9 Nix mit Plan A, B, C.


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【 N I A L L 】




Ich wusste nicht was mich mehr schockierte. Dass mein Plan nicht aufging oder das plötzliche nasse Gefühl zwischen den Beinen. Die rote Flüssigkeit breitete sich unbarmherzig aus.

„Was zum-!", entwich es mir völlig überfahren und ich sprang auf. Zeitgleich reagiert jedoch auch Blair und stotterte: „S-Sorry! I-Ich-!"

Weiter kam sie nicht, denn ihr Kopf stieß hart gegen meinen Unterkiefer.

Schmerzerfüllt jaulte ich auf, denn es fühlte sich an als hätte sie mir ein paar Zähne ausgeschlagen. Sie hatte einen Schädel aus Granit und ich nun nicht nur einen Flecken auf der Hose der aussah als hätte man mir das Würstchen entfernt, sondern auch noch eine angeschlagene Fresse.

Wimmernd ging Blair in die Hocke je hielt sich den Kopf.

Es fiel mir schwer die richtigen Worte zu finden: „Alles okay bei dir?"

„Ich glaube ich habe ein Loch im Kopf", jammerte sie. Prompt bekam ich ein schlechtes Gewissen und beugte mich zu ihr runter. Ich sah, dass sie tapfer versuchte Tränen wegzublinzeln und ihr Gesicht knallrot angelaufen war.

Scheiße! So sollte das nicht laufen. Ich versuchte meinen pochenden Kiefer zu ignorieren und den Wein, der durch meine Hose sickerte und eilte in die Küche. Dort nahm ich ein Kühlpad aus dem Kühlregal und draußen sah ich, wie sie sich unsicher auf den Rattensessel setzte.

Vorsichtig beugte ich mich über sie und ich besah mir die ordentliche Beule.

„Ich hoffe, Kühlung hilft. Wenn dir allerdings schwindelig wird-!"

„Nein!", sprach sie hastig. „Mir dröhnt nur ein wenig der Schädel. Tut mir leid wegen dem Wein, Niall. Du hast mich so überrumpelt, dass mir das Glas aus der Hand gerutscht ist."

Ich musterte ihr Gesicht. Sie sah nicht danach aus als hätte sie das mit Absicht gemacht. Gleichzeitig sagte mir mein Gefühl, dass ich vielleicht besser nicht zu direkt war, so wie ich es sonst anging.

Ach verflucht!

Sex schien in weite Ferne zu rücken.

„Ich ziehe mir eben etwas anderes an", sprach ich und Blair nickte knapp. Noch während ich zurück ins Haus ging, war ich mit ziemlich sicher, dass sie die Zeit nutze und verschwinden würde. Sie schien sich nicht besonders wohl zu fühlen. Fast wie jemand, der die Einladung nur aus Höflichkeit angenommen hatte.

Ich sollte mich jedoch täuschen, denn als ich die Terrasse wieder betrat, da saß sie noch immer im Sessel. Neben ihr standen zwei Dosen Cola und der Teig für das Stockbrot.

Blair bemerkte meinen erstaunten Blick, schien jedoch nicht drauf einzugehen, sondern grinste: „Ich konnte nicht länger warten, denn ich habe wirklich großen Hunger."

Den hatte ich auch, aber auf etwas ganz anderes.

„Wie kommt es eigentlich, dass du hier hingezogen bist?", fragte sie. „Ich dachte immer, dass Promis ein Haus am Strand haben oder in einem Wolkenkratzer."

„Meine Nachbarschaft ließ zu wünschen übrig", wich ich aus. „Außerdem wollte ich schon länger einen Tapetenwechsel."

Blair runzelte die Stirn: „Heißt das, dir fehlt es in der Welt herumzutouren?"

Ich musterte sie und dann grinste ich: „Du scheinst ziemlich gut auf dem Schirm zu haben, wann ich bislang so auf Tour war."

