Kapitel 16 - In ihrem Kopf
Mir waren sechs ganze Wochen vergönnt, bis das nächste einschneidende Ereignis vor mir stand. Nur, dass es kein Ereignis war, sondern eine Person.
Ich saß zusammen mit Ino in einem der Besprechungsräume im Krankenhaus und recherchierte alte Fallakten für eine Operation, die uns in einer Woche vor der Brust stand.
Unsere stille Arbeit wurde von einem Klopfen unterbrochen und eine der etwas älteren Krankenschwestern kam seufzend herein. "Dr Haruno, Dr Yamanaka.", begrüßte sie uns. "Hier ist eine ziemlich aufgelöste junge Frau, die meint, sie wäre eine alte Klassenkameradin von ihnen."
Ino und ich sahen uns mir gekrauster Stirn fragend an. Wir hatten seit Jahren nichts mehr von irgendwelchen Klassenkameradinnen gehört und wenn sie uns beide kannte, konnte die junge Frau nur aufs Konoha Internat mit uns gegangen sein.
"Äh... Dann bringen sie sie einfach her.", sagte Ino und legte ihr Tablet auf den Tisch.
"Oh, sie wartet vor der Tür. Ich hab sie gebeten unten zu warten, aber sie bestand darauf, mich zu ihnen zu begleiten."
Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. An der Art, wie Ino sich verkrampfte, sah ich, das es ihr genauso ging. Wer könnte denn den Weg auf sich genommen haben, um uns beide hier zu treffen?
"Dann schicken sie sie doch bitte rein. Vielen Dank.", erwiderte ich mit meiner autoritären Stimme. Der schroffe Tonfall sollte mein Unbehagen übertönen, aber der erfahrenen Krankenschwester konnte ich nichts vormachen.
"Gern geschehen. Ich hab den Sicherheitsdienst auf Kurzwahl." Sie ging wieder aus dem Raum und hielt die Tür für die draußen wartende Person.
"Hinata?" Ino sprang von ihrem Stuhl, sobald Hinata zum ersten Mal in der Tür auftauchte. 'Aufgelöst' war eine klare Untertreibung für ihren Zustand.
Ino griff nach Hinatas Arm und führte unsere alte Freundin zu dem großen Runden Tisch in der Mitte des Konferenzraums, wo ich angespannt mit durchgedrückten Rücken saß.
"Meine Güte, was ist denn passiert?", fragte Ino sobald sie sich gesetzt hatte.
Hinata sah uns beide abwechselnd an, als wüsste sie erst abwägen, ob sie auch die richtige Entscheidung getroffen hatte. Oder ob wir es auch wirklich waren.
Wir hatten uns alle in den fünf Jahren, die wir uns nicht mehr gesehen hatten, wirklich verändert. Nach dem Abschluss war der Kontakt zu unserem kleinen Freundeskreis erst ziemlich stabil aufrecht erhalten geblieben, doch dann waren Ino und ich in eine andere Stadt gezogen, da das Pendeln zwischen Universität und unserem alten Zuhause einfach nicht mehr zu schaffen gewesen war. Ein Medizinstudium war schon anstrengend genug, doch die stundenlangen Auto- oder Zugfahrten hatten uns das Leben nur noch schwerer gemacht.
Und so waren wir alle unserer Wege gegangen. Ino und ich hatten zusammen studiert, Hinata und Naruto waren damals irgendwann zusammengezogen und hatten dann später ihre Karrieren eingeschlagen. Und Shikamaru, Temari, Tenten und Neji hatte sich auch ihren eigenen Weg gesucht. Sasuke... nun ja, über ihn wollte ich keinen weiteren Gedanken verlieren.
Ino stellte ein Glas Wasser vor Hinata und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Hinata verschränkte die Finger um das Glas und sah nach unten. "Ich wusste nicht... Oh, Grund Gütiger... Ich wusste nicht, mit wem ich reden sollte. Also, wem ich das erzählen sollte."
Ino lehnte sich näher an ihre Seite und versuchte unsere alte Freundin zu beruhigen. Sie atmete viel zu unregelmäßig und mir entging nicht, wie ihre Finger um das Glas zitterten. "Atme, Hinata. Ganz ruhig. Was gibt es zu erzählen?", sagte Ino in ruhigem Ton. Wäre ich nur halb so gut im Beruhigen wie Ino, hätte ich sicher auch helfen können, doch ich hielt mich erstmal im Hintergrund.
"Oh, hätte ich es doch gelassen.", murmelte Hinata und hob dann den Blick zu dem Fenster geradeaus. "Ich... Ich hab aus Versehen eine von Narutos Mails gelesen."
Ino wäre fast sofort wieder aufgesprungen. "Hat er etwa eine Affäre? Ich werde ihn aufschn-"
"Ino.", unterbrach ich sie. Mit einem Blick machte ich ihr klar, dass sie runterkommen und Hinata aussprechen lassen sollte. Wegen Spekulationen auf hundertachtzig zu geraten, brachte nichts.
