Kapitel 24

Ich lief in den Abteil und die beiden Swaresk schlossen die Stahltür hinter mir. Es krachte und klickte als die Swaresk die Riegel und Schlösser der Tür verriegelten.

Ich schaute mich in dem Raum um.

Kein Möbelstück war zu sehen, nur kahle und kalte Steinwände. Die Wand die die Abteile zueinander trennten war tief schwarz und ich war mir nicht sicher ob es Stein oder eine Art von Glas war.

Was würden sie mit mir anstellen?

Ich zuckte zusammen als ich plötzlich eine Stimme hörte. „Bist du bereit, Grace?" Es war Lord Kemmingtons Stimme.

War er etwa auch hier im Raum?

Ich drehte mich einmal im Kreis und suchte mit den Augen den Raum ab, doch ich konnte ihn nirgendwo entdecken.

„Du kannst uns nicht sehen.", ertönte wieder die Stimme. Er machte wieder eine Pause, bevor er weiter sprach. „Aber wir können dich sehen." Wieder eine schreckliche Pause, die mir so langsam auf den Geist ging, aber ich hatte im Moment andere Probleme.

Ich schaute auf die dunkle Wand und lief auf sie zu. Langsam streckte ich eine Hand aus um die schwarze Wand, aus welchem Material sie auch immer gemacht war, zu berühren. Als meine Fingerspitzen die Wand berührten, schreckte ich zurück. Die Wand hatte die Wirkung der Schwarzmagier auf mich. Die Wand verursachte Kopfschmerzen und ich fühlte mich auf einmal ziemlich schwach. Schnell zog ich meine Hand zurück und lief einige Schritte von der Wand zurück.

Was ist das bloß?

„Stell' dich in die Mitte des Abteils auf die Markierung!", kam der Befehl von Lord Kemmington.

Ich drehte mich um und schaute auf die Mitte des Raums. Dort war ein Kreis in den Boden gemeißelt worden, in dem unser Zeichen war. Das Zeichen welches an der Wand in meinem Zimmer an der Wand geritzt worden war. Das Zeichen welches ich mir genau eingeprägt hatte. Das Zeichen mit den vier Elementen.

Ich schaute zurück über die Schulter. Nichts. Ich konnte sie ja nicht sehen. Ohnehin hatte ich ja keine Chance. Also schritt ich langsam auf die Mitte des Abteils zu und stellte mich auf das Zeichen der vier Elemente.

„Rufe das Feuer auf!" Der Befehl von Lord Kemmington hallte im Raum wieder.

Was? Ich konnte mich ihnen nicht einfach offenbaren! Sie würden wahrscheinlich mehr über meine Kräfte herausfinden und wahrscheinlich entdecken, dass meine Kraft anders funktionierte! Nein, es war nicht wahrscheinlich, es war so. Natürlich war genau das ihr Ziel! Sie wollten wissen wie ich funktionierte!

„Nein.", sagte ich laut und deutlich.

„Wie bitte?", hörte ich Lord Kemmington verwundert.

„Ich sagte: Nein.", wiederholte ich laut und deutlich.

Stille.

„Ich wiederhole noch einmal. Rufe das Feuer auf!"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein." Ich würde mich nicht offenbaren!

„Ich sage es dir noch einmal! Rufe das Feuer auf, oder es wird Folgen tragen!"

Ich schluckte. Schwer zu sagen wieso, aber ich wusste das es falsch war ihnen das zu geben was sie wollten, auch wenn es für mich wahrscheinlich schlecht enden würde. Aber irgendetwas sagte mir auch, dass ich das so wie so tun würde.

„Nein. Ich werde das Feuer nicht aufrufen.", wiederholte ich klar und deutlich. Wieder drückende Stille.

Was hatten sie nur vor?

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich schließlich etwas regte. Ich hörte die schweren Riegel der Stahltür, als sie geöffnet wurden. Zwischen zwei Swaresk befand sich ein Junge in meinem Alter. Ich kannte ihn. Es war Max Drake aus meinem Dorf. Es war ein Freund von Jayden. Seine schokoladen braune Haut schimmerte im fahlen Licht, als er hereingestoßen wurde.

Stürmisch rannte ich auf ihn zu und schloss ihn fest in die Arme. „Max! Wie geht es dir?"

