On stage.


Leicht wippte ich im Takt der Musik mit. Mein Blick war fest auf Jaebeom gerichtet, welcher auf der Bühne stand und schon beinahe ins Mikrofon schrie. Seine Ausstrahlung war unglaublich.

Normalerweise würde ich ihn nicht so fixieren, aber ich hatte Alkohol intus. Etwas Gutes hatte das Getränk ja. Ich kam mehr aus mir raus, war nicht mehr so eingeschüchtert von allem und jedem.

Auf das was als nächstes passierte, war ich jedoch nicht vorbereitet gewesen. Ich hatte null damit gerechnet und auch der Alkohol half mir nicht wirklich weiter.

Intensiv fixierte mich Jaebeom von der Bühne aus. Langsam ließ er die Hand mit dem Mikro sinken und riss sich dann das Oberteil vom Leib.

Mir stockte der Atem, meine Augen weiteten sich und mein Mund öffnete sich leicht. Augenblick wurde mir wärmer. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und mein Magen plötzlich rebellierte.

Immer noch sah der Rapper mich von der Bühne aus an. Automatisch erwiderte ich seinen Blick, konnte mich nicht mehr los reißen. Mir schwirrte der Kopf. Auf einmal wurde mir bewusst wie stickig und heiß es hier drinnen doch war. Das machte meine Lage nicht besser.

Ein freches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, ehe er sich über die Unterlippe leckte.

Dann nahm ich die Schreie der Leute war. Es fühlte sich an, als würde mein Trommelfell gleich zerplatzen. Es war ein schreckliches Gefühl.

Jemand legte mir die Hand auf die Schulter. Verschreckt fuhr ich herum, wurde aus meiner Starre gerissen. Einen Augenblicklich hatte sich mein ganzer Körper angespannt. Als ich bemerkte, dass es sich um Mr. Kang handelte, entspannte ich mich wieder.

Taxierend lag sein Blick auf mir. So etwas wie Sorge lag in seinen Augen.

„Wir sollten gehen. Dir geht es anscheinend nicht so gut, du bist ganz nervös und etwas blass", sagte er mit einem besorgten Unterton. Ich war wohl eine der wenigen Personen, die aus ihm lesen konnten, wie aus einem Buch.

Mr. Kang war ein Mann, der seine Gefühle nur selten zeigte oder preisgab. Jedoch wusste ich mittlerweile seine Blicke und den Ton seiner Stimme zu deuten. Ich kannte ihn schon lange und wurde somit schlau aus ihm. Für Leute, die ihn kaum kannten, war es schwieriger aus ihm schlau zu werden.

Ohne etwas zu sagen, ließ ich mich von ihm mitziehen zu der Kleidergarderobe. Dort bekam ich auch wieder meinen Mantel, welcher mir von meinem Manager über die Schultern gelegt wurde. Um ehrlich zu sein, war Mr. Kang schon sowas wie ein Vater für mich. Dadurch, dass er sich immer so gut um mich kümmerte, mir beistand, war er sowas wie mein Ersatzvater geworden. Meine biologischen Eltern lebten in Hong Kong. Deswegen sah ich sie auch nicht oft. 

Mr. Kang hatte meines Wissens keine Kinder, jedoch war er verheiratet. Bis jetzt hatte ich seine Frau einmal gesehen. Sie war mir auf Anhieb sympathisch gewesen, was auch daran lag, dass sie mich unbedingt zum Essen einladen wollte. Durchgezogen hatte sie dies noch nicht, doch ich war mir sicher, dass das noch kommen würde.

Keine fünf Minuten später standen wir vor dem Gebäude. Sanft zerrte der kühle Nachtwind an meinen Klamotten. Ich fröstelte, presste meinen Mantel enger an meinen dünnen Körper. Dafür, dass es Sommer war, war es im Moment ziemlich kalt. Sonst war es in der Nacht auch noch warm.

Das einzige Gute an der kalten Luft war, dass sie meine Sinne wieder klar werden ließ. Ich hatte zwar nicht wirklich viel getrunken, doch gemerkt hatte ich die Wirkung des Alkohols schon. Es hatte mir noch nie gefallen benebelt zu sein.

Ich wollte bei klarem Verstand sein, wissen und auch mitbekommen, was vor sich ging.

„Wieso bist du auf einmal so schnell verschwunden?"

Heftig zuckte ich zusammen und fuhr herum. Mit geweiteten Augen starrte ich Jaebeom an, dessen Mundwinkel zuckten. Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt. 

