-26-
Daxton lenkte den Wagen ruhig die Straße entlang, während ich nur benommen aus dem Fenster blickte. Dichter Nebel zog auf. Er versperrte mir die Sicht. Hielt mich gefangen in einem solch kleinen Radius, dass ich kaum mehr zu Atem kam.
Wie unter Wasser hörte ich unermüdlich Daxtons Worte neben mir. Er sprach darüber, wie schön alles werden würde. Lachte auf, als er erklärte, den Garten in einen Spielplatz zu verwandeln. Legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, während er immer wieder beteuerte, sich ein Leben lang um mich zu kümmern. Als wir schließlich vor der Villa zum Stehen kamen, wandte ich meinen Blick zu ihm.
Feine Falten entstanden um sein Lächeln herum. Ich betrachtete sie und verlor mich in seinem Anblick. Die Aussicht darauf, bis zu meinem Tod nichts anderes mehr sehen zu können, als sein Gesicht, schnürte mir die Kehle zu.
Daxtons Blick veränderte sich, als ich mir an meine Brust fasste. Er wirkte besorgt und wollte meine Hand umfassen, da schlug ich jedoch um mich und stieß schluchzend meine Tür auf, um eilig aus dem Wagen zu steigen. Mein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Ich schleppte mich weinend über die Einfahrt zum äußeren Rand der Villa.
"Riley! Warte!", hörte ich Daxton hinter mir, doch ich stoppte nicht. Kaum, dass meine Schuhe auf dem Rasen ankamen, hob ich mein Gesicht und starrte über den Garten hinweg zum finsteren Wald. Ich begann schneller zu laufen. Spürte dabei den Wind, der durch meinen Haare wehte. Atmete die frische Luft ein und kam meiner Erlösung immer näher. Gäbe es einen Gott, würde mein Schatten schon mit offenen Armen auf mich warten und dieses Mal keine halben Sachen machen. Er würde mir ein Leben im Käfig ersparen. Mir die Freiheit geben, die ich verdient hatte.
"Riley!"
Daxton holte mich ein und umfasste meinen Arm, kurz bevor ich die ersten Bäume erreichte. Meine von Tränen übersähten Augen starr auf den Wald gerichtet, begann ich am gesamten Körper zu zittern. Das Krähen eines Raben war zu hören. Brachte mich dazu, an Daxton vorbei zur Villa zu blicken. Ich entdeckte ihn. Seine schwarzen Federn wirkten so intensiv, dass ich gespannt über seine Erscheinung den Atem anhielt. Daxton redete auf mich ein. Rüttelte an meinem Arm. Doch ich wandte meinen Blick nicht für eine Sekunde von diesem wunderschönen Geschöpf ab.
Seine schwarzen Augen fixierten mich. Wie in einer Trance gefangen wollte ich einen Schritt auf die Villa zu, da riss Daxton mich jedoch an sich.
"Du bist völlig durcheinander", sprach er auf mich ein und nahm mein Gesicht in seine Hände. Nur widerwillig erwiderte ich seinen Blick. Das blau seiner Augen wollte mich gefangen nehmen, genau wie immer. Dieses Mal aber wehrte ich mich und blieb ausdruckslos vor ihm Stehen.
"Ich hätte nie zurück kommen sollen", kam es flüsternd über meine Lippen, wonach Daxtons Fassade fiel. Vorbei war die Vorfreude auf ein gemeinsames Baby. Sein Lächeln verschwand. Zurück blieb nur Wut.
"Das meinst du nicht so", tat er es als Scherz ab und wollte seine Hand um meine Taille legen, da schüttelte ich jedoch meinen Kopf und wich einen Schritt zurück.
"Du wirst mich nie lieben", hauchte ich mit Angst in jeder Faser meines Körpers. "Das wird nicht funkti-"
Er ließ mich nicht aussprechen und umfasste mit viel zu viel Kraft meinen Nacken. Bestimmt zog er mich genau vor sein Gesicht. Ein Schauer jagte mir die Wirbelsäule hinauf.
"Es wird funktionieren, Baby. Du und ich, das ist Schicksal. Wir sind das Schicksal." Sein Atem prallte an meine Wange. Sanfte Küsse hinterließ er auf meiner Haut, um sich mit seinen Lippen den Weg zu meinem Ohr zu bahnen. "Du bist durcheinander, Riley. Du hast viel durchgemacht", flüsterte er und küsste anschließend meinen Hals. "Doch wir überstehen auch das. Wir drei überstehen alles."
Er zog mich an meinem Nacken noch enger an sich. Benutzte seine freie Hand dazu, sie zwischen unseren Körpern auf meinen Unterleib zu legen. Ich versuchte ihn von mir zu drängen, doch er ließ es nicht zu. Stattdessen wurde sein Griff fester und er zog mich an meinem Nacken zurück zum Haus.
