Inos Sicht
Leise vor mich hin summend lief ich durch den Flur auf dem Weg zum Matheunterricht. Es gab zwar schöneres, aber auf keinen Fall wollte ich mich über mein Leben beklagen. Ich hatte nämlich das große Glück einen recht anständigen Mathelehrer abzubekommen, während meine Freundinnen nicht so ein Glück hatten.
Plötzlich geriet ich ins Stocken. Das schwarze Brett, welches ich normalerweise nicht aus den Augen ließ, hatte einen Aushang an sich gepint. Eine Einladung für die neue Volleyballmannschaft der Schule war mit dem Ort und Datum des ersten Probetrainings in großen Buchstaben ausgeschrieben worden. Ich fackelte nicht lange herum, machte ein Bild von dem Blatt und schickte es sogleich in die Mädelsgruppe. Dann setzte ich meinen Weg zum Klassenzimmer weiter fort und hoffte, dass ich in den nächsten Minuten noch antworten erhielt, damit ich uns gleich in die Teilnehmerliste eintragen konnte.
Am Ende der Stunde holte ich sofort mein Handy aus der Hosentasche und sah, dass ich von Tenten und Sakura eindeutige Zusagen erhalten hatte und Hinata sich ihnen dann auch angeschlossen hatte. Nur Temari hatte sich nicht geäußert, obwohl sie die Nachricht gelesen hatte. Sofort kam mir ein schlechtes Gewissen auf. Wie konnte ich bloß so dumm und rücksichtslos handeln. Natürlich konnte sie nicht mitmachen.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen hetzte ich erstmal zur Mensa und ließ die Anmeldung fürs erste auf sich beruhen.
Es dauerte nicht lange, da hatte ich meinen bunt gemischten Freundeskreis ausfindig gemacht und sah, dass auch Karin da war. Na super.
"Ino.", wurde ich von Sakura begrüßt, welche wieder ihre undurchschaubare Maske aufgesetzt hatte. Sie fühlte sich entweder in der Gegenwart von Jungs nicht wohl oder mochte generell keine Menschen, dass würde ich noch herausfinden müssen.
"Hey, wo ist Temari?", fragte ich sofort und hatte die Hoffnung sie nicht vollständig vergrault zu haben.
"Sie wollte etwas allein sein und ist gegangen.", antwortet Sai, welcher mich mit einem mindestens genauso undurchsichtigen Blick musterte, wie Sakura ihn manchmal verwenden konnte. Scheiße, ich hatte es echt geschafft.
"Wo ist sie? Am besten sollte ich-"
"Am besten solltest du gar nichts tun. Lass sie einfach in Ruhe, wenn sie so weit ist, kommt sie schon wieder.", befahlt Shikamaru, welchen ich erst in diesem Moment bemerkte. Er hatte sie in die hinterste Ecke verkrümelt und wurde von Sasukes breiten Schultern verdeckt, da er einen Arm um Karin gelegt hatte, welche völlig desinteressiert an ihrem Handy war. Dass ich das nochmal miterlebe...
Da ich wusste, dass der braunhaarige recht hatte, setzte ich mich neben Sakura und hörte mit halbem Ohr den Problemen meiner Freunde zu. Naruto erzählte erst irgendwas von einem Gruppentreffen und später verschluckte Neji sich so sehr, während der Blonde von einem Date mit Hinata erzählte, dass Tenten, welche ihm gegenüber saß schon Angst hatte er würde ersticken. Das alles war zwar ganz interessant und manchmal auch amüsant, trotzdem waren meine Gedanken die ganze Zeit bei meiner blonden Freundin, welche ich heute aus Egoismus im Stich gelassen hatte. Wie kann ich denn sowas bitte vergessen?
Immer noch etwas niedergeschlagen lief ich mit meinen Freunden gemeinsam aus der Mensa zu unserem nächsten Unterricht und wir trennten uns erst an der Gabelung zwischen den Musik- und Biologieräumen.
Ich und die meisten anderen der kleinen Gruppe bogen nach rechts ab, um von dort aus zu unserer Geschichtsstunde zu gelangen, während einzig Sakura und Sasuke nach links zum Biologieunterricht mussten.
Da Temari und Neji nun Erdkunde hatten, würde ich sie erst nach der Schule sehen, doch ich war fest entschlossen sie sofort aufzusuchen, da ich sie von all meinen Freunden nun am längsten kannte und wusste, dass sie dunkle Gedanken entwickelte, wenn sie nicht sogar schon gefasst waren. Und egal was passierte, diese musste ich sofort aufhalten.