Trouble.
Zwei Tage später entführte mich Jaebeom schon wieder. Dieses Mal hatte er ein nobles Restaurant ausgesucht. Es würde also teurer werden.
„Dieses Mal zahle ich", bestimmte ich und folgte dem Rapper zu einem Tisch. Abrupt blieb Jaebeom stehen. Entgeistert sah ich mich an, was mich die Stirn runzeln ließ.
„Nein. Ich zahle!", protestierte er dann auch schon.
„Warum? Du hast bis jetzt immer gezahlt", entgegnete ich unzufrieden. Ich wollte nicht, dass er immer zahlte. Warum konnte er nicht mich mal zahlen lassen?
„Ich bin auch der Mann, also werde ich auch weiterhin bezahlen.", grinste er und zog mich mit sich. Damit war die kurze Diskussion für ihn wohl beendet.
Mir klappte der Mund auf. War das jetzt ernsthaft sein Argument gewesen?
Ich schob die Unterlippe vor und setzte mich an unseren Tisch. Jaebeom hatte schon im Vornherein reserviert. Der Tisch war etwas abseits von den anderen, was auch besser so war. So hatten wir unsere Ruhe. Es war wirklich nicht einfach unerkannt zu bleiben.
Als sich auch der Rapper hin gesetzt hatte, kam sofort eine Kellnerin zu uns. Wieder einmal bestellten wir zuerst das Trinken und bekamen dann die Speisekarte überreicht.
Selbstverständlich nahm Jaebeom meine Hand und lächelte mich an. Ich wandte verlegen den Blick ab. Das war gänzlich neu für mich.
„Hast du eigentlich schon mit deiner Freundin geredet?"
Die Frage kam plötzlich. Ich sah Jaebeom wieder an und legte den Kopf leicht schief. Ja, ich hatte mit Hyori geredet. Allerdings war das, was dabei rausgekommen war, nicht gerade schön gewesen.
Am Tag zuvor
„Was war los mit dir?", kam ich gleich auf den Punkt und sah meine Freundin fest entschlossen an. Ich würde nicht locker lassen, ehe sie mir sagte, was gestern in sie gefahren war.
Überrascht sah Hyori mich an. Die unterschiedlichsten Gefühle funkelten in ihren Augen. Es war fast unmöglich sie zu erkennen. Ich wusste augenblicklich, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie reagierte sonst nie so und hatte ihre Gefühle eigentlich immer im Griff.
„Wow. Seit wann bist du so direkt?", fragte sie leise und strich sich die Haare zurück. Ich runzelte die Stirn und taxierte sie weiterhin. Sie wollte vom Thema ablenken. Natürlich.
„Lenk nicht vom Thema ab", schoss es auch gleich aus mir heraus.
Hyori zuckte leicht zusammen und wandte den Blick ab. In dem Moment kam es mir so vor, als hätten wir die Rollen getauscht. Ich war nun die Selbstbewusste und sie die Schüchterne. Es hörte sich seltsam an und war für mich total unrealistisch, aber im Moment war es so.
„Mir ging es nicht so gut. Ich habe ziemlich Probleme Zuhause...", fing sie an.
Mehr sagte Hyori nicht mehr. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe und fummelte an ihren Ärmel herum.
Jetzt konnte ich verstehen, warum sie immer genervt von mir gewesen war, wenn ich das gemacht hatte. Es nervte wirklich.
„Was für Probleme? Geld?", hakte ich vorsichtig nach.
Hyori war jemanden, den man nicht bedrängen sollte. Wenn man das tat, nahm sie sofort Reißaus und dann konnte man es vergessen nochmal mit ihr zu reden.
„Um Himmels Willen! Nein! Keine finanziellen, sondern eher familiäre."
Abwehrend hob sie die Hände hoch und schaute mich erschrocken an. Ich hob eine Braue.
Was reagierte sie jetzt so? Es war doch eine ganz normale Frage gewesen?
„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich auch gleich und rückte näher zu ihr hin.
Auch wenn ich schüchtern war und kaum mich mit Hyori unterhalten hatte, war sie mir wichtig. Sie war meistens Alleinunterhalter gewesen, wenn wir beide alleine gewesen waren. Irgendwie war eine sehr gute Freundschaft zwischen uns entstanden, auch wenn sie für mich arbeitete und ich sozusagen ich Chef war.
Hyori war mir wichtig. Sehr sogar.
Still starrte ich vor mich hin. Hyori hatte mir nicht geantwortet, jedoch musterte sie mich stumm. Die Stimmung war seltsam.
„Es tut mir leid Xia."
