23. - 27. Oktober

Die Herbstferien sind vorüber, die Schule hat wieder angefangen. Rebecca Durrer lässt die Schüler einen Text über einen besonderen Ort, den die Jugendlichen in den vergangenen zwei Wochen gesehen oder erlebt haben, verfassen. Die meisten stöhnen und tun sich schwer damit. Tanya schreibt über den alten Stall, der verlassen und leicht verrottet auf der Wiese neben der Wyna steht.

Sie erzählt ihre Geschichte aus der Sicht eines Mäuschens, das im prasselnden Herbstregen Schutz vor Nässe und Kälte sucht, durch ein Loch in der Wand schleicht und aus Neugier den gesamten Stall erkundigt. Am Schluss steht das Mäuschen oben auf dem zentralen Balken, tippelt darüber, schnuppert hier und dort; es bleibt beim dicken Seil stehen, das im Vergleich zum alten Gebäude seltsam neu aussieht und an dessen Ende ein bunter Gegenstand baumelt. Das Mäuschen erschrickt sich, weil es auf einmal Gerüche von Menschen wahrnimmt, klettert über das Seil und verkriecht sich in einem kleinen Haufen Heu, der wohl schon seit vielen Jahren unberührt an der gleichen Stelle liegt.

Svenja beschreibt eine einfache, rote Sitzbank am Waldrand, die sie in den Ferien mit Nik besucht hat - doch dieses Detail erwähnt sie nicht. In ihrer Geschichte ist er ein Kobold, der sich auf mysteriöse Weise neben sie auf die Bank setzt und ihr zuhört, sich für ihre Gefühle und ihre Meinung interessiert und mit ihr in ein Fantasieland entfliegt, wo Sonnenblumen blühen und Schmetterlinge herumfliegen, golden und bunt im Sonnenlicht flackernd.

Enola erwähnt ihr Bett, auf welchem sie liegt und TikTok-Videos schaut oder mit ihren Besites über Snapchat chattet.

Ferien können das Leben bedeuten oder bloß eine lästige Unterbrechung des gewohnten Alltagstrotts. Es ist eine Frage der Perspektive. Viele Schüler freuen sich, wenn die Schule wieder beginnt, sie würden das nie zugeben, aber für viele sind Ferien langweilig. Ihre Freunde sind weggefahren, sie selbst fühlen sich in der kleinen Wohnung mit dem mickrigen Balkon, irgendwo im fünften Stocke eines Wohnblocks, gefangen, verkriechen sich in ihr Handy oder zocken nächtelang. Eine scheinbar wichtige und spannende Beschäftigung, die doch nur darüber hinwegtäuscht, dass das wirkliche Leben spurlos vorüberzieht.

Der Text, den Rebecca von Mina erhält, lässt sie aufschrecken. Mina erzählt aus der Bibliothek. Die Protagonistin ist ein Buch, das stolz und voller spannender Geschichten im Regal steht, sich darauf freut, von vielen Menschen gelesen zu werden. Eines Tages jedoch wird es vom Mann in der Bibliothek gefasst, gedrückt, gestreichelt und an seinen Schenkeln gerieben. Das Buch verliert seine Worte, sein Cover wird farblos; die leeren Seiten knittern. Täglich muss es die Berührungen, die es so hasst, über sich ergehen lassen, es möchte schreien, doch es ist nur ein Buch. Am Ende zerfällt es zu Staub und der Mann sucht sich ein neues Buch aus.

Zwei Tage später lädt Rebecca Morena und Gabi zu sich nachhause ein. Sie sitzen auf der großen Terrasse, geniessen die Sonne bei einem Glas Rotwein, Morena hat leckere Snacks mitgebracht, die Salvatore gemacht hat, Gabi stellt ihre selbstgemachten Dips fürs Gemüse dazu.

"Wow, ihr habt eine tolle Aussicht hier. Man sieht die Alpen, man sieht das Tal und man sieht die Firma meines Mannes!"

Rebecca und Gabi lachen, als sie das freudige Gesicht Morenas erblicken. Die Italienerin zeigt auf die riesige Glasfabrik, die sanft eingebettet, leicht tiefergesetzt am Hügelrand steht, aus grünem Glas gebaut, damit sie nicht wie ein Industrieklotz wahrgenommen wird. "Becca, du könntest Buch darüber führen, ob Salvatore wirklich arbeitet oder nur auf seinem Sessel klebt und die Berge betrachtet." Erneutes entspanntes Gelächter folgt.