"Nein, nein, es ist etwas anderes. Ich weiß nicht mal, ob ich mir wünschen sollte, es wäre eine Affäre. Das wäre so viel einfacher."
"Wenn du uns nicht sagst, was falsch ist, können wir dir nicht helfen, also atme ganz ruhig und sag mir, was passiert ist.", schaltete ich mich doch mit ein. Hinata wäre fast wieder in ihr unkontrolliertes Schluchzen und ihre Gedanken abgedriftet, aber wir brauchten mehr Informationen, um ihr helfen zu können.
"Das Geld... das Geld für den Wahlkampf... ich glaube,", Hinata sah hinüber zur Tür und senkte ihre Stimme, "es ist Schmiergeld."
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ino schon wieder den Mund aufriss, um herumzuschreien, also kam ich ihr zuvor. Einer musste hier ja rational denken. "Wie kommst du darauf?"
"Die E-Mail hat von irgendwelchen geplatzten Deals gesprochen und dass... ähm... erinnert ihr euch noch an Sasuke aus der Schule?"
"Sasuke?!", rief Ino.
"Das glaube ich jetzt nicht.", murmelte ich gleichzeitig. Hatte ich damit gerechnet? Nicht bei Naruto. Überraschte es mich? Nein. Dass Sasuke mal wieder der Ursprung allen Übels war, an diesen Gedanken hatte ich mich in den letzten Wochen gewöhnt, aber Naruto? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Sonnenschein, der immer gut gelaunte Naruto von früher, solch einen Weg einschlagen könnte.
"Ich wollte eigentlich her kommen, um euch etwas ganz anderes zu erzählen, aber jetzt ist alles kaputt.", weinte Hinata.
"Was ist denn mit Sasuke?", fragte Ino, da wir ja immer noch nicht die ganze Geschichte kannten. Hinata war noch nie eine Person gewesen, die viel über ihre Probleme geredet hatte. Sie hatte schon früher viel mit sich selbst ausgemacht, aber wir konnten ihr nun mal nicht in den Kopf gucken. Sie musste uns schon mitteilen, was Sasuke und Naruto zusammen verbrochen hatten. Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger überraschte mich Sasukes Anteil an dem Ganzen.
"Es ist sein Geld. Geplatzte Deals und Sasuke soll verletzte sein und verpasst deswegen irgendwelche Fristen und deswegen kommt kein Geld. Was machen die beiden denn nur?" Jetzt fing Hinata wieder richtig an zu Schluchzen. Ino war sofort zur Stelle und legte ihr beide Hände auf die Schultern, um für sie da zu sein. "Wir wollten heiraten. Deswegen bin ich hier. Weil er mir einen Antrag gemacht hat und ich euch fragen wollte, ob ihr meine Brautjungfern sein wollt, aber dann hab ich heute morgen auf seinem Laptop die Route zum Krankenhaus herausgesucht und eine Benachrichtigung ploppte auf und Sasuke ist verletzt. Und ich weiß nicht, was ich machen soll." Hinata konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Am liebsten hätte ich etwas kaputt gemacht. Sasuke hatte es doch tatsächlich schon wieder geschafft, unschuldige Menschen in seine illegalen Machenschaften zu ziehen. Es war Hinata, über die wir da sprachen. Die Unschuld in Person. Sie hatte wahrscheinlich noch nichtmal einen Strafzettel wegen Falschparkens erhalten, aber ihr Verlobter war ein korrupter Politiker, der Geschäfte mit einem Schmuggler machte.
"Ganz ruhig, Hinata.", flüsterte Ino.
Ich würde ihn umbringen. Ob 'er' Naruto oder Sasuke sein würde, hatte ich noch nicht entschieden, doch nach einem Blick zu Hinatas bebendem Körper hatte ich eine Entscheidung getroffen. Ich würde sie beide zur Strecke bringen.
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Hello hello meine Lieben,
Wir reden am besten nicht über das Abitur dieses Jahr. Vielleicht hat der eine oder andere von euch mitbekommen, wie es mit Mathe aussah oder es selbst erlebt. Jetzt kann man also nur noch auf die anderen drei Fächer zählen. Ganz besonders schön, während es im Moment mit Corona auch nicht besser wird.
In einer Woche ist mündliche Prüfung und dann bin ich den ganzen Schulscheiß endlich ein für alle Mal los.
Ich hoffe, euch geht es allen gut und ihr bleibt alle gesund. Und denkt immer dran, hinter jedem grauen Tag steckt irgendwann ein Tag, an dem ich ein neues Kapitel hochlade :) (wenn ich dann mal die Zeit dafür finde)
Gute Nacht und bleibt nicht mehr zu lange auf
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