InStyle Fotoshooting.

Ich machte ein Hohlkreuz, versuchte an den Verschluss des Kleides heran zu kommen. Jedoch schaffte ich es nicht. Ich leckte mir über die Lippen. Vor ein paar Sekunden hatte ich gehört wie der Rapper den Raum wieder verlassen hatte. Natürlich hatte ich mich dann beeilt. Ich wollte die Leute nicht warten lassen. Doch so sehr ich auch versuchte mich zu beeilen, es ging nicht.

Ich bekam einfach nicht den Reisverschluss zu. Frustriert ließ ich davon ab und strich mir übers Gesicht. Im nächsten Moment zog ich erschrocken meine Hände zurück und sah an den Wandspiegel. Ein erleichterter Laut verließ meinen Mund. Ich hatte das Makeup nicht zerstört. Ein Glück. Auch wenn ich Chloe als nette Person einschätzte, war ich mir ziemlich sicher, dass sie genervt sein würde, wenn sie mich nochmal schminken durfte.

Ich wollte keinem Umstände bereiten.

Ich schluckte, rieb meine Hände nervös aneinander. Ich ging in die Hocke und zog mir schließlich die High Heels an. Als ich das getan hatte, stand ich ein bisschen wackelig auf den Beinen. Es kam nicht oft vor, dass ich solche Schuhe trug. Meistens nur zu Veranstaltung, was für mich die Hölle war. Ich war so schon ziemlich wackelig auf diesen Dingern unterwegs und wenn ich dann auch noch nervös war, konnte man mich gleich vergessen.

Ich erstarrte als ich Schritte hörte. Innerlich betete ich, dass derjenige vorbei laufen würde und nicht zu mir kommen würde. Ich konnte es jetzt wirklich nicht gebrauchen, dass jemand mich ansprach wo ich blieb. Mir wurde schlecht vor Nervosität.

Fest biss ich mir auf die Unterlippe.

Die Schritte kamen näher, waren schließlich im Raum und verstummten kurz vor der Umkleide in welcher ich mich befand.

„Xiaomeng? Bist du soweit? Der Fotograf wartet schon", hörte ich die Stimme des Rappers. Als er sagte, dass er Fotograf wartete, wurde ich nur noch nervöser. Er wartete... auf mich. Ich war die Letzte. Sie alle mussten wegen mir warte, weil ich es nicht auf die Reihe bekam ein einfaches Kleid anzuziehen.

Hart schluckte ich, drehte mich zum Vorhang und starrte diesen an. Sollte ich Jaebeom fragen ob er mir helfen konnte?

„Ist alles ok?"

Urplötzlich wurde ich wieder in die Realität zurück gerissen. Erst jetzt merkte ich, dass ich dem Koreaner nicht geantwortet hatte. Schüchtern ging ich einen Schritt zurück.

„Ich ... ähm... könntest du mir vielleicht helfen?", brachte ich stotternd hervor. Meine Wangen erhitzten sich, sowie der Rest meines Körpers. Es war überhaupt nicht angenehm. Ich hatte das Gefühl jeden Moment kotzen zu müssen.

„Helfen bei was?", kam es irritiert zurück. Es war eine einfache Frage, trotzdem tat sie ihr übriges. Ich würde kein Wort mehr raus bekommen.

Ich blieb still, zupfte an dem Kleid herum. Meine Hände zitterten leicht.

Als ich nicht mehr antwortete, wurde der Rapper wohl ein bisschen ungeduldig. Meine Augen weiteten sich leicht, als ich seine tättoowierte Hand sah. Langsam schob er den Vorhang auf. Ruckartig drehte ich mich um, sah stur auf den Boden. Er kam näher.

Ich spürte seinen warmen Atem an seinen Nacken, als er meine Haare zur Seite strich.

„Du hättest nur sagen brauchen, dass du den Reisverschluss nicht zu bekommst", murmelte er. Seine Stimme klang nicht genervt, sonder eher fürsorglich.

Leich zuckte ich zusammen, als seine Hand meinen nackten Rücken berührte. Blitze durchfuhren mich. Beinahe hätte ich einen Satz von ihm weg gemacht. Mir wurde noch heißer.

Langsam zog er den Reisverschluss hoch, achtete darauf dass er nicht meine Haut und meine Haare nicht einklemmte. Dann war er oben angekommen. Jaebeom entfernte sich ein Stück von mir. Nervös drehte ich mich um.

„Danke", murmelte ich, sah ihn dabei kurz an, wandte den Blick dann aber sofort wieder ab.

Trotzdem hatte ich sein nettes Lächeln gesehen.

„Nichts zu danken. Du hättest gleich etwas sagen können. Bei so einem Shooting soll man sich ja so gut es geht, gegenseitig unterstützen nicht?"

Überrascht sah ich zu ihm hoch. Freundlich sah er mich an, nickte mir noch kurz zu und ging dann bis zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und sah mich fragend an.