"Ich mag diese riesigen Terrassen, die ihr habt. Das ist ja der Hammer. So viel Platz, obwohl man in einer Siedlung mit übereinander liegenden Wohnungen lebt." Gabi blickt dabei in auf die umliegenden Etagenhäuser.

"Ja, das ist der große Vorteil. Zudem hat die Wohnung genügend Zimmer, so dass Stefan und ich unser eigenes Büro haben können. Ist wichtig. Er hat ein Strampelvelo, ein Rudergerät und eine Bank mit Gewichten neben seinem Schreibtisch stehen. Bei mir sind es Bücherregale und Schallplatten. Das würde sich niemals im gleichen Raum vertragen. - Aber setzt euch doch; ich muss euch einen Aufsatz vorlesen, den ich am Montag erhalten habe. Er ist von Mina."

Dann liest Rebecca Minas Text vor. Die drei Freundinnen schauen sich betroffen und traurig an. Minuten verstreichen, keine von ihnen sagt etwas.

"Das ist eine klare Aussage", bricht Gabi das betretene Schweigen. "Deutlicher geht es wohl kaum. Wow, ich habe Gänsehaut. Mina hat etwas beobachtet oder wurde selbst belästigt. Mädels, wir müssen handeln; sofort. Dieser Text ist ein Hilferuf."

"Das denke ich auch, aber ich wollte eure Meinung dazu hören." Den Text hat Rebecca auf den Tisch gelegt.

"Was können wir tun? Besenberger wird den Text nicht verstehen und uns nur einmal mehr erklären, Kägi überprüft zu haben."

"Morena, du hat doch Zugang zum Filmmaterial der Kameras in der Bibliothek, oder?"

Die angesprochene duckt sich verlegen weg und schnappt sich schnell eine Karotte, auf der sie langsam rumkaut.

Gabi starrt Morena an, beginnt zu lachen und schüttelt den Kopf. "Will ich wissen, wie du zu einem solchen Zugang kommst, du kleine Mafiabraut?"

"Nein, das willst du nicht. Ich kann nichts dafür. Eines Tages waren da plötzlich diese Bilder auf dem Screen eines Laptops im Informatikraum. Zudem hatte es auf der Festplatte einen seltsamen Ordner, in welchem sich periodisch irgendwelche schrägen Videos ansammeln. Keine Ahnung, woher das alles kommt." Sie kehrt die Handflächen kurz nach außen, schüttelt den Lockenkopf und knabbert dann rasch an einer weiteren Karotte, breit grinsend.

"Ihr zeichnet das auf?", wundert sich nun auch Rebecca. "Wie das?"

"Phrach nisch", nuschelt Morena mit vollem Mund.

"Okay, wir haben also diesen zufälligen Blick in das Filmmaterial der Bibliothek. Wir könnten versuchen, ein Datum herauszufinden, damit wir nicht das gesamte Material sichten müssen. Gabi?"

"Ich spreche mit Mina. Kannst du mir eine Kopie des Textes in mein Postfach legen, Rebecca? Ich möchte mit Mina gerne über den Text reden und versuchen zu erfahren, was dahinter steckt. Ich muss jedoch sehr vorsichtig sein. Wenn Mina das Opfer ist, muss ich sie auffangen."

"Wie gehen wir mit Besenberger vor?", fragt Morena. Doch eigentlich wissen sie alle drei, dass sie zuerst Beweise brauchen, die keine Interpretation zulassen. "Ich könnte meine Nerds mal bitten, eine kleine Portfolio-Recherche zu erstellen; als kleines Informatikprojekt."

"Morena, du wirst mir immer unheimlicher." Rebecca hält ihr Glas hoch, Morena stößt mit ihr an, neigt den Kopf entschuldigend.

***

"Jetzt hat sich das City-Girl Pi geangelt. Die fummelt auch an jedem rum; so eine Bitch." Liv verzieht ihr Gesicht, als sie Nik und Svenja beisammenstehen sieht.

