Kapitel 5
Am Morgen war ich sichtlich aufgeregt. Der zweite Wettkampf stand bevor und ich wollte unbedingt besser werden. Der Himmel war von dunklen, graunen Wolken bedeckt, als ob es jeden Moment regnen würde. Ich lief neben ein paar Schülern, die ich nur vom Sehen kannte, zum Start. Nutze deine Schnelligkeit. Diesen Satz lies ich mir immer wieder durch den Kopf gehen. Ich schaute zurück und sah wie das Dorf mit den einfachen Holzhäusern immer kleiner wurde und ich es schließlich gar nicht mehr durch die dichten Blätter der Bäume hindurch sehen konnte. Ich konnte nicht sagen wie viel in unserem Dorf lebten, aber zweihundert waren es bestimmt. Ich stapfte den unebenen Pfad entlang und konzentrierte mich. Ich musste das schaffen. „Du schaffst das!", hörte ich eine vertraute Stimme wie ein Echo zu meinen Gedanken sagen. Jayden rannte übermotiviert an mir vorbei, lächelte mir aufmunternd zu und reite sich weiter vorne ein. ich nickte eilig und schaute dann unbeteiligt auf den trockenen Erdboden, der mit Blättern übersäht war.
Als Tyler das Startsignal gab, sprintete ich sofort los. Ich wollte von anfangan vorne bleiben und bloß nicht mit der Geschwindigkeit nachlassen. Neben mir konnte ich Adam, Olivia und Max erkennen, die mich langsam aber sicher überholten. Ich hielt den Blick auf den Trampelpfad gerichtet, da er ziemlich uneben war und ich hier letztes Mal fast gestolpert wäre. Ich rannte so schnell ich konnte um die Kurve und mit einem Mal überholten mich immer mehr. Ich sah Ava und Andrew und andere bekannte Gesichert an mir vorbeirennen, doch nach ihnen achtete ich nicht mehr darauf. Mit einem Mal wurde ich immer langsamer, ohne dass ich es wirklich kontrollieren konnte. Ich konnte noch, ich hatte die Ausdauer, aber ich verlangsamte ohne es zu wollen. Ich strengte mich an, ließ meine Beine so schnell laufen wie es nur gingm doch es brachte nichts. Ich wurde immer langsamer. Ob ich wollte oder nicht.
So schnell es noch ging rannte ich den schmalen Weg weiter und sprang über einen großen Ast, der auf dem schmalen Weg lag. Von hinten kam plötzlich ein Luftschwall, der mich zu packen versuchte. Gerade so, wich ich nach rechts aus, doch die Dornen, die sich darauf in meine Oberschenkel bohrten, kosten mich wichtige Sekunden. Ich stolperte wieder aus den Dornen hinaus und rannte weiter.
Ich sah die Wasserfontäne erst als es zu spät war. Die Kraft des Wassers drückte mich mit Wucht nach links neben den Weg. Ich fiel durch das plötzliche Gewicht des Wassers auf die Knie und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Das Wasser durchnässte mich bis auf die Knochen. Keuchend öffnete ich die Augen und stand ungelenk, aber so schnell es ging auf. Zwei Mädchen rannten an mir vorbei, bevor ich schließlich wieder los sprintete. Hätte ich dieses Gefühl beschreiben sollen, hätte ich das wahrscheinlich nur schwer geschafft. Denn mit einem Mal überkam mich so ein komisches Gefühl, als wäre ich ganz ausgelaugt. Als würde mir die Energie entzogen werden. Auch wenn ich mich liebend gern einfach auf den Boden gelegt hätte um mich auszuruhen, biss ich die Zähne zusammen und rannte weiter. Ich hörte etwas rascheln und blickte nach rechts in den dichten Wald hinein. Dort sah ich etwas Schwarzes wie am Tag zuvor. Hatte ich mir das nur eingebildet oder waren dies die Konturen eines Mantels gewesen.? Ich beschloss mich nicht weiter davon ablenken zu lassen und rannte weiter. Ich war kurz vor der Böschung, als ich von starken Armen gepackt wurde und auf den Boden gestoßen wurde. Wie hatte er sich nur so angeschlichen, ohne dass ich ihn gesehen hatte? Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, der mir mit einem Mal durch den gesamten Rücken zog als ich auf einen Stein fiel und streckte ohne etwas zu sehen mein Bein aus. Es war reiner Zufall. Denn zu meiner Verwunderung stolperte der Junge über meinen Fuß und flog mit Schwung platt auf den Bauch.
