, ist ein taubes Nüsschen!", rief Ethan und sprintete sofort in Richtung Meer, seine Klamotten fanden den Sand.

"Ey, das ist unfair!", jaulte Light, trozdem zog er sich bis zur Boxershorts aus und lief ihm hinterher.

Ich lachte und setzte mich auf den Truck.
Da der Strand sich relativ abseits der Stadt befand und nur wenige davon wussten, hatten wir Alles für uns allein.

"Hey, Cloud.", sprach eine zarte Stimme, welche zu Danielle gehörte, die gerade in Unterwäsche vor mir stand, "Magst du nicht mit rein?"

Ich versuchte ihren erschreckend dünnen Körper zu ignorieren und schürzte meine Lippen.
Um ehrlich zu sein schämte ich mich viel zu sehr für die Verletzungen an meinem Rücken.

"Das Wasser ist bestimmt nicht all zu kalt.", schätzte Viktor dann.
Er zog gerade sein Shirt über den Kopf, was einen engen Sport-BH an's Tageslicht brachte. Mein Respekt ihm gegenüber wuchs.

Ich stimmte ein, entfernte meine Klamotten und folgte ihnen in's kalte aber angenehme Meer.

"Oh, sieh mal Einer diese tauben Nüsse an!", Ethan kam auf uns zu, ganz besonders konzentriert auf Viktor.

"Ich warne dich, junger Mann!", brummte dieser aber das half ihm nicht weiter, denn der braunhaarige began die zweite Wasserschlacht für heute.

Danielle kreischte amüsiert auf, als saltzige Wassertropfen sie erwischten und ehe man sich versah kämpfte sie entschlossen mit.

Zwei eisig nasse Hände fanden meine Schultern. Abrupt drehte ich mich um.

"Du siehst mir eindeutig zu trocken aus.", lächelte Light hinterhältig.

Ich entfernte seine Hände von meinem Körper: "Und du bist mir eindeutig zu nass."

"Was für eine Schande.", seine dunklen Augen musterten mich für eine kurze Zeit bevor er nach meinem Arm griff und mich in's Wasser zog.

Schockiert tauchte ich auf und hörte sofort sein schadenfrohes Gelächter.

"Du wirst büßen!", und mit diesen Worten duellierten wir bis die Sonne unterging.

Viktor und Danielle kuschelten zusammen unter einer Decke, im hinteren Teil des Wagens. Ich gesellte mich zu ihnen, ebenfalls mit einer Decke um meinen nun bekleideten Körper.
Light war mit einem Bier in der Hand an das Fahrzeug gelehnt.
Ethan kam gerade erst aus dem Meer.

"Ich habe eine Muschen gefunden!", stolz präsentierte er eine große Auster.

"Schade, dass du dabei nicht ertrunken bist.", schnaubte Light.

Ethan zog sich wieder an und konterte: "Schade, dass dich kein Hai aufgefressen hat!"

Der Andere schmunzelte: "Schade, dass keine Welle dich verschluckt hat."

"Schade, dass du dich nicht in einer Alge verfangen hast!"

"Ich möchte euch wirklich nicht unterbrechen aber es wäre echt lieb, wenn du uns jetzt nach Hause bringen könntest.", bat Danielle vorsichtig, "Vik's Mutter wollte Abendessen für uns kochen."

"Alles klar, Ethan du setzt dich nach vorne.", befahlt Light streng, "Wir sind noch nicht fertig!"

Somit verbrachten die Beiden den Rückweg damit sich gegenseitig den Tod zu wünschen, während das Paar und ich uns nett unterhielten.
Die Beiden waren echt ein wundervolles Team, ergänzten sich gegenseitig, wie der Mond und die Sterne am Himmel.

Als sie und Ethan dann sicher zu Hause waren, lag ich immernoch hinten, eingewickelt in einer weichen Decke und nachdem das Fahrzeug hielt, legte sich Light neben mich.

Schweigend beobachteten wir die Sterne, das einzige Licht illuminierte der Mond. Es war ein angenehmer Moment.

Light's Stimme durchbrach die idyllische Stille mit einer Frage: "Die Narben an deinem Rücken, sind sie von deinen Eltern?"

"Meinem Vater.", antwortete ich leise.

"Das tut mir Leid.", murmelte er.

"Ist schon okay."

"Nein, ist es nicht, Cloud.", stöhnte Light, "Danielle's Lage verbessert sich nicht, Vik bekommt nicht die medizinische Hilfe, welche er braucht und du trägst solch hasserfüllte Naben mit dir."

Ich wollte darauf eingehen, aber er fuhr aufgebracht fort: "Ethan und ich haben keine körperlichen Verletzungen, bloß mentale. Wo ist da die Fairness?"

"Wo liegt der Sinn darin, Fairness in dieser Menschheit zu suchen?", zischte ich hoffnungslos, "Wo ist der Sinn des Lebens überhaupt?"

"Meine Mutter sagte immer, dass Jeder lebt für eine bestimmte Person. So in der Art Seelenverwandschaft.", erzählte der Junge in einem nun ruhigeren Ton.

Ich wand meinen Kopf vom Nachthimmel ab, um ihn anzuschauen: "Glaubst du daran?"

Er flüsterte schon fast: "Ich lebe für niemanden, genau so wenig wie du."

"Was ist mit Danielle und Viktor?", fragte ich und beobachtete, wie seine Brust sich regelmäßig hob und sank. Ihn atmen zu sehen entspannte mich gewaltig.

Seine Mundwinkel zuckten: "Du verstehst mich nicht."

"Du gibst mir nicht viel zu verstehen."

"Was ich meinte war, dass ich und du nicht für Irgendjemanden leben. Nicht, dass Niemand für Jemanden lebt.", stellte Light klar.

Mein Kopf drehte sich von ihm weg, zurück in Richtung Himmelszelt. Aus dem Jungen wird man einfach nicht schlau.

"Deswegen mag ich dich so gern an meiner Seite haben.", gab er schüchtern zu.

Mein Herz stoppte, im gleichen Moment als meine Augen eine Sternschnuppe entdeckten.

"War das gerade eine Sternschnuppe?", platzte es neugierig aus meinem Mund.

Light lachte: "Ja, wünsch dir was, Wölkchen."

Hitze stieg mir in die Wangen: "Hast du dir Etwas gewünscht?"

"Klar, aber ich darf es nicht verraten, sonst geht er nicht in Erfüllung."

Und ich wünschte mir, dass sein Wunsch in Erfüllung geht.

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