Überraschung
CHRISTINAS SICHT:
Ich muss heute früher zur Probe gehen, da ich eine kleine Extraeinlage einzustudieren habe. Direkt nachdem Luca gegangen ist, mache ich mich auf den Weg und treffe pünktlich ein. Schnell beginne ich, meinen kurzen Solopart an dem hängenden Reifen zu proben. Es klappt eigentlich ganz gut, nur ratsche ich öfter mit dem Reifen meinen ganzen Rücken entlang, was schmerzhafte Stellen zurücklässt.
Ich hänge immer noch oben in der Luft, als Andrzej und Kathrin den Raum betreten. Anscheinend haben sie mich noch nicht entdeckt, denn Andrzej schwärmt ihr gerade von unserem Koch- und Mariokartabend vor. „Ich sag's dir Kathrin, so hast du Bambi noch nie gesehen! Die hatte den ganzen Abend lang Herzchenaugen. Wie dieser Emoji, weisst du, also der mit den Herzchenaugen halt." berichtet er aufgeregt. Kathrin lacht: „Ach, ich hab sie doch auch schon mit Luca zusammen erlebt. Ich weiss schon was du meinst." „Nein Kathrin, das war anders als sonst. Irgendwie krasser. Womöglich weil sie sich so lange nicht gesehen haben über die Osterpause. Naja auf jeden Fall haben wir nach dem Essen dann Mariokart gespielt, und ich weiss, dass es irrelevant ist zu erwähnen, aber ich habe natürlich jedes Mal gewonnen, denn ich bin unschlagbar in dem Spiel." der Stolz in seiner Stimme ist unüberhörbar. „Angeber!" rufe ich ihm zu, während ich mich von meinem Reifen schwinge und sicher auf dem Boden lande. Etwas ertappt schauen die beiden mich an als ich auf sie zu gehe. „Glaubt nicht, ihr könnt heimlich über mich sprechen, ohne dass ich es mitkriege ihr Plaudertaschen!" lache ich und umarme die beiden zur Begrüssung.
Kathrin grinst mich an: „Na dann kann ich jetzt ja auch dich fragen: wie war denn der Abend?" „Ausser, dass dieser evil twin hier", ich pikse mit meinem Zeigefinger in Andrzejs Brust „die ganze Zeit blöde Kommentare gemacht hat und ziemlich auffällig 40 Minuten zu spät gekommen ist, war der Abend richtig schön." gebe ich zu. Andrzej verteidigt sich sofort: „Wir hatten eine Autopanne! Und ausserdem scheint es ja was gebracht zu haben, denn Luca hat definitiv mit Bambi geflirtet." „Hat er nicht!" gebe ich reflexartig zurück, werde rot und füge dann hinzu: „Ja okay, hat er vielleicht schon, aber nicht anders als sonst und das ist halt einfach seine Art." Kathrin lacht auf: „Also mit mir hat er noch nie geflirtet, muss ich mir jetzt Sorgen machen?" „Der hat bestimmt nur Angst vor Max." zwinkere ich und Andrzej verbessert mich: „Wieso denn vor Max? Wohl eher vor Kathrin selbst, du kennst sie doch." „Heeyyy!" ruft diese und boxt Andrzej kräftig. „Auu! Siehst du, das meinte ich." erklärt er, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Oberarm reibt. Wir albern noch ein bisschen rum aber dann kommen auch schon die andern und die Probe beginnt. Als nach einigen Stunden alles sitzt, klatschen wir uns ab und fallen uns müde in die Arme.
LUCAS SICHT:
Den frühen Abend verbringe ich damit, nach dem einkaufen bei meinem Appartement vorbei zu fahren, um dort etwas Musik zu machen. Ich vermisse das Musizieren sehr und bin froh, das ich ein Keyboard ausgeliehen bekommen habe. Als ich Diamant spiele, meinen neuen Song, der etwa in nem Monat rauskommen soll, muss ich an Christina denken und daran, wie gut der Text eigentlich zu ihr passt. ‚Schon verrückt irgendwie, als hätte ich geahnt, dass sie in mein Leben treten wird' denke ich mir und muss lächeln. In meinem Kopf taucht der Gedanke auf, wie es wäre, mit ihr das Musikvideo dazu zu drehen. Ich muss das unbedingt mal mit Cyril und India besprechen, was sie davon halten würden. Danach spiele ich noch ein paar andere Songs und probiere vor allem viel neues aus, was sich über die Ostertage so in meinem Kopf angesammelt hat. Irgendwann mache ich mich dann auf den Rückweg zu Christinas Wohnung, beschliesse aber spontan meine Gitarre mit zu nehmen. ‚Das Keyboard ist wohl leider zu gross, da hätte Christina bestimmt keine Freude.' denke ich schmunzelnd.
Erst etwa um 22:00 Uhr bekomme ich von Christina die Nachricht, dass das Training zu Ende ist und sie sich jetzt auf den Weg macht. Ich habe das Essen schon vorbereitet und muss nur noch alles warm machen. Es gibt Reis mit Hähnchen, Broccoli, Mais und Erdnusssauce. (Ob ich zu unkreativ war, mir was auszudenken und mich deshalb von meinem eigenen Essen inspirieren lassen habe? Vielleicht, ja.)