Fest schlang sie ihre Arme um mich und drückte sich an mich. Verdutzt sah ich sie an, legte dann zögerlich auch die Arme um sie. Noch nie hatte Hyori mich umarmt. Es war verwirrend. Sie benahm sich so seltsam. Ich glaubte nicht, dass es nur mit ihren familiären Problemen zusammen hing, geschweige denn, ob das überhaupt stimmte.
Irgendetwas war los. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.
„Es tut mir wirklich leid", entschuldigte sie sich noch einmal.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Mund blieb geschlossen. Das Einzige was ich tat, war über ihren Rücken zu streichen. Mir war komisch. Irgendwas stimmte eindeutig nicht.
Das Essen verlief ganz anders als die zuvor. Jaebeom war ziemlich gesprächig und riss einen Witz nachdem anderen. Ich hatte schon lange nicht mehr so oft gelacht.
In seiner Gegenwart fühlte ich mich immer wohler. Es war schön so zu fühlen.
„Wir sollten langsam gehen", sagte ich irgendwann.
Kurz flackerte Enttäuschung durch Jaebeoms Augen. Ich bereute meine Worte und wollte sie am liebsten wieder zurück nehmen. Natürlich wollte ich noch hier bleiben, aber es war mittlerweile fast elf Uhr abends und ich hatte morgen einen Dreh für einen Werbespot.
„Okay. Geh schon mal zum Ausgang, ich bezahle noch schnell", wies er mich an und stand dann auf. Leise seufzte ich und stand auch auf. Als ich auf den Ausgang zulief, zog ich mir meine Jacke an.
Innerlich verfluchte ich meinen Manager dafür, dass er den Dreh ausgemacht hatte. Klar, es war mein Job und ich verdiente damit meinen Lebensunterhalt. Aber warum musste es erstens so früh sein und zweitens nach einem Tag, den man eigentlich genießen wollte?
Etwas verstimmt ließ ich den Blick schweifen. Jaebeom stand immer noch bei einer Kellnerin, welche auf einem Zettel etwas schrieb. Sie musste wohl erst den Preis ausrechnen.
Ich sah zum Fenster hinaus und wollte schon mal hinaus gehen. Dass was ich allerdings sah, ließ mich innehalten.
Automatisch wich ich zurück. Wie von alleine stellte ich mich an eine Stelle, an der man mich nicht sah. Die Pflanzen, die beim Eingang standen, versteckten mich vollkommen.
Das durfte nicht wahr sein.
Warum standen zwei Paparazzi vor dem Restaurant? Wie hatten sie uns gefunden? Waren sie überhaupt wegen uns hier?
Unruhig senkte ich den Blick und atmete tief ein. Zu meinem Glück befand sich keine Fanansammlung vor dem Laden. Leise zischte ich und sah wieder zu dem Rapper. Immer noch stand er bei der Kellnerin. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er war sichtlich genervt. Die junge Frau war allerdings rot angelaufen.
Warum brauchte sie so lange?
Ich schüttelte den Kopf und drehte mich auf dem Absatz um. Wie es aussah, würde das noch eine Weile dauern. Dann konnte ich auch noch zur Toilette gehen und mir die Hände waschen.
Keine fünf Minuten später verließ ich die Toilette wieder und ging zum Eingang. Jaebeom stand schon dort. Sein Blick lag auf mir. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. Automatisch fing auch ich an zu lächeln.
„Wann hast du das nächste Mal Zeit?", fragte er mich und nahm eine meiner Haarsträhnen in die Hand.
„Morgen, aber erst gegen Abend. Ich habe morgen früh einen Dreh für einen Werbespot", informierte ich ihn. In meinem Bauch kribbelte es wieder. Ich fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr. Jaebeom zählte wohl eins und eins zusammen und verstand nun auch, warum ich heim wollte.
„Du hättest mir sagen sollen, dass du morgen früh raus musst. Wir hätten dann schon früher hier her kommen können", sagte er sanft und ließ von meinen Haaren ab. Wärme breitete sich in mir aus. Dass er sich so um mich kümmerte, war schön. Ich fühlte mich irgendwie besonders.
Ich wank ab und wollte schon zur Eingangstür laufen, allerdings blieb ich erstarrt stehen. Augenblicklich war die Wärme in mir verschwunden. Stattdessen durchflutete mich eine eisige Kälte. Hart schluckte ich und riss die Augen auf.
„Was ist los?"
