Epilog



Epilog, 14 Jahre später:

Unruhig schritt Eirik in seinem persönlichen Gemach auf und ab. Der teure asiatische Teppich, ein Gastgeschenk von einem ihrer Handelspartner aus Indien, schien schon stumpf von den kurzen, platten Schritten. Er mochte es nicht zu warten und schon gar nicht, wenn es um eine für ihn besonders wichtige Angelegenheit ging. Ein zögerliches Klopfen an der weißen, mit breiten Goldrändern verzierten Tür, ließ den König Alvarrs kurz inne halten. „Herein.",sagte er mit fester Stimme, die dem Untertanen, der nun über die Türschwelle trat, deutlich machte, wem er sich gegenüber sah. Schnell verbeugte sich der kleine Mann in den dreckigen, erdbraunen Kleidern vor seinem Herrscher. Er trug neben einem einfachen Leinenhemd und einer ebenso schlichten Hose, einen grün schimmernden Mantel, dessen Kapuze er sich während des höflichen Knicks von seinem blanken Kopf strich. Kaum stand er wieder aufrecht, begrüßte er Eirik, der mit stolzem und grimmigen Blick auf ihn hinab sah. „Eure königliche Hoheit, ich bitte um die Erlaubnis euch von meinen Beobachtungen berichten zu dürfen." Der König machte eine große Geste mit der Hand, um seinen roten Umhang zur Seite zu streifen. „Nun sprich schon, Diener. Hast du das herausgefunden, worum ich dich gebeten habe?" Zu seinem Erstaunen, nickte der schwarzhaarige Untertan. „König Eirik van Alvarr, ich habe nach eurem Auftrag gehandelt und bin Bjame nach der Auslieferung der Torten an das Schloss unbemerkt bis zu seiner Mühle gefolgt." Ungeduldig drohend hob Eirik seine Arme an. „Nun komm schon zum Punkt!" Der Diener zuckte kurz zusammen, ehe er mit dem sprechen fortsetzte, dieses Mal schneller als zuvor: „Die Gerüchte, die im Dorf erzählt werden, sind wahr. Bjames Frau ist schwanger. Genauso stimmt es, dass er bereits zwei Söhne im Alter von jeweils sieben und vier Jahren gezeugt hat. Er zieht sie im Geheimen auf. Tagsüber verbringen sie ihre Zeit in einer kleinen Hütte im Schatten seiner Weizenfelder und nachts helfen sie ihm in der Mühle bei der Arbeit." Wutentbrannt stürmte Eirik nach vorn und packte den unschuldigen Diener am Kragen, um ihn ein Stück näher zu ziehen. „Entspricht das der Wahrheit?",fauchte er ihm ins Gesicht. Seine Stimme glich dem Grollen eines angriffslustigen Bären. Zitternd kniff der Spion seine Augenlider fest aufeinander. „Ja, Sire. Ich lüge euch nicht an." Während der König sich zur Ruhe ermahnte, ein Wutausbruch war seiner nicht würdig, nahm er die Hände von seinem Diener und schritt dann möglichst gelassen, aber mit fest aufeinander gepressten Zähnen an das Fenster in der Burgmauer, welches ihm einen guten Blick auf die umliegenden Ländereien gab. Am Horizont brach sich das Licht der untergehenden Sonne in den Flügeln der Mühle seines ehemaligen Freundes. Während er die feuerroten Lichtspiele betrachtete, kam ihm eine schreckliche Idee. „Dieser verlogene Heuchler soll leiden.",flüsterte Eirik, gerade so laut, dass der vor Schreck noch immer sehr heftig atmende Diener es hören konnte. „Verraten hat er mich!" Mit voller Wucht schlug er auf den Fenstersims vor sich, die Augen auf die Mühle gerichtet. „Er soll zu spüren bekommen, was es bedeutet, seine Liebsten zu verlieren." Ruckartig wirbelte er zu seinem Spion herum und ging mit erhobenem Zeigefinger auf ihn zu. „Du bekommst einen neuen Auftrag. Es gelten die selbigen Bedingungen, wie zuvor." „Jh..a.. eure Hoheit.",murmelte der Untertan mit grauen Augen. „Du wirst dich mit mehreren Wachen auf den Weg zurück zur Mühle machen. In der heutigen Nacht werdet ihr sie, mit samt seiner Frau und Kindern, bis auf die Grundmauern nieder brennen." Der Diener nickte langsam. Wäre Eirik nicht blind vor Wut, hätte er den schmerzenden Ausdruck in dessen Gesicht besser deuten können. „Seht nur zu, das dieser Mistkerl überlebt. Er soll es mit ansehen, er soll leiden, so wie ich es getan habe." Sein Gegenüber nickte erneut mit tränennassen Augen. „Nun, dann scher dich hinfort und erfülle deinen Auftrag." Der König ballt seine Hand zu einer festen Faust, woraufhin der Spion eine blitzartige Verbeugung tat und schnell das Zimmer verließ. Die Tür fiel hinter ihm dumpf ins Schloss, ein sachter Windzug streifte das alt gewordene Gesicht des Königs. Er sah dem Diener nicht nach, sondern drehte sich erneut zum Fenster, sah wie sich die roten Strahlen der Sonne im Glas brachen. „Brennen sollst du Bjame.",flüsterte er. „Brennen, wie der Verräter, der du bist."


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Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen.

Dieses FanFiktion ist im Rahmen des Wettbewerbs von @CourageousSam entstanden und ich bin wirklich froh, dass ich dadurch die Motivation finden konnte, endlich meine Interpretation des ganzen Geschehen in Alvarr aufzuschreiben. Ihr habt es wahrscheinlich bemerkt: Die Charaktere der Original-Serie "Brothers" sind hier als Menschen dargestellt. Das liegt vor allem daran, dass sonst bestimmte Szenen in dieser Geschichte nicht hätten geschrieben werden können. Ich habe allerdings versucht, ihre Merkmale als Pferde auf die Beschreibungen als Menschen zu übertragen. Lasst mich wissen, wenn ihr etwas wiedererkannt habt.

Dieses hier ist meine erste, richtige Geschichte auf Wattpad... Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht... Wenn nicht: Tipps bekomme ich gern. Auch konstruktive Kritik ist erwünscht. Scheut euch nicht, mich auf Fehler aufmerksam zu machen, nur so kann ich die Geschichte und auch mich selbst verbessern.

Liebe Grüße wünscht

Sonne55

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