Fashion Show.
„Du bist heute total anders Xia! Sag mir was passiert ist! Sofort! Es muss einen Grund dafür geben, dass du die ganze Zeit so verträumt durch die Gegend schaust!", rief Hyori verzweifelt und nahm meine Hände in ihre. Sie versuchte schon seit geschlagenen zehn Minuten aus mir rauszubekommen was mit mir passiert war. Doch ich weigerte mich ihr auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen.
Nachdem ersten Treffen mit Jaebeom vor etwa drei Wochen, hatte er mich nochmal eingeladen. Wir waren in einem Park gewesen, hatten uns bei einem Eisstand ein Eis geholt und waren spazieren gewesen. Es war entspannt zwischen uns gewesen und wir hatten mehr über den anderen erfahren. Ich hatte es schön gefunden und war froh, dass der Rapper nicht von meiner schüchternen Art genervt war.
Mir kam es so vor als würde er es als Herausforderung sehen, sich mir zu nähern. Was ich allerdings darüber denken sollte, wusste ich nicht.
„Du wirst mir nichts erzählen oder?", hakte Hyori mürrisch nach.
Ich sah sie direkt an, lächelte leicht und nickte.
„Ah, aish! Du bist wirklich gemein Xia!", grummelte sie beleidigt und setzte sich auf den Sessel gegenüber von mir.
„Was steht heute an?", wechselte ich geschickt das Thema und schlürfte an meinem Orangensaft.
„Ein Fotoshooting und heute Abend musst du auf eine Modenschau. Du wurdest eingeladen", ratterte sie hinunter ohne einmal von ihrem iPad aufzusehen. Ich nickte.
Wirklich Lust auf die Modenschau hatte ich nicht. Es war jedoch mein Job, ich konnte mich nicht quer stellen. Selbst wenn ich krank wäre, müsste ich dort hin.
„Jetzt hör doch mal auf an deinem Kleid rum zu zupfen! Du siehst super aus Xia und jetzt komm!", maulte mich Hyori herrisch an und zog mich am Arm hinter sich her. Wehren tat ich mich nicht. Ich hätte so oder so keine Chance gegen sie.
Meine Freundin war gestresst und wollte den Abend schnell hinter sich bringen, genauso wie ich.
Ich trug ein enges blaues Kleid, welches lange Ärmel hatte und mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel ging. Darüber trug ich einen weißen Pelzmantel, welchen man mir zuvor noch in die Hand gedrückt hatte. Wie immer fühlte ich mich in dem Kleid unwohl. Ich mochte Kleider nicht wirklich, doch was blieb mir anderes übrig. Mir wurde vorgeschrieben was ich tragen musste. Ich konnte ja schlecht in Leggins dort auftauchen.
Mit den weißen High Heels, die ich tragen musste, war ich übrigens auch nicht wirklich zufrieden. Mein Make-up war etwas stärker als sonst. Die Haare hatte man mir zuvor noch gelockt und hochgesteckt. Ich mochte es nicht, wenn meine Haare zusammen gebunden waren. Ich fühlte mich dann irgendwie nackt. Es hörte sich ein wenig komisch an, aber so war es nun mal.
„Ah! Schau mal Xia! Da sind unsere Plätze!", schrie Hyori plötzlich. Erschrocken sah ich zu ihr, bemerkte, dass auch andere Leute zu uns hersahen. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen. Ich war froh, dass man durch das Make-up meine wahrscheinlich roten Backen nicht sehen konnte. Wieso musste sie auch so rumschreien in der Öffentlichkeit?
Grinsend schob meine Assistentin mich auf die Sitzbank und ließ sich dann neben mir nieder. Fast sofort kam ein Kellner zu uns.
„Einen Mai Tai bitte", grinste Hyori den Kellner an. Dieser nickte und schrieb es sich auf seinen kleinen Notizblock, ehe er mich ansah. Gerade als ich den Mund öffnete, kam mir meine Freundin zuvor.
„Für sie bitte das Gleiche!"
