Touch my neck and I'll touch yours...
Hey, ich melde mich auch (ein letztes Mal) zu Wort.
Tatsächlich ist das hier schon das letzte Kapitel (dafür hat es 3.200 Wörter, aber das habt ihr verdient).
Ich danke allen Lesern, die von Anfang an dabei waren, oder mit der Zeit dazugekommen sind, von ganzem Herzen. Jedes Mal, wenn ich sehe, dass jemand für diese Geschichte gevotet hat, freue ich mich unglaublich darüber.
Habt viel Spaß mit dem Ende, kommentiert und votet, wenn ihr Bock habt... und ansonsten euch allen noch eine schöne Woche! ❤️
Mi
PS: Ich habe eine Halle in New York erfunden. Sue me if you want to, aber ich glaube, ich habe einen guten Anwalt. (Hoffe ich. ((Wenn nicht, wäre das echt doof.)) )
Da Tony ausdrücklich nach dem „realen" Peter Parker verlangt hatte, riss sich der Junge schnell die Klamotten vom Leib, um sie in seinen Rucksack zu stopfen, sowie die Tür zu verschließen, nachdem er May ein „Bitte in den nächsten Stunden nicht stören!" zugerufen und keine Antwort erhalten hatte.
Dann stieg er hastig in seinen Anzug, denn es stand ihm nicht der Sinn nach einer U-Bahn-Fahrt.
Warum bezahlen, um an einen Ort zu kommen, zu dem er einfach – gewissermaßen – fliegen konnte?
Außerdem hatte Mr. Stark ihm ja nicht verboten, als Spider-Man nach Brooklyn zu kommen. Er sollte so nur nicht auf der Konferenz auftauchen.
Er würde sich eben bei seiner Ankunft umziehen.
Mit diesen Gedanken stürzte er sich aus dem Fenster, den Rucksack, in dem sich Tonys Sweater und seine Jogginghose sowie Vans befanden, fest auf dem Rücken.
Als er sich durch die Straßen schwang und bemerkte, dass es arschkalt war, stellte er sich das erste Mal ernsthaft die Frage, warum zur Hölle Tony ihn bei einer so riesigen Pressekonferenz dabeihaben wollte.
Ganz langsam stieg eine Art der Nervosität in ihm auf, die sein Herz unregelmäßig schlagen und seine Hände zittern ließ, was fast dazu führte, dass er ein Gebäude verfehlte, woraufhin er strauchelnd beinahe auf einen LKW geknallt wäre.
Vor dem gläsernen Eingang der Halle hielt er das erste Mal inne.
Schon fast etwas ängstlich besah er sich die leisen automatischen Drehtüren, bis er sich schließlich ein Herz fasste und nach einer Gasse suchte, um sich umzuziehen.
Kaum war das getan – der einzige Zuschauer war glücklicherweise eine Kanalratte gewesen –, fand er sich in derselben Situation wie zuvor wieder.
Schon fast bedrohlich schien das gesamte Konferenzgebäude auf ihn zuzukommen.
Seine Augen weiteten sich, er wagte es nicht, auch nur noch einen einzigen Schritt nach vorne zu machen.
Mittlerweile fiel er etwas auf, die Passanten begannen, ihm seltsame Blicke zuzuwerfen.
Als ihn letztendlich eine dürre Mitvierzigerin mit grässlichen rot-gefärbten Haaren und kläffendem Handtaschenhündchen fragte, ob man ihm irgendwie behilflich sein könnte, legte sich seine Schockstarre.
Entsetzt bemerkte Peter, dass er fünf Minuten zu spät war.
Obwohl das die Mindest-Minutenanzahl von dem war, wie viel Tony immer zu spät kam... das würde definitiv Ärger geben, so zumindest sein Kopf.
Keuchend und prustend kam er schlitternd vor Happy zum Stehen, der ihm einen mehr als nur genervten Blick zuwarf und in seinem Anzug wieder einmal unglaublich einschüchternd wirkte.
Der Junge hatte sich gefühlte tausend Mal im Eingangsbereich dieser Hölle verlaufen, denn wer konnte auch damit rechnen, dass man in einer solchen Halle, die ansonsten ganz bestimmt nicht für Sportveranstaltungen gemacht war, fünf verschiedene Gänge mit Umkleiden, Toiletten und Garderoben brauchte?