Ich war unglaublich froh hier nicht alleine sein zu müssen, auch wenn ich etwas misstrauisch war. Anstatt meine Umarmung zu erwidern stieß er mich weg. Ich schaute ihn verwundert an.

„Max, was ist los?"

Ernst schaute er zu mir herunter und er sah fast angsteinflößend aus. Er hatte sich verändert, keine Frage. Nein, sie hatten ihn verändert! Besaß er überhaupt noch seine Kräfte? Sie wollten unsere Kräfte haben, wieso wollten sie uns dann testen?

„Max, stelle dich in die rechte oberer Ecke, Grace, stelle dich in die hintere linke Ecke." Ängstlich schaute ich Max an.

„Was haben sie vor? Was ist mit dir passiert?" Er antwortete nicht, sondern stellte sich nach Befehl in die rechte hintere Ecke.

„Max! Antworte mir bitte! Was ist passiert?"Ich schaute ihn flehend an. „Bitte!"

Unauffällig tippte er sich sachte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Er wollte dass ich seine Gedanken las. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstand. Ich schaute ihm tief in seine dunklen Augen. Wir haben keine Hoffnung mehr, Grace. Tu' lieber was sie sagen. Jeder hat versucht sich zu wehren, doch es hat keinen Sinn. Sie werden das bekommen was sie wollen.

Was machen sie mit euch, Max? Sie wollen unsere Kräfte, aber was testen sie an uns? Was ist die ganze Zeit passiert?' fragte ich in Gedanken.

Er schaute mich ausdruckslos an. Sie testen unsere Fähigkeiten, Grace, und wenn wir stark genug sind holen sie unsere Kräfte. Dann ist es unser Ende. Wir haben keine Wahl. Es wird so oder so passieren.

Nein, das konnte nicht sein. Wir hatten eine Wahl! Wir mussten doch irgendetwas tun können. Es gab immer eine Lösung! Nein, das gibt es nicht.' hörte ich Max in meinem Kopf. Er hatte meine Gedanken gelesen. Glaub mir, wir haben alles versucht.

Ich wollte gerade etwas erwidern, als uns Lord Kemmingtons kratzige Stimme unterbrach: „Max. Du weißt was zu tun ist." Max nickte. „Greife sie an und zwinge sie dazu, uns ihre Kräfte zu zeigen. Wir wollen alles sehen.", schob Lord Kemmington hinterher.

Was? Sie ließen uns gegeneinander kämpfen? Nein, das würden wir nicht tun. Max und ich würden nicht gegeneinander kämpfen!

Die Stahltür wurde geöffnet und zwei breite Swaresk liefen herein. Ein Swaresk befestigte eine brennende Fackel an einer Halterung an der Wand. Ein anderer stellte eine kleine Wanne mit Wasser und eine gefüllt mit dunkel brauner Erde an den Rand. Als sie alles abgestellt hatten eilten sie wieder zur Tür hinaus und verriegelten die wuchtige Stahltür.

„Beginnt.", sagte Lord Kemmington hinter der Wand.

„Nein, das werden wir nicht. Wir kämpfen nicht gegeneinander!", rief ich zur Antwort, doch Max hob die Arme und eine Schlange aus Wasser stieg aus der Wanne langsam auf und bewegte sich in meine Richtung.

Was tust du? Wir werden doch nicht gegen einander kämpfen! Lass das nicht zu, dass sie über dich bestimmen!' dachte ich, in der Hoffnung er würde meine Gedanken lesen.

Er tat es. Wie gesagt. Es hat keinen Zweck, denn sie bekommen ohnehin das was sie wollen. Hörst du nicht auf sie, quälen sie dich so lange bis du es tust, also sei schlau und mache lieber was sie befehlen.' Kam die Antwort von Max in meinen Gedanken.

Nein! Nein, wir durften uns nicht unter kriegen lassen und es zulassen dass sie uns behandelten wie die dreckigsten Sklaven! Wir mussten etwas tun! Zusammen konnten wir es schaffen! Doch Max wollte nicht mehr kämpfen. Er war am Ende. Was auch immer sie mit ihm gemacht hatten, musste ihm den Drang zu Kämpfen genommen haben.

Max unterbrach meine Gedanken damit, dass die Wasserschlage nun auf mich zu schoss. Aus Reflex wollte ich sie mit meinen Kräften abwehren, doch ich besann mich eines besseren und wich zur Seite aus. Die Wasserfontäne platschte nur einen halben Meter neben mir in die Wand.

