8 Volle Kraft voraus!
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【 N I A L L 】
„Es geht also los, ja?", sprach Louis von einer Liege aus.
Er lag bei mir am Pool, eine Dose Coke in der Hand und hatte den Ausblick auf LA inspiziert. Außerdem ließ er es sich nicht nehmen den Fachmann für Umzüge zu spielen. („Na... hier solltest du einen fähigen Innenarchitekten ranlassen. Die Bude sieht aus, als würdest du jeder Zeit wieder ausziehen.")
Ich sah davon ab ihn darauf hinzuweisen, dass seine Bude nur mit unsinnigem Zeug vollgestopft war, bis Eleanor das Projekt Heim in die Hand nahm. Völlig überfordert hatte Louis zwar einen Basketballkorb in der Eingangshalle anbringen lassen, aber sitzend auf einer Bierkiste gefrühstückt. Und das über mehrere Wochen.
Langsam schlenderte ich zurück auf die Terrasse, wo die Mittagshitze Kaliforniens runterballerte und ließ mich seufzend auf der Liege neben Louis fallen. In vier Stunden musste ich alles für ein entspanntes Date vorbereitet haben. Der Bote hatte die Lebensmittel geliefert, die ich bestellte und gleichzeitig war mit der Post noch etwas anderes in mein neues Haus geflattert.
Nämlich ein Schreiben meines Anwalts.
„Ja, es geht los" stimmte ich Louis zu und faltete den Wisch auseinander. Wie nicht anders zu erwarten, hatte mein persönlicher menschlicher Pitbull es geschafft beim Richter eine nicht öffentliche Verhandlung durchzusetzen. Mein Image hätte ansonsten enormen Schaden angerichtet.
Louis stimmte mir da zu und orakelte: „Ich habe schon die Schlagzeile vor mir gesehen: Ex-Boybandmitglied kommt mit dem Ruhm nicht klar! Harry war dafür den Slogan: Macht's Kraboom, ruf den Horan – an die Presse zu verkaufen."
„Das klingt, als hätte ich eine neue Atombombe erfunden", erwiderte ich trocken. Aber die Wahrheit war auch nicht viel schöner und mein Kumpel rieb mir das nur zu gerne unter die Nase: „Du hast das Auto deines Nachbarn mit einem Baseballschläger zertrümmert und ihm ein neues Passbild verpasst."
„Er hatte es verdient und das weißt du auch."
Louis seufzte tief und nippte an seiner Cola: „Anders als du hätte ich jemanden beauftragt, wenn es mich so gestört hätte, was der Typ auf seinem Grundstück veranstaltet. Genug Kohle dafür hättest du auch dafür. Einen Auftragskiller kriegt man schon ab 2.000 Dollar."
Ich sah ihn an, als käme er vom Mars und hastig schob er hinterher: „Habe ich irgendwo mal gehört. Nicht, dass ich je mit diesem Gedanken gespielt hätte jemanden umlegen zu lassen."
„Ja, ne ist klar", antwortete ich sarkastisch. Schwungvoll setzte sich Louis aufrecht hin: „Mal im Ernst, Niall. Man wird dir vorwerfen, dass du dich nicht im Griff hast. Vielleicht solltest du... ich weiß nicht, ein Anti-Aggressionstraining in Betracht ziehen."
„Ich habe kein Problem mit meinen Aggressionen", wehrte ich mich prompt, aber Louis wedelte nervig mit dem Finger vor meiner Nase herum: „Ausgeglichen bist du jedoch auch nicht. Geh boxen, hab Sex oder unternehme sonst was Wahnsinniges. Wir machen uns doch nur Sorgen um dich."
„Wer ist wir?"
Sofort zählte Louis auf: „Liam, Harry, Eleanor, Ed, die übliche Crew."
„Dafür gibt es keinen Grund", fand ich.
Allerdings sah er das anders: „Doch! Denn das, was sich abgespielt hat, ist ein Muster. In regelmäßigen Abständen flippst du aus. Dass du dieses Mal ein Auto in Einzelteile zerlegt und für ein neues Gesicht gesorgt hast, zeigt nur, wie dringend deine Situation ist. Und ein simpler Umzug wird das nicht ändern."
Ich runzelte die Stirn: „Es gibt kein Muster."
„Beweis Nummer eins, du hast Liam aus Versehen wachgerüttelt, indem er am Ende eine gebrochene Nase hatte und du einen geprellten Knöchel. Beweis Nummer zwei, die signierte Gitarre von Paul McCartney existiert nicht mehr, sie musste dran glauben als du einen Wutausbruch hattest. Beweis Nummer drei, als du Baseball gespielt hast mit Eiern. Stevie Wonder war nicht begeistert auf der Eierscheiße am Pool auszurutschen. Beweis Nummer vier-"
„Schon gut, schon gut", unterbrach ich ihn. „Ich arbeite dran."