Was machte er hier? Musste er nicht drinnen sein? Immerhin war das hier seine Feier. Es konnte auch sein, dass die Veranstaltung schon zu Ende war. Mittlerweile war es ja auch schon ziemlich spät.

„Hast du noch vor mir zu antworten?"

Wieder zuckte ich zusammen, bemerkte, dass ich den Rapper wohl die ganze Zeit angestarrt hatte. Augenblicklich senkte ich den Kopf und lief rot an. Plötzlich war mir wieder so heiß.

Ich hörte sein leises Lachen und wäre am liebsten weg gerannt, als er mir auch noch einen Arm um die Schultern legte. Komischerweise war mir seine Berührung im Moment nicht unangenehm. Innerlich bekam ich auf jeden Fall keine Panik. Trotzdem wurde ich unsicher.

Vorsichtig schielte ich zu ihm hinüber.

Jaebeom sah in den dunklen Nachthimmel. Immer noch lag das Grinsen auf seinen Lippen. Wahrscheinlich hätte ich ihn noch etwas länger angesehen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen mal auf seine Frage zu antworten.

„Mein Manager dachte es würde mir nicht gut gehen", murmelte ich leise und sah wieder weg. Meine Wangen wurden noch wärmer. Mein ganzer Körper erhitzte sich.

„Also gehst du jetzt?", fragte der Koreaner nach. Zaghaft nickte ich und spielte mit meinen Fingern an meinem Mantel herum. Ich musste mich einfach mit irgendetwas beschäftigen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass der Rapper nichts mehr sagen würde oder einfach über etwas anderes anfing zu reden. Mit seiner Antwort überraschte er mich allerdings vollkommen. Er hatte echt einen Preis dafür verdient.

„Schade, ich hatte gedacht, wir können uns noch ein wenig unterhalten."

Mit großen Augen starrte ich ihn ungläubig an und konnte mich nicht rühren.

Was hatte er da gerade gesagt?

War das sein Ernst?

„Jetzt schau doch nicht so. Ist es so unglaubwürdig, dass ich mich mit dir unterhalten möchte?", lachte Jaebeom und drückte mich etwas näher zu sich her. Mir klappte die Kinnlade runter. Im Moment war ich nicht im Stande überhaupt etwas zu sagen.

Jaebeom hatte Recht mit seiner Frage, auch wenn er das nicht wusste. Es war verdammt unglaubwürdig was er da gerade von sich gegeben hatte.

„Ah Xia! Bringt Jay dich etwa heim?", rief Mr. Kang von Weitem. Aus den Augenwinkeln sah ich wie er näher kam, machte aber keine Anstalten ihn direkt anzusehen, geschweige denn zu antworten. Ich starrte weiterhin Jaebeom an, versuchte herauszufinden, ob er es wirklich ernst gemeint hatte.

Es tat mir ja leid, aber ich glaubte ihm einfach nicht. Kein Stück.

„Ja, ich werde sie heimbringen", hörte ich den Rapper sagen. Sofort war ich wieder richtig da und richtete meine Aufmerksamkeit auf die beiden Männer, welche nun bei mir standen. Meine Augen schossen zu Mr. Kang. Innerlich flehte ich ihn gerade an, mich mitzunehmen.

Er wusste doch von meinen Problemen mit Männern. Wieso sagte er nichts dagegen?

Mr. Kang sah mich nun direkt an und grinste.

Nein, er wollte wirklich nichts dagegen tun. Mein ganzer Körper wurde wärmer. Nicht nur aus Unsicherheit, sondern auch aus Verzweiflung. Ich fand Jaebeom zwar sympathisch, aber ich wollte auf gar keinen Fall mit ihm alleine sein.

„Dann pass auf, dass sie heil daheim ankommt."

Und das waren die Abschiedsworte meines Managers, ehe er sich umdrehte und verschwand. Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen. Warum tat er mir das an? Ich würde zu Grunde gehen.

„Ja werde ich", rief der Rapper Mr. Kang noch lachend hinterher, worauf dieser nur mit der Hand wank.

„Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich dich jetzt heim bringe", sagt Jaebeom und führt mich zu seinem Auto. Grummelnd starre ich auf den Boden.

„Etwas dagegen machen, kann ich ja jetzt eh nicht mehr", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.

Wieder lachte er und ich fragte mich, wie man nur so gut drauf sein konnte um so eine Uhrzeit.

„Das hab ich gehört."

Eigentlich war es nicht meine Absicht gewesen, dass der Koreaner mich hörte. Und schon wieder erwärmten sich meine Wangen. Toll. Ganz toll.

