Kapitel 26 - Hochzeitsfieber die zweite
Der Flughafen war einer der schlimmsten Orte, an denen ich jemals gewesen war. Ich wusste, dass ich es hier hassen würde, doch was tat man seinen Freunden nicht alles zu liebe?
Es war fast kein durchkommen, als wir das richtige Terminal suchten. Es gab im näheren Umkreis nur diesen einen Flughafen, also war der von Konoha immer gut besucht. Unmengen von brünetten jungen Frauen liefen herum und es war fast unmöglich Tenten auszumachen.
"Wir sind spät dran, sie ist sicher schon längst gelandet.", hetzte Ino und scheuchte uns immer weiter geradeaus, an Tausenden von Reisenden und Suchenden vorbei, die sich alle genauso wenig orientieren konnten wie wir. Wenn die Wege hier doch nur ein wenig besser ausgeschildert wären...
Temari, mit ihrem schweren Babybauch, gefiel das viele Rumgelaufe ganz und gar nicht. Wir waren nicht mal zehn Minuten auf den Beinen, da bat sie uns schon langsamer zu werden. Ich verstand es gut, hielt es sogar für überaus ratsam auf die Schwangere unter uns zu hören, doch Ino kam einfach nicht mehr zur Ruhe.
"Beruhige dich", redete Temari auf sie ein, "wenn wir Glück haben, kriegen wir spätestens in fünfzehn Minuten etwas von ihr zu sehen. Vorher lässt Neji sie sicher nicht los."
Ino seufzte und nickte anschließend. "Ich will doch nur sehen, dass sie heil und sicher gelandet ist." Auch das war verständlich. Überaus sogar, bedachte man den Sturm, der sich gerade draußen anbahnte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass alles gut werden würde. Es war Hinatas Hochzeit. Es konnte gar nichts schief gehen. Nicht für sie, für jeden, außer für Hinata.
Schließlich erreichten wir Terminal drei, doch keine Spur von unserer Freundin. Glücklicherweise machte eine Frau die Bank für Temari frei und wir bekamen eine kurze Verschnaufpause, doch die Anspannung und Aufregung war immer noch groß.
Plötzlich erschien eine große Gestalt vor uns und sah so abgehetzt aus, wie ich mich fühlte. Neji sah noch genau so aus wie am Tag unserer Abschlussfeier. Er war älter geworden wie wir alle, doch sein Wesen war noch exakt das gleiche.
"Habt ihr sie schon gesehen?", fragte er in die Runde. Als wir alle völlig perplex den Kopf schüttelten, fluchte er und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Ich bin ja auch hier."
Neji drehte sich augenblicklich um und sah in zwei braune Augen wie aus dem feinsten Leder. Ich konnte förmlich sehen wie sein Atem aussetzte, während er sich wieder sammelte. Sein Körper sprang auf Autopilot um und er rannte quasi zwischen den Leuten her, bis er sie erreicht hatte. Es war ein Wiedersehen wie im Film. Tenten stand dort mit dem größten Strahlen unter der Sonne im Gesicht, ließ sich von ihm hochheben und herumwirbeln.
Die drei neben mir seufzten alle verträumt, doch ich konnte mein Schmunzeln nicht unterdrücken. "Ist ja fast ekelig wie sehr die sich lieben.", scherzte ich und kassierte dafür einen Schlag aufs Bein von Ino.
"Das ist wahre Liebe, Sakura.", sagte sie ernst und sah Neji und Tenten dabei zu, wie sie sich leidenschaftlich küssten.
Ich verdrehte die Augen und seufzte. Sie waren wirklich ein Traumpaar, das konnte ich nicht bestreiten, doch so herzergreifend war das ganze dann doch nicht. Ich fühlte einen fiesen kleinen Stachel, der sich tief in meiner Brust festsetzte, während ich meine Freundin und ihren Freund so dort stehen sah. War es etwa Eifersucht? Wünschte ich mir etwa auch jemanden, der mich so am Flughafen erwarten würde? Oder wollte ich wie Neji in die Arme meines Geliebten springen, als hätte ich seit Monaten nicht mehr geatmet und er wäre mein Sauerstoff?
Ein Blick nach rechts und mir wurde klar, dass es ganz eindeutige Eifersucht war. Sie alle hatten das. Diese Liebe. Jemanden, der auf sie zu rennen würde oder auf den sie zu rennen könnten. Vielleicht holte die Einsamkeit mich endlich ein, als ich all meine Freundinnen so glücklich wie noch nie vor mir sitzen sah. Ich gönnte es ihnen von Herzen, doch ich war sauer und traurig das ich nicht so war wie sie.