Sofort lief sie knallrot an und hörte auf das Stockbrot um den Spieß zu wickeln. „Ehrlich gesagt habe ich dich schon live gesehen. Genauso wie Harry und Liam."

Da hatten wir den begrabenen Hasen. Sie war ein nicht geouteter Directioner. „Also fehlt nur noch Louis in deiner Sammlung und ich wäre der direkte Draht dazu. Quasi das goldene Ticket."

„Nein!", ihr schien schlagartig klar zu werden, wie das Ganze aussah.

Ich musste lachen: „Schon gut. Selbst wenn es so wäre. Ich bin es gewohnt, dass man mich nach Tickets zu meinen Freunden fragt."

„Ist das nicht mega unhöflich?", Blair verzog das Gesicht. „Das wäre, als würde man sich nur mit mir anfreunden, um meine zweite Karte für die Summer-X-Games zu kriegen!"

„Summer-X-Games?"

Plötzlich ging ein begeistertes Strahlen über ihr Gesicht und sie erzählte: „Es eines der größten Ereignisse der Skateszene in ganz LA und es ist schon seit Monaten ausverkauft. Kein Wunder, denn man hat angekündigt, dass Tony Hawk dabei ist und der ist ja so was, wie der Papst. Dazu die Livemusik, die danach gespielt wird. Man munkelt von Fall Out Boy und den Red Hot Chili Peppers. Es wird brechend voll, furchtbar warm, aber um Tony Hawk in Aktion zu sehen, würde ich wohl versuchen auf den Meeresgrund zu atmen."

Ihre Augen funkelten und sie sinnierte: „Ich hoffe ja so, so, so sehr, dass er den 900° zeigt. Eigentlich macht er ihn nicht mehr, weil er sich dafür zu alt fühlt. Aber für mich bleibt Tony Hawk irgendwie zeitlos."

Ja, solche Menschen gab es einfach. Für mich alterte Robbie Williams nicht. Der rockte sein Ding immer noch auf der Bühne. Genauso sah ich Elton John. Umso mehr hatte es mich schockiert, dass dieser nun in Rente gehen wollte.

„Die Summer-X-Games sind dieses Wochenende und rein zufällig habe ich tatsächlich noch eine Karte frei", gestand sie mir. „Wenn du also Lust und Zeit hast, dann könnte ich mich für deine Einladung revanchieren."

Eigentlich hatte ich mir genau darunter etwas völlig anderes vorgestellt. Etwas mit möglich wenig Haut und viel körperlichen Einsatz.

„Ich habe überhaupt keine Ahnung von dieser Szene", gab ich zu uns für Blair schien dies kein Problem zu sein: „Das macht nichts. Meine beste Freundin Liberty auch nicht und trotzdem langweilt sie sich nicht zu Tode, wenn ich sie beknie mitzugehen."

„Und sie fällt dieses Mal aus?"

„Pff!", schnaubte sie laut, „sagen wir es eher so, sie verbringt ihre Zeit lieber damit ihren Kerl anzuschmachten, statt mit mir in einer Menschenmasse zu stehen und sich einen Sonnenbrand zu holen."

Jetzt musste ich lachen, denn auch das kannte ich nur zu gut. „Ja, gegen völlig übergeschnappt Hormone kommt man auf der Freundschaftsbase nicht besonders gut an."

So erging es mir jedes Mal, wenn Liam oder Harry eine neue Eroberung hatte. Liam richtete sein Leben nach der Frau und hörte auf zu denken, während man Harry über Wochen gar nicht mehr erreichte.

So lange, bis der Reiz des Neuen verflogen war.

Lediglich bei Louis lief es nicht mehr so extrem. Was vielleicht auch einfach an Eleanor lag, die ihn gar nicht ständig um sich haben wollte.

„Also", Blair nahm das fertige Stockbrot aus dem Feuer und reichte es mir, „bist du dabei oder verbrennt dir die Sonne auch zu schnell den Pelz."