Enola schnaubt bloß verächtlich. "Wen interessiert die Nutte schon? Sie war bestimmt dabei, als dieses Video kursierte." Enola dreht den Kopf und blickt in Richtung Lara und Dario, die zusammen auf einer Bank sitzen. "Die krieg ich schon noch. Die muss gar nicht meinen. Das ist meine Schule; da hat so eine aufgetakelte Stadtschlampe nichts verloren."

Liv und Effie grinsen. "Ich habe gehört, sie will am Wochenende mit ihren Stadtfuzzies an die Halloweenparty in Reinhof kommen."

Diese Information lässt Enola aufhorchen. "Das darf sie nicht. Die sollen gefälligst bleiben, wo sie hingehören. Ich frage Jovan, ob er mit seinen Friends anwesend sein kann; dann können wir es ihr zeigen. Die hält sich wohl für etwas Besseres."

Die Bank, auf der Lara und Dario sitzen, steht beim Spielplatz für die Kleinen. Lara hat sich gut erholt, ihr Bein steckt noch in einer Schiene, aber sie darf schon wieder auftreten. Der Arm und die Schulter liegen noch entspannt in einer Schlinge, doch auch hier ist der Gips weg. Sie darf die Schule besuchen, muss jedoch sehr vorsichtig sein.

"Wie die Senatoren kurz vor der Ermordung Cäsars", flüstert sie Dario zu.

"Was meinst du?" Als Fußballer hat er wenig Ahnung von der Welt außerhalb des grünen Rasens.

Lara kichert. "Ich seh schon, ich muss dir noch einige Dinge beibringen, wenn du bis zum Sommer fit für das Leben sein sollst. Die drei da, Enola und ihre Bodyguards, sie blicken immer wieder zu uns hin und sehen aus, als ob sie Mordpläne schmiedeten."

"Hör bloß auf damit! Immerhin hätten sie dich beinah getötet. Mir wird immer noch schlecht bei dem Gedanken."

"Ach was. Es ist nicht bewiesen, dass sie es waren."

"Hast du Zweifel daran?"

"Nein. Aber ich habe auch keine Beweise. Und deshalb sind es für mich einfach drei gelangweilte Mädchen, die von einem schöneren Leben im Glamour träumen. Eigentlich könnten sie einem leid tun."

"Du bist eine seltsame Heilige. Wieso habe ich dich nicht schon längst gesehen?"

"Weil du damit beschäftigt warst, auf dem Rasen zu liegen, deinen Fuß festzuhalten und zu jammern. Zudem klebtest du an dem Glamourgirl dort drüben und spieltest Bad-Guy."

"Autsch. Den habe ich wohl verdient. Aber zum Glück hast du mich nun gerettet. Dich lasse ich nie wieder los."

"Sag niemals nie. Doch die Zeit, die wir haben, sollten wir genießen." Lara streicht ihm mit der gesunden Hand über den Kopf, er küsst sie sanft.

Zu Nik und Svenja haben sich auch Nubia und Sandrine gestellt. Sie sprechen über die Party, welche sie am Wochenende besuchen wollen. "Ich habe einige Freunde aus der Stadt zur Party eingeladen. Ihr werdet sie mögen, es sind lustige Menschen; wir hatten immer viel Spaß miteinander."

"Cool! Ich lerne gerne neue Menschen kennen. Und sie haben zugesagt? In Winti gäbe es bestimmt geilere Partys als hier?"

"Ja, vielleicht. Aber die sind alle Jahre gleich, die kennen wir schon. Wir wollen das hier erleben. Ihr habt gesagt, es sei cool - also kommen sie her. Zudem werden sie danach bei mir pennen, damit wir auch den Sonntag zusammen verbringen können." Svenja strahlt, weil sie sich freut, ihre alten Freunde wiederzusehen.

Nur Nik sieht etwas besorgt aus. "Dann kommt dein Freund auch her?", fragt er unsicher und entspannt sich erst, als Svneja verneint.

"Ich habe keinen Freund in Winterthur. Meiner steht genau hier, und hat er es tatsächlich geschafft, seine Schuhe von der Kuhscheiße zu reinigen, in die er manchmal tritt."

"Aww, was seid ihr beiden auch süß", neckt Sandrine das frische Pärchen. "Als was wollt ihr an die Party gehen?"

