Machtdemonstration

Viele Blicke richten sich auf Lucifer, als er den Platz betritt, an dem sich alle für den Raid treffen sollen. Jeder dreht seinen Kopf aber sofort wieder weg um seinen Blickkontakt zu meiden. Andere schauen wiederum auf Fenrir, der direkt hinter Lucifer her schleicht.
Sorglos setzt sich Lucifer in eine schattige Häuserecke, wippt ein wenig mit seinem Wurfspieß im Mund herum und streicht über Fenrirs Fell.
Nach und nach betreten immer mehr Spieler den Platz, manchmal auch ganze Gilden. Einige Minuten verstrichen bis schließlich die völlig verschlafene White erscheint. Anhand ihrer noch holprigen Bewegungen und ihres verschlafenen Blickes merkt Lucifer sofort, dass sie mal wieder zu lange geschlafen hat und fast alles verpasst hat.
White lässt ihren Blick noch mehrmals über den Platzt schweifen, aber auch nur ohne einmal Lucifer zu erblicken. Lucifer holt mit der einen Hand einen neuen Wurfspieß aus seinem Gürtel und wirft ihn quer über den Platz gegen Whites Kopf. Verwirrt reibt sie sich die getroffene Stelle und erblickt erst nach einer weiteren Minute Lucifer in seiner Ecke.
Schnell hebt sie den Spieß vom Boden auf und stürmt zu ihm.
„Du hast mal wieder verschlafen." merkt Lucifer an, als sie ihm den Spieß hinhält. Man merkt ihr an, dass das Thema ihr peinlich ist, da sie auch sofort das Thema wechselt. „Woher kommt der Wolf?"
Fenrir mustert White genau, bevor er seinen Kopf auf Lucifers Beine ablegt. „Habe ihn vor kurzem gezähmt. Deshalb war ich auch gestern mit ihm jagen, damit ich ihn besser einschätzen kann."
White erinnert sich zurück, als er das selbe mit ihr gemacht hat, nur damit „sie besser im Team arbeiten können".
Lucifer sieht White schon an, dass sie nach dem Namen fragen will als sie sich neben ihn setzt, weshalb er ihr zuvor kommt. „Fenrir. Frag jetzt aber nicht warum, da es der erste passende Name war, der mir eingefallen ist."
Lucifer schaut auf Fenrir herab und krault ihn ein wenig unter der Schnauze, als dieser ruckartig den Kopf wieder hebt, die Zähne fletscht und in die selbe Richtung blickt, aus der schon White kam.
Auf die drei kommt ein einzelner groß gewachsener Kerl zu, den Rücken durchgestreckt und seinen Kopf hoch erhoben. Seine weiße Rüstung von Brustplatte bis hin zu den Stiefeln glänzt unter den Sonnenstrahlen stark, so das sie schon fast blenden. Auf seinem Rücken hängt ein stählernes Breitschwert nur mit Lederriemen befestigt. Die schwarzen Haare auf dem Kopf sind nach vorne Gekämmt, so das sie die breite Stirn von ihm verdecken. Nur den schmalen, zu einem schelmischen Grinsen veränderte Mund und die dunklen Augen weißen darauf hin, was er geplant hat.
„Duke." schießt es direkt durch Lucifers Kopf. Sein Blut beginnt in ihm zu Kochen, bei Dukes Anblick. Unbewusst beginnt Lucifer auch schon fast nicht mehr über Fenrirs Fell zu streichen, bis Duke direkt vor ihnen steht und auf die beiden Gildenmitglieder mit ihren Tier herabschaut.
„Beruhige dich." flüstert Lucifer zu Fenrir, damit er mit dem Knurren aufhört. Zeitgleich will er aber auch sich selber dazu bringen ruhiger zu werden.
„Was machen den unsere Problemkinder hier?" fragt Duke mit einem beleidigenden Unterton nach. „Warten." antwortet White mit einem ruhigen Tonfall, dabei schaut sie aber auf Lucifers Wurfspieß in seinem Mund, der leicht hin und her wackelt.
„Dich habe ich nicht gefragt, Kleine. Ich meinte deinen Rotschopf mit Aggressionsproblemen."
Schlagartig bewegt sich nichts mehr an Lucifer. Nicht der Spieß. Nicht die Hand auf Fenrir. Nicht einmal seine Brust beim Atmen bewegt sich mehr.
Zugleich verstummen alle Gespräche auf dem Platz und die Blicke richten sich langsam auf die Drei.
Lucifer setzt ein belustigtes Lächeln auf und schaut mit einem kalten Blick zu Duke auf. „Du willst wohl Aufmerksamkeit. Anders kann ich mir deine Provokation gerade nicht erklären." bringt er emotionslos entgegen."Wer von uns beiden Tötet den andere Spieler um Aufmerksamkeit zu bekommen!" die Wut in Dukes stimme beginnt urplötzlich überzukochen.
Schon früher hat Lucifer herausgefunden wie er Duke schnell auf die Palme bringen konnte. Duke besitzt ein zu großes Ego, wodurch er sich Beleidigungen gegen ihn selber nicht so einfach durchgehen lässt, ohne sie ungestraft zu lassen.
Lucifer schiebt Fenrir leicht zur Seite und steht auf, um ungefähr auf Augenhöhe mit Duke zu sein, auch wenn sein Gegenüber deutlich größer ist.
„Immerhin habe ich bis jetzt mein Leben riskiert um andere daran zu hindern, den selben Pfad einzuschlagen, nur das ich töte um zu schützen."
„Das ist doch keine Rechtfertigung!" brüllt Duke ihn an.
„Dann lass es uns ganz einfach in einem Duell entscheiden." fordert Lucifer Duke mit einem schiefen Grinsen heraus.