Richtig, niemand, denn es war vollkommen schwachsinnig.
Außerdem stank alles so sehr nach Reinigungsmitteln, dass er sich ganz berauscht fühlte.
Irgendwann war Peter so frustriert gewesen, dass die Wände schon auf ihn zugekommen waren, so schnell war er durch die Flure gesaust, auf der Suche nach dem Eingang zur eigentlichen Haupthalle. (Dass er dabei nicht irgendwann gegen eine Ecke geknallt war, war wirklich ein Wunder.)
Diesen Eingang hatte er nun in einer breiten metallenen Tür mit Drückgriff gefunden.
Nur sah Happy irgendwie nicht wirklich happy darüber aus, ihn zu sehen.
„Mr. Stark hat mich angerufen. Er wollte, dass ich zu dieser Halle zu seiner Pressekonferenz komme. Eigentlich bin ich schon viel länger hier, ich weiß, dass ich über eine Viertelstunde zu spät bin, aber hier sind so viele Gänge und-...", begann er sich zu rechtfertigen, als seine Lungen nicht mehr brannten wie Feuer, doch Happy schnitt ihm sofort mit einer einzigen Handbewegung das Wort ab.
Dann verdrehte er die Augen und deutete mit einer einfachen Geste hinter Peter.
Schon ohne sich umzudrehen hörte Peter die Schritte, die sich ihm näherten. Zudem spürte er die, ihm nur allzu bekannte, machtvolle, aber auch ziemlich arrogante, Gegenwart des Anderen in seinem Rücken.
Es war irgendwie eine ganz normale Reaktion geworden, dass er sofort begann zu lächeln, sobald Tony mit ihm sprach, ihm gegenüberstand oder der Name dessen auch nur erwähnt wurde.
„Hey, Kid."
Automatisch schmiegte er sich etwas an die Brust des Mannes, als dieser einen schweren Arm um die Schultern legte und ihn zu sich zog.
Neugierig musterte Peter Tony kurz, musste sich dann aber doch zusammenreißen, nicht zu starren.
Verdammt, dieser Typ im Nadelstreifenanzug sah einfach verboten perfekt aus.
„Hey, Tony. Entschuldige bitte die Verspätung", nuschelte er peinlich berührt und stierte dabei gen Boden.
„Wehe das kommt ein zweites Mal vor", rügte ihn Stark, doch allein an seinem Grinsen konnte man erkennen, dass er nicht ernsthaft wütend auf Peter war, was Letzteren doch etwas überraschte.
Gerade öffnete Peter den Mund, um noch einen spöttelnden Kommentar abzugeben, da räusperte Happy sich nicht gerade unauffällig.
„Brauchst du ein Hustenbonbon?", wollte Tony süffisant wissen, hob dabei jedoch warnend die Augenbrauen.
„Nein, ich frage mich nur, wofür diese ganze Konferenz ist, warum ich Ms. Potts, die jetzt in der Garderobe sitzt, einladen sollte und weshalb ich seit 2008 einen Verlobungsring mit mir herumschleppe."
„Ach, Ms. Potts sitzt noch in der Garderobe? Warum kommt sie denn nicht herein?", tat Tony auf scheinheilig.
„Das könnte eventuell daran liegen, dass ihr von Tony Stark untersagt wurde, hereinzukommen."
Tony schnaubte amüsiert.
„Um noch auf die anderen Fragen einzugehen: Das erste ist eine Überraschung, denn ALLE lieben Überraschungen. Es wird ein bisschen wie Bescherung an Weihnachten, nur skandalöser. Und die zweite Frage... ich weiß es nicht, warum hast du das Ding nicht weggeschmissen?"
Happy warf zwar den Ring nicht weg, dafür aber Tony einen empörten Blick zu, entschied sich jedoch wohl doch dazu, Pepper holen zu gehen.
Er drehte sich noch einmal kurz um, um folgende Frage zu stellen:
„Wo wird Ms. Potts sitzen?"
Zwar ging er anscheinend sowieso davon aus, dass die Antwort entweder „Warum sollte ich das wissen, wofür habe ich einen Sekretär?", „Sie wird nicht sitzen. Natürlich wird sie neben mir stehen", oder „Irgendwo in der ersten Reihe, leg jemanden um, wenn's sein muss" war, doch dem war wohl doch nicht so.