Ich bemerkte den Unterton in ihrer Stimme und tat, als müsste ich da ganz genau drüber nachdenken. „Hmm, die Sonne ist mir relativ egal, aber wie gesagt ich blicke vor Ort nicht worum es dort genau gehen soll."

„Das könnte ich dir erklären", bot sie sofort an. „Skaten macht nämlich wirklich Spaß und wird als Sport immer völlig vergessen. Dabei ist er so vielfältig und aufregend."

„Also studierst du nur so nebenbei und treibst dich ansonsten in irgendwelchen Skaterhallen herum?"

„So in etwa", beichtete Blair zögernd und ich erfuhr, wo sie in LA studierte und dass sie sich für Wirtschaftswissenschaften entschied. Meine Fresse, was für ein langweiliger Kram. Kein Wunder, dass sie sich nach ein bisschen Abenteuer sehnte.

„Du kannst also wirklich skaten?", horchte ich während wir aßen. Die Art wir Blair Marshmallows mit Schokoladensoße genoss, löste ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Nacken aus. Sie schien zu futtern wonach ihr der Magen war und als sie sich genüsslich über die Lippen leckte, da wurde meine Kehle merkwürdig trocken.

„Ja klar!", sie wirkte als hätte ich sie gerade beleidigt. „Ich liebe Rampen. Der Wind, die Geschwindigkeit und der Nervenkitzel sind so aufregend, dass man überhaupt nicht daran denkt, es könnte vielleicht gefährlich sein."

„Aber so ein Sturz tut doch wahnsinnig weh!", meinte ich und sie neigte leicht den Kopf: „Du hast schon recht aber ohne den passenden Schutz würde ich das auch niemals machen. Und Schmerz vergeht."

Sie war nicht zimperlich.

Blair erzählte von den Stürzen, die sie gehabt hatte. Ich verzog mehrmals das Gesicht. Denn eine ausgekugelte Schulter, geprellte Knie und verdrehte Handgelenke klangen eher nach einer Prügelei als nach einem Hobby.

Doch Blair selbst zuckte nur mit den Schultern und schwärmte von verschiedenen Boards, Rollen, Tricks und Fahrstrecken. Ihre Augen funkelten begeisternd.

Ich kannte niemanden der sich so für diesen Sport erwärmen konnte. Die Frauen in meinem Umfeld gingen eher zum Ballett, Yoga und Pilates.

„Ich könnte dir ein paar Tricks zeigen", schlug sie vor und ich grinste: „Nein. Ich stehe nicht so darauf mir die Knochen zu brechen."

„Es ist nicht schwerer als surfen", versuchte Blair mir zu verkaufen und zupfte am Stockbrot herum. Nun war ich es der gestehen musste: „Ich kann nicht surfen, aber das würde ich mir gerne beibringen lassen."

Natürlich mit Hintergedanken.

Außerdem konnte man sich beim Surfen nicht so sehr verletzten wie turnen auf einem Brett mit Rollen.

Blair schmunzelte: „Am Ende wirst du süchtig nach, darauf wette ich."

Ich wusste nicht warum, aber der Abend mit Blair verging viel zu schnell. Die Marshmallows wurden vernichtet, sie aß noch als ich glaubte zu platzen und während sie bei Coke blieb, machte ich mir irgendwann ein Bier auf.

Der Himmel war nun pechschwarz und die Luft schien nicht abzukühlen. Immer wieder legte ich etwas Holz auf die Feuerstelle und irgendwann schwärmte Blair von der aufregenden Einweihungsparty.

„Die Feten an der Uni sind sicher genau so wild", vermutete ich und sie zögerte kurz: „So oft besuche ich da ehrlich gesagt keine."

„Und hier war die Promidichte um einiges höher als es je auf einer Studentenparty der Fall sein könnte", ich zwinkerte und wieder lief Blair rot an.

