Die Einsicht

LUCAS SICHT:
Als ich nach dem Training Zuhause ankomme, bin ich richtig schlecht gelaunt. Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen einfach gar nichts klappen will. Erst wollte ich die Sache mit Christina klären, aber wir kamen nicht dazu, dann hat die Choreo erst gar nicht funktioniert und dann haben wir uns sogar noch gestritten und uns nicht mal richtig versöhnt. Und jetzt sollen wir uns fast eine Woche nicht sehen? Das ist doch auch bescheuert. Ausserdem werde ich die nächste Woche nur alleine in Köln rumsitzen, da ich ja nicht zu meiner Familie kann. Meine Familie vermisse ich sehr und beschliesse deshalb, gleich mal Cyril anzurufen. Ihn zu sehen heitert mich sofort etwas auf und ich begrüsse ihn freudig. „Hey Luca! Schön, dass du anrufst. Alles klar bei dir?" grüsst er zurück. „Jaja, alles gut. Und bei dir? Wie geht es auch allen so?" überspiele ich meine schlechte Laune. „Es geht allen echt super! Wir vermissen dich zwar aber wir fiebern jeden Freitag total mit! Letzte Woche war ja mal richtig krass! Du sag mal ist an den ganzen Gerüchten eigentlich was dran?" sprudelt es aus ihm raus. „Das freut mich! Du meinst wegen Christina? Ach Quatsch, solche Gerüchte gibt es doch immer bei Let's Dance." wiegle ich ab. Ich weiss zwar, dass das so nicht ganz stimmt, aber ich möchte da momentan mit Cyril lieber nicht drüber sprechen. „Okay gut. Ich meine ja nur, also ich könnt's verstehen, sie sah am Freitag echt hot aus." grinst Cyril und auch wenn ich weiss, dass er das im Scherz gesagt hat, stört mich diese Aussage irgendwie mehr als sie es sollte. Ich schaue ihn vorwurfsvoll an und er hebt lachend die Hände „Chill Luca, es war nur ein Witz. Ganz ehrlich, ich würde es dir einfach gönnen jetzt wo das mit Michèle vorbei ist." Beim Klang ihres Namens versteife ich mich kurz. „Hast du mal was von ihr gehört? Weisst du wie sie klarkommt?" möchte ich von ihm wissen. „Soweit ich weiss geht es ihr ganz okay. Zu Beginn war sie glaube ich etwas überrumpelt, es ging ja dann irgendwie doch schneller zu Ende als erwartet, aber mittlerweile kommt sie ganz gut klar denke ich. Aber sag mal, hast du denn nie was von ihr gehört?" Cyril wirkt überrascht. „Okay das beruhigt mich. Und nein, irgendwie hatten wir kein einziges Mal Kontakt, seit ich Schluss gemacht habe. Ich wusste nie, ob ich mich mal bei ihr melden soll." gebe ich zu. „Ja vielleicht hat ihr dieser Abstand auch gut getan und geholfen drüber weg zu kommen. Und dir bestimmt auch." mutmasst mein Bruder. „Das wird wohl stimmen aber jetzt lass uns nicht weiter über Michèle sprechen. Erzähl mir lieber was ich zuhause so alles verpasst habe." wechsle ich das Thema und Cyril beginnt mit seinem ausführlichen Bericht. Wir telefonieren noch ganze zwei Stunden und quatschen über Gott und die Welt. Nachdem wir aufgelegt haben geht es mir etwas besser und ich beschliesse, Christina eine Nachricht zu schicken.

NACHRICHT AN CHRISTINA:
-Luca: hey du, unser Streit (oder was das genau war) heute war echt total bescheuert... was machst du über Ostern so? Vielleicht können wir uns ja mal noch treffen und bisschen quatschen? Naja, jetzt erstmal gute Nacht.

Als keine Antwort kommt, entscheide ich mich dazu, mich schlafen zu legen. Ich bin echt total erschöpft von heute.

CHRISTINAS SICHT:
Nachdem ich versucht habe, mich mit einem Abendessen auf der Couch und Netflix vom heutigen Tag abzulenken, werfe ich einen Blick auf mein Handy. Ich sehe, dass Luca mir geschrieben hat. Einerseits freue ich mich über die Nachricht, immerhin hat ihn unser Streit auch beschäftigt und es ist ihm nicht einfach egal, aber andererseits habe ich keine Ahnung, was ich antworten soll und verschiebe das deshalb auf morgen. Natürlich würde ich ihn gerne treffen, aber ehrlicherweise habe ich echt Angst vor dem, was kommt, wenn er erst wieder dieses Thema anspricht. Zum 1000. Mal verfluche ich mich selbst dafür, ihn geküsst zu haben. Ansonsten könnte alles so einfach sein. Ich habe immer noch niemandem von dem Kuss erzählt. Auch nicht Kathrin oder Andrzej. Irgendwie ist es mir viel zu peinlich, darüber zu sprechen.

Am nächsten Morgen überwinde ich mich dann, Luca zu antworten. Mich gleich mit ihm zu verabreden traue ich mich aber trotzdem nicht und so verschaffe ich mir erstmal etwas Zeit.

CHAT MIT LUCA:
-Christina: ja du hast recht, das war echt blöd. Ich weiss noch nicht genau, was ich mache... ich melde mich.
-Luca: okay, gib Bescheid sobald du Zeit hast! Ich hab eh nichts zu tun...
CHAT ENDE

LUCAS SICHT:
Ich verbringe den ganzen Tag damit, Musik zu machen und auf eine Nachricht von Christina zu warten. Ob sie sich wirklich melden wird? Den ganzen Tag lang warte ich vergeblich und auch am nächsten bleibt alles still. Ich weiss nicht wie sie das schafft, aber diese Frau macht mich echt völlig verrückt. Je mehr Zeit vergeht, desto häufiger muss ich an unseren Kuss zurück denken. Wie sich ihre Lippen angefühlt haben, ihre Hand in meinem Nacken, der süsse Geschmack ihres Lipglosses. Und dann der Moment, in dem ich den Kuss abgebrochen habe. Wieso war ich so doof? Mittlerweile bereue ich das richtig. Als mir klar wird, was ich da gerade gedacht habe, lasse ich mich rückwärts auf das Bett fallen, auf welchem ich bis eben noch sass, und schlage die Hände über dem Kopf zusammen. Zum ersten Mal gestehe ich mir selbst die Gefühle ein, welche schon länger in mir schlummerten. Völlig überrumpelt von meinem plötzlichen Gefühlsausbruch springe ich auf. Ich muss zu Christina, denke ich mir, jetzt sofort!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top