Kapitel 10 - Inos Fragen
Als ich am nächsten Freitag bei Ino und Sai vor der Tür stehe, kann ich schon fast durch die Tür sehen, wie Ino sich für eine Fragenmarathon bereit machte.
"Oh, Sakura. Sasuke? Schon wieder? Oh mein- Erst fährt er sich nach Haus und dann steht er am nächsten Tag schon wieder vor dir? Was hat er gesagt? Weißt du jetzt was sein Problem mit Krankenhäusern ist? Weißt du ob er... single ist-"
"Okay, stop! Darf ich wenigstens meine Jacke ausziehen?", unterbrach ich ihren Redeschwall. Ino verschränkte die Arme vor der Brust und begann schon fast hektisch ihren Fuß auf den Boden zu tippen. So aufgeregt hatte ich sie seit ihrer Rückkehr aus den Flitterwochen nicht mehr gesehen, als sie mir heiß und frisch alle Details erzählen wollte, bevor sie sie wieder vergessen hätte.
Im Wohnzimmer bot sie mir aus Höflichkeit ein Glas Wasser an. Zu ihrem Glück verneinte ich und sie ließ sich auf den Sessel vor meinem Platz auf der Couch fallen. "Also?"
Ich verdrehte meine Augen.
Sai kam hereinspazieren und lächelte mich mit seinem süßesten Lächeln an. Wäre ich nicht so genervt von seiner Frau gewesen, hätte ich mich auch zu einem Lächeln überreden können, doch ich begrüßte ihn nur knapp. "Hey, Sai."
"Na, ich hab schon gehört, dass ihr einiges zu besprechen habt. Ich werde dann mal ein guter Ehemann sein und kochen.", sagte er und drückte Ino danach einen Kuss auf die Wange. Sie lächelte ihn verträumt an und sah ihm hinterher, als er in die Küche verschwand. Sie hatte Sasuke nach nur einem Blick auf ihren Mann vergessen. Sakura wusste nicht ob sie kotzen sollte, weil es unfassbar kitschig und gefühlsduselig war oder ob sie froh sein sollte, dass sie gerade nicht im Zentrum Inos Aufmerksamkeit stand.
"Wie auch immer-"
"Okay, okay. Ja, schon wieder Sasuke. Er hat mir irgendwas von ‚die Welt ist gefährlich' erzählt und das auch als Grund für seinen Hass auf Krankenhäuser genannt. Vielleicht ist Angst die bessere Beschreibung. Jedenfalls habe ich eine Theorie, die mich hoffen lässt, das war unser letztes Zusammentreffen."
Ino sah mich erwartungsvoll an.
"Was? Ich hab alle Fragen-"
"Was ist die Theorie?"
"Na ja, ich- ähm, ist ja auch egal." Ich schmiss all meine Bedenken über Bord, es mit Ino zu besprechen. Sie würde ja sowieso nicht locker lassen und dumm war sie auch nicht, sie dachte sie so etwas ähnlich wahrscheinlich schon selbst. "Ich denke, er hat mit ziemlich gefährlichen und ziemlich illegalen Geschäften zu tun. Deswegen immer wieder Schüsse. Und er will die Patienten bei sich zu Hause, weil sie im Krankenhaus nicht geschützt werden."
Auf dem Sessel vor mir rieb Ino sich ihr rechtes Auge und sah an meinen Beinen vorbei den Stoff des Sofas an. Es war in einem fürchterlichen, Kopfschmerzen bereitenden Türkis, mit dem man seinen schlimmsten Feind blenden würde.
"Das ist... Wow. Ja, das hab ich mir fast gedacht. Gefährlich auf jeden Fall, aber illegal? Sasuke? Ich kenne den Typen seit Jahrzehnten. Länger als du."
"Aber vielleicht nicht besser. Er war schon immer gut darin, Sachen für sich zu behalten. Und vor allen Dingen mit sich selbst zu regeln. Das Dunkle zieht ihn magisch an."
Ino zog ihre Beine an den Körper und setzte sich seitlich in den Sessel. Sie schloss die Augen und wank mit einer Hand ab. "Ich hab eure komische... Beziehung sowieso nie verstanden. Was werden wir jetzt machen?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Wir? Nichts. Was sollen wir den machen?"
"Keine Ahnung. Er- Keine Ahnung.", antwortete sie sprachlos.