Sofort blinzelte Louis: „Also gehst du zur Anti-Aggressionstherapie?"
„Nein, ich beherzige deinen netten Rat und habe heute Abend mal wieder Sex", sprach ich und dachte an mein neues Date. Unweigerlich musste ich schmunzeln. Etwas, was Louis sofort auffiel und mir grob in die Wange kniff: „Du Playboy! Dein übliches Verbrechen mit Selena, oder gibst du dir jetzt endlich einmal mehr Mühe?"
„Hey, an einer Affäre ist nichts falsch", behauptete ich, doch Louis' Blick sprach Bände. Nämlich, dass man eine Affäre sofort beendete, wenn es für einen der Beiden zu ernst wurde. Und das schien auf Selena zu zutreffen.
Sie hatte mir angeboten mir beim Einrichten zu helfen, Bilder für die kahlen Wände auszusuchen und nach der Party bereitwillig aufgeräumt. Etwas, was sie nicht hätte tun müssen, weil ich vorausschauend Putzfeen engagierte.
Louis hatte recht, aber ich weigerte mich, das zu zugeben. Um den Faden wieder aufzunehmen, sprach ich: „Ich habe sie auf meiner Einweihungsparty kennengelernt. Sie ist wohl die Freundin von einer der Nachbarn und sie kommt sehr bald. Deshalb bewege deinen Arsch und mach das hier zur konkurrenzfreien Zone."
Er lachte: „Als wenn ich je Konkurrenz für dich gewesen wäre." Louis unterschätzte sich gerne, wenn er behauptete, dass man ihn neben Harry, Liam und mir nie sehen würde. Aber das täuschte. Er hatte diese gewisse Ausstrahlung, die beschützerisch und brüderlich wirkte. Dafür waren zahlreiche Frauen erstaunlich anfällig. Etwas, was Eleanor nicht besonders witzig fand.
„Wehe du tratscht das herum", drohte ich ihm zum Abschied und Louis schnaubte: „Gibt keinen Grund, wir lernen sie eh nie kennen."
„Falls das der mickrige Versuch ist mir ein schlechtes Gewissen zu machen, dann-!"
„Nein, das ist Fakt", unterbrach Louis mich. „Wir haben nie eine deiner was-auch-immer kennengelernt. Jeder von uns hat so seine Geheimnisse, aber du bist da echt empfindlich. So wie mit deinen Aggressionen."
„Verdufte, oder ich helfe mit meinem Baseballschläger nach und zeige dir wie kurz meine Hutschnur wirklich ist", drohte ich im Scherz. Obwohl Louis es drauf hatte seinen Finger wie Salz in die Wunde zu legen und ordentlich in der Wunde herumpuhlte, so war ich doch froh, dass er vorbeigekommen war. Mir fehlte sein verschrobener, moralischer Einfluss sehr.
„Erinnere dich an meine Worte", dröhnte Louis, bevor er die Haustür erreichte. „Für uns bist du wie ein offenes Buch. Versuch uns zu überraschen, indem du mal etwas völlig Untypisches tust. So, wie zum Beispiel dein neues Date vorzustellen."
„Blablabla", konnte ich mich nicht beherrschen. Unreif, aber ich hätte ihm auch noch dumm die Zunge ausgestreckt. Doch so kratze ich mich nur mit dem Mittelfinger an der Stirn.
Kaum war er weg, beschloss ich loszulegen. Wenn ich eines auf der Party gemerkt hatte, dann, dass Blair gerne aß. Sie war scheinbar süchtig nach Kuchen und Süßkram. Ich würde zuerst die Brownies nachbacken und danach den Apfelkuchen. Wenn beides erst einmal auskühlte, dann hätte ich genug Zeit für den Hauptgang. Was es werden würde, wusste ich noch nicht.
Mein Kühlschrank war voll und gab genug Improvisation her. Wenn guter Sex bei dieser Frau über den Magen ging, dann war das mein geringstes Problem. Viel eher schrie das nach: Herausforderung angenommen.
Doch irgendetwas lief mächtig schief. Die ersten Brownies wurden rabenschwarz. Das zweite Blech entwickelte ein Eigenleben, denn nach der Backzeit sahen die Brownies aus, als hätten die Zutaten beschlossen lieber getrennte Wege zu gehen.