„Max, nein!", rief ich nun.

Er würde gegen mich kämpfen. Er würde das tun was von ihm verlangt wurde. Was hatten sie nur mit ihm getan? Was hatte ihn nur davon abgebracht, seinem eigenen Willen zu folgen?

„Tu' das nicht!"

Doch er achtete nicht darauf und ließ blitzschnell eine weitere Fontäne aus der kleinen Wanne aufsteigen die auf mich zuschoss. Gerade so konnte ich mich noch im letzten Moment darunter wegducken. Das Wasser platschte krachend über mir in die Wand. Oh ja, seine Kräfte waren um einiges stärker geworden seit unsere Ausbildung durch den Angriff der Swaresk abgebrochen wurde.

„Tu' das nicht! Wir werden einen Weg finden hier raus zu kommen! Ich weiß das wir das schaffen.", rief ich ihm nun sichtlich verzweifelt entgegen.

Er antwortete nicht, sondern bündelte nun das Feuer der Fackel an der Wand. Er ließ sie auf sich zu wandern und drehte seine Hände dann, um es wachsen zu lassen.

Er konnte das nicht tun. Wir waren ein Volk und mussten zusammen halten! Wir konnten uns doch nicht gegenseitig bekämpfen!

„Denk nach, Max! Es ist falsch was du tust!" Er reagierte nicht auf mich sondern ließ nun das Feuer auf mich zu schnellen. Ich wollte zur Seite springen, doch das Feuer schoss mit solch hoher Geschwindigkeit auf mich zu, dass ich keine Chance hatte auszuweichen. Als das Feuer das Kleid, welches ich noch immer trug, am Ärmel verbrannte und auf meine blanke Haut traf, schrie ich auf. Ich spürte regelrecht wie sich das verkohlte Fleisch auf meinem Arm schälte.

Ich werde nicht gegen ihn kämpfen, ich werde nicht gegen ihn kämpfen! ' schoss es mir die ganze Zeit durch den Kopf. Ich durfte ihnen nicht meine Kräfte offenbaren, denn das konnte schlimmer als jede Folter werden.

Wehre dich nicht gegen mich! Kämpfe! Tu' das was sie wollen! Dann wird es für dich weniger böse enden.' hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, als ich ihm tief in die Augen schaute.

Nein, das würde ich nicht tun! Nichts würde mich dazu bringen ihnen meine Kräfte zu offenbaren! Wieder schoss gebündeltes Feuer auf mich zu und traf mich dies Mal am Bein. Es verbrannte mir auf der Stelle die Haut und ich unterdrückte einen lauten Schrei. Vor Schmerz verzog ich das Gesicht. Ich hob mein Kleid etwas und sah, dass die Haut an meinem Bein bereits feuerrote Blasen schlug und sich begann zu schälen. Es brannte höllisch.

Er ließ von dem Feuer ab und bewegte nun seine Hände geschmeidig in Kreisen. Die Luft wirbelte um ihn herum auf. Dann ließ er die Hände schnell nach außen und anschließend nach vorne gleiten. Dann drehte er vor sich die Handflächen nach außen und die Luft schoss auf mich zu. Meine Füße hoben vom Boden ab. Ich wurde durch die Luft geschleudert und krachte anschließend mit voller Wucht in die Wand. Ein stechender Schmerz fuhr mir durch die gesamte Wirbelsäule und ließ mich stöhnen am Boden liegen.

„Steh' auf und Kämpfe! Wir wollen deine Kräfte sehen!", rief Lord Kemmington hinter der Wand.

„Ich werde nicht kämpfen!", rief ich so deutlich wie es ging zurück.

„Dann wirst du die Folgen tragen müssen!", antwortete er und ich konnte förmlich vor Augen sehen wie er mit den Schultern zuckte und grinste.

Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, der in meinem Körper wütete, auch wenn es mir nicht wirklich gelang, und rappelte mich auf.

Ich wollte Max davon überzeugen, dass er nicht gegen mich kämpfen musste und dass wir alle zusammen einen Ausweg finden würden hier wieder rauszukommen, doch ich ließ es, da ich merkte dass sie Max bereits umgestimmt hatten.

Die Luft rauschte um ihn herum und wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Ich stützte mich gegen die kalte Wand und wartete auf seinen nächsten Zug.

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