Diesen Moment nutzte ich aus und stand auf. Kurz überlegte ich, ihn noch zu treten und vielleicht so noch mehr Zeit zu gewinnen und einen größeren Vorsprung zu erlangen, aber das kam mir wieder der Satz in den Sinn. Nutze deine Schnelligkeit. Also rannte ich die schmale Böschung hinauf und versuchte mich nicht nach ihm umzudrehen. Doch plötzlich traf mich ein Tritt genau in den Rücken. Ich stolperte, doch konnte mich auf den Beinen halten. Selbst überrascht von meiner Reaktion, drehte ich mich blitzschnell um und schlug ihm meine Faust, direkt ins Gesicht. Ich hatte solch einen Schwung, dass dieser Schlag wohl ziemlich hart gewesen sein musste. Kurz durchströmte mich ein Gefühl der Genugtuung.
Ich erkannte, dass es Jay war. Er war ein Freund von Andrew, wie ich mitbekommen hatte. Er stolperte zurück, offenbar überrascht von meiner Reaktion, besann sich und rannte wutentbrannt hinter mir her. „Ich krieg' dich, du Schlampe!", hörte ich seine aggressive Stimme hinter mir. Als ich oben angekommen war, wurde mir bewusst, dass ich gar nicht mehr weit vom Ziel entfernt war! Ich hatte keine Ahnung wie ich das machte, aber ich spürte auf einmal, wie Jay hinter mir begann Feuer zu bändigen. Eigentlich wusste ich nicht ob es das wert war, aber irgendwie verspürte ich den Drang es zu versuchen. Also drehte ich mich um und nutzte sein gebändigtes Feuer. Ich machte eine Faust, drehte sie nach links und spreizte gleich darauf meine Finger wieder ab. Plötzlich bildeten sich Feuerblitze, die nun auf Jay zusteuerten. Erschrocken wich er zur Seite aus. Das weiter Geschehen konnte ich zu meinem Bedauern nicht mehr verfolgen, denn ich nutzte die Zeit und rannte so schnell es ging weiter. Das war das erste Mal, dass ich Feuer kontrollieren konnte und damit meinte ich richtig kontrollieren konnte! Ich war so glücklich, dass ich automatisch einen Zahn zu legte und schneller wurde. Ich hörte Jays Schritte knapp hinter mir, als ich ins Ziel einlief.
Achtundzwanzigster Platz. Das war mein Endergebnis. Natürlich war ich enttäuscht von mir, doch ich war auch echt positiv von mir überrascht, dass ich die Feuerblitze herstellen konnte. Jayden belegte den fünfzehnten Platz wie er mir stolz mitteilte. Und er konnte es nicht lassen mich ein klein wenig auszulachen, zu meiner schlechten Platzierung. „Ach so, deine Nettigkeit hat also auch Grenzen.", sagte ich und grinste ihn an, als er über mich lachte, als wir den schmalen Weg den Wald hinaus liefen. „Sehr gut erkannt, Grace."