Genau im richtigen Moment kommt Christina zur Tür rein. Ich muss das Essen nur noch auf die Teller geben. Sie sieht super erschöpft aus und lässt sich sofort auf ihren Stuhl fallen. Ich decke noch kurz den Tisch und stelle dann die Teller drauf ab. Dann gehe ich zu Christina, lege ihr meine Hände auf die Schultern, beuge mich zu ihr runter und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. „Naa? Müde?" frage ich und beginne sanft Christinas Schultern zu massieren. Gähnend antwortet sie: „Ich könnte direkt einschlafen. Aber erst muss ich noch was essen also guten Appetit und wirklich vielen Dank Luca fürs kochen!" „Na klar, gerne doch. Das wäre ja noch schöner, wenn du so spät nach Hause kommst und dann auch noch kochen müsstest! Ausserdem muss ich mich ja auch irgendwie revanchieren für alles, was du mir so beibringst. Achja, ich hab übrigens nachher noch ne kleine Überraschung für dich." verrate ich ihr. „Aww das ist süss! Ich bin gespannt aber ich hoffe, dass das nicht so lange dauert, ich bin nämlich wirklich total müde." lächelt Christina.
Wir essen erstmal und Christina erzählt dabei von ihrem Gespräch mit Andrzej und Kathrin: „Andrzej meinte, du hättest mit mir geflirtet, was ich erst automatisch verneint habe. Dann hab ich aber festgestellt, dass das halt tatsächlich stimmt und hab ihnen erklärt, dass das einfach so deine Art ist und du das generell bei allen machst. Achja, Kathrin war daraufhin übrigens etwas beleidigt, dass du noch nie mit ihr geflirtet hast." Ich muss lachen: „Ach echt? Und jetzt soll ich morgen mal mit Kathrin flirten oder was? Aber ne, eigentlich ist das echt nicht meine Art. Ich bin nur freundlich zu allen." „Untersteh dich, mit irgendwem zu flirten ausser mit mir." mahnt Christina mich und fügt dann hinzu: „Naja, also du hast auf jeden Fall schon ziemlich früh angefangen, mit mir zu flirten." „Was aber noch lange nicht heisst, dass ich das bei allen mache." stelle ich fest und stupse dabei Christinas Nase.
Dann räume ich das Geschirr in die Küche, während Christina duschen geht. Sie ist immer noch im Bad als die Küche fertig aufgeräumt ist, weshalb ich mich schon mal mit meiner Gitarre auf ihr Bett setze. „Du hast deine Gitarre geholt?" fragt Christina begeistert nachdem sie ihr Zimmer betreten hat. Ich nicke und als Christina sich nur in ihrer Unterwäsche zum Kleiderschrank umdreht, springe ich erschrocken auf: „Christina, was ist da denn passiert?" Ihr ganzer Rücken ist mit Schürfungen übersät, welche ziemlich schmerzhaft aussehen. „Oh maann, dann wird das wohl doch keine Überraschung morgen" murmelt sie vor sich hin und erklärt dann: „Ich habe beim opening einen kleinen Solopart, bei dem ich an einem Reifen über dem Boden hänge. Und dieser Reifen kann sehr unangenehm sein, wenn der am Rücken entlang ratscht, aber es sieht wohl schlimmer aus als es ist. Das war dann wohl meine Überraschung, die nicht so ganz geklappt hat. Was ist mit deiner?" Ich bedeute ihr, sich zu mir aufs Bett zu setzten, was sie auch tut nachdem sie sich ihren Schlafanzug angezogen hat, und erzähle ihr dann, dass ich heute in meinem Appartement war, um etwas Musik zu machen. „Ich habe einen neuen Song, der schon fertig produziert ist und der in nem Monat raus kommen soll. Ich würde dir den gerne mal zeigen. Ausserdem ist mir heute aufgefallen, wie gut der Text auf dich zutrifft." Christina lächelt mich auffordernd an und ich beginne zu spielen. Ihr Grinsen wird von Zeile zu Zeile breiter und ich löse meinen Blick während des gesamten Songs kein einziges Mal von ihrem Gesicht. „Das ist echt schön!" staunt Christina, als der letzte Ton verklungen ist. Sie küsst mich sanft und flüstert mir ein leises Danke ins Ohr. Dann überlegt sie kurz und sagt lachend „Aber the fact, dass du das wohl eigentlich für wen anders geschrieben hast, dämmt die Romantik auf jeden Fall irgendwie ein." (Ja sorry, ich wollte es nicht zu kitschig, deshalb brauche ich jetzt kurz Christina um den Moment zu zerstören.) Auch ich muss lachen, erkläre ihr aber dann: „Ich hab den Song tatsächlich nicht für jemand bestimmten geschrieben. Der Text kam mir einfach so in den Kopf, ohne dass ich dabei an ne Person gedacht hätte. Aber jetzt werde ich ihn vermutlich nie mehr spielen können, ohne an dich zu denken." Ich lege meine Lippen erneut auf ihre und nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben flüstert Christina: „Na dann ist ja gut. Das war wirklich sehr süss eben und ich will auch eigentlich nicht so sein, aber ich bin so müde, dass ich bestimmt gleich einschlafe, also würde ich vorschlagen, dass wir ins Bett gehen." (and again) „Na klar, träum was schönes." wünsche ich ihr, streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drücke ihr einen sanften Kuss auf die Wange, nachdem sie sich hingelegt hat. Als ich vom Zähneputzen aus dem Bad komme, schläft Christina bereits tief und fest.
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