Kapitel 26 - Eine Bitte an wen auch immer

Tentens Sicht
Niedergeschlagen lief ich durch den Flur. Der Anmeldeschluss für das Volleyballteam war schon morgen und ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass auch nur eine von meinen Freundinnen mit mir zu dem Probetraining gehen würde. Alleine wollte ich allerdings auch nicht dort aufschlagen.
"Was ist los?", ertönte eine Stimme neben mir. Dadurch dass ich Kopfhörer in den Ohren hatte, war mir nicht aufgefallen, dass der Braunhaarige sich mir schon wieder von hinten genähert hatte.
"Morgen ist der Anmeldeschluss für Volleyball. Eigentlich wollte ich in die Mannschaft, aber nach der Sache mit Temari will keine meiner Freundinnen mitkommen. Und alleine will ich auch nicht gehen.", antwortete ich seufzend und sah wieder zu Boden. Es war echt zum Verrücktwerden, wie furchtbar dieses Jahr war.
"Weißt du was, ich komme mit. Wir gehen jetzt sofort.", beschloss Neji und nahm meine Hand. Mir wurde ganz anders, als seine Haut auf meine traf. Diese bewusste Berührung brachte mich so aus der Fassung, dass ich froh sein konnte, dass er mich hinter sich herzog. Sonst wäre ich mitten auf dem Gang erstarrt stehengeblieben.
Etwa eine halbe Stunde später stand ich mit Sportsachen, zusammengebundenen Haaren und dem Siebzehnjährigen neben mir vor der Sporthalle.
Ich sah nochmal zu ihm hinauf. Er lächelte mich schief an, nahm wieder meine Hand und zerrte mich dann endlich in das hohe Gebäude. Ohne den jungen Mann vor mir hätte ich wahrscheinlich nicht mal Sportsachen an.
"Tenten. Du hier?", fragte die Kapitänin des Teams und sah mich überrascht an. Natürlich kannte man sich unter den Sportlern auf dieser Schule. Man wusste einfach, wem man überhaupt eine Chance geben durfte und wer ganz klar für andere Sportarten gemacht war. Oder gar keine.
"Allerdings. Ich will es dieses Jahr mal versuchen." Die Violethaarige sah mich glücklich an und stellte dann drei von ihren Teammitgliedern an meine Seite. Zwei von ihnen gingen auf die eine Seite des Netzes und ich und die andere blieben auf unserer Seite. Natürlich wusste Guren schon, dass ich auf jeden Fall im Team wäre. Sie wollte mit diesem kleinen Spiel nur meine Stärken und Schwächen abwägen, um meine feste Position besser beurteilen zu können. Da ich hoch springen konnte, fühlte ich mich ziemlich sicher in Angriff, auch die Aufschläge waren kein Problem für mich. Einzig die Position des Zuspielers war nicht so mein Ding und für die Hinterspielerpositionen war ich manchmal nicht schnell genug, um an den Ball noch ranzukommen.
Am Ende des Matches stand es ziemlich gut für Anko und mich, dann gewannen wir tatsächlich auch den zweiten Satz und schon war es vorbei. Neji stand die ganze Zeit an der Tür, lässig an die Wand gelehnt, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, dass einen Hauch Stolz versprühte und die Arme vor der Brust verschränkt. Mir war zwar vorher schon aufgefallen, wie gut der Junge aussah, aber dieser Anblick war noch der Streusel auf der Sahne der Torte. 
"Vielen Dank, Tenten. Wir erwarten dich dann morgen nach dem Unterricht für die letzten Auswahlen. Du warst echt super.", komplimentierte die Violethaarige mein Spiel und sah mich mit einem breiten Lächeln an. Ich konnte nicht anders, als sie mir genau den gleichen Blick zu betrachten.
"Beim ersten Training werden wir nochmal über die Positionen und alles Organisatorische sprechen. Bis morgen.", verabschiede sie mich und ich tat es ihr gleich. Danach drehte ich mich zur Tür, doch ich konnte Neji dort nicht mehr finden. Er muss wohl gegangen sein, stellte ich enttäuscht fest. Immerhin war das alles seine Idee gewesen. Er kann jetzt nicht einfach gehen!
Schon wieder niedergeschlagen verließ ich die Sporthalle und machte mich alleine mit meiner Sporttasche auf den Weg zu meinem Zimmer. Eine Dusche konnte jetzt wirklich nicht schaden. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass der Helläugige nicht mehr geblieben war. Sonst müsste er mich jetzt so sehen und ich weiß nicht, wie gut das für meinen Eindruck bei ihm wäre.
Summend bog ich das nächste Mal ab, doch leider kam ich nicht mehr allzu weit, da mir jemand im Weg stand.
"Du hast bemerkenswert gespielt.", hörte ich von dem viel größeren und konnte mein Grinsen nicht mehr unter Kontrolle halten. Natürlich musste er mich mal wieder ärgern. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass unsere Beziehung zu einem großen Teil genau darauf basierte. Was die anderen Teile genau waren wusste ich noch nicht.
"Und du bist einfach abgehauen.", bemerkte ich und es hörte sich ziemlich flirtend an. Zu flirtend.
"Abgehauen würde ich es nicht nennen. Sagen wir, ich habe an einem anderen Ort auf den richtigen Zeitpunkt gewartet." Zum Glück stieg er mit ein, damit ich mir nicht völlig bescheuert vorkam. Während er sprach machte der Schüler einen Schritt auf mich zu und sah mich mit seinen schönen Augen an. Es war immer noch Stolz darin zu finden, doch auch Leidenschaft glaubte ich zu sehen. Ob sie dem Sport galt oder mir würde ich in den nächsten Minuten wohl herausfinden.
"Für was?", forschte ich nach, während ich auch einen Schritt nach vorne tat und ihm näher kam, als irgendwem sonst jemals in meinem Leben. Meine Stimme war nur noch ein Flüstern, da ich mir ziemlich sicher darüber war, was als Nächstes passieren würde.
Und genau das geschah auch. Neji lehnte seinen Kopf runter auf meine Höhe, hauchte ein 'Das' gegen meine Lippen und küsste mich. Oh, und wie er mich küsste. In meinem Leben wollte ich am liebsten niemals wieder etwas spüren, als seine Lippen. Seine weichen, sinnlichen, leichten Lippen. Wer auch immer da oben über alles wacht, lass diesen Moment bitte nie wieder enden.

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