Kapitel 25
Ich gab nicht auf. Ich hielt durch. Von oben bis unten war ich durchnässt, an vielen Stellen hatte ich Verbrennungen und mein ganzer Körper schmerzte. Schwer zu sagen wie lange Lord Kemmington und seine Leute schließlich nur zugeschaut hatten, wie Max gegen mich kämpfte und ich dies zu ließ, bis er schließlich den Abbruch befahl. Ich war am Ende meiner Kräfte gewesen. Natürlich hätte ich ihn leicht besiegen können, doch ich würde ihnen nicht meine Kräfte offenbaren, sodass sie herausfänden, wie ich funktionierte und gegen Max würde ich schon gar nicht kämpfen. Natürlich hatten sie meine Kräfte schon oft genug beobachtet, doch dahinter waren sie noch nicht gekommen. Dies durfte ich nicht zulassen. Außerdem würde ich niemals gegen Max, geschweige denn irgendwelche andere, unschuldigen Leute kämpfen.
Niemals.
Die Swaresk schleiften mich aus dem Abteil heraus. Ich konnte kaum noch gehen, so sehr schmerzte alles. Zwei andere Swaresk führten Max an mir vorbei und traten vor uns zur Tür hinaus. Er dachte nichts in der Art wie: Es tut mir Leid und er drehte sich nicht einmal mehr zu mir um.
Was hatten sie nur mit ihm angestellt?
Sie zogen mich zur Tür hinaus und folgten den Swaresk die Max führten. Irgendwann blieben wir stehen. Max und die Swaresk liefen weiter.
„Gehe in den Raum und ziehe dich um. Deine Kleidung ist im Raum zu finden.", sagte einer der beiden Swaresk und öffneten die Tür für mich.
Erschöpft stolperte ich herein.
Der Raum war klein. Eine hölzerne Bank stand auf der linken Seite des Raums. Auf ihr lag eine schwarze Uniform. Ich setzte mich auf die Bank und griff nach dem dicken Stoff. Die Uniform war pechschwarz, nur an manchen Stellen schimmerte sie matt. Auf der Höhe der Brust der Uniform prangte das Zeichen der Bändiger, die vier Elemente und darunter war das Wappen des Königs. Am liebsten hätte ich das Wappen des Königs heruntergerissen, doch ich besann mich und streifte mir das verbrannte und durchnässte Kleid vom Leib.
Ich schlüpfte in die Uniform. Sie passte wie angegossen und die schwarzen Stiefel waren zu meinem Erstaunen recht bequem. Ich ließ das Kleid auf der Bank liegen und lief zur Tür. Die Swaresk standen links und rechts neben der Tür postiert und warteten auf mich. Normalerweise hätte ich nun versucht zu fliehen, doch ich war so erschöpft und die Schmerzen wurden so langsam zu Qual, sodass ich wahrscheinlich nicht einmal rennen konnte. Also ließ ich mich von den beiden Swaresk den Gang entlang führen.
Irgendwann kamen wir zu den Zellen.
In so ziemlich jeder Zelle waren Bändiger. Alle schauten mich erstaunt an. Wie ich wohl aussah nachdem Max mich vermöbelt hatte? Es war mir aber auch egal, ich wollte nur Jayden und meine Eltern wieder sehen, doch die meisten in den Zellen waren junge Leute in meinem Alter. In den Gängen der Zellen waren viele Schwarzmagier positioniert. Wahrscheinlich für den Fall dass wir Bändiger etwas anstellten.
Ich sah Rose, die mich aus ihren großen Augen ängstlich anblickte. Wie haben sie dich gefunden?' fragte ihr Stimme in meinem Kopf, als ich ihre Gedanken las.
„Lass' sie nicht mit den anderen per Gedanken kommunizieren!", befahl der eine Swaresk, welcher rechts neben mir lief. Der andere packte mich fester und drehte mich nach vorne, sodass unsere gedankliche Verbindung abbrach.
Am Ende des Gangs machten wir halt und sie öffneten das quietschende Tor der Zelle und stießen mich hinein. Nichts außer einer Wand und Gitterstäben. In der Zelle stand Wasser und ein Stück Brot. Ich lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Ich wollte nur noch schlafen und anschließend aufwachen und merken dass all das nur ein Traum war. Es klickte, als der Swaresk die Tür abschloss.
In der Zelle war es kalt und ich begann zu frieren. Doch irgendetwas regte sich in der Zelle neben mir.
„Grace? Bist du das?", hörte ich eine vertraute Stimme.
Ich öffnete die Augen und drehte langsam meinen Kopf nach links.
