Die Party

Etwas verloren ging ich durch die gut mit Menschen gefüllten Säle. Es war eine dekadente Location, aber trotzdem noch geschmackvoll. Jeder Raum hatte ein anderes Thema und andere Musik. Ob man nun tanzen wollte, oder sich lieber unterhielt, es war für jeden etwas Passendes dabei. Da ich aber niemanden kannte, war das etwas schwierig ins Gespräch zu kommen, zumal die meisten hier nicht gerade so aussahen, als würden sie sich mit Noname Personen unterhalten.

Nachdem ich alles abgegangen war, entschied ich mich für den Shamrock Saal, dieser war um einiges kleiner als die anderen. Dort lief nur leise Jazzmusik und es herrschte eine entspannte Atmosphäre. Alles war, ebenso wie das Licht, in grün gehalten. Es hingen überall glitzernde Kleeblätter gemischt mit Luftballons von der Decke.

Ich setzte mich auf einen der weichen Ohrensessel und trank ein paar Schlucke aus meinem Champagnerglas, ließ einfach die Umgebung auf mich einwirken und streckte meine langen Beine. So saß ich doch recht lange und beobachtete die Leute um mich. Den ein oder anderen Promi hatte ich heute schon gesehen, doch ich war sowieso viel zu schüchtern jemanden anzusprechen. Das grüne, schummrige Licht machte es ebenfalls etwas schwierig jemanden zu erkennen.

Mittlerweile hatte ich schon ein paar Gläser Champagner getrunken, da ich sonst nichts mit mir anzufangen wusste. Ich war eben kein Partygirl. Viel lieber unterhielt ich mich bei gutem Essen oder einem Spaziergang. Gespräche waren mir wichtiger, als sinnloses betrinken.

Es war schon bald Mitternacht. Danach würde ich auch umgehend verschwinden, immerhin hatte ich meine Pflicht erfüllt und konnte gehen. Mit Sicherheit ließ ich es mir trotzdem nicht nehmen, zumindest noch den ersten Harry Potter Teil anzusehen. Jetzt erst recht, das war nämlich meine Tradition!

Ich ging langsam an die Bar, die eine üppige Auswahl an Getränken bot und nahm mir ein Glas Champagner, das bereits auf einem Tablett vorbereitet stand, um mich auf Mitternacht vorzubereiten. Als ich mich gerade abwenden wollte, stieß mir jemand kräftig in den Rücken. Ich fiel mit meinem vollen Glas gegen eine männliche Brust, dessen Hemd war nun voller Champagner und das auch noch so kurz vor Mitternacht! Starke Hände bewahrten mich davor das Gleichgewicht endgültig zu verlieren. Da dieser Mann etwas größer war als ich, sah ich etwas nach oben und konnte nicht glauben, wen ich angeschüttet hatte.

„Professor Snape", war das einzige, das ich sagen konnte. Mein Gegenüber fing dank meiner lächerlichen Reaktion zu lachen an. Tief und dunkel klang sein Bariton, viel intensiver als es im Fernsehen rüberkam. Ich starrte ihn nur mit großen Augen an, intensiv blickte er mit seinen braunen Augen zurück.

„Nun ja, wenn man es so sehen will, der bin ich. Aber in der Freizeit bevorzuge ich es Alan genannt zu werden", erwiderte er immer noch leicht lachend.

Ich spürte, wie mein Gesicht knallrot wurde und mir die Situation nun unglaublich peinlich wurde.

„Komm, ich denke wir sollten den Champagner etwas von unserer Kleidung entfernen", sprach Alan weiter und nahm einfach meine Hand und zog mich mit sich. Unsicher stolperte ich ihm hinterher.