Was Daxton allerdings von seiner Wut eingenommen entging, war das Knacken eines Astes hinter uns im Wald. Ich drehte mich nicht um. Tat so, als hätte ich es nicht wahrgenommen. Meine Hoffnung darauf, er würde mich bald schon erlösen, erblühte wieder.
____
Mit geschlossenen Augen lag ich in der Badewanne. Daxton hatte mir Wasser eingelassen und mir zuvor noch einen Tee gemacht. Ich war mir sicher, dass er irgendwas zur Beruhigung in das nach Pfefferminz schmeckende Wasser gemischt hatte. Ich trank trotzdem, da es mir egal wurde.
Ich ließ mich etwas weiter ins warme Nass gleiten, sodass sich meine Ohren unter Wasser befanden. Meiner Atmung lauschend, nahm ich tiefe Züge der Luft um mich herum auf. Der Duft nach Vanille breitete sich aus.
Kaum, dass ich unter Wasser das Vibrieren um die Badewanne herum wahrnahm, öffnete ich zögerlich meine Augen. Daxton beugte sich über mich. Seine Hand stützte sich auf dem Rand der Wanne ab. Er trug nur noch eine Boxershorts. Seine Haare kräuselten sich von der Feuchtigkeit im Zimmer.
"Du siehst so wunderschön aus", hörte ich ihn selbst unter Wasser flüstern. Nicht einmal dieses sonst so starke Element brachte mich von ihm weg. Nichts würde das schaffen.
Schweigend beobachtete ich ihn, wie er neben mir in die Hocke ging. Er lehnte seinen Arm auf den Rand und platzierte sein Kinn darauf, während seine andere Hand den Weg unter Wasser suchte. Ich spannte mich an. Meine Atmung stockte. Er lächelte jedoch, als würde er mein Unbehagen nicht sehen wollen.
Kurz darauf spürte ich auch schon seine Fingerspitzen, wie sie sanft über meinen Unterleib strichen. Jede Berührung brannte unangenehm auf meiner Haut, als würde er seine Initialen mit Feuer auf meiner Seele hinterlassen. Ich stieß den Atem aus meiner Lunge und wollte mich erheben, da schreckte ich allerdings zusammen, als seine Hand sich zu meinem Hals bewegte. Er umgriff diesen und drückte leicht zu. Es schmerzte nicht. Er raubte mir nicht den Sauerstoff. Ich wünschte mir, er hätte fester zugedrückt.
"Riley ...", flüsterte er meinen Namen, als wäre es eine Drohung. Sein Daumen streichelte dabei über meinen Kehlkopf. Er demonstrierte mir, welch Macht er über mich hatte. Wollte mich wissen lassen, dass mein Leben ihm gehörte. Dass ein Griff genügte, um mich in vollkommen Finsternis gehen zu lassen. "Du gehörst mir. Du wirst wieder zur Besinnung kommen. Die Zeit für deine Spielchen sind vorbei. Ich hab dir deine Freiheiten gelassen, doch du weißt es nicht zu schätzen. Es tut mir so leid, aber ich kann nicht mehr zulassen, dass du auch unser Kind in Gefahr bringst mit deinen ständigen Eskapaden. Erst flüchtest du und bringst einen Stalker mit, der dich vor meinen Augen fast tötet. Dann das mit Amy. Jetzt suchst du Nähe zu deinem Cousin, der kein guter Mensch ist. Verstehst du endlich, dass du nur bei mir sicher bist? Dass nur ich dich beschützen kann?"
Er starrte mich an und wartete auf eine Antwort. Ich gab ihm keine, wodurch er meinen Hals fester umfasste. Es machte mir keine Angst. Ich fühlte mich wie benebelt. Nichts machte mehr Sinn. Nichts fühlte sich mehr real an. Als auch Daxton bemerkte, dass keine Reaktion von mir kam, ließ er seine Hand sinken und umfasste meine Schultern stattdessen. Er stand auf und zog mich vorsichtig hoch.
"Die Wirkung lässt bald nach. Keine Sorge. Alles wird gut", hauchte er vor sich hin. Er half mir aus der Wanne und führte mich trotz meines nassen Körpers zum Bett. Ich verstand nicht, wieso er mir kein Handtuch gab, bis er mich zu sich drehte und ich kaum glauben konnte, dass er selbst diese Situation nutzte, um mich zu unterwerfen. "Ich will dich spüren", forderte er und strich mir meine nassen Haare von der Schulter. "Meine Frau spüren, die bald ein Baby von mir auf diese Welt bringt."
"Daxton bitte-", versuchte ich ihn davon abzubringen. Er erstickte meinen Widerspruch indem er schnell seine Lippen auf meine presste. Ein überraschtes Keuchen entkam meiner Kehle, als ich mich erschrak. Seine Zunge drängte sich in meinen Mund. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher. Ich versuchte ihn mit meinen Händen von mir zu schieben, doch diese fühlten sich schwerelos an. Ein wohlig warmes Gefühl erfüllte meinen Bauch. Ein Gefühl von endloser Entspanntheit übernahm mich. Daxton nutzte meine Schutzlosigkeit und drängte mich Richtung Bett.