Und dann war der Kellner auch schon wieder verschwunden. Mir klappte der Mund auf und ich sah Hyori fassungslos an.
„Ich möchte keinen Alkohol!", gab ich mürrisch von mir. Sie wusste doch, dass ich es bevorzugte nüchtern zu bleiben. Warum musste sie mir dann auch was mit bestellen?
„Werd' mal etwas locker Xia. Von einem Cocktail wirst du schon nicht betrunken sein. Lehn dich zurück, entspann dich und genieß die Show", tadelte meine Freundin mich und grinste. Dann sah sie auch schon wieder ganz wo anders hin und ignorierte mich.
Ich wandte ebenfalls den Blick ab und starrte auf die Tischplatte vor mir. Ich konnte mir Hyoris Verhalten gerade nicht erklären. Sie kannte mich doch. Warum also war sie auf einmal so drauf?
Auch wenn sie recht mit ihrer Aussage hatte, verletzte sie mich damit ein wenig. Ich verstand gerade gar nichts mehr.
Vorsichtig nippte ich an meinem Drink. Die Show war vor etwa einer halben Stunde losgegangen. Hyori hatte sich schon den dritten Cocktail bestellt und war leicht angetrunken. Ich hatte keine Ahnung was mit ihr los war. Normalerweise trank sie bei solchen Veranstaltungen nicht viel.
Mir schmeckte der Cocktail übrigens nicht, aber trinken musste ich ihn trotzdem. Ich wollte nicht als unhöflich oder wählerisch abgestempelt werden. Mein Blick glitt zu den drei freien Plätzen an unserem Tisch. Ich fragte mich wirklich wer noch bei uns saß.
„Xia mir ist langweilig", jammerte meine Assistentin und zupfte an meinem Ärmel rum. Genervt sah ich sie an und schlug ihre Hand weg. Es kam selten vor, dass ich von Hyori genervt war. Sie hatte noch ein paar andere Kommentare abgelassen, die nicht wirklich nett gewesen waren. Dass sie betrunken war, machte das Ganze nicht besser. Ich hoffte wirklich, dass ihr Verhalten nicht schlimm ausarten würde.
„Das ist der letzte Cocktail", murrte ich und deutete auf ihr noch halbvolles Glas. Würde sie noch mehr trinken, würde es bestimmt peinlich werden. Ich hatte darauf keine Lust. Sie konnte das machen, wenn ich nicht da war.
„Was? Wieso? Jetzt geht es doch erst los", grinste sie mich an und beugte sich zu mir. Automatisch wich ich zurück. Ihr Grinsen war gruselig und machte mir Angst. Wenn Mr. Kang erfahren würde, dass Hyori getrunken hatte, würde die Hölle los sein.
Gestresst schlüpfte ich aus meinem Mantel und achtete darauf, dass er mir nur noch über die Schultern hing. Mittlerweile war es hier drinnen warm.
„Was für eine Überraschung aber auch!"
Erschrocken sah ich hoch und zuckte gleich darauf ein Stück zurück. Ein junger Mann mit blonden Haaren beugte sich über den Tisch und sah mich grinsend an. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab. Unwohlsein machte sich wieder mal in mir bemerkbar.
„Aish! Jiho lass den Scheiß!", fauchte eine bekannte Stimme. Jemand zog den Blonden zurück und schlug ihm leicht gegen die Schulter.
Meine Augen weiteten sich leicht, als ich realisierte, dass es sich um Jaebeom handelte. Es überraschte mich ihn hier zu sehen.
„Was machst du hier alleine?", wandte Jaebeom sich dann auch schon an mich. Ich runzelte die Stirn. Wieso alleine?
„Ich bin nicht alleine. Hyori ist bei mir", antwortete ich verwirrt und sah nach rechts. Hyori saß nicht mehr neben mir. Seit wann war sie bitteschön weg?
„Zu mindestens war sie das noch vor ein paar Sekunden...", fügte ich verwirrt hinzu und sah dann wieder zu dem Rapper und seinem komischen Freund.