Als wir zu dem kleinen Wasserstand kamen, an dem meine alte Nachbarin Freya wieder stand um uns mit Wasser zu versorgen, drängelte ich mich etwas vor. Ich hatte einen solch unglaublichen Durst. Lächelnd nahm Freya einen alten Becher aus Holz, füllte ihn mit Wasser und reichte ihn mir. „Und wie ist es heute gelaufen?", fragte sie mich neugierig und schenkte nebenbei andern ebenfalls Wasser ein. „Auch nicht besser als letztes Mal. Ich bin zwei Plätze schlechter geworden." „Oh, das tut mir Leid", sagte sie und schaute mich traurig an. „Aber das wird bestimmt noch." Ich lächelte ihr zu und zog mich dann aus der Schlange zurück an den Rand, wo Jayden stand. Gerade wollte ich fragen, ob er nichts zu Trinken wollte, als er mir meinen Becher aus der Hand schnappte. „Danke, das ist aber sehr nett dass du mir etwas zu Trinken bringst." Empört wollte ich wieder nach dem Becher greifen, doch er hielt den Becher so hoch, dass ich nicht dran kam. Er war bestimmt einen Kopf größer als ich. Als ich schließlich hochsprang um ihn zu greifen, drehte sich Jayden nach hinten weg und rannte samt dem Becher in den Wald. „Hol ihn dir, wenn du ihn willst!", rief er und verschwand im Wald. Kurz kam mir der Gedanke, mir einfach einen neuen Wasserbecher zu holen, und ihn einfach davon renne zu lassen, als ich aber auch schon hinter ihm her, in den Wald rannte.
Ich achtete nicht auf den Weg und rechnete jeden Moment damit zu stürzen. Wir rannten weiter in den Wald hinein. „Willst du dann auch irgendwann mal stehen bleiben?", fragte ich keuchend, während ich hinter ihm her, durch das piekende Gestrüpp rannte. Er gab keine Antwort und rannte einfach weiter einen Hügel hinunter. Das nutzte ich aus und sprang. Eigentlich wollte ich neben ihm landen, doch ich war wohl falsch abgesprungen und riss nun Jayden mit zu Boden. Unsanft landete ich mit der Seite auf seinem Rücken. Blätter stoben neben uns auf. Ich rollte mich von ihm runter und griff nach dem Becher in seiner Hand, der nun aber blöderweise leer war. Jayden lachte auf. Ich setzte mit ein und legte mich neben ihm auf den Rücken. „Was war das denn?", fragte er mich als wir uns wieder beruhigt hatten. „Tja, ich würde eben alles tun um an mein Wasser zu kommen, welches mir geklaut wurde." Als er darauf wieder lachte, streckte ich ihm die Zunge raus.
Nach einer schweigenden Minute richtete er sich plötzlich auf und sagte: „Weißt du was? Wenn du einmal im Wettkampf besser bist als ich, werde ich dir den leckersten Schokoladenkuchen aller Zeiten kaufen. Und zwar von Allie.", sagte er und grinste. Allie arbeitete beim Becker unseres Dorfes und es war ein Wunder was sie alles zu Stande brachte. Immer wieder erstellte sie neue Kuchen, die nicht nur einfach grandios aussahen, sondern auch himmlisch schmeckten. Sie war einfach perfekt. Ich lachte. „Dann habe ich bereits gewonnen.", ich grinste ihn an. „Wo bleibt mein Kuchen?" Jayden schaute mich verwundert an. „Du bist achtundzwanzigste geworden, Grace. Das ist ein klein wenig schlechter als mein fünfzehnter Platz." Oh, er verstand es wirklich nicht. „Jayden, am ersten Wettkampf war ich vor dir." Nun schien ihm ein Licht auf zu gehen, doch er sagte: „Oh nein. Nein. Nein. Das gildet nicht. Ich meine ab jetzt." Das war ja wieder typisch. Ich stieß einen empörten Laut aus und verzog den Mund zu einem Grinsen. „Ja, ja. Faule Ausrede. Und jetzt lass uns wieder zurück gehen, ich hab echt Durst. Und außerdem w-'' Mitten im Satz wurde ich plötzlich von lautem Schreien unterbrochen. Das Schreien klang nicht als wäre es nur von einer Person, sondern es klang als würde das gesamte Dorf schreien.