„Ich habe einen freien Platz neben einer netten Seniorin in der letzten Reihe gesehen. Wie gemacht für Ms. Potts. Sie schien mir immer schon gut mit dementen alten Leuten umgehen zu können."
„Das ist die Chefredakteurin bei der New York Ti-..."
„Jaja", winkte Tony ab. Mit einer simplen Handbewegung scheuchte er Happy aus dem Raum.
Als der Chauffeur weg war – seinen Unwillen hatte man schon fast in seiner Gangart erkennen können, was dann wohl eine neue Stufe von „Mein Chef ist ein riesiges Arschloch und pisst mich an"-Wut war – beugte Tony sich etwas zu Peter, um ihm tief in die Augen zu sehen.
Der Atem des Jungen begann beinahe unmerklich zu flattern, während er in diese Augen sah. Die Augen des Mannes, den er... begehrte? Konnte man das so sagen?
Wahrscheinlich.
„Hat Happy wieder diese Wachhund-Sache abgehalten?", murmelte Tony rau, wobei er Peter mit seinem Gesicht immer näherkam und nur für einen Sekundenbruchteil ihre Stirnen aneinander lehnte, bevor er sich schnell wieder zurückzog.
Allein das hatte Peter so durcheinandergebracht und dermaßen viele Stromstöße durch seinen Körper geschickt, dass er fast vergaß, was Tony gerade eben noch gesagt hatte.
Er mochte das prickelnde Gefühl, das sich nach einer von Tonys Berührungen unter seiner Haut ausbreitete, mittlerweile viel zu sehr.
Die Erinnerung kam, zum Glück, wieder, weshalb er antwortete:
„Ja... also, so in der Art."
Seine Stimme kam ihm seltsam vor.
Er wusste nicht wieso, aber in letzter Zeit nahm sie immer komischere Tonlagen in Tonys Gegenwart an, das war ihm irgendwie nicht geheuer.
Leicht gepresst und... hoch.
Tony, dessen Arm immer noch schwer um Peters Schultern lag, sodass der Junge sich wünschte, er würde ihn nochmal zu sich ziehen, setzte an, um etwas zu sagen, wurde jedoch abrupt von dem nervigen Geräusch Ms. Potts' Stöckelschuhen unterbrochen.
Fast synchron verdrehten die beiden die Augen, was Tony schmunzeln und Peter verschmitzt grinsen ließ.
„Klack, klack, klack... Aufmerksamkeit auf mich, mich, mich...", wisperte der Mann amüsiert-angepisst und sein Gegenüber musste sich wirklich anstrengen, nicht laut los zu prusten, weil es einfach zu 100% der Wahrheit entsprach.
„Was ist denn so witzig?", erkundigte sich Pepper, als sie schließlich vor ihnen stand und Peters Glucksen mit fragendem Blick zur Kenntnis nahm.
Peter musterte sie, immer noch schmallippig lächelnd, schon beinahe abwertend langsam von oben nach unten. Wie man ein nerviges Insekt ansah, das zum 50. Mal lautstark die Fensterscheibe attackierte, weil es zu dumm war, zu verstehen, dass da eine dicke Glasschicht den Zugang zur Außenwelt blockierte.
Mit dem Unterschied, dass er Pepper nicht einfach mit einer Zeitschrift zerquetschen konnte.
Aber er konnte sie ja mit Blicken töten.
Konkurrenz. Gefahr. Böse.
...
Ach komm schon, Parker, was bist du, ein Hund?
Trotzdem.
Ihm war die Frau mit dem streng geknoteten roten Dutt und dem Anzug, auf dem sicher nie ein einziges Staubkörnchen zu finden war, einfach nicht geheuer.
Allein, wie sie anderen Leuten gegenübertrat... wer mochte denn bitte diese leicht überhebliche, aber auch ziemlich verlorene, unfähige Art?
Offenbar hatte Tony sie mal gemocht, erinnerte er sich.
Keine gute Idee, jetzt verspürte er eine bisher unbekannt starke Art des Brechreizes.
„Dein Einkommen, das ist witzig", schoss der Mann zurück.
Pepper verdrehte vollkommen affektiert die Augen.
„Ach ja. Willkommen in der Wüste Sahara. Das war trocken", seufzte sie.