"Gut, dann wäre das ja geklärt."
Es wurde still im Wohnzimmer und wir hörten nur noch, wie Sai in der Küche etwas anbriet. Es duftete fantastisch nach gebratenen Zwiebeln in dem großen vier Zimmer Apartment. Ich liebte die großen Fenster an den Seiten und die Helligkeit der Räume. Sie waren das komplette Gegenteil meiner Wohnung.
Irgendwann richtet Ino ihren Blick wieder geradeaus zu mir. "Liebt er dich noch?", fragte sie mit neugierigem Unterton. Ich fühlte mich sofort in unser letztes Schuljahr zurückversetzt. Damals hatte sie schon ihre Fragen nicht bei sich behalten können, obwohl sie genau wusste, dass sie nicht alles auf dieser Welt etwas anging.
"Oh, bitte, Ino.", sagte ich entnervt und sah zur Seite in Richtung Küche. Ihren anklagenden, neugierigen Blick konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen.
"Was?! Das ist eine sehr wichtige Frage."
"Ist es nicht."
"Für mich schon."
Ich wollte ihr an den langen blonden Haaren ziehen. Genau so kindisch, wie sie sich gerade verhielt.
"Er hat mich nie geliebt. Wir hatten einen halben Sommer lang eine quasi Affäre. Das war's!", erwiderte ich streng.
"Es hatte schon im Frühjahr angefangen und euren Blicken nach zu urteilen war es nicht nur eine Affäre.", gab sie schnippisch zurück.
Ich verdrehte erneut entnervt die Augen und sah sie anklagend an. "Das ist sieben Jahre her. Wir waren Kinder."
"Und? Ich bin mit Sai verheiratet."
Ihre Argumente wurden immer absurder. Wenn ich mit Ino allein war konnte ich all meine Mauern runterlassen und so viele Emotionen zeigen, wie ich wollte. Die meiste Zeit war ich allerdings so genervt von meiner besten Freundin und ihrer forschen Art, dass ich mich wieder aus ihrer Nähe schleichen wollte. "Oh, man. Wann ist Sai endlich mit dem Essen fertig?", murmelte ich zu mir selbst.
"Du solltest mit ihm über das reden, was auch immer damals passiert i-"
"Nein!", unterbrach ich sie. Was vor sieben Jahren geschehen war, blieb in der Vergangenheit. Es war schon vergangen, ich konnte also sowieso nichts mehr tun. Und er auch nicht. "Niemand redet mit irgendwem."
Wir schwingen uns an. Es passiere nicht selten, dass wir hitzige Diskussionen über mein Leben führten. Ihres war so 'perfekt', dass sie nie viel Drama zu erzählen hatte. Deswegen war mein Drama auch immer besonders spannend für sie.
Sie öffnete immer wieder fast den Mund, um doch noch weiter zu diskutieren, behielt ihre Gedanken dann aber doch für sich selbst. Es war wahrscheinlich besser so für sie.
"Wie war sein Auto?", fragte sie dann schließlich doch. So schlimm war die Frage gar nicht. Sie hatte wohl abgewägt mit welcher Frage sie mich noch nerven konnte, bevor ich endgültig explodieren würde.
Ich zog die Augenbrauen zusammen, während ich mich erinnerte. "Schwarz. Groß. Es hat nach Leder und... keine Ahnung... ihm gerochen. Nach einer Menge Geld."
"Hat er irgendwas zu dir gesagt?", löcherte sie weiter.
"Nur, dass keiner sterben wird."
"Na, das sind ja tolle Aussichten." Unser Sarkasmus war schon immer eine Eigenschaft gewesen, die uns beide verbunden hatte. Ino ließ sich dramatisch tiefer in den Sessel fallen.
"Eben. Er konnte Gefahr noch nie gut einschätzen.", pflichtete ich ihr bei, froh darüber, dass endlich mal jemand auf meiner Seite wegen ihm war.
"Dummer Junge. Wo hat er uns da nur mit reingerissen?", murmelte Ino.
Diesmal zog ich beide Augenbrauen hoch. "Uns?"
"Na ja, wir sind sozusagen seine Super Agenten 'ich muss die Kugel in dreißig Sekunden aus der Schulter haben'-Ärzte."
Sai rief uns zum Essen.
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