Blitzschnell standen Jayden und ich auf. „Was war das?", fragte ich ihn verwundert und zugleich auch etwas ängstlich. „Ich weiß es nicht.", sagte er und versuchte nun, durch die dichten Bäume, einen Blick auf das Dorf zu erhaschen doch, dazu waren wir schon zu weit weg. Die Schreie ertönten wieder und wollten diesmal gar nicht enden. „Komm. Da muss irgendetwas passiert sein!", rief Jayden und rannte den Weg zurück den wir gekommen waren. Schnell rannte ich hinterher. Ich sprang über einige Wurzeln und strich einige Äste zur Seite, als wir querfeldein durch den Wald liefen. Der Wald, der um unser Dorf grenzte war normalerweise immer voller Leben und man hörte ununterbrochen Vögel in ihm zwitschern und andere Tiere, die durchs Unterholz liefen. Doch nun war alles wie ausgestorben. Alles war still. Lediglich alles was zu hören war, waren unsere eigenen Schritte, die Laub aufstoben ließen und kleine Äste auf dem Boden zerbrachen. Was war da nur passiert?
Wir wollten gerade aus dem Wald zurück ins Dorf rennen, als Jayden mir bedeutete stehen zu bleiben. Ich schaute an ihm vorbei auf die große Wiese hinter dem Trainingsplatz. Fünf oder sechs schwarz gekleidete Männer waren zu sehen. Sie trugen alle samt schwarze, im Wind flatternde Mäntel und schwarze Hosen. Alle auf einmal hoben sie die Hand und dunkel, tief schwarze Schatten waberten über die Menge.
Was waren sie?
Ein paar Leute hatten sich vor die Menge gestellt, unter anderem unsere Ausbilder, Tyler, Chris und Rick, die Flammen bändigten um sie auf die schwarz gekleideten Männer zu richten. Doch erschreckenderweise, als die schwarzen Schatten über sie glitten, entglitt ihnen die Kontrolle und das Feuer erlosch sofort, als sie mit den wabernden Schatten in Berührung kamen. Jegliche Kraft von den Bändigern wurde durch die Schatten ausgelöscht. Ich konnte erkennen, wie alle zusammen versuchten das Feuer der Fackeln an den Hauswänden zu benutzen und zu bändigen und gegen die Männer in Schwarz zu richten, doch vergeblich. Es gelang ihnen nicht. Es war, als hätten sie ihre Kraft verloren.
Plötzlich traten die Männer zur Seite und hunderte von Soldaten stürmten auf den Platz auf dem alle Menschen standen. Swaresk. Ich hatte sie noch nie gesehen und konnte ja eigentlich gar nicht wissen wie sie aussahen, aber wenn man sie wusste man es einfach. Sie waren in schwarzen Uniformen und Rüstungen gekleidete Gestalten, die sich wie Schatten bewegten. Natürlich waren es nur Soldaten, glaubte ich jedenfalls, aber mit ihren tätowierten Gesichtern und mit ihrer Ausstrahlung wirkten sie auf mich rein gar nicht menschlich. Sie waren so angsteinflößend wie man es sich nur vorstellen konnte.
Die Dorfbewohner mussten gemerkt haben, dass sie machtlos waren, denn sie flüchteten in alle Richtungen. Doch nun kamen die Swaresk aus allen Richtungen und umzingelten sie. Versperrten ihnen den Weg.
Sie begannen zu Kämpfen. Soldaten aus verschiedenen Richtungen feuerten nun brennende Pfeile ab, die auf die Holzdächer des Dorfes einschlugen und anfingen zu brennen. Das Feuer verzehrte die Dächer, wie ein Raubtier seine Bäute.
Dann zogen die Swaresk ihre Schwerter und begannen zu kämpfen. Blut sprizte. Schreie. Man hörte Kinder weinen und aufgeregte Rufe und Befehle. Es war eine Schlacht, auf die nur eine Seite vorbereitet war. Wir waren machtlos. Wir konnten unsere Kräfte nicht einsetzen und waren ihnen somit ausgeliefert. Die Swaresk waren die besten Soldaten von ganz Santinija.