„Okay, dann wird der Apfelkuchen was", sprach ich mir selbst Mut zu. Aber mein Ofen war anderer Meinung. Er ging schlicht nicht mehr an. Noch dazu dauerte es fast über eine halbe Stunde, bis ich genau das auch merkte.
„Was für eine scheiß Technik", fluchte ich, denn ich hatte draußen bereits den Tisch gedeckt, Rotwein geholt und grübelte frustriert über die Gebrauchsanweisung. Meine neue Küche hatte noch so ihre Tücken, aber eigentlich kam ich mit technischem Schnickschnack gut zurecht und hatte die Dinge im Griff.
Heute schien sie sich jedoch gegen mich verschworen zu haben. Ich brütete angepisst über die Gebrauchsanweisung. Essen bestellen kam nicht in Frage, das konnte schließlich jeder und ich hatte ein Ziel für heute. Ich würde sie kaum mit einer gelieferten Pizza herumkriegen. Außerdem hatte das irgendetwas Billiges an sich.
Bestellen konnte jeder.
Eine gute Masche sah einfach anders aus.
Meine Hightech Küche war anscheinen nur für Leute mit einem Doktortitel im Namen. Ich verstand kaum etwas in der Gebrauchsanweisung. Scheinbar stellte sich mein Ofen von selbst an, es sei denn man machte diese Funktion aus. Keine Ahnung wie das ging. Ein Wunder, dass mein Kühlschrank mich nicht mit Eiswürfel attackierte und Samba tanzte.
„Hallo?"
Erschrocken hob ich den Kopf und Blicke auf die Uhr. Verdammt, während ich versuchte die Doktorarbeit zu lesen, hatte ich die Zeit vergessen. Hastig fuhr ich herum und entdeckte Blair, wie sie im Türrahmen zur Küche stand.
In den Händen hielt sich nervös eine Flasche Wein und schien nicht so recht zu wissen, ob sie eintreten durfte. Mein Blick fiel auf diese knappen Shorts und ihre langen braunen Beine. Am Knöchel entdeckte ich blaue Flecken, aber das tat der Tatsache keinen Abbruch, dass sie mich äußerlich anmachte, ohne sich anstrengen zu müssen.
Normalerweise stand ich nicht auf so schlanke, große Frauen. Sie fiel eher in Harrys Schema. Doch Blair wirkte nicht halb ausgehungert, sondern gesund und irgendwie unverbraucht. Ihr dunkelblondes Haar war von keinem Frisör überstrapaziert worden und alles an ihr wirkte echt.
Keine künstlichen Wimpern, Bräune von echter Sonne und ihr Lächeln sah zwar wackelig aus, aber nicht gefakte oder übertrieben aufgesetzt.
„Bin ich zu früh?", fragte sie irritiert als sie das Chaos an Kuchenbleche betrachtete.
„Nein!", sprach ich und schritt auf sie zu. Sie hielt mir prompt den Wein hin, so als würde sie sich an der Flasche verbrennen. „Ich wollte eigentlich Brownies und Apfelkuchen backen. Meine Küche scheint jedoch ein Monster aus der Zukunft mit einem eigenen Willen zu sein."
Blair grinste schief: „Die Tragik des technischen Fortschritts. Meine Mutter hat unsere neue Küche auch verflucht, weil sie nachts immer Piepgeräusche von sich gab und niemand sagen konnte warum. Letzten Endes hatte sie einen kleinen Defekt und musste aufwendig ausgetauscht werden."
Tief seufzte ich: „Dann kann ich kochen und dich mit Essbarem zu beeindrucken also vergessen."
„Nicht unbedingt", sprach sie amüsiert. „Du musst ja nicht hier drin kochen."
Ich verstand nicht, was sie meinte und kurz darauf zeigte sie es mir. Wir räumten zuerst den misslungenen Kuchen weg, ich ließ das Essen in die Mülltonne rattern und Blair schnüffelte sich neugierig durch meine Küchenschränke.
Vor ihr stand schließlich eine Mehltüte, Hefewürfel, Milch, Öl, Salz und Zucker. Blair nahm Maß und ich sah ihr neugierig über die Schulter, wie sie alle Zutaten mischte und mit einem Handmixer zu einem Teig verarbeitete. Dabei stieg ein sanfter, sehr unaufdringlicher Geruch in meine Nase.
Ihr Parfüm war unschuldig. Prompt verglich ich sie mit den anderen Frauen, die sich sonst in meinem Umfeld aufhielten. Die Meisten schworen auf Chanel oder Dior. Meine Nase zuckte und zu gerne hätte ich ihren Duft tief eingeatmet.