"Ich verkleide mich als Daenerys Targaryen - immerhin nennt ihr mich so, das verpflichtet."

"Dann sollte ich wohl als Jon Snow kommen ..."

"... oder als mein Drache!"

"Ich mache einen auf Woodoo-Queen, passt zu mir", fügt Nubia an. "Meine Mutter und ich haben schon ein Kleid genäht. In mein Haar webe ich einen Spielzeugknochen unseres Hundes. Es wird gruselig."

Sandrine wirkt noch unentschlossen. "Mit meinen schwarzen Haaren könnte ich als Wednesday auftauchen; aber ich bin wohl etwas zu groß für die Rolle. Vielleicht einfach eine Hexe, wie aus Harry Potter?"

"Dann könntest du Snape fragen, ob er dich begleitet. Er müsste sich nicht mal verkleiden."

"Nik!" Alle lachen sich krumm über seine Bemerkung.

Die Schulglocke unterbricht das heitere Gespräch, die Gruppe löst sich auf und alle schlendern zu ihren Klassenzimmern.

***

Als sie sich in der Pause wieder treffen, sucht Svenja nach Tanya. "Hat jemand von euch Tanya gesehen? Ich möchte sie zu einem Text was fragen."

"Da solltest du Pitsch suchen, sie ist in meiner Klasse; dort drüben steht sie, die leicht Mollige", erklärt ihr Nik. Svenja geht zu ihr.

"Hi, weißt du wo Tanya heute ist?"

Petra mustert Svenja. "Warum willst du das wissen?"

"Ich habe ihr geschrieben, sie hat noch nicht geantwortet und ich möchte sie etwas zu ihrem Text fragen."

"Du kennst ihre Texte?" Nun ist Petra weniger abweisend, sie zeigt Interesse.

"Aber ja. Tanya hat mich angeschrieben und mir ihr Profil auf Wattpad vorgeschlagen. Da habe ich einen Account gemacht und folge ihr. - Ist sie krank?"

"Ja. Sie ist oft krank. Von welchem Text sprichst du?"

"Von diesem Gedicht, das sie 'Dich' nennt. Das ist ein wunderschönes Liebesgedicht. Kennst du es?"

"Ich kenne alle ihre Texte. Mir zeigt sie ihre neuen Sachen meist, bevor sie gepostet werden. Hast du auch in ihr Bilderbuch reingeschaut?"

"Bisher noch nicht, nein."

"Das solltest du tun. Sie kann auch sehr gut malen."

"Ich glaube, sie ist nicht wirklich krank. Ich glaube, sie will einfach nicht hier sein. Ich mache mir Sorgen."

"Du kennst sie kaum." Petra mustert Svenja erneut skeptisch. "Wir haben es nicht so mit den anderen Schülerinnen hier."

"Das habe ich schon kapiert. Aber Tanya hat mich angeschrieben; und ich denke, sie hat sich etwas dabei gedacht. Am Montag war sie hier und seither nicht mehr."

"Wie kommt es, dass eine von den Beliebten sich mit uns Losern abgeben will?"

"Was redest du da? Du bist doch keine Loserin! Du bist ein normales Mädchen und zufällig die beste Freundin einer talentierten Schreiberin, mit der ich gerne über ihre Texte diskutieren möchte. Diese Texte beinhalten mehr, als man oberflächlich sehen kann."

"Sie hatte recht", murmelt Petra zwischen zwei Keksen.

"Wie bitte?", erkundigt sich Svenja. Petra erzählt von dem Moment an der Lesung, als Tanya erwähnte, Svenja könnte sie verstehen und wäre eventuell auch ein Freak wie sie.

Svenja lächelt. "Ein Freak bin ich bestimmt, wenn auch nicht so, wie Tanya sich das vielleicht gedacht hat. Weißt du, wann sie wieder zur Schule kommen wird?"

Petra verneint und Svenja beschließt, sich mit Frau Durrer darüber zu unterhalten. Sie verabschiedet sich von Petra, schlendert zu Nik zurück.

"Oh! Hat die fette Keksdose dich abgewiesen? Nicht weinen, City-Girl; du findest bestimmt eine andere Nebelkrähe, bei der du dich einschmeicheln kannst." Livia und Effie kichern über den Witz, den Enola Svenja zugerufen hat; sie spielen mit ihren Händen, als ob sie weinten.

