Kapitel 20 - Kein Wunder

Sasukes Sicht
Seufzend betrat ich die Bibliothek. Ich war seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr hier drin gewesen und nun hatte eine gewisse ziemlich anstrengende Person mich tatsächlich dazu gebracht, eher genötigt, diese verstaubte, muffig riechende Ecke der Schule aufzusuchen.
Lange musste ich nicht suchen, da hatte ich die junge Frau auch schon gefunden. Sie hatte ihre kurzen rosa Haare versucht hochzustecken, doch die kurzen Strähnen vielen immer wieder in ihr Gesicht. Zum ersten Mal sah ich dieses auch mit einer Brille versehen. Keiner hätte verleugnen können, dass dieser Streber-Look nicht perfekt zu ihr passte. Kartierter Rock, weiße Bluse und eine graue Strickjacke darüber. Nur ihre Art zu sitzen passte irgendwie nicht dazu. Mit den Beinen im Schneidersitz und den Armen neben ihrem Kopf schwebte sie über einem dicken Buch, das gefährlich nach Biologie aussah.
Als ich nah genug am Tisch war, um eigentlich von ihr gehört worden zu sein merkte ich, dass zwei weiße Kopfhörer in ihren Ohren steckten und ihr Fuß zum tackt der Musik auf und ab wackelte.
Nachdem ich mich dann auf den Stuhl neben sie fallen gelassen hatte, bemerkte Sakura mich endlich.
"Du bist gekommen.", begrüßte sie mich monoton. Ich antwortete nicht, sondern packte stattdessen einen Stift und meinen Block aus der Tasche und warf sie achtlos auf den Tisch.
"Also gut. Ich hab jetzt schon Biologie vorbereitet. Gibt es noch andere Fächer, die dir besonders schwer fallen?", wollte sie wissen und ich konnte keinen Funken Spott oder Schadenfreude darin hören. Ungewöhnlich für Menschen, die einen normalerweise nicht ausstehen konnten.
"Keine Ahnung. Ich glaube Geschichte, weil mich das gar nicht interessiert, und vielleicht noch Informatik, weil mich das genauso wenig interessiert.", gab ich zu, hatte aber nicht das Gefühl, dass es mir hätte peinlich sein müssen. Das Mädchen vor mir kümmerte sich einen Scheiß darum, wer ich war oder worin ich schlecht war, sie war einfach nur froh jemanden zu haben, der sich zu ihr in die Bücherei setzte. Ino konnte sie sich da abschminken, genau wie Tenten oder Temari. Ich kannte alle drei schon lange genau um zu wissen, dass sie wahrscheinlich noch nie einen Fuß in den großen Saal hier gesetzt hatten. Und Hinata hing nur noch mit Naruto rum. Sie war die einzige andere Person, die mir außer Sakura einfiel, die hier rumlungern würde.
"Sicher? Mathe? Physik? Sozialwissenschaften? Irgendwelche Sprachen?", hackte die Grünäugige ungläubig nach und erntete dafür ein genervtes Kopfschütteln von mir. Wenn ich Geschichte und Informatik sage, dann meine ich nicht Mathe oder Physik!
"Na schön. Dann fangen wir mal an. Nach dem, was ich gestern in der Stunde mitbekommen habe, bist du schon vor etwas längerer Zeit ausgestiegen aus dem Thema. Das ist aber nicht schlimm, weil ich dir helfen kann.", fing sie an zu erklären und redete immer weiter und weiter und weiter. Irgendwann hörte ich auf ihr zuzuhören und wurde erst wieder hellhörig als sie anfing mir zu erklären, was eine Aminosäure war. Dass es ein Protein war, wusste ich noch aus der letzten Biostunde, als sie mir den Arsch gerettet hatte.
Wir saßen gefühlt Stunden lang an dem Holztisch und immer wieder griff sie in eine Tüte mit Gummibärchen. Ihr Anblick ließ mich ein paar Mal innehalten, aber dann erinnerte ich mich jedes Mal daran, dass ich eine Freundin hatte. Und auch, wenn das nicht geplant war und ich eigentlich keine Bock auf Karin hatte, würde ich sie nicht betrügen. Ich dachte zwar darüber nach, aber wirklich tun würde ich es nicht. Dafür war ich noch nicht tief genug gesunken.
"Du hast es schon wieder falsch gemacht. Adenin wird zu Uracil. Mit Thymin bekommst du doch gar kein Basentripplett zusammen. Vielleicht solltest du auch etwas essen, mir hilft das immer beim lernen.", kritisierte die Rosahaarige mich leicht genervt und schob mir die pinke Packung mit sauren Gummibärchen vor die Nase. Ich schob sie sofort wieder zurück. "Ich mag nichts süßes."
"Kein Wunder.", murmelte sie mit abgewendetem Gesicht und zuckte jedes Mal gefrustet mit dem Kopf, wenn sie einen Fehler auf meinem Blatt fand. Am Ende hatte ich zwar ein in paar wenige Sachen mehr richtig als falsch, aber meiner Nachhilfelehrerin war das lange nicht genug.
"Wir treffen uns auf jeden Fall wieder. Und nimm das nächste mal etwas mit, was dir beim lernen hilf.", verabschiedete sie mich und blieb noch sitzen. Da ich so schnell, wie möglich aus dem alten Flügel der Schule wieder verschwinden wollte, drehte ich mich sogleich zum Gehen, doch keine zwei Schritte später fügte sie noch etwas hinzu: "Ach und Sasuke, versuch dich am besten unter der Woche nicht ablenken zu lassen. Du brauchst den Schlaf dringender als das, was Karin dir da auch immer gibt."

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