„Jetzt muss der Teig 60 Minuten ruhen", riss Blair mich aus den Gedanken und deckte den Teig zu. „Hast du noch Holz für deine Feuerstelle?"
„Ich verstehe, Stockbrot", zählte ich eins und eins zusammen. „Ich glaube, ich habe sogar noch irgendwo Marshmallows."
Blairs Augen funkelten und ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln: „Du glaubst nur?"
„Nein", korrigierte ich belustigt. „Ich weiß es." Sofort öffnete ich meine Küchenschränke. Die Marshmallows waren noch von der Einweihungsparty. Zwischen all dem Schnaps, Wein und Bier, waren sie völlig übersehen worden.
„Hast du auch noch Schokoladensoße in der Tube?", hakte Blair nach und ich musterte sie amüsiert: „Ich kriege das Gefühl, dass du nur zum Essen zu mir gekommen bist."
„Ach... es geht hier nicht nur ums Essen?", tat sie ganz unschuldig und blickte mich mit großen grünen Augen an. „Um was geht es denn eigentlich?"
Ich schnappte mir die Marshmallows samt Schokoladentube und nickte mit dem Kopf Richtung Tür nach draußen: „Tja, das wirst du dann noch rauskriegen müssen." Denn uneigentlich wollte ich einen ganz anderen Hunger stillen.
Draußen machte ich die Feuerstelle an und suchte die passenden Spieße, die wir nutzen konnten. Blair zog die Rattansessel zum Feuer und einen kleinen Beistelltisch dazu. Ich öffnete die erste Weinflasche und reichte ihr ein Glas, dabei bemerkte ich, dass sie angestrengt schluckte.
„Was, ist Wein nicht in Ordnung?"
Ihr Zögern verriet sie: „Doch, doch... ich... ähm... hätte nicht gedacht, dass du so früh schon trinkst."
Früh? Was verstand sie bitte unter spät?
„Ich habe auch noch Coke, wenn dir das lieber ist", warf ich ein, allerdings schüttelte Blair den Kopf und nahm einen großen Schluck vom Wein. Dann begann sie Marshmallows aufzuspießen. Dabei stellte sie sich ungeschickt an und ich fragte mich, ob sie vielleicht nervös war. Die klebrige Süßspeise hielt nicht, also nahm ich ihr den Spieß samt Marshmallows aus der Hand und machte die Arbeit. So sorgte ich dafür, dass mein Rattansessel näher zu ihr rutschte.
Meine Fresse, diese Beine! Jeder Zentimeter Haut machte mich dezent wuschig. Ich durfte auf keinem Fall mein Kopfkino anstellen und mir vorstellen, wie geil es wäre, zu spüren wie sie meine Hüfte umschlagen, während ich mich tief in ihr vergrub.
Aus all meiner Planung würde jedoch nichts werden, wenn Blair weiter so angespannt blieb. Sie knibbelte an ihren Fingern und ich tat so, als würde ich sie mit den Marshmallow-Spieß piksen wollen. „Was ist los? Denkst du ich plane hier eine Neuauflage von Saw? Denn ich kann dich beruhigen, meine Kellerräume sind noch nicht fertig renoviert. Du würdest mir viel zu schnell ausbüxen und die Gefahr, dass man deine Schreie hören könnte, ist mir zu hoch."
Zum Glück grinste sie und verriet mir: „Davor habe ich keine Angst. Ich bin nur ein bisschen nervös, okay?"
„Nervös ist gut, angespannt weniger."
„Wieso?", wollte sie wissen und das nutze ich als Steilvorlage: „Weil man Nervosität benutzen kann."
Blair reagierte neugierig: „Wofür?"
„Um ein nettes Knistern raus zu machen", sprach ich und sah an ihrem Gesicht, dass sie meine Anmache überhaupt nicht einordnen konnte. Jede andere wäre jetzt drauf angesprungen, aber genau das mochte ich an Blair. Sie war nicht vorhersehbar. Ich hielt ihr den Spieß mit den Marshmallows hin und sie griff nach.
Diesen Moment nutze ich aus und beugte mich vor. Zeit die ersten Dinge für ein Date mit mir zu klären und wo es enden würde. Ich roch Blairs dezentes anziehendes Parfüm und meine Hände prickelten vor Vorfreude sie über ihren Körper wandern zu lassen. Ihr Atem setzte aus und jeden Augenblick würde ich ihre Lippen küssen.
Wäre da nicht das Weinglas gewesen, das direkt in meinem Schoss landete.
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