Dann schob sie sich an Tony und Peter vorbei, wobei sie absichtlich Tonys Seite streifte, weshalb Peter sich selbst daran hindern musste, besitzergreifend zu knurren zu beginnen, und wollte bereits durch die Tür treten.
„Ich eröffne dann mal die Kon-..."
„Nein, eigentlich nicht. Happy hier...", Tony zog Happy, wo auch immer der auf einmal herkam, hinter sich hervor, „...wird so nett sein, dir deinen Platz zu zeigen. Die Konferenz kann ich ganz alleine, ich bin ein großer Junge, Mum."
Mit diesen Worten zwinkerte er sowohl Happy als auch Pepper noch zu, bevor er sie beinahe gewaltsam durch die Tür drückte. Er sah sogar so aus, als wäre er dazu bereit, den beiden noch einen kräftigen Tritt zu verpassen, sollten sie nicht schnell genug im Inneren verschwinden.
Peppers vollkommen verwirrter Blick dabei war wirklich Gold wert, Peter wünschte sich, er hätte sein Handy schnell genug gezückt, um ihn aufzunehmen und immer wieder in Dauerschleife vor dem Einschlafen abspielen zu können.
Anscheinend vertraute Tony seiner... was auch immer Pepper war, nicht sonderlich, denn er warf noch einmal einen kurzen Blick ins Innere der Halle, um sich zu vergewissern, dass Happy auch seinen Job tat.
Als dies aber geschehen war, wandte er sich langsam wieder Peter zu, der weiterhin leicht verloren dort stehengeblieben war, wo Tony ihm gerade noch die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Mittlerweile sah er etwas aus wie bestellt und nicht abgeholt.
„Wofür ist diese Konferenz eigentlich? Ich will nicht sagen, dass ich sie unnötig finde, aber... ja, doch, ich finde sie unnötig", gab Peter zu. Tony runzelte etwas die Stirn.
„Ich will etwas klarstellen. Mehr nicht. Mach dir nicht gleich in den Hoodie."
Kaum hatte er diesen letzten Satz von sich gegeben, hoben Tonys Augenbrauen sich beinahe automatisch.
„Doch, warte mal, den Pullover kenne ich."
„Ähm... also, ja? Tatsächlich?", murmelte Peter und wich etwas in den leeren Raum hinter ihm aus, als Tony, der immer noch unmittelbar vor der wieder geschlossenen Eingangstür stand, den Arm nach ihm ausstreckte.
„Warum trägst du den immer noch? Du musst doch mittlerweile stinken, als wäre der Prozess der Kompostierung deines Körpers schon weiter fortgeschritten, als er es überhaupt sein sollte."
„Finde ich gar nicht. Lass ihn mich tragen. Nur noch heute", bat Peter, blähte seine von Schamesröte gezierten Wangen auf, traute sich jedoch nicht, an seinem, bzw. Tonys, Sweater zu riechen, aus Angst, er würde ohnmächtig werden.
„Pete, das Ding muss in die Wäsche!", erklärte Tony resolut.
„Nein!", war Peters einfache, ziemlich beleidigte, Antwort, während er einen weiteren Schritt nach hinten machte und seine Vans dabei auf dem Laminat quietschten.
„Du kannst ein neues haben", gestand der Mann ihm zu.
„W-wirklich? Meinst du das ernst? Ich kann noch einen Sweater haben? Von dir? Wie den hier?", fragte der Junge noch einmal, auf einmal ziemlich überfahren wirkend, nach.
„Du kannst alles haben, was du willst, Peter. Ich werde es dir geben", erwiderte Tony mit leiser Stimme und machte einen großen Schritt auf Peter zu, um seine Hand an dessen Kinn zu legen, es sanft anzuheben und ihm einen kurzen Kuss auf die vor Erstaunen leicht geöffneten rosigen Lippen zu drücken.
Peter blinzelte einige Male und führte seine rechte Hand langsam zu Tonys, die immer noch an seinem Kinn lag. Dann verschränkte er ganz vorsichtig ihre Finger miteinander, um auf ihre Hände hinunterzublicken.
Allein dieser Anblick ließ die Schmetterlinge in seinem Bauch Amok flattern.
Tonys Hand in seiner strahlte eine Wärme aus, die ihn von innen zum Glühen brachte.
„War das jetzt sowas wie ein ‚Ich liebe dich'?", hakte er noch einmal nach.