Ich schluckte und versuchte damit alle miesen Gedanken und Gefühle wegzusperren. Heute ging es nicht um mich und mein miserables Liebesleben. Es ging um meine Freundinnen. Es ging um Hinata und ihre Hochzeit. Es ging um Freude und Heiterkeit, also würden sie von mir auch nichts anderes bekommen.
Tatsächlich dauerte es sogar nur zehn Minuten, bis Neji und Tenten es wieder auf ihrer eigenen kleinen Welt zurück in die Realität geschafft hatten. Sie sah so glücklich aus, dass ich gleich mitlachen wollte.
Als Tenten endlich vor unserer Bank stand, waren wir schon längst alle aufgesprungen. "Ich... Wow." Wie auch Temari vorhin fehlten ihr die Worte, als sie uns mit Tränen in den Augen ansah. Hinata und Ino hatten schon angefangen zu heulen, sobald Tenten sich uns genähert hatte und ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln. Als ihre Augen endlich bei Temaris Bauch gelandet waren, fiel Tenten fast die Kinnlade herunter. "Wow! Oh meine Güte, du bist ja richtig schwanger."
Sie schloss Temari in ihre Arme und gratulierte ihr voller Freude. Auch Temari lachte, obwohl sie etwas verhalten in der Umarmung aussah.
"Allerdings.", bestätigte sie lachend, löste sich von Tenten und zeigte auf ihre Umhängetasche. "Und an deiner Stelle würde ich diese Speerspitzen lieber woanders hinzielen lassen, sonst verlierst du noch deine Babysitter-Privilegien."
Tenten sah etwas verwundert in ihre Tasche, als wäre würde eine Wasserflasche rausgucken statt eine antike Waffe. "Natürlich, entschuldige."
Ich hatte noch nicht ganz verstanden wie sie mit dem Ding durch die Sicherheitskontrolle gekommen war, da schmiss Tenten sich schon Ino und Hinata um den Hals und drückte sie so fest an sich, wie sie nur konnte. Wahrscheinlich wollte sie nur ihre eigenen Tränen verdecken und drückte sich deswegen in Inos Halsbeuge. "Oh, ich hab euch so vermisst. Du und Naruto, das wurde auch endlich mal Zeit. Dann gehören wir bald wirklich der gleichen Familie an." Ihre Freude war so ansteckend, dass bei Hinata gleich noch mehr Freudentränen flossen.
"Ich kann es kaum erwarten, jetzt da alle hier sind."
Tenten schenkte Hinata ein letztes Lächeln, bevor sie sich mit einem schiefen Grinsen endlich zu mir drehte. Ich hörte ihre Worte schon, da hatte sie den Mund noch nicht mal geöffnet. Nicht mal im nahen Osten war man also vor dem Klatsch aus Konoha sicher. "Und Sakura Haruno, siehst in echt viel besser aus als auf dem Foto."
Ino und Temari brachen in schallendes Gelächter aus und auch ich musste schmunzeln. Während ich Tenten in die Arme schloss fixierte ich die beiden mit einem durchdringenden Blick. "Jaja, lacht ihr nur. Ihr seid doch nur neidisch weil ihr noch nie die 'heimliche Geliebte' eines Millionärs wart."
Die Stimmung zwischen uns war so ausgelassen und fröhlich, dass ich den Flughafen auf einmal doch nicht mehr hasste. Er brachte Menschen zusammen und ließ sie einander wieder in die Arme schließen. Und so standen wir fünf aus dem Internat also alle wieder zusammen. Wofür brauchte ich schon die Liebe eines Mannes, wenn ich diese vier hier um mich hatte?
"Es hat sich wirklich fast nichts geändert, nicht wahr?" Temari seufzte und zog Ino und Hinata, die rechts und links neben ihr standen, eng an sich. In gewisser Weise hatte sie recht. Unsere Freundschaft hatte sich nicht geändert. Egal, wie weit oder wie lange wir voneinander entfernt gewesen waren, wie sehr wir uns als Menschen weiterentwickelt hatten, unsere Liebe zueinander war noch so schwesterlich wie am letzten Tag im Internat. Es war eine Menge schief gegangen in meinem letzten Jahr dort, doch diese Freundinnen, die ich dort gefunden hatte, sie fühlten sich so richtig an wie nichts andere auf der Welt.
Schließlich schlug Ino die Handflächen zusammen und rieb sich die Hände. "Also ich schlage vor, dass wir dir jetzt erstmal was zu essen besorgen und reden. Eine Menge reden."
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