„Ist es okay, wenn wir uns zu dir setzen?", fragte der Blonde grinsend. Ich nickte nur, fragte mich innerlich immer noch wo meine Assistentin steckte. Sie konnte doch nicht einfach so abhauen. Warum hatte ich ihr Verschwinden eigentlich nicht bemerkt?
Jaebeom setzte sich gleich neben mich, hielt aber einen gewissen Abstand ein. Ich rechnete ihm dies hoch an. Andere hätten dies sicherlich nicht getan.
„Übrigens ich bin Jiho, ein Freund von Jay", stellte sich der Blonde dann vor und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff seine Hand.
„Xia", gab ich leise und schüchtern von mir. Dann zog ich meine Hand wieder zurück und sah zu Jaebeom. Lächelnd sah er mich an und lehnte sich zurück.
Er trug eine schwarze Jeans, und weißes Hemd, welches er sich in die Hose gesteckt hatte. Die obersten drei Knöpfe waren offen. Ich erkannte den Anfang eines Tattoos. Eine Krawatte trug er nicht, lediglich ein dunkelblaues Jackett und eine goldene Armbanduhr, sowie ein paar Ringe.
Die Haare hatte er mit Gel nach hinten gestrichen und sich eine Sonnenbrille auf den Kopf gesetzt.
Jiho war das komplette Gegenteil von ihm. Die blonden Haare waren unter einer weißen Cap, die er verkehrt herum trug, verborgen. Eine weiße Jeans, sowie ein weißes Shirt und eine bunte Bomberjacke trug er. Auch an seinem Handgelenk saß eine Armbanduhr. Um seinen Hals lag eine lange goldene Kette.
„Wie gefällt es dir bis jetzt?", riss mich Jiho aus meiner Musterung. Ich sah sofort zu ihm. Mir wurde wärmer.
„Ehrlich gesagt, hab ich bis jetzt nicht wirklich zugesehen", gab ich zu und senkte den Kopf leicht. Der Blonde lachte leise und musterte mich amüsiert.
„Du bist hier also nicht freiwillig?", hakte Jaebeom nach. Ich schüttelte den Kopf und nahm einen kleinen Schluck von meinen Cocktail. Keine Sekunde später verzog ich auch schon das Gesicht. Mir schmeckte das Zeug wirklich nicht.
„Wir haben Gesellschaft? Wie hast du denn das geschafft Xia?", erklang Hyoris Stimme. Wütend kniff ich die Augen zusammen und sah zu ihr. Sie taumelte leicht, als sie sich neben mir niederließ. Der Unterton in ihrer Stimme verletzte mich. Ich wusste selber, dass ich ein Problem mit fremden Menschen hatte. Außerdem konnte ich mir im Moment nicht zusammen reimen, warum sie sich so benahm. Ich verstand es einfach. Ihr Verhalten war total daneben, Alkohol hin oder her.
„Wer seid ihre eigentlich?", fragte sie dann auch schon. Nun klang ihre Stimme viel fröhlicher und aufgedrehter. Hart schluckte ich und senkte den Blick leicht. Ihr Verhalten war gerade zum Heulen.
Leicht legte sich eine Hand auf meine. Ich wusste sofort, dass es Jaebeom war. Ruckartig hob ich den Blick. Besorgt sah er mich an und löste meine Faust. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Hände geballt hatte. Auch war mein ganzer Körper total angespannt, was mir auch nicht aufgefallen war.
Augenblicklich entspannte ich meine Muskeln wieder und wollte meine Hand zurückziehen, doch der Rapper ließ es nicht zu. Fest umschloss seine warme Hand meine. Der Griff lockerte sich erst, als er sich sicher war, dass ich meine Hand nicht wieder weg ziehen würde. Ein angenehmer Schauer lief mir den Rücken hinab.
„Ich bin Jiho", stellte sich Jiho nun schon zum zweiten Mal vor und hob leicht die Hand.
„Und das ist Jay. Ihn müsstest du eigentlich kennen", fügte er dann noch hinzu.