Vom Schock erstarrt, konnte ich nur zusehen, bis ich mich schließlich besann und zu Jayden blickte, der wie gebannt das Geschehen verfolgte. „Jayden!", schrie ich. „Wir müssen was tun!" Jayden nickte und wir wollten uns gerade auf den Weg machen, als uns von hinten wie aus dem Nichts zwei Soldaten packten. Es ging alles viel zu schnell. Die Angst schnürte mir die Kehle zu.
Der Soldat hielt mir den Mund zu und hatte mich um den Bauch gepackt, sodass meine Beine nicht einmal den Boden berühren konnten. Ich brach in Panik aus und versuchte mich zu wehren, doch darauf setzte der Swaresk seinen Griff nur noch fester und schnürte mir fast die Luft ab. Ich schlug um mich, doch es half nichts. Sie schleiften uns hinein in den Wald. Tiefer und tiefer. Dann biss ich ihm in die Hand, was er mir aber nur mit einem Tritt mit dem Knie in meinen Rücken verdankte. Der Schmerz fuhr mir durch alle Knochen. Ich wollte zu Jayden blicken, doch der Klammergriff des Swaresk lies dies nicht zu. Ich strampelte und wehrte mich, doch der Soldat war einfach zu stark. Angstschweiß rann mir die Strin hinab, doch mein ganzer Körper bebte nur so vor Adrenalin.
Plötzlich kam mir eine Idee und ich lies blitzschnell mein Bein zurück, zwischen die Beine des Soldaten fahren. Der Soldat keuchte auf und lockerte für kurze Zeit seinen Griff ein Stück. Dies nutzte ich aus und wand mich aus seinem Griff. Wie es Jayden geschafft hatte wusste ich nicht, jedoch packte er mich an der Hand und rannte mit mir so schnell es ging querfeldein durch den Wald. Ich hielt seine Hand so fest, dass ich ihm das Blut abschnürte. Doch ich hatte so große Angst, dass ich nicht anders konnte.
Ich achtete nicht auf die spitzen Äste und Dornen, die mir ins Fleisch schnitten, als wir durch das Gestrüpp rannten. So schnell wie an diesem Tag war ich noch nie zuvor in meinem Leben gerannt. Ich hatte solche ien Angst, dass ich nicht einmal mehr denken konnte, ich rannte einfach. Sie trieb mich nur noch an. Man konnte die schnellen Schritte der Swaresk deutlich hinter uns hören, die durch das Gestrüpp brachen, doch ich wagte nicht mich umzudrehen. Ich klammerte mich fester an Jaydens Schweiß nasse Hand.
Stolpernd aber so schnell wir konnten, rannten wir über umherliegende Äste und Steine. Was war wenn sie uns schnappen würden? Würden sie uns umbringen? Würden sie uns foltern? Ich hatte einmal über Foltermetoden im Unterricht gehört, die grauenvoller waren als man sie sich hätte vorstellen können und über die ich lieber nicht nachdenken wollte. Die, die aus unserem Dorf von den Swaresk gefangen genommen worden waren, waren nie zurück gekehrt. Waren sie tot oder wurden sie noch immer von Kiremsew und seinen Leuten festgehalten?
Keuchend rannten wir weiter. In diesem Moment wusste nicht ob es stimmte, doch ich hatte das Gefühl dass sie aufholten. Plöltzlich spürte eine große Hand auf der Schulter, die mich zu packen versuchte. Ich versuchte sie abzuschütteln, doch es gelang mir nicht. Der Swaresk packte mich, zog mich zurück und mir entglitt Jaydens Hand. Ich schrie. Um mich schlagend versuchte ich mich aus seinem Griff zu wenden. Ich schlug und trat um mich, doch es half nichts. Der Soldat war zu stark.
Das Atmen viel mir schwer.