Dieses verschämte verhalte erinnerte mich an meine Fans, wenn ich sie beim Meet and Greet traf. Ernst ließ ich die Flasche Bier sinken und sprach: „Hör mal, wenn du auf ein Konzert von Louis willst und dich nicht traust zu fragen dann ist es okay, wenn du es doch tust."

Blair schwieg einen Augenblick und musterte mich. Sie schien angestrengt nachzudenken und abzuwägen was sie antworten sollte.

Ich rechnete ganz fest damit, dass sie tief seufzte und zugab, dass sie sich freuen würde, wenn ich etwas organisieren könnte. Mein Gefühl sagte mir nämlich, dass das einer der Gründe war, wieso sie zum Essen gekommen war.

Es war in Ordnung, sollte es tatsächlich so sein. Ich hätte es an ihrer Stelle wohl nicht anders gemacht. Doch zu meiner Überraschung schüttete Blair schließlich den Kopf: „Nein, ich möchte das nicht. Es wäre falsch dir gegenüber und verletzend."

Ich wollte gerade erklären, dass ich es etwas anders sah, als sie niedlich lächelte: „Aber wenn du mich auf eines deiner Konzerte mitnehmen würdest, dann fände ich das wieder okay."

Irgendwie musste ich deshalb laut lachen: „Gibt es irgendwelche Lieblingssongs, die unbedingt auf der Setlist bleiben sollten?"

„So long!", platzte es aus ihr heraus. „Und Paper Houses! Und wage es nicht deine Version von Drag me down zu entfernen!"

„Wieso gerade diese Songs?", es interessierte mich immer warum gewisse Lieder es in den Favoritenkreis schafften und andere nicht.

Blair schien die Frage zu überfordern: „Puh, das kann ich dir gar nicht so genau sagen. Kann ich drüber nachdenken?"

„Klar", ich bemerkte, dass ihre Coke leer war und fragte: „Noch eine?"

Unsicher blickte sie auf ihr Handy, um die Uhr checken zu können je schien einen Schrecken zu bekommen: „Nein, ich muss eigentlich gleich los. Es ist spät geworden."

Tja, so viel zu meinem großen Plan sie heute flachzulegen. Obwohl ich enttäuscht sein sollte, so war ich es seltsamerweise nicht. Denn der Abend war nicht langweilig gewesen, trotz der kleinen Zwischenfälle.

„Lass mich dich nach Hause fahren", bot ich an und stand auf. Völlig geschockt entfuhr es Blair: „Auf gar keinen Fall!"

Irritiert hielt ich inne und sie schon hastig hinterher: „Du hast schon getrunken und ich wohne nicht so weit weg, dass es sich lohnen würde den Lappen zu riskieren. Ich gehe einfach das kleine Stück so, wie ich hergekommen bin."

Da gingen sie hin, all die Pläne, die ich gemacht hatte. All der Matratzensport, auf den ich hoffte... und während ich Blair zumindest bis zum Auenland-Tor brachte, da wandte sie sich noch einmal um. Ich glaubte, dass ich zumindest den Trostpreis bekam und sie den Moment, als sie mir den Wein in die Hose kippte, wieder gut machte. Aber stattdessen lächelte sie mich an und versprach: „Ich melde mich wegen den Summer-X-Games. Das wird ein richtig cooler Tag, ich verspreche es dir! Danke für's Essen."

Und dann ging sie.

Einfach so.

Völlig perplex sah ich ihr nach, wie sie den schmalen Pfad zwischen mehrere Büsche entlang huschte und verschwand. Da stand ich nun, stehen gelassen, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich sollte völlig frustriert sein, doch stattdessen lachte ich laut und hysterisch auf.

Die Einladung zum Essen war schließlich eine simple Einladung geblieben. Ich kam mir vor, wie in einem mega zensierten High School Musical Film.

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