Verwirrt sah ich erst zu Jiho und dann wieder zu Jaebeom. Sein Blick war auf meine Assistentin gerichtet. Ich war mir nicht sicher, doch ich glaubte so etwas wie Verärgerung oder sogar Wut in seinem Blick zu sehen. Er hatte den Unterton in der Stimme meiner Freundin also auch heraus gehört und wohl begriffen was sie damit sagen wollte. Mir war klar gewesen, dass es ihm schon längst aufgefallen war, dass ich bei Fremden zurückhaltend war.
„DU!"
Wir alle zuckten heftig zusammen, als Hyori plötzlich aufstand, die Handflächen auf den Tisch knallte und diesen Schrei los ließ. Mit stechendem Blick starrte sie den Rapper neben mir an. Dieser hob verwirrt die Brauen.
„Wow. Was ist denn mit dir los?", murmelte Jiho verwirrt und warf kurz mir einen Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern und wich ein Stück von Hyori zurück. Dumm nur, dass ich gegen Jaebeom stieß. Ein Blitz durchzuckte mich und ich wollte wieder wegrutschen, doch er hielt mich fest. Seine Hand lag auf meiner Taille. Die Stelle kribbelte. Ich merkte wie meine Wangen wärmer und rot wurden.
Meine Assistentin starrte den Rapper immer noch so intensiv an. Sie machte mir Angst.
„Ich?", hakte Jaebeom zögerlich nach, als Hyori nichts sagte.
Plötzlich fing sie an zu kichern, zog mich ruckartig von Jaebeom weg und schlang ihren Arm um meine Schulter. Ich zuckte mal wieder zusammen. Mir wurde ihr Verhalten vor den anderen immer unangenehmer.
„Da Xia mir nicht erzählen will, was zwischen euch läuft, darfst du das jetzt übernehmen!", bestimmte sie mit fester Stimme.
„Ich glaube ich hab mich gerade verhört? Zwischen dir und Xia läuft was? Wieso erzählst du mir das nicht Jay?", jammerte dann auch schon der Blonde los. Jaebeom stöhnte auf und knurrte leise. Ich befreite mich währenddessen aus dem Griff meiner Freundin.
„Weil du nicht alles wissen musst. Das Gleiche gilt auch für dich. Xia wird schon ihre Gründe haben, warum sie dir nichts erzählt, also werde ich auch nichts sagen."
Ich schluckte. Er klang ein wenig verärgert, als er erst seinen Freund so anfuhr und dann Hyori. Aber irgendwie hatte er ja Recht. Nicht jeder musste wissen, was zwischen uns war. Wir wussten es ja selber nicht mal. Wie sollten wir also den anderen ein Statement liefern?
„Ich glaube es ist besser, wenn Mr. Kang dich abholt Hyori", murmelte ich schließlich leise und warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Was? Warum?"
Ich ignorierte sie und holte mein Handy aus der Jacke meines Mantels raus. Schnell schrieb ich meinem Manager was los war und dass er bitte Hyori abholen solle. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Er schrieb mir, dass er in spätestens einer halben Stunde da wäre und reinkommen würde um meine Freundin zu holen.
Leise seufzte ich, steckte das Handy wieder weg und lehnte mich zurück. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie auch Jaebeom den Arm hob. Ein angenehmer Schauer überkam mich, als er seinen Arm um meine Schultern legte und mich näher zu sich zog. Ich senkte den Blick und lächelte leicht. Die Stimmung war mittlerweile etwas angespannt, was wohl hauptsächlich an Hyori lag.
Morgen würde ich wohl ein ernstes Wort mit ihr reden. Vielleicht würde das auch Mr. Kang übernehmen, immerhin hatte ich ihm kurz die Situation geschildert. Was auch immer mit ihr los war, so konnte sie sich nicht benehmen. Vor allem nicht in der Öffentlichkeit.
Eigentlich wusste Hyori das auch. Es verwirrte mich. Wieso war sie so drauf? Ich verstand es einfach nicht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top