Die Autofahrt würde die Hölle werden. Zu mindestens für mich.




Abwartend scharrte ich mit dem Fuß am Boden umher. Wir standen vor der Türe, welche hoch zu meiner Wohnung führte. Jaebeom sagte nichts sondern sah mich nur an. Ich war ebenfalls still und starrte vor mir hin.

Ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht gewusst, was ich sagen sollte.

„Kannst du mir dein Handy geben?"

Fragend hob ich den Blick. Wieso sollte ich? Was wollte er mit meinem Handy?
„Warum?", hakte ich vorsichtig nach. Im Moment konnte ich mich normal mit ihm unterhalten, ohne zu stottern. Mich interessierte woran das lag. Normalerweise wäre ich schon gestorben vor Peinlichkeit.

„Weil ich deine Nummer haben möchte und ich mir nicht sicher bin, ob du dich so schnell bei mir meldest", sagte er direkt. Ich blinzelte, starrte ihn an wie ein Auto.

Dass er mir so eine direkte Antwort gab, hatte ich nicht erwartet. Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte. Sollte ich es tun?
Ich hatte mich ja nicht ohne Grund nicht bei ihm gemeldet. Meine Gedanken schweiften zu Hyori. Wüsste sie hier von, würde sie sich wahrscheinlich aufregen. Die Koreanerin hätte mir wahrscheinlich schon längst in den Arsch getreten und mich dazu gezwungen Jaebeom anzurufen.

Es dauerte etwas bis ich mich wieder rührte und dem Rapper mein Handy zögerlich gab. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass ich darüber nachdachte. Schnell hatte er seine Nummer eingegeben und sich selbst angerufen. Grinsend speicherte er mich also ein und gab mir mein Handy wieder.

Einen kurzen Augenblick grinste er wieder, ehe er stockte. Verwirrt sah ich ihn an, strich mir meine Haare zurück, welche mir schon die ganze Zeit ins Gesicht fielen. Jaebeom fixierte mich intensiv. Jetzt war mir sein Blick unangenehm. Ich wollte zurück weichen, mich in meine Wohnung verziehen, doch ich konnte mich aus einem unbekannten Grund nicht bewegen.

Tatenlos sah ich dabei zu, wie der Rapper mir näher kam. Leicht weiteten sich meine Augen, als er mir über die Wange strich. Die Stellen, die er berührte, brannten regelrecht. Es fühlte sich schön an, gleichzeitig jedoch auch nicht. Es war verdammt seltsam

In mir stieg die Unsicherheit. Nervosität kam dazu, als sich unsere Nasenspitzen fast schon berührten. Was hatte er vor? Was sollte das hier gerade?

„Kannst du mir mal verraten, warum du so eine Wirkung auf mich hast?", flüsterte er leise. Ich starrte ihn total überfordert an. Seine Stimme hatte kaum merklich gezittert. Ich erschauderte, als sein warmer Atem mich traf.

Und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Augenblicklich versteifte ich mich. Ich riss die Augen auf, starrte den Rapper an. Jaebeom hatte die Augen geschlossen. Seine Hände hielten mein Gesicht. Er strich mit dem Daumen sanft über meine Wange.

Es fühlte sich an, als würde ich gleich explodieren. In mir staute sich so eine Wärme auf, wie noch nie zuvor. Alles kribbelte. Es war angenehm, sowie auch unangenehm.

Jaebeom hatte seine Lippen nur ein paar Sekunden auf den meinen. Langsam zog er sich zurück. Ein warmes Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt.

„Das ging zu schnell oder?", fragte er leise. Ich hörte einen belustigten Unterton in seiner Stimme.

Auch wenn ich vollkommen überfordert war, schaffte ich es gerade noch so zu nicken. Der Rapper richtete sich nun vollends auf und ließ gänzlich von mir ab. Dann war auch schon wieder ein Grinsen in seinem Gesicht.

„Dann lass uns wirklich ausgehen. Gleich Morgen! Wir lernen uns besser kennen. Was sagst du dazu?"

Dieses Mal musste ich nicht lange überlegen. Ich entschied mich instinktiv.

„Okey...", hauchte ich und krallte mich an meinem Mantel fest.

„Gut. Ich schreibe dir dann noch wann und wo", grinste er fröhlich.

Und ehe ich auch nur reagieren konnte, hauchte Jaebeom mir einen Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht Xia!", hörte ich ihn rufen, ehe er sich umdrehte und ging. Wortlos starrte ich ihm hinter her. Ich wusste, dass er nun noch breiter grinste.

Was lief eigentlich falsch mit diesem Kerl?



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