„Jayden?", fragte ich erstaunt. Es konnte doch nicht sein, dass sie mich ausgerechnet in die Zelle neben meinem besten Freund gesteckt hatten.
„Ja, ich bin es!", flüsterte er zur Antwort. Erstaunt rutschte ich näher zu den Gitterstäben die unsere Zellen von einander trennten. Er trug die gleiche Uniform wie ich. Er schaute mich aus einem unheimlich leeren Blick an. Als er mein verschrammtes Gesicht erblickte schluckte er.
„Sie haben dich getestet, oder?"
Ich nickte unscheinbar.
„Du solltest dich nicht wehren. Ich habe es auch getan, aber ohne Erfolg. Es bringt nichts gegen sie anzukämpfen, sie werden ohnehin das bekommen was sie wollen."
Ich schüttelte den Kopf. „Nein Jayden. So ist es nicht. Bei mir könnte es anders ausgehen." Er schaute mich fragend aus seinen hellen Augen an.
„Lies meine Gedanken.", flüsterte ich so leise, dass nur er es hören konnte. Ich wollte kein Risiko eingehen, dass uns Swaresk, Schwarzmagier oder Leute von Lord Kemmington, die uns hier überall vor den Zellen bewachten, belauschten.
Jayden schaute mir tief in die Augen. Ich bin anders, Jayden. Ich kann als einzige die Elemente aus dem Nichts erzeugen und bin somit stärker als ihr. Lord Kemmington hat es auf mich abgesehen, ich bin anscheinend genau das was sie brauchen.' Ich schluckte.
Aber das ist nicht möglich!' hallte Jaydens Stimme in meinem Kopf.
Ich habe es anfangs auch nicht für möglich gehalten, aber es ist so. Und ich werde ihnen um nichts in der Welt erlauben, meine Kräfte zu erforschen.' dachte ich.
Jayden wendete kurz den Blick ab, dann schaute er mir wieder in die Augen.
Ich kam ihm zuvor: Ich hätte dich niemals zurücklassen dürfen. Niemals. Es tut mir so Leid, Jayden. ' Das muss es dir nicht. Wir wären ohnehin hier gelandet. Die Swaresk sind einfach überall, man kann ihnen nicht entkommen. Ich dachte du könntest fliehen. Wie haben sie dich gefunden und wieso erst so spät?' Das waren kurze Fragen, für die ich wahrscheinlich einen ganzen Tag brauchen würde um sie zu beantworten.
Das ist eine sehr lange Geschichte.' Dann erzähl sie mir, ich habe Zeit.' kam prompt die Antwort in meinem Kopf.
Und ich erzählte ihm die ganze Geschichte von Anfang an bis zu diesem Zeitpunkt.
Ich dachte, ich würde die ganze Zeit kein Auge zu machen, aber irgendwann schlief ich dann doch an die Gitterstäbe gelehnt ein. Schulter an Schulter mit Jayden.
„Ich habe Angst, Jayden.", hatte ich geflüstert.
„Ich auch.", hatte er geantwortet und in Gedanken versunken geradeaus geschaut.
„Ich weiß dass wir es schaffen können hier raus zu kommen.", hatte ich nach einer Weile geflüstert und zitternd vor Kälte in meine, im Schoß gefalteten Hände geschaut.
„Nein, das ist unmöglich."
Ich hatte zu ihm herüber geschaut.„Sag so etwas nicht. Es gibt immer einen Ausweg."
Er hatte ebenfalls zu mir herüber geschaut und mich aus traurigen Augen eine Weile angeschaut bis er schließlich geantwortet hatte. „Es gibt keine Möglichkeit, Grace. Nie ist jemand hier wieder raus gekommen, wir haben rein gar keine Chance."
Ich hatte wieder gerade aus geschaut. „Doch, haben wir. Damien wird uns hier rausholen.", sagte ich und hatte es auch genau so gemeint. Ich wusste dass er es versuchen würde. Er würde es versuchen. Doch ich konnte nur hoffen dass er sich selbst dabei nicht in Gefahr begeben würde.
Irgendwann war ich eingeschlafen.
Ich wachte von einem klappernden Geräusch auf. Ein Swaresk stand vor meiner Zelle und schloss sie auf. Ich schaute zu Jayden herüber, der die Swaresk vor meiner Tür ebenfalls im Blick hatte. Ängstlich blickte ich ihm in sein schmales, verschrammtes Gesicht. Tu' was sie verlangen, sonst wirst du es bereuen.' hörte ich seine Stimme in meinem Kopf.