Er bemerkte meinen plötzlichen Stimmungswandel sofort. Seine Stimme klang besorgt. Ich konnte ihm nicht antworten. Ich war dazu gerade nicht fähig. Mein Blick war weiterhin nach draußen gerichtet. Als ich Jaebeom leise zischen hörte, wusste ich, dass er nun auch nach draußen gesehen hatte.
Eine Menge Paparazzi standen nun dort. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte sich auch eine kleine Menge an jungen Mädchen vor dem Restaurant versammelt. Zu unserem Glück standen wir so, dass man uns nicht sehen konnte.
Ich biss die Zähne zusammen und unterdrückte es zu zittern.
„Aish!", fauchte der Rapper hinter mir aufgebracht.
Mir kam in den Sinn, dass er noch gar nicht wusste wie ich bei so etwas reagierte. Es war nicht übertrieben ausgedrückt, wenn ich sagte, dass ich bei solchen Mengen am Durchdrehen war. Sie versammelten sich um einen und man wurde bedrängt. Ich hatte damit Probleme. Deswegen sorgte meine Agentur auch immer dafür, dass ich genügend Bodyguards hatte, die mir die Leute vom Leib hielten. Natürlich wurde auch schon oft darüber spekuliert warum ein einziges Model fast schon jedes Mal sechs oder mehr Bodyguards bei sich hatte. Die Meisten fanden es übertrieben, doch sie kannten auch nicht den Grund warum dem so war.
„Ich kann da nicht raus", flüsterte ich heiser.
Mittlerweile hatte ich mich gänzlich verkrampft. Mühsam hielt ich die Tränen, welche mir in die Augen gestiegen waren, zurück. Ich hatte nicht unbedingt Angst vor großen Menschenmassen, sondern eher vor Massen, die einen bedrängten.
„Warum? Was ist los?", fragte Jaebeom besorgt und drehte mich zu sich um. Ich wehrte mich nicht dagegen. Sanft nahm er meine Hand und hob mit der anderen Hand mein Kinn an. Seine Augen strahlten so viel Besorgnis aus, dass ich los weinen könnte. Doch ich wollte nicht weinen.
„Ich komm mit aufdringlichen Menschenmassen und Paparazzi nicht klar."
Meine Stimme zitterte und klang belegt. Ich schluckte und biss mir auf die Lippe. Jaebeom beugte sich zu mir runter und nahm mein Gesicht in seine Hände. Beruhigend strich er mir über die Wange und sah mich fest an. Ein klein wenig beruhigte es mich sogar.
„Wir gehen da jetzt einfach durch, okay? Ich bin bei dir, dir passiert nichts."
Seine Worte ließen ein kleines Glücksgefühl in mir aufkommen, jedoch nur für ein paar Sekunden. Ich sagte nichts, sondern wandte den Blick ab. Ich konnte da nicht durch gehen. Es ging einfach nicht.
Mittlerweile hatte ich mich vollkommen angespannt ohne dass ich es wollte. Mein Herz klopfte fast schon schmerzhaft gegen meine Brust. Dieses Mal war der Rapper nicht der Auslöser.
„Hey! Schau mich an!"
Jaebeom drehte mein Gesicht wieder zu sich. Ich blinzelte, merkte wie mein Blick glasig wurde. Wieder strich er mir über die Wange. Es beruhigte mich nicht.
„Ich pass schon auf", murmelte er sanft und zog mich in eine Umarmung. Automatisch klammerte ich mich an ihn und versteckte mein Gesicht in seinem Oberteil. Ich fühlte mich sicherer. Tief atmete ich seinen Geruch ein und stellte fest wie gut der Rapper eigentlich roch. Ein kleines bisschen beruhigte ich mich sogar. Trotzdem spürte ich das Fünkchen Panik, welches ausbrechen wollte.
Nur am Rande bekam ich mit wie Jaebeom irgendjemanden anrief und erklärte, was los war. Schweigend hatte ich mich immer noch an ihn gepresst und hielt den Mund. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt mich selbst zu beruhigen.
Sanft berührten mich seine Hände an den Schultern und schob mich ein Stück weg. Verwirrt sah ich auf.
„Mein Manager holt uns. Es wird nicht lange dauern bis er hier ist", murmelte Jaebeom. Mein Blick war auf seine Hände gerichtet, welche vor meinem Gesicht auftauchten. Er hielt einen Mundschutz. Woher hatte er denn den auf einmal?
Langsam nahm ich ihm das Stück Stoff ab und zog es mir über den Mund. Der Rapper setzte sich derweil eine Sonnenbrille auf die Nase und legte dann einen Arm um meine Schultern. Kurz sah er auf sein Handy und steckte es dann wieder weg.