„Mach es mir nicht schwerer, als es sowieso schon ist", grollte Tony und wirkte das erste Mal, seit Peter ihn kannte, ein wenig verlegen.
„Ich will es aber hören."
„Gut, wenn das so ist: Peter Benjamin Parker... In meiner psychologischen Konstitution manifestiert sich eine... absolute Dominanz positiver Effekte für eine labile existente Individualität deiner Person."
Peter gab ein amüsiertes Grunzen von sich.
„Ich dich auch."
Vorsichtig, fast als wären sie zerbrechlich, führte er ihre Hände zu seinem Mund und hauchte einen Kuss darauf. Eine Art Besiegelung. Für jetzt, für später, für... immer?
Er war etwas zu jung, um von Ewigkeit zu träumen.
Tony hatte das Ganze nur stumm beobachtet, doch sein linker Mundwinkel hatte sich kaum merklich etwas gehoben. Er räusperte sich.
„Okay... wollen wir reingehen?"
„Klar, wenn du willst."
Man sah Peter an, dass es gar nicht so „Klar" war, denn als Tony seine Hand vorsichtig von Peters trennen wollte, wurde dessen Griff nur noch stärker.
„Es wäre gut, wenn du mich jetzt loslassen würdest", wisperte Tony, nachdem einige Sekunden vergangen waren, in denen Peter abwesend auf ihre Hände gestarrt und mit dem Daumen kleine Kreise auf Tonys Handrücken gezeichnet hatte.
„Aber...", setzte Peter an, wurde jedoch durch Tonys Zeigefinger, der sich über seine Lippen legte, unterbrochen.
„Hey, wir können das später auch noch machen, ja?"
Erst, als er Peters leicht verletzten Blick sah, wurde ihm klar, dass das etwas unhöflich geklungen haben musste.
„Und ich freue mich drauf", murmelte er, was Peters Gesicht wieder zum Leuchten brachte.
Schließlich schaffte er es auch tatsächlich, sich von Tony zu lösen und diesen vorgehen zu lassen.
Erst, als Tony die Eingangstür bereits aufdrückte und ein Stimmengewirr mittlerer Lautstärke anzuschwellen begann, fiel Peter auf, dass er nicht wusste, wo er sich hinsetzen sollte.
Zögerlich folgte er dem Mann und versteckte sich etwas hinter dessen Rücken.
Die Halle war rappelvoll.
Überall standen und saßen Reporter mit fetten Kameras und Mikrofonen.
Ganz am Anfang, kurz nach der Eingangstür, führte eine kleine stählerne Treppe zu einer in etwa einen Meter hohen Bühne, die Tony sofort bestieg und sich an das ausgeblichene Leserpult stellte.
Peter setzte sich schließlich, vor allem da man dort etwas verborgen war, auf die unterste der Treppenstufen, drehte sich mit dem Oberkörper etwas in Tonys Richtung und stützte die Ellbogen auf seinen angewinkelten Knien ab.
Schon jetzt begann das Blitzlichtgewitter, obwohl noch überhaupt nichts gesagt worden war.
Schließlich aber gab Tony ein Hüsteln von sich und die Stimmen verstummten ganz kurz.
„Sie werden sich wohl fragen, weshalb ich Sie herbeizitiert habe. Das hat einen simplen Grund und ich bitte Sie, mich aussprechen zu lassen."
Er machte eine kleine Pause, in der es bis auf etwas Getuschel wirklich erschreckend still war.
Peter verrenkte sich fast den Hals bei dem kurzen Versuch Pepper zu finden, doch ihr roter Schopf wurde von der Masse verschluckt. Er konnte nicht sagen, ob er das in diesem Moment gut fand oder nicht.
„In letzter Zeit kursieren viele Gerüchte im Internet. Gerüchte über mich. Verständlich, jedoch driften sie in zwei vollkommen gegensätzliche Richtungen ab, weshalb ich etwas klarstellen will.
Ms. Potts und ich führen keine Beziehung, außer einer geschäftlichen, mehr zueinander."
Es war unvermeidbar. Trotz seiner vorherigen Bitte brach die Hölle los.
Peter sah mit großen Augen zu Tony auf, während die unendlichen Fragen der Reporter in seinen Ohren zu einem einzigen Chaos verschwammen.
