Der Wolf, das Schaf und der Kohl

Namjoon Pov.

Langsam öffnete ich meine Augen. Irgendwas befand sich in meinem Mund. War es ein Tuch? Ich saß auf einem Stuhl und meine Hände waren hinter der Lehne gefesselt. Ebenso waren meine Beine zusammen gebunden.

Ich versuchte mir klar zu machen, wo ich mich befand, doch sah nicht sehr viel, denn ich war, glaube ich, in so einer Art Keller. Irgendwo tropfte ein Wasserhahn und ein paar Spinnenweben hingen an den Wänden. Noch dazu standen überall kaputte Spiegel, es langen Stricke und Ketten auf dem Boden und überall hingen noch so weiße Laken.

Ok, das hier sah klar nach einer Entführung aus. Irgendwann würde der Typ wohl kommen und schauen, ob ich noch ohnmächtig wäre. Ich kniff meine Augen leicht zusammen und ließ meinen Blick über den Fußboden schweifen. Lag hier irgendwo eine Scherbe, um vielleicht die Seile aufzuschneiden?

Tatsächlich lagen hinten in einer Ecke einige, aber es würde zulange dauern, um mit dem Stuhl dort hin zu rutschen und wieder zurück. Wohl oder Übel musste ich auf meinen Entführer warten. Ob er Jin kontaktiert hatte, um ihn zu erpressen? Hoffentlich war Jin nicht so blöd und ging auf seine Forderungen ein, denn dann würde der Erpresser nie aufhören von ihm Geld zu verlangen. Hoffentlich hatte er einfach der Polizei den Fall gemeldet.

Plötzlich hörte ich leise Schritte. Schnell schloss ich meine Augen und ließ meinen Kopf sinken, damit der Täter glaubte, das ich noch schlief. Die Schritte wurden deutlicher und lauter. Schließlich blieb der Typ vor mir stehen. Mein Puls schoss vor Aufregung in die Höhe.

"Das Mittel dürfte eigentlich gar nicht mehr wirken...", hörte ich ihn nuscheln. Ich konnte nicht leugnen, das diese Stimme mir nicht bekannt vor kam. Irgendwo her kannte ich sie. Doch bevor ich so tun konnte, als würde ich aufwachen, stieß der Typ mit viel Gewalt meinen Stuhl um und mein Kopf knallte auf den dreckigen, grauen Beton. Kurz verzog ich mein Gesicht, ließ mir aber sonst noch nichts anmerken. Doch als er sich zu mir runter kniete und mit einer Hand in meine Haare griff und so meinen Kopf zurück zog, konnte ich ein schmerzerfülltes Einatmen nicht verkneifen. Automatisch öffnete ich meine Augen und sah direkt in das Gesicht von Suha. 

"Suha?", fassungslos starrte ich ihn an, doch außer dem amüsierten Funkeln in seinen Augen, konnte ich nichts erkennen. Langsam nickte er.

"Na? Überrascht? Hättest du mir wohl nicht zugetraut...."

"Was willst du?"

"Ich will deinen kleinen Freund, Jin! Und er ist auf dem besten Weg, mir in die Arme zu rennen. Spätestens gegen Nachmittag, wird er bei mir sein. Ach, ich freu mich schon richtig auf sein Gesicht, wenn er dich hier sitzen sieht."

"Warum machst du das?"

"Ach weißt du Namjoon, manches geht in dieser Welt nicht von rechten Dingen zu und irgendwann wird jeder für seine Sünden bestraft, so ist das nun einmal. Wenn seine dumme Oma nicht gewesen wäre, würde unsere Mutter heute noch leben. Und da Jin nun mal der Einzige ist, der von dieser Familie übrig bleibt, muss er bezahlen. Weißt du, was man mit 3 Millionen Won alles machen kann? Nein? Du kannst dir ein wunderschönes Haus kaufen oder eine Yacht! Aber du kannst vor allem auch einen Arzt damit kaufen, der für die Herz-OP deiner eigenen Mutter zuständig ist! Kannst du dir vorstellen, dass das Leben meiner Mutter nicht mal 3 Millionen Won wert war? Ist das nicht lächerlich?!" Suha begann wie verrückt zu grinsen, hielt sich seine Hände vor den Bauch und fing an zu lachen.

War das hier alles nur wegen dem Herz? Wollte er Jin so sehr leiden sehen, wie er damals leidete?

"Suha, ich kann wirklich verstehen, wenn du diese Famile aus ganzem Herzen hasst, aber das hier ist nicht die Lösung deines Problems."

Mit einer ruckartigen Bwegung hockte er sich hin und hielt mir die Hand vor den Mund. Noch immer lächelte er.

"Psst, ich glaube, wir bekommen Besuch! Wollen wir ein kleines Spiel spielen? Wenn du dieses Rätsel richtig löst, werde ich dich losbinden. Und wenn nicht, dann wirst du wohl hier nicht mehr lebend rauskommen, aber was macht das schon..."

Er stellte sich wieder hin, fasste meinen Stuhl und stellte ihn mit einen Ruck wieder hin. Dann kniete er sich vor mich und sah mich an, als ob ich ein kleines Kind wär.

"Ein Bauer hat ein Wolf, ein Schaf und einen Kohl gekauft und versucht zurück nach Hause zu gehen. Er kommt nur mit einem Boot zu seinem Haus, aber er kann nur eine Sache nach der anderen mitnehmen. Aber was würde passieren wenn der Bauer nicht da ist? Das Schaf würde den Kohl fressen und der Wolf das Schaf. Was wäre also die beste Strategie, um alles heil über den Fluss zu bekommen?Während du hier sitzt und nachdenkst werde ich mal kurz meinen Besuch begrüßen gehen."

Noch einmal lachte Suha und verschwand dann schnellen Schrittes aus dem Raum, nachdem er mir wieder das Tuch in den Mund gedrückt hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top