Ich schüttelte den Kopf. Nein, das kann ich nicht.' Ein Swaresk lief zu mir in die Zelle und zerrte mich auf die Füße. Mir tat noch immer alles weh, fast noch schlimmer als zuvor. Ich ließ mich mitreißen. Ich schwöre dir dass wir hier raus kommen werden.' dachte ich in der Hoffnung Jayden würde meine Gedanken lesen.
Während die Swaresk mich durch den Gang zwischen den Zellen führten, hielt nach Ava und Andrew Ausschau. Ich fand Andrew in einer der letzten Zellen. Er schaute mich ausdruckslos an, als ich an ihm vorbei geführt wurde. Offenbar war er nicht sichtlich überrascht, dass ich auch gefasst worden war. Wo ist Ava?' fragte ich ihn in Gedanken, doch er las sie nicht. Ich hoffte so sehr dass sie noch am Leben war.
Die Swaresk führten mich zur Tür hinaus. Ich zwang mich, mir den Weg einzuprägen, denn wenn wir fliehen würden, wäre es sicher von Vorteil, den Weg zu kennen.
Bei einer der großen Eisentüren blieben wir nach einer Weile schließlich stehen. Sie war nicht verschlossen, sodass wir eintreten konnten. Im Raum waren zwei Schwarzmagier und drei Leute die ich nicht kannte. Wenig später kam Lord Kemmington in den Raum.
„Wie geht es dir, Grace?", fragte er mich munter.
Ich antwortete nicht. Das konnte er ja wohl sehen.
„Du hältst es also nicht für notwendig mit mir zu reden?", sagte er und hob eine Augenbraue.
Wieder antwortete ich nicht. Das war ja wohl Antwort genug.
Er besprach sich leise mit den Männern, die ausdruckslos neben den Swaresk standen, dann befahl er mir, mich auf den Tisch zu legen. Ich tat was mir geheißen wurde und legte mich auf den Eisentisch, der in der Mitte des Raums positioniert war. Doch als ich mich hingelegt hatte, begannen die Swaresk mich auf dem Tisch fest zu schnallen.
Das ließ ich mir nicht gefallen. Somit konnten sie alles mit mir machen was sie wollten. Ich setzte mich ruckartig auf.
„Nein! Ihr werdet mich nicht festketten!", rief ich selbstbewusst.
„Oh, doch.", rief Lord Kemmington zurück und ahmte meinen Tonfall nach.
„Macht weiter!", befahl er den Swaresk die inne gehalten hatten. Einer der beiden drückte mich kräftig auf den Tisch zurück. Der andere begann meinen Arm fest zu schnallen.
Mit einem schnellen Ruck, mit dem keiner rechnete, stieß ich dem Swaresk meine Faust ins Gesicht. Der fasste sich sofort ins Gesicht und somit war ich frei. Ich durfte nicht zulassen, dass sie mich so untersuchen konnten und alles mit mir anstellen konnten was sie wollten. Ich sprang vom Tisch und versuchte zur Tür zu gelangen, doch dann schnappte mich ein Swaresk von hinten und zog mich zurück.
Ich schlug um mich und versuchte ihn zu treten irgendwo wo es weh tat, doch der Griff des Swaresk war so fest, dass ich mich nicht entwinden konnte.
„Lasst mich los!", schrie ich aufgebracht. Ich ließ mir das nicht gefallen!
„Schaff' sie zurück auf den Tisch!", befahl Lord Kemmington.
Der Swaresk zog mich zurück zum Tisch. Als er mich auf den Tisch hieven wollte, konnte ich meinen Arm befreien. Ich holte aus und traf ihn mit meinem Ellenbogen kräftig am Kinn.
„Ahrrg!", schrie der Swaresk, der mich noch immer fest gepackt hielt, hinter mir. Er packte mich fester. Nun konnte ich mich gar nicht mehr rühren.
„Lasst mich sofort los!", schrie ich und versuchte mich noch immer aus dem festen Griff des Swaresk zu befreien, doch es war unmöglich. Aus diesem Griff konnte ich mich nicht entwinden. Sollte ich meine Kräfte aufrufen oder würden sie dadurch nur ihr Ziel erreichen?
Viel Zeit zum Überlegen blieb mir nicht, denn der andere Swaresk eilte dem, der mich gepackt hielt, zur Hilfe und hievte mich unsanft auf den Tisch. Einer der Beiden drückte mich so fest es ging auf den Eisentisch und der andere versuchte mich festzuschnallen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lord Kemmington amüsiert zuschaute. Dieser Mistkerl! Ich würde ihn umbringen! Aber gleich würde er sich nicht mehr amüsieren. Auch wenn es riskant war, ließ ich meiner Energie freien Lauf und rief das Feuer auf. Aus allen meinen Poren traten Flammen auf. Mein ganzer Körper brannte. Die Swaresk schrien auf, offenbar hatte ich sie heftig verbrannt. Auch wenn es kindisch war, erfüllte mich das mit Genugtuung.