„Er ist gleich da", informierte er mich und führte mich zur Tür. Augenblicklich verkrampfte ich mich. Jaebeom spürte er und drückte mich noch näher zu sich. Dann öffnete er die Tür.
Augenblicklich brach ein Blitzlichtgewitter über uns herein. Lautes Geschrei war zu hören. Ich fing an zu zittern und senkte den Kopf. Jaebeoms Körper spannte sich an. Sein Griff um meine Schultern war fest. Zielsicher manövrierte er uns durch die Menschenmasse.
Mir wurde heiß und kalt. Fremde Hände berührten mich und ich zuckte jedes Mal zusammen. Aus den Augenwinkeln sah ich wie der Rapper die Lippen aufeinander gepresst hatte. Er war wütend, das merkte ich.
Meine Atmung, sowie mein Herzschlag beschleunigten sich. In meinen Ohren fing es an zu rauschen. Mein Sichtfeld flimmerte. Hart schluckte ich und krallte mich mit der Hand an Jaebeoms Oberteil fest. Mir war schlecht.
„Da ist er", sagte Jaebeom eher zu sich selber als zu mir.
Seine Stimme drang nur leise an meine Ohren. Die Panik in mir brach aus, als die Menschen uns folgten. Ich kniff die Augen zusammen und keuchte leise. Ein Schwindelgefühl überkam mich.
Ein einziges Mal war ich mitten in einer Menschenmasse zusammen gebrochen. Ich wollte das nicht nochmal erleben. Es war schrecklich gewesen.
Ich bekam es gar nicht mit wie der Rapper mich zum Auto zog. Verwirrt blinzelte ich, als wir plötzlich vor dem schwarzen Auto standen. Gleich darauf gingen die Fahrertür sowie die Beifahrertür auf. Kurz wurde mir schwarz vor Augen und ich krallte mich noch mehr an Jaebeom fest.
Ich spürte, dass sein Blick auf mir lag. Sein Arm lag schon lange nicht mehr auf meiner Schulter, sondern war um meine Taille geschlungen.
„Brich mir jetzt bloß nicht zusammen", drang seine besorgte Stimme an meine Ohren. Ein leises gequältes Lachen kam über meine Lippen. Mehrmals blinzelte ich um das Flimmern zu verscheuchen. Es brachte nichts.
Nur nebenbei bekam ich mit wie uns die Autotür geöffnet wurde und einer der beiden Männer die Leute von uns wegdrängte. Eine Hand nahm mich am Oberarm, eine andere drückte mich ins Auto. Automatisch rutschte ich zum anderen Ende der Rückbank.
Das Geschrei, welches immer noch herrschte, machte mich verrückt. Warum konnten sie nicht einfach still sein?
Laut knallte die Tür zu. Die Geräusche waren leiser.
Immer noch zitterte ich wie verrückt. Ich konnte einfach nicht aufhören.
„Xia entspann dich", versuchte Jaebeom mich zu beruhigen und berührte mich sanft an der Schulter. Ich schlang die Arme um meinen Körper und schloss die Augen. Aus seiner Stimmlage konnte ich heraus hören, dass er sich wirklich ernsthafte Sorgen machte. Momentan war ich nicht in der Lage dazu mich selber zu beruhigen. Es ging einfach nicht, egal wie sehr ich es versuchte. Auch dass die Scheiben des Wagens getönt waren und man somit nicht hineinsehen konnte, half mir nicht.
Jaebeom sagte nichts. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter.
Und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Erschrocken riss ich die Augen auf. Das Zittern hörte sofort auf. Sanft bewegte er seine Lippen gegen meine. Es dauerte etwas bis ich auf den Kuss einging und die Augen schloss. Der Kuss dauerte nur ein paar Sekunden an.
Als die Autotüren sich öffneten löste sich der Rapper wieder vor mir. Erschöpft ließ ich mich einfach gegen ihn fallen und schloss die Augen.
Meine Wangen waren heiß und bestimmt auch rot.
Jaebeoms Brust vibrierte leicht, als er die Arme um mich legte und mich noch etwas zu sich zog. Liebevoll strich er mir durch die Haare.
„Alles wieder okay?", fragte er mich leise.
Schwach nickte ich. Mein Herzschlag normalisierte sich langsam wieder. Plötzlich fühlte ich mich so müde.
„Ist sie okay?", erkundigte sich einer zwei Männer. Ich wusste, dass Jaebeom nickte. Sein Griff verstärkte sich minimal.
„Schlaf. Ich wecke dich, wenn wir bei dir sind", hörte ich ihn noch sagen, dann war ich eingeschlafen. Meine Energie war aufgebraucht.
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