Kraftlos ließ ich mich auf die weiche Matratze fallen. Seine Hände erkundeten meinen Körper, während ich mit meinem benebelten Verstand kämpfte. Nur am Rande spürte ich seine Berührungen. Sie fühlten sich nicht sinnlich an. Gerade in diesem Augenblick wirkten sie wie Messerstiche, die meine Haut aufritzten. Jede seiner Berührungen.
Seine Lippen wanderten weiter nach unten über meinen Hals. Er hinterließ eine brennende Spur. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als ich realisierte, was gerade geschah.
"Ich liebe dich so sehr Baby", hauchte er gegen meine Haut. Er zog einen meiner Nippel in seinen Mund und saugte stark daran. Ich konnte mich nicht wehren. Meine Gliedmaßen fühlten sich wie Steine an. Mein Mund staubtrocken. Sein Mund gab meinen Nippel wieder frei und er fuhr fort eine Spur aus Küssen zu hinterlassen.
In mir regte sich keinerlei Erregung. Einzig das Gefühl von Scham nahm mich ein. Meine Sinne verblendet von den Medikamenten, die er mir untermischte. An meinem Unterleib hielt er inne. Eine Hand auf meinen Bauch legend, streichelte er sanft über diesen.
"Dich liebe ich genauso, mein kleines Wunder." Sanft küsste er meine Haut, als könnte das Wesen in mir seine Berührungen spüren. Normalerweise sollte diese Geste mein Herz erwärmen. Er liebte sein Kind über alles, dessen war ich mir sicher. Doch würde er genauso besessen sein, wie bei mir? Würde er alles mögliche verbieten, um es zu schützen? Sein Gesicht wanderte zwischen meine Schenkel.
"Wir sollten Feiern, meine Schöne. Du schenkst mir das Beste was eine Frau ihrem Mann geben kann und deswegen werde ich dich heute belohnen." Bei seinen Worten lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Er wollte mich für etwas belohnen, wofür ich nicht bereit war. Gegen meinen Willen.
Seine Finger spreizten meine Schammlippen. Ich war staubtrocken. Nicht ein einziger Teil meines Körpers sehnte sich nach seiner Berührung. Gerade als er seinen Kopf senkte und sich die Panik in mir ausbreitete, klingelte es. Ich fuhr erschrocken zusammen.
Daxton warf einen Blick zur Tür und ignorierte das Geräusch. Doch das Klingeln wollte nicht nachlassen. Immer öfter schellte die Klingel. Selbst Daxton konnte es jetzt nicht mehr überhören. Wütend über die Unterbrechung stand er auf und lief in das Untergeschoss.
Ich atmete erleichtert durch, als er von mir verschwunden war. Instinktiv fühlte ich mich sofort erleichtert. Er hatte die Tür offen gelassen. Eine weibliche Stimme drang zu mir nach oben.
"Ist Riley da? Ich muss dringend mit ihr sprechen." Es war Zara. Das erkannte ich selbst in meinen vernebelten Verstand.
"Sie schläft", log Daxton.
"Bitte. Ich muss zu ihr." Sie klang hysterisch, fast schon panisch.
Langsam erhob ich mich, um mir etwas aus dem Kleiderschrank zu holen. Blind griff ich nach einer Hose und einem Shirt. Beides zog ich mir über.
Ich fühlte mich wie ein Geist, als ich den Weg in den Flur lief. An der Treppe blieb ich stehen, als ich Zara unten entdeckte. Daxton bildete eine schützende Mauer zwischen uns.
"Riley...", flüsterte sie. Ihr Gesicht war blass. Sie sah müde und mitgenommen aus. Daxton trat einen Schritt zur Seite, um sie hereinzulassen. Vermutlich mir zuliebe.
"Zara... Was machst du hier?", fragte ich sie verwundert und fasste mir an die Stirn. Alles fühlte sich so unreal an. Ein Schleier legte sich vor meine Augen.
"Es geht-", sie musste hart schlucken. "Deine Mutter. Sie hat mich angerufen, weil sie dich nicht erreichen konnte."
Bei Ihren Worten fiel mir ein, dass ich mir ein neues Handy besorgen wollte. Abwartend starrte ich sie an.
"Dein Vater er-", wieder unterbrach sie sich selber. "Es tut mir so leid. Er hatte einen Autounfall und wurde ins Krankenhaus gebracht."
Mein Herz sank mir voller Angst bis in die Knie. Die Beruhigungsmittel wirkten noch immer, weswegen es dauerte, bis ich ihre Worte verstand. Mein Blick fiel zu Daxton, welcher mich ebenfalls anstarrte. Ich erkannte ein kleines Zucken in seinen Mundwinkeln. Fast wie ein schmutziges Lächeln. Doch ich war mir nicht sicher, ob ich es mir nur eingebildet hatte.
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