Die Swaresk traten vor mir zurück. Ich rappelte mich auf und sprang vom Tisch und rannte auf die Tür zu. Ich ignorierte den Schmerz, der mir bei jedem Schritt die Wirbelsäule hinauf schoss.
„Schwarzmagier!", rief Lord Kemmington gelassen.
Mist. Ich hatte die Schwarzmagier ganz vergessen. Doch ich konnte sie vielleicht außer Gefecht setzen, bevor sie die Schatten, welche mich auslaugten, aufriefen. Ich wirbelte herum und sah wie die Schwarzmagier bereits auf mich zu schritten. Schnell führte ich die präzisen Bewegungen aus. Schnell und kraftvoll. Ein gewaltiger Feuerschwall rauschte auf die Männer zu. Lord Kemmington und die Fremden wichen erschrocken zur Seite. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. Doch ich verzog keine Miene. Ich musste hier raus.
Die Schwarzmagier wichen zur Seite. Das Feuer schoss nun wieder aus jeder Zelle meines Körpers hervor. Ich ließ die Hände kreisen und kleine Feuerwirbel bildeten sich. Die Schwarzmagier hoben bereits die Hände um die Schatten auf zu rufen. Nun musste ich schnell sein. Ich ließ meine Hände blitzschnell nach vorne gleiten und drehte die Handflächen nach außen. Dann stampfte ich mit Wucht in den Boden.
Ich war überwältigt von mir selbst. So stark hatte ich meine Kräfte noch nie zuvor gesehen. Mit einem Mal war das Feuer überall. Die Wände, der Boden und die Decke brannten. Die Leute im Raum schrien. Alles war so gleißend hell, dass ich die Augen zukneifen musste. Die Hitze im Raum wurde unerträglich.
„SCHWARZMAGIER!", schrie Lord Kemmington nun extrem laut und panisch.
Ich musste meine Chance nutzen.
Schnell drehte ich mich um und rannte zur Tür. Ich ließ die Hände nach vorne gleiten und die Tür schwang auf, ohne dass ich sie berührt hatte. Innerlich dankte ich Gott, für das Element Luft. Und ich dankte Damien dafür, dass er mir all das beigebracht hatte.
Damien.
Ich spürte innerlich einen Kloß. Ich vermisste ihn. So sehr. Hatten sie ihn wirklich verschont? Ich musste unbedingt zu ihm zurück.
Dieser Gedanke trieb mich nur noch an. Ich stürmte zur Tür hinaus und rannte den Gang entlang. Ich hörte aufgebrachte Rufe hinter mir, doch ich drehte mich nicht um. Ich durfte keine Zeit verlieren. Jetzt durfte ich nicht aufgeben. So schnell es meine Schmerzen zuließen, rannte ich den dunklen Gang entlang, bis ich ein Rauschen hinter mir wahrnahm. Auf einmal wurde es so dunkel, dass ich nicht einmal meine Hand vor Augen sehen konnte, doch lief ich weiter. Doch ich wurde immer langsamer.
Die Schritte hinter mir kamen näher. Es dröhnte in meinen Ohren. Ich hörte mein eigenes Blut rauschen, als würde ich neben einem Wasserfall stehen. Alles hörte sich plötzlich unglaublich dumpf an. Geräusche hallten in meinem Kopf wieder. Verwirrten mich. Dann wurde das Rauschen lauter und die Schatten schienen in mich hinein zu fließen. Schmerz durch zuckte mich. Dann brach ich auf dem Boden zusammen und mir wurde schwarz vor Augen.
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Hey! :))
Sorry, dass dieses Update so uuunglaublich lang gedauert hat, aber ich hatte im Moment so viel Stress und überhaupt keine Zeit! :/ Tut mir echt Leid. In nächster Zeit, werde ich aber öfters updaten ;)
Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Was findet ihr gut und was vielleicht weniger gut? Welche Charaktere mögt ihr und welche nicht und wieso? Und was denkt ihr, wie die Geschichte wohl weitergeht? All das interessiert mich sehr und ich würde mich echt über Kommentare und Rückmeldung von euch freuen. Wenn euch die Geschichte gefällt, würde ich mich auch sehr über ein Vote freuen! ;)
LG Crownqueen144
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