„Stattdessen", fuhr Tony fort, „habe ich, wie auch schon oft ‚bewiesen' wurde, jetzt eine andere wichtige Person in meinem Leben. Die Identität dieser halte ich aber aus guten Gründen noch geheim.
Mir ist klar, dass man früher oder später herausfinden wird, um wen es sich handelt, doch vorerst ist es besser, wenn niemand Genaueres weiß.
Ich hoffe, ich konnte für etwas Klarheit schaffen."
Die Schreie der Meute überschlugen sich, jeder wollte gehört werden. Es würde unglaublich viele Schlagzeilen geben, da war sich Peter jetzt schon sicher.
Doch Tony beantwortete keine dieser Fragen.
Gelassen schlenderte er zum Rand der Bühne, stieg die Treppen hinunter und bedeutete Peter mit einem Kopfnicken in Richtung Ausgang, dass er ihm folgen sollte.
Das tat dieser auch schleunigst und sie verschwanden mehr oder weniger unauffällig.
Kaum hatten sie die Halle verlassen, spurteten sie durch die Gänge, um das Gebäude möglichst schnell zu verlassen.
Peter hoffte wirklich, dass ihnen keine Horde wild gewordener Reporter hinterherstürmte, denn sollte es so sein, so hatte er keine Ahnung, was er tun sollte.
Tony lief stets neben ihm her, seine Lackschuhe waren noch viel lauter auf den frisch gewischten Böden der Gänge als die des Jungen.
Peter hatte seine Versuche sich zu orientieren mittlerweile vollkommen aufgegeben und ließ sich einfach von dem Mann führen.
So fanden sie auch glücklicherweise relativ schnell nach draußen. Wären sie unter Peters Führung gewesen, so hätte das bestimmt eine halbe Stunde länger gedauert.
Leicht keuchend blieben sie in etwa fünfzig Meter von der Halle entfernt stehen. Peter stützte erleichtert die Hände in die Seiten, während Tony ein „Was tue ich mir altem Mann nur an" murmelte.
Es dauerte jedoch kaum dreißig weitere Sekunden, da schien es ihm wieder absolut fabelhaft zu gehen, zumindest dem Arm nach zu urteilen, der Peter zur nächstbesten Seitengasse zog.
„Du hast es mit kleinen Seitengassen, oder, Tony?", provozierte Pete ihn.
In diesem Moment begann sein Handy in seiner Hosentasche zu vibrieren und verbat somit eine Antwort seitens Tony.
Etwas nervös griff Peter nach dem Telefon und erschrak bei dem Namen auf dem Display völlig.
„Es ist May", zischte er ungläubig und starrte den Kontakt, der auf dem Bildschirm erschienen war, beinahe in Grund und Boden, mit der Hoffnung er möge einfach verschwinden.
Tony schmunzelte.
„Geh ran."
Kaum hatte er das Gespräch angenommen, wozu Tony ihm ja geraten hatte – warum genau hörte er nochmal auf diesen Typen? –, begann May schon zu reden.
Ohne Begrüßung oder ähnliches.
Weshalb glaubten nur alle, dass man Höflichkeitsfloskeln in Peters Gegenwart nicht benötigte?
„Sag mir jetzt nicht, dass du bei dieser Pressekonferenz warst."
Durch das unregelmäßige Rauschen, das er der schlechten Verbindung zu verdanken hatte, konnte Peter nicht genau erkennen, in welcher Stimmlage seine Tante sprach.
Wofür sollte er sich wappnen? Ein Verhör? Eine belustigte Aussage? Einen Mord an ihm?
„Ähm... nö. War ich nicht. Warum?", log er.
Von May kam nur ein ungläubiges Luftschnappen.
„Du warst dort!"
„Also, ich kann das-..."
„Und du hast auf dieser Stahltreppe gesessen, während der Typ, bei dem du ein ‚Stipendium' bekommen hast, erklärt hat, dass er einen Typen datet!"
„Er hat es nicht so explizit gesagt, das kannst du nicht einfach so-..."
„Peter!"
„Ähm... ich lad ihn mal zum Essen ein!", brachte er noch vollkommen überfordert heraus, bevor er reflexartig auflegte.
Tony hingegen starb neben ihm fast daran, dass er versuchte, sein Lachen mit einem dezenten Hüsteln zu kaschieren.
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