Alan öffnete die Türe eines großzügigen Bades und begann bereits die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, während er sich die Krawatte mit der zweiten Hand lockerte. Unfähig, irgendetwas produktives beizutragen, stand ich vor ihm und starrte ihn an, während er sich obenrum auszog. Nun stand er halbnackt vor mir und wir sahen uns in die Augen. Alan trat näher, nahm ein Handtuch und begann mein Kleid, das auch etwas abbekommen hatte, vorsichtig abzutupfen. Noch immer unfähig zu reagieren, sah ich ihm sprachlos zu. Mein Herz, so kam es mir vor, müsste jeden Moment aus meiner Brust springen, so schnell schlug es. Seine Nähe verursachte eine Spannung, die ich so noch nie verspürt hatte.

Er stand so nah vor mir, dass ich sogar seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Wieder stieg mir die Röte ins Gesicht. Hier stand nun vor mir höchstpersönlich ein halbnackter „Professor Snape", der mir schon so manchen heißen Traum beschert hatte. Konnte das sein, oder hatte ich zu viel Champagner getrunken?

Meine Gedanken und Gefühle verwirrten mich immer mehr. Hinter der geschlossenen Türe hörte man, wie die Musik immer lauter wurde und die Leute immer euphorischer begannen zu schreien: „5...4...3...2...1... Happy New Year!!!!"

„Happy New Year", raunte mir Alan ans Ohr, drehte leicht seinen Kopf und verschloss meinen Mund mit seinen Lippen. Völlig überrumpelt lehnte ich mich in den Kuss und berührte seine nackte, leicht behaarte Brust und hinterließ auf dieser mit meinen Berührungen eine Gänsehaut. Ich öffnete leicht meinen Mund und Alan begann den Kuss zu vertiefen. Seine Zunge schmeckte leicht nach Whiskey, was ich keinesfalls unangenehm fand. Langsam bewegte sich meine Hand nach oben und meine Finger fuhren in sein graues Haar und graulten seinen Nacken. Alan küsste mich immer gieriger und zog mich an meiner Hüfte noch näher an sich, es fühlte sich so verdammt gut an!

Plötzlich wurde die Türe hinter uns aufgerissen und wir schraken auseinander. Mit weit aufgerissenen Augen und nach Luft schnappend stand ich wie ein erwischter Teenager im Bad. Hinter mir räusperte sich Alan, der sich nun wieder das provisorisch getrocknete Hemd überzog.

Völlig überfordert stürmte ich aus dem Bad und schenkte niemandem mehr Beachtung, ich wollte nun umgehend wieder zurück nach Hause. Das war mir alles zu viel und ich lief zur Garderobe und ließ mir meinen Mantel geben. Es ging relativ schnell, da so kurz nach Mitternacht noch niemand die Party verlassen wollte. Na Hallo, das war vielleicht ein Mitternachtskuss, den ich sicher nie wieder vergessen würde, dachte ich etwas verträumt.

Als ich gerade die Treppen hinunterging, berührte mich jemand an der Schulter, es war niemand geringerer als Alan. „Du wirst doch nicht wie Aschenputtel einfach verschwinden? Ich würde dich gerne wiedersehen, wie wäre es morgen beziehungsweise heute zum High Tea im Savoy um 16 Uhr?", raunte er mir dunkel von hinten ins Ohr, sodass sich mein ganzer Körper mit Gänsehaut überzog.

„Ja gerne", antwortete ich leise und schluckte schwer. Natürlich musste es das teuerste vom teuersten sein. Sofort war mir wieder einmal bewusst, wohin ich mit meinem Studentendasein gehörte, sicher nicht in diese Eliteklasse, die sich hier auf dieser Party tummelte.

Aber die Chance Alan Rickman wiederzusehen ließ mich meine sonstige Scheu schnell vergessen, da ich doch gerne mit Professor Snape Afternoon Tea trinken würde.

Als ich aus dem Hotel trat, empfing mich die kalte Jännerluft und ließ mich wieder alle meine Sinne spüren. Ich nahm mir ausnahmsweise ein Taxi, es standen sowieso jede Menge vor dem Eingang. Ich wollte nicht mehr in der Nacht alleine herumgehen, zu viel Betrunkene waren unterwegs.

Wieder im Studentenheim viel ich müde ins Bett und schlief sofort ein.

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