Enola doppelt nach. "Hör mir gut zu, Bitch. Wage es nicht, am Weekend zur Party zu gehen. Das ist nichts für zerbrechliche und verwöhnte Stadtkinderchen. Dein reicher Papi hat hier keinen Einfluss."

Nun dreht sich Svenja doch um und will auf die Gruppe zugehen. Nik ist schneller. Er packt sie am Arm und zieht sie weg. Die Mädchen lachen.

"Lass es, Svenja. Du hast deinen Drachen heute nicht dabei, Daenerys. Sie sind schlecht drauf, weil sie nachsitzen müssen. Zwei Schüler aus der Siebten haben sie dabei beobachtet, wie sie an Laras Velo hantierten. Das hat Besenberger erfahren und die ganze Truppe muss nun Wiedergutmachung leisten. Viele Nachmittage Nachsitzen, Sozialdienst leisten und den Lohn einer gemeinnützigen Institution spenden."

"Woher weißt du das?"

"Mein Vater ist in der gleichen Partei wie der Besenberger. Vorgestern hatten sie Parteiversammlung."

"Das ist ja ein Ding. Und uns hat man nicht darüber informiert. Warum nicht?"

"Vater sagt, sie wollten nicht, dass eine Hetzjagd auf die Mädchen beginnt. Man lässt es offiziell bei der Version "unbekannt" - doch die Täterinnen werden hart rangenommen. Sie müssen noch immer riskieren, von Laras Eltern eine Anklage zu erhalten."

"Wow - sieh an, die Gerechtigkeit siegt wohl doch."

***

Mina sitzt bei Gabi Suter im Zimmer. Sie hat einen Tee erhalten und sich mit angezogenen Beinen auf das Sofa gesetzt. Ihr Text liegt ausgedruckt auf dem Couchtisch. Gabi sitzt mir ihrer Teetasse auf dem Polsterstuhl daneben.

"Das ist ein guter Text, Mina." Gabi blickt dabei nicht den Text, sondern das Mädchen an. Sie will jede Reaktion erkennen und ist beruhigt, als Mina zu lächeln beginnt.

"Das hat Benno auch gesagt."

"Du hast noch Kontakt zu Benno, dem Schriftsteller?"

"Ja. Er hat mich doch in das Förderprogramm gebracht. Er ist dort auch in der Leitung mit dabei. Wir arbeiten jeden zweiten Donnerstagnachmittag zusammen. Ich lerne viel von ihm."

"Und was hat er noch zum Text gemeint?"

"Er hat ihn verstanden - und ich denke, Sie auch. Sonst säße ich kaum Tee trinkend auf Ihrer Couch, Frau Suter. Darf ich Sie fragen, wer Ihnen den Text gegeben hat?"

"Das war Frau Durrer, deine Deutschlehrerin."

"Ich wusste es. Frau Durrer, Frau Di Agostino und Frau Disler sind wie wir Mädchen. Sie verstehen uns manchmal ohne zu sprechen."

"Das Buch, von dem deine Geschichte handelt, das bist nicht du. Ist es jemand bestimmtes?"

"Was wir hier besprechen, bleibt unter uns?"

"Ja, Mina. Das bleibt unter uns. Wenn es sich allerdings um Straftaten handelt, dann bin ich gesetzlich verpflichtet, die zuständigen Behörden zu informieren."

"Das ist in Ordnung. Sie vermuten richtig - es geht nicht um mich, obwohl er auch mir zu nahe kam."

"Kägi?"

"Ja. Ich gehe nicht mehr gerne in die Bibliothek."

"Hat er dich angefasst?"

"Nein, nie. Er steht einfach sehr nah; da ist mir nicht mehr wohl."

"Das sind wertvolle Hinweise. Aber es wird nicht reichen."

"Darum habe ich meinen Text geschrieben. Schauen Sie sich die Zeichnungen an, welche die Mädchen aus der Sechsten ausgestellt haben. Schauen Sie genau hin. Und dann lesen Sie Tanyas Texte auf Wattpad. Lesen Sie so genau, wie Sie es bei meinem Text gemacht haben. Sie werden mein Buch finden. Meines und viele andere."

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