Funeral

Hoseok Pov.

Um 7.30 Uhr klingelte mein Handy Wecker. Fast bereute ich schon, zu der Beerdigung zu gehen. Wer stand bitte zu so einer unmenschlichen Zeit auf?

Mühsam quälte ich mich aus meinem Bett und trottete ins Bad. Mit halb offenen Augen betrachtete ich mich im Spiegel. Ich hatte richtig scheiße geschlafen. Bestimmt habe ich zehnmal oder so, die Beerdigung geträumt und bin dann immer wieder aufgewacht. Meine roten Haare standen in alle Richtungen von meinem Kopf, während ich mit meiner Zahnbürste meine Zähne schrubte.

Frisch geduscht, mit nassen Haaren und schon in Anzughose, lehnte ich an der Arbeitsfläche meiner Küche und schaufelte mein Müsli in mich rein. Danach zog ich noch mein Hemd an, stylte meine Haare ein wenig und striff mir zum Schluss noch mein Jacket über. Schuhe angezogen, schwarzen Mantel übergeworfen konnte es losgehen. Doch bevor ich meine Tür schloss, riss ich sie nochmal ruckartig auf.  "Die Blumen!", rief ich mir laut ins Gedächtnis und sprintete in die Küche. Gestern abend hatte ich sie extra noch, in die einzige Vase gestellt, die ich besaß.

Kein Toter hatte es verdient verwelkte Blumen zu bekommen.

Es war gar nicht dieses typische Beerdigungswetter, welches man immer aus Filmen kannte. Anstatt von Regen, lachte mich die Sonne direkt an, als ich aus dem Bus stieg und das Tor zum Friedhof öffnete. Vor mir erstreckte sich der riesige Platz mit unzähligen Grabsteinen. In der Ferne sah ich eine einzelne Person. Das war wohl der Pfarrer. Er stand mit dem Rücken zu mir und trug wie immer eine schwarze Robe. Schnell ging ich zu ihm, doch meine Schritte verlangsamten sich, als ich näher kam und erkannte, dass er vor einem riesen großen Loch stand. Noch ein paar Schritte näher und ich konnte einen Sarg erkennen.

Der Pfarrer drehte sich langsam zu mir, da ich immer noch ein kleines Stück schräg hinter ihm stand.

"Juhee?", unsicher sah ich ihn an und spürte, wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete. Meine Brust schmerzte und mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment explodieren. Als Antwort des Mannes bekam ich aber nur ein Nicken und eine Geste, dass ich näher an das Grab kommen sollte. Stockend und ohne die Füße groß vom Boden abzuheben stellte ich mich neben den Pfarrer und sah in das Grab. Meine eine Hand umfasste mein anderes Handgelenk, mit welcher ich den Strauß hielt.

Dann verbeugte ich mich ausgiebig. Nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte, fuhr der Pfarrer mit seiner Prozedur fort. Ich war wirklich der Einzige, der zu ihrer Beerdigung erschienen war. Während wir beteten, merkte ich, wie meine Sicht verschwommen wurde. Die Tränen tropften direkt auf den trockenen Boden. Ich dachte an all das, was sie mir angetan hatte und spürte unendlichen Schmerz in mir. Unglaubliche Wut und Enttäuschung sammelte sich. Doch ich war nicht nur wütend auf Juhee, sondern auf mich selbst.

Im Moment hasste ich mich dafür, ihr so naiv vertraut zu haben. Das Schlimmste aber war, dass ich mehr Wut gegen mich selbst hegte, als gegen Juhee. Ich wusste, dass ich dafür nichts konnte. Ich war nunmal eine Person die an das gute im Menschen glaubte. So getäuscht zu werden, ließ mich einfach alles in Frage stelllen. War ich zu leichtgläubig? Wie sollte ich jemals wieder einer Person vertrauen können? Im Moment war es für mich undenkbar jemals eine Person wieder emotional so nah an mich so heran zulassen.

Die Tränen strömten weiter über mein Gesicht. Erst als der Pfarrer seine Hand auf meine Schulter legte und mich auffordernd ansah, konnte ich meine Gedanken für einige Sekunden ersticken.

"Willst du mir helfen, sie zu begraben?" fragte er mich mit so einer sanften Stimme, dass sie mich ein Stück weit tröstete. Ich nickte, denn der Mann war auch nicht mehr in seinen besten Jahren. Er verschwand kurz und kam wenige Sekunden später mit zwei Schaufeln zurück.

Bedächtig schob ich die Schaufel in den Erdberg neben mir und schippte langsam den Sand auf den Sarg. Nachdem wir fertig waren, nahm der Pfarrer meine Schaufel wieder mit und ließ mich allein am Grab zurück. Ich nahm meinen Blumenstrauß, welchen ich vorhin an die Seite gelegt hatte und legte ihn vorsichtig auf das Grab. Dann setzte ich mich auf einen Stein, der neben dem Grab lag und starrte gedankenverloren auf die Grabstätte.

Amüsiert lachte ich schließlich auf. Das war das erste Mal das ich mich verliebt hatte....und ich wurde so enttäuscht! Noch mehr musste ich lachen. Mir fiel ein Spruch ein, den ich damals auf Instagram gesehen hatte. Damals hielt ich ihn für völlig albern, doch jetzt machte er total Sinn..

"Manche Leute rauchen, einige trinken und andere verlieben sich. Jeder stirbt  auf seine eigene Weise."

Wie wahr das doch war...

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