Ohne hinzusehen öffnet Lucifer sein Menü und sendet eine Duellanfrage an Duke. Auf dessen Gesicht verbreitet sich ein Blick der Verwunderung, wodurch sich das Grinsen auf Lucifers Gesicht noch mehr vergrößert. „Ich weiß sehr viel über dich. Das ist eine meiner Aufgaben als Hunter. Sammle Informationen über jede Person die dir über den Weg läuft und auch über die, die deinen Weg kreuzen könnte."
Auf einmal zögernd nimmt Duke die Herausforderung an und begibt sich rückwärts von Lucifer weg. Im selben Moment, als Duke seine Position in der Platzmitte erreicht hat, erscheint zischen den Kontrahenten ein Timer, der von Sechzig Sekunden herunter zählt.
„Willst du das wirklich machen Lucifer?" kommen die Bedenken von White, als er seine Krallen aus dem Inventar holt und anlegt.
Die neugierigen Blicke der Zuschauer wenden sich für einige Sekunden auf Lucifers Waffenwahl.
„Es ist eine reine Demonstration von Macht. Da spielt es auch keine Rolle, das er zu den Rittern des Blutschwures gehört." Lucifers Augen weiten sich ein wenig, als er sich auf allen vieren in Angriffsposition begibt. Seine Haltung ähnelt der eines Wolfes, der jeden Moment auf seine Beute zustürmt und sie zerreißen wird.
Die Angst vor Lucifer in Dukes Augen verstärkt sich kurz, bis er sich fasst und siegessicher sein Schwert zieht und in Erwartungshaltung geht.
„Ich werde dich nun wie ein Lamm zerfleischen." lacht Lucifer leise vor sich hin, während White sich aus der Kampfzone unsicher zurückzieht.
Nur noch zehn Sekunden und Lucifer spürt die Mordlust in sich aufbrodeln. Beide bewegen sich keinen Millimeter.
Noch fünf Sekunden und der Platzt wird von Stille eingehüllt.
Drei Sekunden und Lucifer beginnt das Blut schon auf seiner Zunge und zwischen seinen spitzen Zähnen zu Schmecken.
Zwei Sekunden und alles um Lucifer wird ausgeblendet. Alles bis auf seine Beute.
Die Letzte Sekunde und die Menschlichkeit Lucifers weicht dem Hunger eines Wolfes.
Die Zeit bleibt für ihn auf einmal stehen. Der Spieß in seinem Mund fällt zu Boden. Ein einzelner Geruch springt ihm durch die Nase. Angst. Angst zu sterben. Er kann aber nicht zuordnen von wem der Geruch kommt. Der Geruch der Angst.
Der Timer springt auf Null und das Startsignal ertönt.
Augenblicklich springt Lucifer auf seine Beute zu. Sie versucht Lucifer mit einem gezielten Schwertstreich zu besiegen. Lucifer springt ein blitzschnell zur Seite und vergräbt seine Krallen in der Seite seines Opfers.
Noch bevor das Opfer seine Waffe wieder erhoben hat steht der Jäger auf der anderen Seite und schlitzt ihm einmal über die Oberschenkel. 
Das Schwert fliegt ein mal knapp über Lucifers Kopf vorbei. Aus der Bewegung heraus nimmt Lucifer Schwung und springt über seinen Beute. Im Flug packt Lucifer sie und reißt sie unter ihm zu Boden, wodurch er auf ihr landet.
Die Krallen an die Kehle gelegt beendet Lucifer den Kampf.
Noch immer im Blutrausch hebt Lucifer noch einmal die Krallen um seine Beute den Finalen schlag zu versetzten. Kaum sehbar fliegt der Stahl auf die Kehle seines Opfers zu. Die Krallen berühren die Kehle gerade. Der Blutgeschmack auf Lucifers Zunge verstärkt sich. Nur einen klein wenig weiter und sein Opfer ist endgültig Tot.
Im selben Moment spürt Lucifer etwas breites gegen seinen Körper fliegen. Es schleudert ihn von seiner Beute herunter. Lucifer knallt gegen eine Wand und der Blutgeschmack verschwindet genau so wie der Geruch von Angst. Sein Kopf pocht vor Schmerz als er die Augen öffnet.
Einige Meter von ihm entfernt liegt Duke am Boden. Alle Vier von sich gestreckt liegt er da, als wäre er schon Tot. Seine Augen sind weit aufgerissen und starren in den leeren Himmel.
Keinen Meter von ihm entfernt hält Heathcliff in seiner blutroten Montur sein Schild über den am Boden Liegenden.
„Es Reicht!" ruft Heathcliff würdevoll über den Platzt.
Gemurmel füllt den Platzt darauf hin und White, als auch Fenrir kommen zu Lucifer gestürmt um ihn aufzuhelfen. Er wehrt sich allerdings dagegen und rappelt sich mit Hilfe seiner Waffen selber wieder auf.
Mit einem Schiefen grinsen schaut er zu Heathcliff. „Ohne dich wäre er jetzt Tod." Mit einer kurzen, aber schmerzerfüllten Bewegung packt Lucifer seine Waffen wieder ins Inventar. „Ich muss dir dafür danken, auch wenn du mir wohl einige Knochen dadurch gebrochen hast.
Heathcliff steckt ebenfalls sein Schild weg und holt Duke hoch.
Wortlos lässt Lucifer White auf dem Platzt stehen und geht an den anderen beiden vorbei. „Es wäre kontraproduktiv mich bei dem heutigen Raid dabei zu haben."
Lucifer dreht den Kopf zu White und lächelt sie an. „Du kannst noch dabei sein heute. Ich hoffe du wirst es auch bleiben." Sein Blick schweift zu Fenrir herab. „Kommst du." bittet er seinen Begleiter, bevor er sich ziellos vom Platz schleppt.

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