„Kommst du?"

Hektisch nickte ich und hastete zu ihm. Mit gesenktem Kopf lief ich hinter dem Schwarzhaarigen her. Ein paar Sekunden später kamen wir auch schon am Set zum Stehen.

Hyori kam sofort auf mich zugelaufen, drückte kurz meine Hand, ehe sie wieder zum Fotograf ging.

Dieser sah uns beide direkt an. Ich spürte Jaebeoms Blick auf mir. Ich leckte mir über die Lippen.

„Miss Zhao, Sie setzten sich bitte auf den Barhocker, überschlagen die Beine und machen sonst gar nichts", befahl mir der Mann. Er hatte schon graues Haar und sah nicht wirklich freundlich aus. Er wirkte sehr dominant. Ehrlich gesagt hatte ich jetzt schon Respekt vor ihm.

Mehr stolpernd als elegant ging ich zu dem Barhocker aus dunklem Holz, der an der weiß-schwarz karierten Wand stand. Der Boden sah genauso aus, wie die Wand.

Meine Lippe zitterte leicht, als ich mich auf den Barhocker setzte und die Beine überschlug, so wie man es von mir verlangte.

„Mister Park, Sie setzten sich neben Miss Zhao auf den Boden, lehnen sich an der Wand an, winkeln das linke Bein an und das andere strecken Sie seitwärts von sich weg", befahl er dem Rapper.

Unbemerkt musterte ich Jaebeom. Die Hose die er trug, war weiß mit Flecken darauf. Seine Schuhe waren einfache Sneakers mit goldenen Nieten. Drei Ringe und zwei Ohrringe trug er. Der Blazer sah genauso aus wie die Hose, nur der Kragen und ein Teil des Brustbereichs war weiß und schwarz. Darunter trug er ein weißes Top, wie ich vermutete. Man konnte deutlich seine Tattoos sehen.

Elegant ließ der Schwarzhaarige sich auf dem Boden nieder, sah fragend zu dem grauhaarigen Mann.

„Miss Zhao drehen Sie Ihren Oberkörper noch mehr zur Wand. Mister Park schauen Sie, dass Ihre linke Schulter zwischen den Beinen von Miss Zhao ist. Mit der Hand berühren oder halten Sie dann Ihr Bein fest", herrschte uns der Mann an.

Jaebeom tat was man von ihm verlangte. Auch ich kam dem Befehl nach. Als der Rapper seine Schulter zwischen meine Beine schob und sich an der Wand anlehnte, hatte ich noch kein Problem. Erst als er mein Bein berührte und sachte danach griff, spannte ich mich heftig an. Mein Körper verkrampfte sich und ich sah hilfesuchend zu Hyori. Diese bekam jedoch nichts davon mit, da sie sich gerade mit Chloe unterhielt.

In meinem Bauch zog sich etwas zusammen.

Kurz streiften meine Augen die des Koreaners, welcher mich seltsam ansah. Stur sah ich gegen die Wand, hatte meine rechte Hand zur Faust geballt.

Ich spürte Jaebeoms Blick auf mir, was in mir Unwohlsein auslöste. Er sollte woanders hin schauen.

„Mister Park! Herschauen", rief der Fotograf herrisch. Sofort verschwand das Gefühl seines Blickes auf mir. Ich hörte das Klicken der Kamera. Immer und immer wieder. Es vergingen gute zehn Minuten, ehe der Grauhaarige uns wieder weg schickte zum Klamotten wechseln.

Gerade als ich vom Barhocker runterrutschte, packte mich Hyori am Handgelenk und zog mich hastig hinter sich her.

Perplex stolperte ich hinter ihr her, wäre nicht nur einmal fast auf dem Boden gelandet. Sie zog mich den Gang entlang, öffnete eine Tür und zog mich mit hinein. Die Tür fiel hinter mir wieder ins Schloss. Irritiert sah ich zu der Schwarzhaarigen, welche sich die Haare raufte und mich seltsam ansah.

„Was ist los?", fragte ich sie, als sie mich ohne etwas zu sagen weiter ansah.

„Der Fotograf ist los! Er ist total unfreundlich", schnauzte sie, stellte sich vor mich und nahm mein Gesicht in ihre Hände. „Xia ich kenne dich gut und weiß wie unangenehm dir diese Sache ist, aber versuch dich bitte zusammen zu reißen. Der Typ sah nicht sonderlich begeistert aus und hat die ganze Zeit rumgemeckert", sagte Hyori. Ihre warme Stimme hatte einen beruhigenden Unterton.

Ich schluckte. „Ok." Mehr sagte ich nicht. Ich drehte mich von meiner Assistentin weg und ging wieder hinaus in den Gang. Was hätte ich denn noch dazu sagen sollen?

Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass die Fotografen unzufrieden waren. Sie hatten zwar kein Mitspracherecht, aber es war trotzdem wichtig gut anzukommen.

In dem Raum mit den Klamotten kam sofort Chloe zu mir. „Du hast jetzt erst mal eine halbe Stunde oder länger Pause. Vorne am Eingang steht ein kleiner Tisch mit Trinken und Essen, du kannst dich ruhig bedienen. Mister Park macht gerade ein paar Einzelfotos", klärte die Amerikanerin mich auf, ehe sie mit einem breiten Lächeln wieder verschwand.

„Ach ja! Du kannst das nächste Kleid schon mal anziehen, wenn du willst", rief die Blonde mir noch zu und zeigte auf das schwarze Kleid. Dann machte sie sich daran im Raum aufzuräumen.

Schnell griff ich danach und ging zu den Umkleiden. Dort zog ich mir es an und ging dann wieder in den großen Raum, wo die Fotos gemacht wurden. Ein paar Leute stellten gerade Rundtische zurecht und wieder andere befestigten eine schwarze Wand aus Pappe.

Kurz sah ich mich um, konnte Hyori jedoch nicht entdecken.

Mein Magen grummelte. Ich hatte jetzt doch Hunger. Schüchtern und möglichst unauffällig lief ich zu den Tischen. Es war einfaches Essen, ein Snack für zwischen durch. Jedoch war nicht das Richtige für mich dabei. Das meiste Zeug bestand aus Fett pur.

War nicht auf der anderen Straßenseite des Gebäudes eine Bäckerei gewesen?

„Mhmm, hast du auch Hunger?", sprach mich plötzlich meine Freundin von der Seite an. Erschrocken zuckte ich leicht zusammen. Wo kam sie den jetzt her?

„Ja schon... Denkst du ich kann zu dieser Bäckerei gehen und mir was kaufen?", fragte ich sie und sah sie direkt an. Die Schwarzhaarige nahm sich ein Pizzastück. Fast schon angewidert betrachtete ich das herunter tropfende Fett.

„Natürlich. Wieso auch nicht? Die Leute hier sind auf dich angewiesen. Sie können es dir ja schlecht verbieten, ohne Gefahr zu laufen dich zu verärgern. Außerdem hast du doch eh gerade Pause, also mach ruhig. Ich sag ihnen schon wo du bist, falls jemand fragen sollte", lächelte sie mich warm an, aß ein Stück von der Pizza.

Dankbar lächelte ich kurz, ehe ich das Set verließ. Mit dem Aufzug fuhr ich die ganzen Stockwerke nach unten.

Ich verließ das Gebäude und blieb am Straßenrand kurz stehen. Tief inhalierte ich die kühle Luft. Alle Anspannung fiel von mir ab. Sofort fühlte ich mich freier. Ich legte den Kopf in den Nacken, sah hinauf in den Himmel. Dunkle Wolken waren über mir. Es würde bald anfangen zu regnen. Ich sollte mich beeilen. Wäre ich zuhause, hätte ich gewartet bis es losgegangen wäre. Doch ich durfte mein Makeup nicht ruinieren.

Aufmerksam sah ich nach rechts und links, ehe ich mit schnellen Schritten die Straße überquerte. Als ich die kleine Bäckerei betrat, umhüllte mich sofort eine wohlige Wärme. Federnd lief ich auf den Verkaufstresen zu, wartete bis die Verkäuferin Zeit für mich hatte. Lange musste ich nicht warten. Warm lächelte mich eine alte grauhaarige Frau an, fragte mich was ich wollte. Ich bestellte zwei Brezen und bezahlte schnell als die Frau mir sie gab.

Eine Breze hatte ich in der Hand, die andere war in einer Tüte verpackt. Vor der Eingangstür blieb ich stehen. Es hatte angefangen zu regnen. Sogar ziemlich heftig.

Ich riss ein Stück des Gebäcks ab, steckte es mir in den Mund. Wenn ich jetzt über die Straße rennen würde, wäre ich danach pitschnass.

Der Fotograf würde ausrasten. Mir war mittlerweile bewusst, dass er kein sehr freundlicher Mensch war. Die Art wie er uns die Sachen befohlen hatte und seine ständigen Blicke, waren nicht gerade unauffällig gewesen. Und Hyoris Erzählung am Ende hatte noch mehr dazu beigetragen, es zu kapieren.

Leise seufzte ich. Es half nichts. Ich musste wieder rüber, meine Pause war fast vorbei. Mit der Hand drückte ich die Tür auf, ging ins Freie. Ich wartete darauf, dass das Wasser auf mich nieder prasselte, doch... nichts passierte. Kein Tropfen berührte mich. Das Einzige was ich vernahm war dumpfes Getrommel über mir. Fragend hob ich den Blick nach oben.

Leicht weiteten sich meine Augen. Ein großer Schirm war über mir aufgespannt. Langsam sah ich nach rechts.



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