Plötzlich stieß meine Hand an etwas, dass an der Hüfte des Soldaten befestigt war. Es war ein Dolch. So schnell und unauffällig wie möglich zog ich den Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel. Dann drehte ich mich in seinem Griff und stieß dem Swaresk den Dolch in die Schulter. Der Swaresk schrie auf, lies mich los und fasste sich an die Schulter. Ich zog den Dolch wieder aus seiner Schulter und entfernte mich von dem Soldaten. Ich sah Jayden, der krampfhaft versuchte sich aus dem Griff des Soldaten zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Ich schaute wieder zu dem Soldaten, der mich festgehalten hatte. Er lag stöhnend auf dem Boden. Zwischen seinen Händen aus dem Loch in seiner Schulter schoss Blut, dass sich auf dem Waldboden verteilte wie Wasser.
Gerade wollte ich zu Jayden rennen um ihn zu befreien, als weitere Swaresk in den Wald gestürmt kamen. Es waren so viele, dass ich sie nicht einmal zählen konnte. Furchteinflößend, grausame Swaresk. „Lauf!", rief Jayden zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Er wollte dass ich ihn hier alleine zurück lies? Mit einem Haufen Swaresk? Nein, das würde ich nicht tun. Aber dann würden sie uns beide schnappen. Was sollte ich tun? Hin und hergerissen stand ich nun da und beobachtete das Geschehen.
Die Soldaten kamen nun immer näher und hatten mich im Blick. „LAUF!", schrie Jayden nun abermals. Ich zögerte kurz, drehte mich dann aber um und rannte so schnell ich konnte weiter in den Wald hinein. „Lasst sie nicht entkommen!", hörte ich einen Befehl der nur von den Swaresk stammen konnte. Seine Stimme war genauso angsteinflößend wie sein Aussehen. Tief und kratzig.
Ich drehte mich nicht um. Rannte einfach nur den schmalen Hang hinauf und durch den Wald. Immer weiter, immer weiter. Bloß nicht anhalten, bloß nicht umdrehen, war mein einziger Gedanke. Mein Herz raste in meiner Brust und ich bekam kaum noch Luft. Keuchend rannte ich weiter. Ich wusste nicht wie ich das durchhielt so lange zu laufen. Mir kamen es wie Stunden und doch nur wie fünf Minuten vor. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Ich rannte einfach. Rannte, und blieb nicht stehen.
Ich wusste nicht wie lange ich gelaufen war, bis ich mir schließlich ganz sicher war, dass ich sie abgeschüttelt hatte. Langsam wurden meine Schritte immer langsamer und ich blieb stehen. Ich stütze meine Hände auf die Knie und rang um Sauerstoff. Dann drehte ich mich schließlich um und suchte den Wald nach Swaresk ab, doch ich konnte weder etwas sehen noch etwas hören.
Erschöpft lies ich mich auf den Boden fallen. Ich atmete den frischen Duft des Waldes ein und schloss die Augen. Ich hatte es geschafft. Ich war ihnen entkommen! Doch ich hatte Jayden zurück gelassen. Ich hatte ihn einfach zurück gelassen. Jayden war nun bei den Swaresk. Bei den SWARESK! Denen, von denen noch nie jemand zurück gekehrt war. Und ich, ... Ich hatte ihn dort zurück gelassen. Natürlich, hatte Jayden gesagt, ich solle fliehen, doch Jayden hätte mich niemals einfach so zurück gelassen. Wie konnte ich nur? Ich raufte mir die Haare und auf einmal übermannten mich die Tränen. „Nein! Nein! Wie konnte ich nur!", schrie ich durch meine Tränen hindurch. „Neiiiin." Ich lag auf dem Boden und konnte nicht mehr klar denken. Wie hatte ich das nur tun können? Ich hatte meinen besten Freund im Stich gelassen. Ich wälzte mich auf dem Boden und bedeckte meine tränende Augen mit meinen verdreckten Händen. Ich schluchzte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top